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und glaubten an Heren und Hererei. Daher wurde Bartel vor den Richter geführt und gefragt, was er des Schulmeisters Büblein, so in sein Haus gezogen, angetan und was er ihm zu esien oder zu trinken gegeben habe. Bartel sagte, das Kind sei immer von selber gekommen, und gegeben habe er ihm nichts. Das­selbe sagte auch seine Mutter. Aber man glaubte ihnen nickt. Nun wurde Bartel geschlagen, da man ihn zum Geständnis bringen wollte. Als er aber dennoch seine Unschuld beteuerte, wurde er nochmals gezüchtigt und samt seiner Mutter aus der Stadt gejagt.

Etliche Monate waren seither dahingegangen und man dachte kaum mehr an Bartel und seine Mutter; da gingen einmal eines Abends, als eben die Bet­alocke läutete und es schon dunkelte, eine Frau, bleich und hager, und ein junger Bursche durchs Törlein der Stadt und auf allerlei Umwegen durch enge Gäßlein in das Haus der Mulflcrin. Bald hieß es, Bartel und seine Mutter seien wieder da. Auch der gestrenge Rat hörte davon. Weil sich aber niemand um die Zu- rückgekebrten kümmerte, diese auck selten auf der Gaffe zu sehen waren, ließ man sie ungeschoren, und bald hatte Bartel wieder einen Hausen alter Freunde um sich versammelt und sckmitzelte mit ihnen Spielsachen wie in alten Tagen.

Unter den Buben, die häufig zu Bartel kamen, war auch einer namens Veit, eines vornehmen Bürgers Sohn. Er war etwas älter als Bartel und schaute oft mit Neid auf dessen geschickte Hand und auf sein flinkes Messer. Seme Mutter sah es nicht gerne, daß er täglich in das übelbcrüchtigte Haus der Mulflerin ging. Nun geschah es einmal, daß Veit von seiner Mutter eine Maulschelle erhielt, weil er einen bösen Fluch auSgestoßen batte. Trotzig ging der Bursche in die Küche. Hier ließ er sich gegen die Magd vernehmen, er habe noch Ärgeres getan als geflucht. Seine Mutter würde ihn wohl noch bärter züchtigen, wenn sie das wüßte, er sage eS aber nicht. Überdem kam die Mutter in die Küche, und als sie nun von der Magd vernahm, was Veit gesagt, da drang sie m diesen, er solle gestehen, was er begangen. Veit wollte lange nicht mit der Sprache beraus, bis ihm die Mutter mit barter Züchtigung drohte. Da log er in seinem Trotz und Haß eine böse Gesckichte zusammen. Er sei einmal beim Bartel gewesen und habe zugeschaut, wie dieser so feine Sächlein geschnitten. Da habe Bartel zu ihm gesagt, seine Großmutter, die Mulflerin, könne ihn, den Veit, etwas lehren, das dürfe er aber seiner Mutter nicht sagen. Sie seien dann in die Küche gegangen, dort habe die Mulflerin ihm ein Gäbelein gegeben, damit habe er sich kratzen müssen, bis das Blut geflossen sei. Die Mulflerin habe das Blut in einen» Sänisselein ausgefanqen und die Wunde nachber mit einer Salbe beschmiere. Hierauf habe er den Namen Jesu verfluchen müssen und sei auf den Teufel getauft worden. Dann habe man ihn gelehrt, aus einer Ofengabcl in die Luft zu reiten. Des Naäns aber sei die Mulflerin in seine Kammer gekommen, wo er geschlafen, habe ihn geweckt und sei mit ihm aus den Herentanz geflogen, nämlich in den Grasgarten des Forstverwalters in Hirsau. Dort habe er viele bekannte Knabe» uno Mägolein aus Calw angetrofsen, und auch aus andern Orten der Umgegend seien viele Personen dagewescn. Diese haben aus silbernen Geschirren gegessen und getrunken, und hernach sei getanzt