Im Jahre 1881 wurde im sogenannten Stiftungsgarten, den der Generalkonsul v. George. Gutsherr aus Georgenau, zu Gunsten der Neuhengsietter Armenkasse mit Obstbäumen bepflanzen ließ, der sogenannte Waldenserstein errichtet. Auf diesem sind die Namen der cingewanderten Familien zu lesen. Sie hießen: Apasse, Baral, Bounin, Jouroan, Talmon, Talmon Gros, Talmon Larmää, Talmon, Martinet, Berkolm, Boidard, Geymonat, Gonzales, Iouvenal, Pcrrot, Rivoir, Soulicr.
20. Die Durchzüge äer Franzosen im polnischen unä österreichischen Erbfolgekrieg. 1733—35 unä 1740—48.
Weil der deutsche Kaiser die Wahl des Schwiegervaters Ludwigs XV. von Frankreich, eines polnischen Edelmannes, zum König von Polen verhinderte,, erklärte Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg. Den Calwern schwante nichts Gutes; allerlei wunderbare Himmelserschemungen und „viele erstaunliche Donnerwetter" waren ihnen Verboten des Krieges. Die Franzosen gingen über den Rhein, verbrannten Kehl und überrumpelten die Ettlinger Linien, zu deren Herstellung im spanischen Erbfolgekrieg die Ämter Calw und Liebenzell Schanzen gestellt hatten. Bis die Kaiserlichen und Russen kamen, hatten die Franzosen genügend Zeit, Baden und Württemberg zu brandschatzen. Von Pforzheim aus verlangten sie, das Amt Calw solle 20 Kühe liefern. 2 Vertreter von Calw uno einer des Amtleins Zavelstein unterbandelten mit dem französischen General in Bauschlott beiP s o r z h e i m. Durch ein gehöriges Schmiergeld („Verehrung") erreichten sie eine Ermäßigung der Lieferung, und Calw erhielt eine französische Schuywache, welche durchziehende Franzosen am Plündern verhindern sollte.
1754 wurden die Feinde verjagt und die Ettlinger Schanzen wiederher- gestellt, wozu Amt Calw 60 Mann stellen muß. Die Amtsversammlung klagt, Stadt und Amt hätten sehr vieles sowohl von der deutschen als von der französischen Armee erlitten, so daß die Einwohnerschaft von allen Mitteln gänzlich entblößt und in einem erbärmlichen Zustand sei. 1755 zogen dir Russen als Verbündete des Reicks an den Rhein. 46 Tage lagen 250 Russen in Calw im Quartier, was 5000 Gulden VerpflegungSgclder erforderte. Doch mußten die Landschaft und Amt Liebenzell einen Teil der Kriegskosten bezahlen.
Die Calwer waren öfters Zeuge, wie die russischen Soldaten aus dem Marktplatz geprügelt und sonst mißhandelt wurden, bis das Blut floß. In der großen Ratsstube wurde russisch-katholischer Gottesdienst gehalten. Die Russen liebten den Branntwein, zahlten aber nicht gern. Der Stadtschreiber berichtet von ihnen: „Sie essen viel, aber je schlechter und ungekochter, desto lieber ist es ihnen. Sic lieben die Wärme und schlafen am liebsten hinter dem Ofen. Sie ziehen sich am bellen Tage nackt aus und hocken in eine in den Boden gemackte Schwitzhöhle, bis sie so rot wie ein gesottener Krebs herauskommen. Dann übergießen sie sich mit kaltem Wasser oder wälzen sich im Schnee, worauf sie wieder in ihre Schwihhöhle steigen."