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ihre Schürzen nicht abgelegt und die Tuchmacher und Färber Feierabend geboten, als die Nachricht von der Ankunft bayrischer Reiter vor dem Städtchen wie ein Lauffeuer die Straßen durcheilte. Keine feste Schanze, keine natürliche Befestigung, keine geübte Kriegsmannschast nannte die friedliche Stadt ihr eigen; trotzdem lehnte sie eine Aufforderung des bayerischen Generals, die Tore zu offnen, ab. Der Aufenthalt einer halben Stunde reizte den Zorn des Generals noch mehr, „welchen die Vorsteher mit 6000 Gulden abwenden wollten." Zwar läßt er um friedlichen Durchmarsch bitten und verspricht Schonung und Milde. Doch wie wilde Tiere dringen die rohen Horden auf die wehrlos Flüchtenden ein;
Kinder und Greise, Wöchnerinnen mit ihren unschuldigen Säuglingen fallen der viehischen Mordlust des Feindes zumOpfer. Was das Schwert nicht hinrafft, findet in den Flammen feinen qualvollen Untergang. Kisten und Kasten wurden nach Beute untersucht, durchstochen und der Inhalt auf dem Boden herumgestreut, eine leichte Nahrung für das ausbrechende Feuer.
Was die gierige Mordlust des Bayern nicht fertigzubringen vermag, vollendete das auserlesene Volk der Spanier, Italiener und Kroaten.
Kein Händeringen der lahmen Greisin, kein bittendes Auge des weißhaarigen, bettlägerigen Alten vermag vor der lüsternen Roheit der Plünderer zu schützen. Das nächtliche Trinkgelageunter freiem Himmel, beleuchtet von den züngelnden Flammen der brennenden Häuser, übertrifft noch das zügellose Treiben des Tages. Auf
das Wohl des Kaisers, des Papstes und ihres dem wüsten Treiben ruhig zusehenden Anführers werden die geplünderten kostbaren Becher geleert, neu gefüllt von den zitternden Gefangenen, die keinen Augenblick ihres Lebens sicher sind. Was der kecke Bayer nicht fertig gebracht, vollendet das zigeunerhafte Volk der Kroaten, die, beim Einzug und der Plünderung zu spät gekommen, nun Rache nehmen und mit Feuer und Schwefel die Stadt an vier Ecken anbrennen. Die letzte