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graben. Sein Sohn Gottfried spielte eine hervorragende Rolle in der Geschichte Deutschlands. Er war einer der angesehensten und treuesten Anhänger des Kaisers Heinrich V., während des Kaisers Römerzug sogar Reichsverweser. Da Gottfrieds einziger Sohn vor ihm starb, kam der Hauptteil seiner Güter an Herzog Welk von Bayern, den Gemahl seiner Tochter Uta. Dadurch glaubte sich ein Neffe Gottfrieds, Adelbert III., benachteiligt. In dem ausbrechenden Erbschaftsstreit nahm Adelbert Schloß und Stadt Calw mit List, unterlag aber später in blutiger Fehde. Doch erhielt er die Burg Calw als Lehen. Von ihm stammen die Grafen von Löwenstein und von Vaihingen ab.
Der letzte Graf von Calw, Gottfried, starb im Jahre 1260 . Die Erben seines zusammengeschmolzencn Güterbesitzes waren seine Schwiegersöhne. Eine Tochter war zuerst mit einem Grafe» von Tübingen, dann mit einem Grafen von Berg-Schelklingen vermählt. Den Anteil des letzteren erwarb Württemberg im Jahre 1308 , das Gebiet der Tübinger Grafen kaufte Eberhard der Greiner im Jahre 1345 . Das Erbe der zweiten Tochter Gottfrieds, die sich Gräfin von Zavelstein nannte, wurde schon im Jahre 1300 von deren Mann an das Kloster Herrenalb verkauft (;. B. Simmozheim und Althengstett). Her- renalb erwarb auch Gechingen im Jahre 1308 von den Grafen von Tübingen.
Das Wappen der Grafen von Calw, ein auf drei blauen Bergspitzen nu goldenen Feld stehender, gekrönter Löwe, ist fetzt zum Stadtwappen geworden.
Für die einstige Bedeutung des Calwer Grafcngeschlechts spricht der Umstand, daß Sage und Dichtung es mannigfach verherrlicht haben. Die Würt- temberglschen Volksbücher, Sagen und Geschichten, enthalten in Band I „Graf Hubert von Calw" und „Kaiser Konrad und das Müllerskind", in Band II „Helizena" (angeblich erste Stisterin des Klosters Hirsau).
Weniger bekannt ist die Soge vcn der Glocke im Sindelfinger See.
Eines Tages, als Graf Ahimbert von Calw müde von der Jagd im Sindelfinger Wald auf se n: Burg heimgck.hrt eirgeschlasen war, hatte er einen seltsamen Traum. Es däuchte ihn, als trete ein Mann in weißen Kleidern vor ihn und spräche zu ihm: „Tu sollst die Mauern deiner Burg abbrechcn und aus ihren Steinen eine Kirche bauen. Zum Zeichen dafür, daß ich von Gott komme, laß dir sagen: es wird sich eine Glocke in einem See in der Nähe finden; diese soll der Erstling für das Gotteshaus werden und für ewige Zeiten soll sie auf seinem Turme hangen."
Kaum graute der Tag, da meldete sich einer seiner Jäger beim Grafen, er habe ihm wichtige Kunde zu bringen. „Was ist e'i" fragte Atzimbert. „Schon lange war ich einer Wildsau auf der Fährte. Gestern abend bin ich wieder auf ihre Spur gekommen; wie ich sie verfolge, komme ich zu einem See im Walde. Dicht an seinem Ufer im Gestrüpp fand ich die Sau mit ihren Jungen in einer Höhlung am Boden, und der Rand der Höhlung glänzte wie Metall. Wie ich aber genauer binsehe, da war die Höhlung der Bauch einer gewaltigen Glocke; die hatte die Sau aus dem See gewühlt."
Als der Jäger seinen Bericht geendet, erkannte der Graf die Wahrheit seines Traumes. Alsbald sandle er Leute an den See, um nach der Glocke zu