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„Anno 1768 wurde das Schulhaus gebaut, da noch keines gewesen. Daher nicht nur die Schulmeister sondern auch die armen Kinder vielmal auf das allererbärmlichste in denen Bauernhäusern herum sich behelfen muffen. So sendet der große Gott als ein lieblicher Kmderfreund einsmale einen Pfarrer in unsere Gemeinde namens Gottlieb Friedrich Machtolf, den Gott zu seinem Werk brauchen konnte und der sich willig dazu brauchen ließ. Weilen er selber als guter Schulfreund oftmals das Elend bei Lehrer und Lernenden sah und darüber manchmäl betrübt wurde, so sucht: er es dann in Gottes Namen gleich im ?ten Jahr seines Hierseins anzugreifen. Da tat der allergrößte Vater seine milde Hand auf und schickte ihm hie und da gute Schulfreunde zu, die ihm zu diesem gesegneten Werke behilflich waren, nicht nur da manche ibm etwas ziemliches beisteuerten, sondern auch mit Rat und Tat an die Hand gingen, da es die Gemeinde im geringsten nichts gekostet, sondern es mehrenteils dennoch immerdar hinterstellig machen wollten. Dieses alles, was zum Bauwesen nötig war. auch zugleich das Türmlein nebst Reparierung der Uhr wurden von Herrn Pfarrer Machtolf übernommen und, wie oben gemel- det, durch gute Gönner und Schulfreunde in Stand gesetzt."
28 . vie Neoolulionskriege.
In der großen Revolution lernte das französische Volk seine Kraft kennen. Die Franzosen suchten die Grundsätze Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit auch auf die östlichen Nachbarländer zu verpflanzen. Preußen und Österreich wehrten sich gegen das Eindringen des neuen Geistes aus Paris. Die 1790 ausbrechenden Revolutionskriege und die sich anschließenden Napoleonischen Kriege brachten namenloses Elend über unsere Heimat. Anfangs erzielten zwar die Österreicher und ihre Verbündeten Erfolge, aber bald wendete sich das Blatt.
Schon in den ersten Jahren, 1790, 92, 9? und 94, erhielten die Ortschaften des Gäus Einquartierung von österreichischen Truppen, die manches Unliebsame mitbrachte. So wurde 1790 in Dcckenpfronn der Schulsaal, der als Nachtlokal diente, demoliert und der kupferne Kirchenknopf von einem mutwilligen Scharf, schützen durchlöchert. 1794 lagen 58? Mann in Dacktel und Deckenpfronn.
1796 überschritten die Franzosen den Rhein und bedrohten unser wehrloses Vaterland. Wohl wurde seitens des Schwäbischen Kreises eine Erhöhung der württembergischen Strettkräfte verlangt, aber die kurzsichtigen Landstände widersetzten sich beharrlich einer Vermehrung des Heeres mit Rücksicht auf die hohen Kosten und die teuren Zeiten: 1790 mußten die Ämter Calw und Zavelstein gegen 500 Scheffel Getreide aufkaufen lasten, um der Hungersnot zu steuern. Auch die nächsten Jahre waren meist Fehlfabre. Die Amtsversammlung Calw gab daher ihrem Abgesandten zum Landtag die Weisung, statt der 179? für das ganze Herzogtum verlangten 4000 Rekruten nur 1000- 1200 zu genehmigen, da deren Ausrüstung und Unterhaltung dem Lande unerschwingliche Unkosten auflade und das Eindringen eines mächtigen Feindes doch nicht verhindern könne. Kaum war cs möglich, eine geringe Anzahl Rekruten zusammenzubringen. Denn von der Auswahl sollten frei sein, „wie es ehedem geschah", die einzigen Söhne und solche,