liescrung eine menschenfreundlichere Auffassung. Um die Mitte des letzten Jahrhunderts ward im Volke noch vomRockenweib­chen'" erzählt, das in einer unterirdischen Kammer des Rockcrtfelsens wobnen sollte. Ein Dergweiblein war es, zwar nicht jung und nickt schön, aber freundlich und dienstfertig über die Matzen. Es kam oft des Abends in die Spinnstuben der umwohnenden Landleute und erzählte dem jungen Volke seltsame Mären/ wo cs cinkehrtc, da drehten sich die Spulen noch einmal so rasch, und nirgends ward ein feinerer Faden gesponnen. Wie ein Vachklang des altgermanischen Glaubens an Frau Holle mutet das nachfolgende Gedicht von Karl Simrock an, dem das Gewand der mittelalterlichen Rkbelungen- strophe noch einen besonderen Reiz verleiht:

Brauthemd und Totenhemd

Zu Eberstein im Schlosse, so lange der Burgvogt wacht,

Sa drehen sich und weifen die Spindeln in der Rackt/

Sie armen Mägde nicken, die Müdigkeit bezwingt,

Und fahren auf erschrocken, wenn fern ein pförtlein klingt.

Ser Vogt, der Vogt! Wie ist doch der Vogt ein harter Mann!

Wir haspeln ihm und spinnen zugleich, das niemand kann.

Wär nicht das Rockenwcibchen, wir selber könnten's nicht,

Sock schilt er immer, gönnet uns nie ein freundlich Gesicht.

Sas Rockenweibchen half uns mit manchem glatten Strang,

Auch kann sic schöne Märchen erzählen Rächte lang.

Von Elfen und von Zwergen und von Frau Holla's Reich:

Sa füllen fick die Spulen, die Fäden fließen sein und gleich."

Zu Eberstein im Schlosse dient' eine arme Magd,

Sie hätte sich dem Gärtner, dem schlanken, nicht versagt.

Doch wird der Vogt dem "Pärchen gestatten Eheglück?

Wie oft sie ihn beschworen, ein Rein scholl immer zurück.

Einst schien er guter Laune, das merkt schön Klärchen sich,

Sen Weigernden bestürmend mit Bitten flehentlich.

Sa führt er sie ans Fenster und fragt mit bitterm Hohn:

Kennst du das Grab da drüben? Die Arme sprach:Ich kenn cs schon!