72
merrat Notier (siehe Abhandlung „Der Friedhof in Calw", Grabinschrift seiner Kinder). Notier gekörte zu den reichsten Leuten Altwürttembergs, er hinterließ 752 OOO Gulden. Zur Vergleichung sei beigefügt, daß um diefel-be Zeit (1792) die größten Vermögen nicht viel über 122 222 Gulden betrugen. Da die württem- bergifchen Salinen vor der Entdeckung der unter König Wilhelm erbohrten Salzbergwerke den Bedarf des Landes bei weitem nicht deckten, so wurde banerifches Salz eingeführt. Die Lieferung desselben batte die Calwcr Salzhandelskompagnie übernommen; selbst das österreichische Oberschwaben, ein Teil Badens und die Ländchen Hohenzollcrn und Fürstenberg wurden von ihr mit Salz versorgt. Sie ließ das Salz den Inn herab und die Donau herauf nach ihren Lagerplätzen in Donauwörth und Ulm bringen. Hier holten es Fuhrleute der Kompagnie ab. Sie brachten Neckarweine mit, denn die Kompagnie betrieb auch einen Weinkandel, um die Fuhrleute nicht mit leeren Wagen nach Bayern zu schicken, auch führten sie Schleif- und Mühlsteine, „um die Zehrung herauszuschlagen". Das Salz wurde nicht an Kausleute abgegeben, sondern an Ämter und Gemeinden, welche das alleinige Recht des Salzverkaufs hatten, bis es ihnen im Jahre >827 vom Staate genommen wurde. Im Auftrag des Amts verkaufte der „Salzmeffer" den Leuten das Salz auf dem sogenannten „Salzstein". (In Weltenschwann ist bei der großen Linde noch ein „Salzstein" zu sehen. Der „Salzstadel" des Amts Zavel- stein war in Tcinach, der Calws in der „Salzgasse". Der „Salzkasten" dient setzt zur Aufbewahrung der Feuerwehrgeräte.) Der Gewinn floß in die „Salzkaffe". In Zeiten der Not wie in den Jahren 1692 und 1796 kam diese Hilfsquelle der Stadt und dem Amte sehr zugute.
Der stets geldbedürftige Herzog Karl trachtete darnach, den einträglichen Salzhandel in seine Hände zu bekommen, und stellte I75Z das Ansinnen an die Amtsversammlung, sie solle neben dem bayerischen Salz auch Sulzer Salz führen. Nachdem sie eine Probe gemacht batten, beklagten sich die Glieder der AmlSver- sammlung über das Sulzer Salz, es fei nicht trocken und fein genug, auch teuerer als das bayerische; „die Bäcken und Köche können es in keinen Teig gebrauchen, weil es darinn nicht vergehe, auch lasse sich cs nicht auf die Laugenbrezeln streuen. Die Leute seien davongclaufen und das Amt hätte den Schaden gehabt." Im sicbeniäbrigen Krieg verbündete sich Herzog Karl mit Frankreich; dieses sollte für die Kosten eines Heeres gegen Friedrich den Großen auskommen. Weil Frankreich aber selber nimmer reich an Franken war, bekam der Herzog statt des vereinbarten Geldes 62 622 Zentner Salz- Davon sollten Stadt und Amt 962 Zentner übernehmen; auf den Kopf der Bevölkerung kamen 14 Pfund. Auch sollte das Amt den Betrag hierfür innerhalb 4 Wochen absenden, obwohl das Salz noch gar nicht da war. Die Versammlung beschloß deshalb, sich eine Frist von o Monaten auszubedingen. Bis das französische Salz abgesetzt war, wurde der Calwer Kompagnie der Handel untersagt und ihr 12222 Gulden Strafe angedroht. Später beteiligte sich der Herzog selbst an der Lieferung von bayerischem Salz; ein „Jud Seligwann" lieferte es ihm nach Teinach Durch den Landschaftsvergleich von 1772 er- hielten die Ämter wieder das alte Reckt des Salzhandcls.