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mal 14 Tage lang. Auch die Einquartierungen legten dem Landvolk bereits empfindliche Lasten aus. Besonders betroffen wurden die an das Obcramt Herrenberg grenzenden Orte. Deckenpfronn hatte Einquartierung in den Jahren 1624, 1625, 1628 und 1652. Durch das Restitutionsedikt von 1629 sollten die württcmbergischen Klöster an die früheren Besitzer zurückgegeben werden. So kam das Kloster Hirsau wieder an den Benediktinerorden, der evangelische Abt mußte abziehen; an seine Stelle trat der Prior des Klosters Weingarten, der nach den Siegen Gustav Adolfs mit seinen Mönchen fliehen mußte, aber 1654 wieder zurückkam. Das Kloster blieb bis zum Friedensschluß in den Händen der Katholiken.
Nach der unglücklichen Schlacht bei Nördlingen wurde Württemberg von den Kaiserlichen überschwemmt. Eine schreckliche Leidcnszeit brach an; auch unser Bezirk bekam ein vollgerüttelt Maß davon zu kosten. Der bayerische General Johann von Werth verfolgte den württembergischen Oberst von Gültlingen, der Kanonen und Kostbarkeiten des Hofes retten und sich mit den Schweden vereinigen sollte. Von der katholischen Reichsstadt Weilderstadt zog Werth nach Calw, über Simmozheim, das geplündert wurde. Einzelne Häuser wurden verbrannt, die Einwohner mißhandelt, einige getötet. Das Totenbuch von Simmozheim meldet darüber: „Hane Dürr, Bernhards Sohn, ist imder kaiserlichen Einfall den IO. September an seiner Türe gefallen und darnach gestorben. Kaspar Beer von den Kaiserlichen gehauen und verschossen worden den 12. September und den 14. zu Ostelsheim zur Erde bestattet worden." Da man noch in jüngster Zeit auf den Feldern in der Nähe des Orts auf Fundamente von Gebäuden stieß, so nahm man bisher an, Simmozheim sei ganz abgebrannt und an einer anderen Stelle wieder ausgebaut worden. Dies ist nicht ganz richtig. Der Vogt des Klosteramts Merklingen berichtet 1654 nur von 24 verbrannten oder zerstörten Häusern und 2O Scheunen, von denen wohl viele erst in den folgenden KriegS- jahren in Trümmer sanken. Schlimmer als Simmozheim erging es an demselben Tage Calw, das fast vollständig eingeäschert wurde: 58O Häuser fielen der barbarischen Zerstörungswut der Soldaten Werths (Bayern und Kroaten) zum Opfer. Calwer Flüchtlinge wurden von den Feinden bis auf den hintersten Cal- wer Wald verfolgt. In Aichelberg mußte es ein wohlhabender Bürger büßen, ihnen Schutz gewährt zu haben; er wurde schändlich gequält und mit seinem Hause verbrannt. Die Einwohner von Breitenberg und Neuweiler stellten sich im Teinachtal einer auf Plünderung ausziehenden Streifschar bei der Glasmühlc entgegen. Sie wurden zurückgeschlagen und konnten die Brandschatzung ihrer Orte nicht verhindern. Bei Unterhaugstett nahmen die Feinde eine weidende Viehherde weg. Von den Besitzern, die sich zur Wehr stellten, wurden 16 Personen (IO von Möttlingen, 6 von Unterhaugstett) „jämmerlich niedcrgemacht, gehauen und erschossen und sämtliche in ein Grab gelegt und wegen des kaiserlichen Volks grausamen Einfall kümmerlich beerdigt." In Möttlingen wurde selbst die Kirche beraubt und die Kirchenbücher zerrissen.
Eine Folge der Plünderung unserer Gegend war der Ausbruch einer entsetzlichen Hungersnot, besonders in dem schwer heimgesuchten Calw und den Gäu-