Jahrhunderten, als die Bevölkerung noch dünn war, wurden aus Mangel an Dung nur die in der Nähe des OrtS liegenden Markungsteile angebaut, die entfernteren dienten als Weideland. Während früber fast sämtliche Bewohner des Bezirks mit Ausnahme der Bevölkerung des Nagoldtals von der Landwirtschaft lebten, waren es 1912 nur noch 52 v. H.

II. Erzeugnisse.

Auf der Gäuseile wird die Hauptsrucht der Alamannen, der blaue Dinkel, heute noch mit Vorliebe angebaut. Andere Getreidearten des Gäus sind Haber, Weizen, Gerste und Einkorn, letzteres jedoch nur auf den Böden des oberen

Muschelkalks, den sogenanntenRump­lern". Früher wurde der Überschuß an Getreide in Calw, einem der Ha-uptfrucht- märkte des Landes, abgefeht. Mit dem steigenden Verkehr und der Zunahme der Viehzucht verlor dieser Markt seine Be­deutung; in den letzten Jahren hat er fast ganz aufgehört. Nächst dem Erlös aus dem Viehstand bildet gegenwärtig der Ha­ber die größte Einnahmequelle der Gäu­bauern. In kleinerem Maßstabe werden noch Linsen und Mohn gebaut. So­lange die Calwer ZeughandlungSkompag- nie blühte, wurden auch Farbpflanzen und Weberkarden gezogen. Mit dem Anbau von Kartoffeln wurde erst begonnen, nach­dem andere Bezirke längst vorangegangen waren. Etwa um 1762 wurden die ersten Versuche in Bulach, Stammheim und Liebcnzell gemacht, jedoch nicht zuerst von den Bauern, sondern von den oft mit Hungersnot kämpfenden Zeugmacher­knappen. Um den Kartoffelbau zu fördern uno um die ärmere Bevölkerung zu unterstützen, ließ die Gemeinde Alther.gstctt 1792 ein Stück Wald roden und zu Kartoffelallmandstücken anlegen. In den letzten 52 Jahren hat sich die Anbau­fläche der Kartoffel gerade verdoppelt. Auch der Kleebau wurde etwas später als in anderen Landesteilen eingeführt, weil die Bewohner des Calwer Waldes hart­näckig an ihren alten Welbgerechtigkeiten festbieltc». Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts wird in den tiefgründigen Böden des mittleren Muschelkalks an windgeschützten Plätzen der Hopsen kultiviert. Der Hopfcnbau har sich von Weil- derstadt aus in den Jahren 1852-62 m den Gemeinden Ostelsheim, Gechingen, Althengstett, Dachtel und Dcckcnpfronn, in kleinerem Maßstabe auch in Möitlin- gen und Simmozbeim verbreitet. Die Hovfcnkultur ist eine »»sickere Erwerbs­quelle; denn in manchen Jahren schlägt die Ernte infolge naßkalter Witterung voll­ständig fehl, oder die Hopfenpreise sind so gering, daß kaum die Kosten des Anbaus

Fachwerkhaus mit Erker in Stammheim.

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