Armut in Möttlingen.

In alten, auf Möttlingen sich beziehenden Akten,aber auch noch späterhin wird immer wieder die Armut der Mött- linger Einwohner herausgestellt.Man fragt sich, woher das kommt,daß die Bewohner einer Gemeinde in der Mehrzahl unver­mögend bleiben konnten?. Der Grund dafür liegt in der eigen­artigen Struktur der Gemeinde,wie sie sich in früheren Zeiten entwickelt hat. Die Geschichte von Möttlingen ist weithin die Geschichte seiner Höfe, deren Besitzer und deren Inhaber. Da treffen wir um das Jahr 1ooo auf das zur Kirche gehörige Widumgut.

Dann begegnen wir dem Mönchshof oder Hirsauer Hof, dem Herrenalber Hof, dessen Grundbesitz später vom Calwer Keller­eihof aus verwaltet wurde und dem Liebenzeller Hof.Da entstand zu Ende des 14.Jahrhunderts der Weilderstädter Hof, und ziehmlich spät, erst anfangs des 18.Jahrhunderts der Bühlhof, das heutige Hofgut Georgenau. Fast alle im ausgehenden Mittelalter nutzbaren Felder und Wiesen ge­hörten zu einem der genannten Höfe,ebensc der Wald. Für einigermaßen lebensfähige und selbständige bäuerliche An* wesen war so gut wie kein Grund und Boden vorhanden.Wohl gerieten Grundstücke lehensweise,auch pachtweise in die Hand einiger Möttlinger Bürger,wohl splitterten ab und zu Felder aus einem größeren Besitztum ab und wurden Eigentum der Bauern, aber zu einem gedeihlichen Bauernhöfe reichte es nicht. Nur die Pächter oder Meier auf den Höfen besaßen die Möglichkeit zu einer ertragsfähigen Wirtschaft.Das waren aber nur drei (1621) . Von den übrigen Möttlinger Bürgern blieben die einen kleine Bauern mit einem kümmer­lichen Einkommen, die anderen Taglöhner, die sich ihr Leben lang ihrer Armut erwehren mußten. Die kleinen, ärmlichen,aneinander gedrängten Häuser auf der einen Seite der Calwer Straße reden eine deutliche Sprache. Von Anfang an war der Weilderstädter Meierhof mit seinem größten Grundbesitz an Feldern und Wiesen und über der Hälfte, des Waldes auf Möttlinger Markung (die andere Hälfte war in den Besitz des Staates übergegangen) ein Haupthindernis für eine gedeihliche Aufwärtsentwicklung der bäuerlichen Anwesen im Dorfe.Erschwerend kommt noch hinzu, daß der Hof im Besitz einer auswärtigen Gemeinde war. Zwischen ihr und der hiesigen Gemeinde entstanden immer wieder Streitigkeiten,sowie durch konfessionellen Gegensatz ein ziehmlich getrübtes,oft ge-, spanntes und von Mißtrauen erfülltes Verhältnis.

Der viel später gegründete Bühlhcf, an der südwestlichen Markungsgrenze gelegen, entstand zum größten Teile aus ehe. maligem herzoglichen Wald und hatte nur entfernter gelegene Grundstücke,hauptsächlich Wiesen an sich gezogen.Ein Ver­such der Gemeinde,die Bühlhofgüter durch hiesige Bürger bewirtschaften zu lassen,scheiterte an der Ungunst der Jahre, der Armut der Bürger und der Unfreiheit der Gemeinde. Eine grundlegende Änderung trat erst ein,als Weilderstadt sich geneigt zeigte, seinen Mcierhof an die Gemeinde zu verkaufen.(1865)