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dert. Auf der Kirchwcihe in Neuweiler (am Ostermontag) rotteten sich die Bauern des Hinteren Catwer Waldes zusammen und beschlossen, sich den Bauern- hceren anzuschließen. Von hier aus zogen sie nach Neubulach. Der Ort wurde aufgefordert, sich zu übergebe». Die Bulacher baten um zwei Stunden Bedenk­zeit. D>e Bauern verweigerten sie und stießen mit einem Sturmbock die Tore em. Es war an einem Sonntag. Die Eroberer plünderten das Städtchen aus und zerstörten die Anlagen des Bergwerks, wahrscheinlich aus Zorn darüber, daß sic unentgeltlich Holz zum Betrieb liefern mußten. Nun ging es gegen die Burg Zarelstein, auf der damals HanS von Ehingen als Leheneträger Württembergs wohnte. Es gelang den Bauern, über die beiden Burggräben, welche das Schloß vom Städtchen trennten, und über die Vorwerke vor die Mauern zu gelangen. Allein die feste Burg konnten sie nicht erobern. Sie verwüsteten die Schloßgüter und hieben die an der östlichen und südlichen Burgmauer wachsenden Weinstöcke ab. Zur Plünderung des Klosters Hirsau kamen sie zu spät. Am 27. April erschien Bernhard Schwarz von DagetSheim mit einigen Fähnlein Bauern vom Gäu vor den Toren des Klosters. Nun wollten sich die Bauern auch einmal an einem guten Trunk laben und für ihren weiteren Zug verproviantieren. Der Abt fertigte sie mit einem Fuder Wein ab und verteilte Brot unter sie. Von hier aus forderten am folgenden TagBernhardt Schwarz von Dagersheim, Haupt- man, mit samt der Versammlung der Baucrschaft" die Stadt Calw auf, ihre Tore zu öffnen und zu ihnen zu treten, drohte auch mit Herbeirufung des zu Wildberg stehenden Haufens. Die Calwer ließen sich nicht mit den Bauern ein, vielmehr wandten sich der Vogt und die Stadt an die Regierung zu Stuttgart, und die letztere versprach dem Vogt, ihm im Notfall zu helfen. Später fanden sich noch andere Scharen ein, darunter jedenfalls auch die Bauern des Calwer Waldes. Auch sie ließen sich den Klosterwein schmecken und ließen manches schöne Stück .om Hausrat des Klosters mitlaufen. Im Viehhof des Klosters Hirsau (an der Stelle des jetzigen Rathauses) erbeuteten sie 7Z Rinder und 2? Zugochsen. Abt Johann berichtet hierüber an die Regierung in Stuttgart:Das Kloster wurde von den aufrührerischen Bauern eingenommen, Wein, Korn, Hausrat und andere fahrbare Habe darin verschwendet, das Vieh weggetricben, niedergeschlagen und unrer sich geteilt und dermaßen Haus gehalten, daß solchem Gotteshaus Hirsau in die I6OO Gulden Schaden zugefügt." Ferner berichtet er, die fränkischen Bauern hätten das Klösterlein Schönrain bei Würzburg, eine Besitzung Hirsaus,geplündert, ausgebrannt und auf den Boden geschleift und dermaßen in das letzte Verderbnis gerichtet, daß es den Prälaten unmöglich sei, das Gotteshaus wieder zu bauen." Als später das Hauptheer Herrenberg er­stürmte, tat sich dabei neben andern auch das Fähnlein der Calwer Bauern hervor. Erzherzog Ferdinand beauftragte den Truchseß Georg von Waldburg, den Bauern­aufstand mit Hilfe der adeligen Ritter und angeworbener Söldner zu unter­drücken. Am 12. Mai gelang eS ihm, das Bauernheer zwischen Böblingen und Sindelfingen zu besiegen. Auch die Schwarzwälder kämpften bei Böblingen tapfer mit; sie waren etwa in der Gegend des heutigen Bahnhofes aufgestellt. Infolge dieser Niederlage, die Tausenden von Bauern das Leben kostete, wurde dem