Uber die Armut in Möttlingen liegen aber auch neuere Zeugnisse
1877 schreibt Pfarrer Bunz in seinem Bericht:
" Im allgemeinen müssen die Kinder schon fleißig mit an die Arbeit, so daß doch wenigstens bis jetzt kein hiesiges Kind dem Bettel nachläuft, und da die hiesigen Einwohner durchschnittlich unbemittelt sind, so wächst doch wenigstens ein arbeitsames Geschlecht heran."
Den folgenden Berichten von Pfarrer Schauffler ist nichts beizufügen, höchstens der Hinweis, daß in ihnen genau dasselbe ausgesprochen wird, über was schon früher geklagt wurde.
1889 21. Mai
ökonomische Verhältnisse der Gemeinde und der Einwohner im allgemeinen:
" Eigentlich reiche Leute haben wir keine.
Im Ort sind nicht mehr als 6-8 Haushaltungen, die in gewöhnlichen Jahren das ganze Jahr eigenes Brot essen.Die größte Anzahl der Gemeindeglieder hat bei harten Arbeit ihr ganz bescheidenes Auskommen; viele sind sehr arm, die auch mit der härtesten Arbeit kaum das Allernötigste erwerben. Wie gerne würde jedermann arbeiten, wenn sich eine Gelegenheit zur Arbeit darbieten würde. Eine kleine Anzahl Familienväter hat für einige Monate Verdienst als Holzhauer im Walde. In den 2 letzten Jahren hatten wir mittelmäßige Frucht- und Kartoffelernten."
1890 heißt es:
" Die Gemeinde hat eigenes Kapital-Vermögen, dagegen sehr wenig Grundstücke und namentlich gar keinen Wald, weshalb auch die Gemeindeumlagen bedeutend sind. Die Einwohner sind nur sehr mittelmäßig begütert. Wir haben nur eine kleine Anzahl relativ begüterter Leute, eine ziemliche Anzahl von Leuten, die sich mit großer Mühe durchringen und eine große Anzahl Arme."
1891 lautet es in einem Bericht:
"Die meisten Einwohner gehören zu den kleinen Leuten, die zumal bei dem mittelmäßigen Erfolg der Felder bei harter Arbeit nur ihr mittelmäßiges Auskommen haben. Viele sind blutarm."
Um besonders in Jahren mit Mißernten den Armen und Bedürftigen zu helfen, wurde Brot verteilt. Glücklicherweise standen hier zu diesem Zwecke die Zinsen von verschiedenen Stiftungen zur Verfügung, u.a. von Frau Gottliebin Brodersen, geb. Dittus (s. Blumhardt) und von Frau Doris Blumhardt in Bad Boll.