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Aufstand im Calwer Amt ein rasches Ende gemacht. Statt der erhofften Frei­heiten brachte das Jahr 1525 neue Lasten. Für die Unterdrückung des Aufstandes mußte das Land 56LXX) Gulden, für zerstörte Burgen 80<X>O Gulden an die österreichische Regierung bezahlen. Einzelne Calwer Bürger, die an dem Auf­stand teilgenommen, wurden eingekerkert. Nach ihrer Entlastung mußten sie Ur­fehde schwören, d. h. eidlich beteuern, sich nicht rächen zu wollen. Nach einer solchen im Staatsarchiv befindlichen Urfehde bekennt ein Teilnehmer des Aus­stands, daß ihm der Vogt Wehr und Harnisch genommen,in unseres gnädigsten Herrn Gefängnis gekommen und zu Calw im Turme gelegen, doch solcher Drang­sale wieder ledig gelaffen und mit Ruten bis zum Tor gehauen" worden sei.

12. Die Einführung äer Reformation in unserer Heimat.

Die Lehre Luthers war schon frühe in unser Land gedrungen. Sie hatte bereitwillige Aufnahme gefunden, vor allem bei den Anhängern des vertriebenen Herzogs Ulrich. Deshalb suchte die österreichische Regierung die ihr verhaßte Bewegung niederzuhalten. Die Schlacht bei Lauffen a. N. (15. Mai 1554) brachte dem Lande seinen alten Herrscher und die neue Lehre. Sogleich führte Ulrich die Reformation ein.

Ambrosius Blarer, der in des Herzogs Auftrag die Reformation durch­führte, erschien in Calw und Zavelstein. Den daselbst versammelten Geistlichen teilte er die Absichten des Herzogs mit und verlangte von ihnen die Abstellung der Messe und der Heiligenverehrung, die Verwerfung der Lehre vom Fegfeuer und dafür die Predigt des Evangeliums. In der Stadt Calw scheint die Einführung der Reformation auf Widerstand gestoßen zu sein; der Vogt und der größte Teil des StadtratS blieben noch lange katholisch. Vielleicht war das schroffe Vorgehen des ersten evangelischen Pfarrers, eines Schweizers, daran schuld. Schon nach drei Jahren wurde er infolge eines Streites mit dem Vogt des Landes verwiesen. Sein Nachfolger, Markus Heiland, war ein tüchtiger Mann. Wie sich die Einführung der Reformation in den Amtsorten gestaltete, wissen wir nicht; es ist keine Kunde darüber auf uns gekommen. Wir müssen uns des­halb begnügen die Veränderungen zu erwähnen, welche durch den Glaubene­wechsel eintraten.

Vergegenwärtigen wir uns die damaligen Verhältnisse in der katholischen Kirche. Die Stifter der Kirchen und der dazu gehörigen Einkommenstelle waren meist Edelleute, vor allem die Grafen von Calw. Die Kirchen einiger Gäuorte existierten bereits, ehe die Grafen von Calw ihren Wohnsitz in unserer Gegend nahmen, z. B. die von Deckenpfronn, Althengstett und Stammheim, jedenfalls auch von Ostelsheim und Gechingen. Zur Besoldung des Pfarrers gehörten die Erträgnisse des sogenannten Widdumgutes (meist kein zusammen­hängendes Hofgut, sondern einzelne Acker, Wiesen und Wälder), des Zehnten und der Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. Die Flurnamen Pfaffengrund und Nonnental in Gechingen, Pfaffengrund und Nonnenäcker in Ostelsheim,