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den Zaber-, Murr-, Enz- und Uffgau verwaltete. An letzteren erinnert die Uff- kirche in Cannstatt, das mit Türkheim und Fellbach zum Gebiet der Grafen von Calw gehörte. Auch die Glehuntare (Gebiet des oberen Gäus von Böb­lingen über Herrenberg bis Rottenburg) war ihrem Verwaltungsbezirk zuge­teilt. Weil sich die Kaiser auf die mächtigen Herzoge nicht verlassen konnten, suchten sie deren Macht zu schwächen und suchten eine Stütze bei Grafen und Bischöfen. In diese Zeit fällt darum auch das rasche Anwachsen der Herrschaft Calw. Urkundlich treten die Calwer Grasen bei uns auf im Jahre 1217 . Jedenfalls hatten sic kurz zuvor die Burg zu Calw erbaut und sich nach derselben benannt. Ihre früheren Wohnsitze sind nicht mit Bestimmtheit anzugeben. Wahr­scheinlich saßen frühere Glieder der Familie auf der Burg zu Kleiningersheim am Neckar (zwischen Besigheim und Marbach); denn die Grafen von Ingers- Heim waren Verwandte von ihnen, auch stifteten sie dem Kloster Hirsau Güter in Walheim und.Hessigheim, also in Orten, die in nächster Nähe von Kleiningers­heim liegen. Die Niederlassung in Calw mag wohl darin ihren Grund haben, daß der Kaiser ihnen den damals teilweise noch unbesiedelten Calwer Wald und das gänzlich unbesiedelte Nagoldtal als Lohn für ihre Tätigkeit überließ. Außer den Burgen in unsrem Oberamt gehörten ihnen noch Vaihingen, Enzberg, Löwenstein, Wolfsölden bei Marbach, wahrscheinlich auch Asperg, Beilstein und Weinsberg. Die meisten Glieder der Familie hießen Adelbert. Der Schwager AdelberrS I. war Papst Leo IX. Der Sage nach soll er aus einer Reise zu seinen Verwandten im Jahre 1249 die Nikolauskapelle in Calw und die Kirche in Althengstett eingeweiht haben. Zum Dank dafür half ihm sein Schwa­ger in einem Kampf gegen die Normannen. Diese bedrohten von Unteritalien aus, wo sie ein neues Reich gründeten, das Gebiet des Papstes, den Kirchen­staat. Gras Adelbert soll im Verein mit dem elsässischen Grafen von Egisbeim, einem Bruder Leos IX., seinem Schwager im Jahre 1251 mit einem Heere zu Hilfe geeilt sein. Obwohl die Schwaben, unter denen sich viele Bauernsöhne aus unserer Gegend befanden, Wunder der Tapferkeit verrichteten, ging die Normaunenschlacht verloren. Da die Truppen AdelbertS nicht zurückweichen wollten, fielen alle 722 Schwaben unter den Streichen der kühnen Normannen.

Adelb-rt II., auch Arimbart genannt, hatte eine Schwester des tapferen Kreuzzugführers Gottfried von Bouillon namens Wiltrud zur Frau. Er stiftete die Klöster zu Hirsau und Sindelsingcn. In Kampfe zwischen Kaiser Hein­rich I V. und Papst Gregor stellte er sich auf die Seite der Gegner des Kaisers und verband sich mit dem Herzog Rudolf von Schwaben, den die Feinde des Kaisers als Gegenkönig aufgestellt hatten. Nachdem Kaiser Heinrich von Ka­nossa zurückgekehrt war, strafte er seine treulosen Vasallen. Er zog mit einem Heer ins Schwabenland und verheerte auch die Calwischen Lande. Unmenschlich hausten seine Krieger, und noch 122 Jahre später sprach man von dem Elend dieser Zeit, wie wir heute von der Not des 12sährigen Krieges sprechen. Mög­licherweise stellte Adelbert seinem Schwager auch ein kleines Heer zur Beteili­gung am ersten Krcuzzuge. Er verbrachte seine letzten Tage im Kloster Sindel- fingen und wurde feinem Wunsche gemäß in der Klosterkirche zu Hirsau bc-

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