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deren Heiratsrag schon bestimmt war, oder die schon einen Bruder beim Militär batten, ferner ledige Handwerksmeister, Gesellen, die schon lange auf der Wanderschaft waren, usw. Die Pflichtigen suchten sich der Aushebung zu entziehen; manche noch ganz jungen Leute verlobten sich rasch und heirateten. (Eine Folge davon war die Teilung der Höfe, die Ruinierung des Waldes, die bessere Ausnützung der Anbauflächen und das rasche Steigen der Bevölkerung). Andere Stellungspflichtige machten sich schleunigst auf die Wanderschaft. Wohl wurden Väter und Pfleger bei Verlust ihres Vermögens ausgefordert, ihre Söhne aufzusuchcn, allein die Rekruten dachten: „Weit genug weg ist gut für den Schuß!" Ein Mann von Weltenschwann wußte nicht anzugeben, wo sein Sohn sei, „und wenn eS chm das Leben gälte". 1793 sollten in Calw 11 Mann ausgehobcn werden, aber nur 8 waren tüchtig; die übrigen sollten die Amtsorte stellen, die doch selbst ihre Leute nicht aufzubringen vermochten. Ein Bauer von Schmieh bringt an Stelle seines Sohnes einen ^jährigen Schweizer, ein anderer Rekrut von Schmieh suchte sich zu retten, indem er behauptete, er höre am linken Ohr nicht viel, auch sei ihm das Knötlein am rechten Fuß gesprungen. Deckenpsronn wollte keinen Mann stellen; deshalb rückte eine Abteilung Husaren in Deckenpsronn ein, worauf 3 Bauernknechte herausgelost wurden. Da die Lage immer gefahrdrohender wurde, suchte die Regierung eine Landwehr zu errichten. 2O Offiziere kamen nach Calw, „um der Bürgerschaft die gehörigen Begriffe von der Errichtung einer Landmiliz und der Landesverteidigungsanstalten beizubringen." Die vorgeladenen 314 Rekruten wurden im Rathaus belehrt und in drei Bataillone cingeleilt. Ein Rötenbacher Invalide gab ihnen von Zeit zu Zeit Unterricht. In jedem größeren Ort wurde ererzierr. Einige mal kamen auch die Kompagnien zusammen. Dann wurde die Mannschaft mit einem Schoppen Wein bewirtet. Außer dem Trinken desselben geschah aber alles mit Widerwillen, und bald schliefen die Übungen ein. Die Fahne der Neubulacher Kompagnie ist noch im Turmstübchen zu seben. Auch das stehende Heer sollte um das fünffache vermehrt werden. Die Amtsversammlung bat die Regierung, „die Rekruten aus schlechten Hausbältern und Müßiggängern, welche der Gemeinde und ihren Angehörigen zur Last fallen und ihre Vermögen unverantwortlich durchgcbracht baben, auch Landstreichern nehmen und einliefern zu dürfen." Es konnte nicht ausble.ben, daß sich der Mangel an Vaterlandsliebe schwer rächte. Von einer auf die geschilderte Art und Weise zusammengebrachten Armee war nichts zu erwarten. Die Österreicher wichen vor den begeisterten und freiheitStruiikcnen Franzosen zurück. Nach kurzem Widerstand stoben die Württemberger 1796 bei den Kniebisschanzen auseinander. Mit Recht wird deshalb von ihnen gesagt: „Die Miliz war ein hölzernes Schüreisen und eignete sich zur Vaterlandsvcrteidigung wie die Leberwurst zum Stechen."
Nachdem die Österreicher bei Herrenalb und Rotensohl besiegt waren, rückte der französische General des Vortrabs, Laroche, ungehindert ins Land ein. Am 13. Juli 1796 erschienen die Franzosen in Neuenbürg. Von hier aus marschierten sie nach Liebenzcll. Die Frau des dortigen Amtmanns schrieb hierüber: „Schon von 1795 an wurde hiesiges Amt und besonders hiesiger Ort von österreichischen Truppen durch Quartiere hart mitgenommen, und 1796 den 15. Juli hatten wir den