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im Wildberger Amt einquartiert. Obwohl für sie eine Wochenkontribution von 400 Gulden aufgebracht werden mußte, erpreßten sie noch mancherlei. Die Nagold wurde von ihnen vollständig ausgefischt. Nach Deckenpfronn kamen die ungebetenen Gäste von 1654 bis 1645 dreizehnmal. Nicht immer ging cs dabei ohne Plünderung ab, so besonders 1659. 1641 wurde Hirsau von franzöftsch-
weimaranischcn Truppen heimgesucht. 1645 lagerten die Bayern zwischen We:l- derstadt und Herrenberg. Die meisten Bewohner DachtelS flohen vor ihnen nach Calw. Wie sich die Bayern aufführten, ersehen wir aus dem Schreiben eines Generals an den bekannten württembergischen Obersten Konrad Widerholt. In demselben heißt es u. a.: ... Hausen wie die Türken ... ist kein Kommando, jeder tut, was er will, traut keiner dem andern." 1644 wurde ein Bürger von Dachtel namens Breitling von schwedischen Reitern erschossen. 1645 drangen 1200 Reiter und 600 Fußsoldaten des weimarischen Heeres ins Nagoldtal ein und plünderten Wildberg, Calw und Liebenzell. Von den Bayern wurden sie von Herrenberg nach Nagold verfolgt; später kam ihr Führer wieder und lag mit fünf Regimentern in Calw. Auch Liebenzell wurde von den Franzosen nochmals heimgesucht.
Im Jahre 1652 wurden von der Regierung Erhebungen über die schädlichen Wirkungen des Krieges angestellt. Der Vogt von Calw berichtet, in vorigen guten Zeiten seien 1500 Bürger in seinem Amt gezählt worden, jetzt seien es derer noch 780. „In Stadt und Land liegen 5100 Morgen Acker noch wüst und unangebaut und ist keine Hoffnung, daß selbige möchten so bald gebaut werden, weil keine Leut dazu vorhanden und weil die Felder ganz verwildert und mit Hol; bewachsen sind." Manche Äcker wurden überhaupt nimmer angebaut. Steinriegel in den Wäldern der Gäuseite, z. B. im Dittenberg bei Ostelsheim und in der Nähe des Predigtplatzes bei Simmozheim, weisen auf eine frühere Bebauung hin. Der billige Preis des Holzes (I Klafter 5 Kreuzer) schien die Mühe des AuörodenS nicht zu lohnen. Viele Acker gehörten Witwen oder waren herrenlos. Zur Bestellung fehlte es an Menschen und Vieh. Die Knechte benützten die Gelegenheit, ihre Löhne zu steigern und eigenen Grund und Boden zu erwerben. Während früher die Knechte um 9—10 Gulden dienten, wollten sie jetzt 50 — 50 und einige Morgen Acker, die ihnen ihr Dienstherr mit bebauen mußte. Auch der Vogt von Wildberg, in besten Amt Haugstett, Liebelsberg und Altbulach gehörten, berichtet ähnlich wie der zu Calw. In Altbulach zählte man 26 zerstörte Häuser. Im Hirsaucr Amt, zu dem u. a. Agenbach, Unterreichenbach, Holzbronn und Stammheim gehörten, wurde besonders letzteres hart betroffen: 55 Häuser und 55 Scheunen waren zerstört, das Pfarrhaus, ähnlich wie in Althengstett, „übel zugerichtet". Der Klostervogt klagt, daß die katholischen Inhaber des Klosters in dessen 4 Höfen „hätten alles Übereinanderfallen lasten, lediglich nichts bcigefangen, die Scheune aus lauter Mutwillen abgebrochen." Zur Reparatur des Müllerhauses und der Kirche seien größere Summen erforderlich. Im Amt Liebenzell (Kollbach, Unterlengenhardt, Reichenbach, Monakam, Unterhaugstett, Ernstmühl) fehlen 185 Bürger, 1170 Morgen Äcker waren verödet, 208 Häuser lagen in Trümmer. Ernstmühl scheint
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