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I V. Vom Buchhandel.

Der Calwcr Verlagsverein wurde begründet von I). Chr. G. Barth, oer schon 1828 als Pfarrer in Möttlingen sich mit neun Freunden zur Herausgabe des Calwer Missionsblatts" verbunden hatte. Pfarrer Hochstetter von Simmozheim und O. Barth gaben auch die bekannten ,,Biblischen Geschichten" heraus, die in deutscher Sprache bis setzt über 400 Auslagen erlebt haben, in etwa 7 Millionen Exemplaren verbreitet und außerdem noch in mindestens 80 Sprachen übersetzt worden sind. Im Juli 18ZZ bildete sich sodann derCalwer Vcrlagsverein".

Dieser wollte die christliche Volksbildung fördern, der inneren wie der äußeren Mission dienen. Im Jahre 18?9 traten dem Calwcr Missionsblatt dieMonats­blätter für Missionsstunden" und 1842 dasMissionsblatt für Kinder" zur Seite; denn von Anfang an sollte neben der Verbreitung von christlichen Schulbüchern auch das Interesse für die Heiden- und Iudcnmission in weiten Kreisen geweckt werden. D. Barth, der I8Z8 sein Pfarramt niederlegte, um sich ganz der Leitung des Vereins widmen zu können, sah es besonders auch auf Übersetzungen der Calwer Schriften in andere Sprachen ab. An Barths Stelle trat nach dessen Tode im Jahre 1862 Dr. H. Gundert, dann dessen Sohn. Im Jahr 1922 wurde der Sitz der Calwer Vereinsbuchhandlung nach Stuttgart verlegt.

Ein Neffe Hr. GundertS ist Hermann Hesse, heute einer der bekanntesten württbg. Dichter; auch Auguste Supper ist eine beliebte schwäbische Dichterin, sie hat ihre Jugend in Calw zugebracht.

22. Joh. Seorg Dörtenbach (17951870).

Einer der hervorragendsten Calwer Handelsherren war I. G. Dörtenbach. Die Familie Dörtenbach kam am Anfang des 17. Jahrhunderts von Dornstetten nach Calw. Der Ahnherr zählte zu den Gründern des Färberstifts, auch ließ er die Sebastianskirche wiederberstellen. Er war ein Freund des berühmten Johann Va­lentin Andreä. Ein religiöser Sinn, der sich in Wohltätigkeit äußerte, zeichnete alle Glieder der Familie aus. Ein Sohn des ersten Calwer Dörtenbach gehörte zu den Stiftern der neuen Kirchenglocken, welche das durch den Brand von 16/14 zer­störte Geläute ergänzten. Die Glieder der Familie waren tüchtige Handelsherren und treue Bürger ihrer Vaterstadt. Sie gehörten zu den bedeutendsten Teilhabern der Calwer Zeughandlungskompagnie, meist in führender Stellung und mir der Leitung betraut. Bald erschien ihrem regen Unternehmungsgeist dieses Arbeits­feld zu klein; sie gründeten eigene Geschäfte oder beteiligten sich an andern Handels­gesellschaften. Vor allem beteiligten sie sich an der Gewinnung von Kupfer und Silber aus den Bergwerken bei Schenkenzell, Alpirsbach und Ncubulach. Zwischen Schenkenzell und Kloster Wittichen betrieben sie auch eine Blaufarbfabrik, da dort Kobalt gegraben wurde.

Auch an einer Porzellanfabrik, der Saline Clemenshall bei Neckarsulm, einer Kolonialwarenhandlung in Stuttgart, einer Handelsgesellschaft in Amster­dam und Friedrichshafen waren Glieder der Familie Dörtenbach beteiligt, vor