und ordentliches Wesen die Anerkennung sämtlicher Be­amten erworben.

Der falsche Behanzin. Aus Paris wird berichtet: Der ehemalige Gouverneur Bayol, der vierzig Tage lang in Abomey gelebt und täglich mit König Behanzin von Dahomey verkehrt hat. erklärt, der Gefangene aus La Mar­tinique, dessen Lichtbild er gesehen, sei bestimmtnicht Behanzin, sondern irgend ein Neger, der sich dem General Dodds als König von Dahomey vorgestellt habe, während Behanzin wohl noch jetzt irgendwo unter seinen Getreuen versteckt sei.

Amsterdam, 15. Okt. Nach einer Drahtmeldung desNiews van den Dag" aus Batavia fuhr das nach Timor entsandte portugiesische Kriegsschiff, welches den am 24. Sept. gemeldeten Ausstand unterdrücken sollte, bei dem Kap Opasang (?) auf ein Riff auf. Ein nieder­ländischer Regierungsdampfer ist zur Hilfeleistung abgeschickt.

Sächsische Gemütlichkeit. Es ist alles schon da­gewesen, behauptet der alte Ben Akiba; aber eine Fahr­unterbrechung aus einem so urkomischen wie dem nachstehend mitgeteilten Grund dürfte, so schreiben dieDr. N. N.", die-Eisenbahnstatistik doch noch nicht aufzuweisen haben. Vergnügungsreisende, welche die Sekundärbahn von Hains­berg ab nach Dippoldiswalde, beziehentlich Kipsdorf benützten, wurden plötzlich durch das Anhalten des Zuges auf freier Strecke erschreckt. Ein Unglück vermutend, steckten sie die Köpfe zu den Wagensenstern hinaus und erfuhren auf ihr Befragen, daß einer der den Zug bedienenden Schaffner unterwegs seine Coupierzange verloren habe. Sämtliche Schaffner machten sich nunmehr auf die Suche die Strecke entlang nach rückwärts, wo die Zange denn auch schließlich neben den Schienen im Grase liegend aufgefunden wurde. Nachdem die Schaffner ihre Plätze wieder eingenommen hatten, setzte sich der Zug zur Weiterfahrt in Bewegung.

Der Kommandant der freiwilligen Feuerwehr eines belgischen Städtchens sandte kürzlich an den ihm Vorgesetzten Präfekten einen Bericht über einen Brand, welchen dieAllg. Versicherungs-Presse" in möglichst treuer Uebersetzung wie folgt, wiedergiebt:Herr Präfekt! Als gestern wie gewöhnlich gegen Abend die Nacht gekommen war, und ich mich niedergelegt hatte, um im Schoße des Schlafes zu ruhen, wurde ich plötzlich geweckt durch Geschrei, welches nach Feuer rief. Da ich auf der Stelle erriet, daß es sich um ein Feuer handelte, welches brenne, erhob ich mich und bemerkte einen glühenden Schein in der Richtung der Brauerei Sacabisre. Sogleich ließ ich mit den Signal­hörnern Alarm blasen und vereinigte mich mit meinen Mannschaften, um uns nach der Brandstelle zu begeben. Dort angekommen, fühlte ich das Bedürfnis, Apell abzu­halten, und ich fand, daß wir alle vollzählig waren. In diesem Augenblick verzehrten die Flammen das Hinterteil des Herrn Pignoufmann, welches immer mit Stroh gefüllt ist. Unglücklicherweise hatten wir in der Ueberstürzung der Eile unsere Spritzen vergessen und waren daher genötigt, auf den Rat des Herrn Bürgermeister mit Töpfen das Wasser aus einer Pfütze zu holen, welches sehr schlecht roch, wobei mir übel wurde, und als es nichts mehr zu brennen gab, ging das Feuer aus. Darauf habe ich meine Mannschaften angeredet und dankte ihnen für den Mut, den sie bei dieser Gelegenheit gezeigt hatten; denn ohne dieselben wären die Frauen, die in dem Hause waren, heute zerstört. Wir haben dagegen den Tod eines der Unsrigen zu beklagen, und zwar das Schwein von Franz, ohne daß E sagen konnte^ivie". Ich bezeuge die Genauigkeit dieses Berichtes, indem ich zur Beglaubigung desselben mit mir zeichne Kgvsrs-Llsjusts, oommsnäant äs konä pisäs?-

Das eroberte Tananarivo. Im Pariser Figaro findet sich folgende Schilderung der eroberten Hauptstadt

von Madagaskar: Tananarivo oder Antanarivo, um einen 1450 Mtr. hohen Berg zu gruppierend, ist eine sonderbare Stadt, ganz seltsam und eigenartig. Die Bevölkerung be­steht aus etwa 100000 Menschen. Es sind dies sorglos und faul dahinlebende Leute, die, in ihre weißen Tücher gehüllt, ruhig wie römische Senatoren daherkommen. Auf der Höhe des Berges befindet sich derRova", das königl. Palais; große Kanonen ragen über den Rand der Terasse hervor. Aus dem Andohalo genannten Platze befindet sich u. a. eine anglikanische und eine katholische Kirche. Auch ein europäisches Viertel giebt es. Eine Wechselstube, einige Magazine und Läden sind dort zu finden, auch eine prote­stantische Schule und die Druckerei der Londoner Missions­gesellschaft. Die Bewohner der Stadt leben ohne hygie­nische Vorkehrungen, Herren und Diener, alle untereinander, Männer, Frauen und Kinder in demselbenZimmer." Freitag, dortZoma" genannt, ist der Tag des großen Marktes. Von 5 Uhr früh an kommen die Leute auf allen Wegen, aus allen Himmelsrichtungen. Einige von ihnen sind die ganze Nacht durchmaschiert, mit Waren schwer be­laden. Der Markt dauert den ganzen Tag hindurch, und es herrscht dann ein unbeschreiblicher Lärm. Man verkauft hier alles Mögliche, europäische Waren und Produkte des Landes. Die Stadt hat weder Straßen noch Beleuchtung. Sie hat auch kein Wasser. Während der Regenzeit sorgt der Himmel dafür; in der Trockenheit, die 89 Monate herrscht, müssen sich die Einwohner aus den mehr oder minder unreinen Quellen mit Wasser Vorsorgen. Morgens und Abends kommen dann die Frauen und steigen, die Wassergefässe aus den Schultern tragend, ein madagassisches Lied vor sich hin singend, zu den Quellen hinab. Die Kö­nigin hat als geheiligste Person eine besondere Quelle, aus welcher Niemand außer den von der Königin beauftragten Sklaven schöpfen darf. An jedem ersten Montag im Mo­nat erfüllt die Königin ihre religiösen Pflichten in einem Tempel. Die Einwohner sind dann überall zu sehen, auf den Dächern, Ballonen, Mauern, an den Fenstern. Um 10 Uhr abends ertönt ein Kanonenschuß vomRova." Die Königin hat sich zur Ruhe begeben, und ganz Tana­narivo muß schlafen gehen. Die Soldaten sorgen für die Sicherheit der Bewohner und durch die Nacht klingt der dumpfe Ruf der WachenZovi! Zovi!"

Wilderer auf der Lokomotive. Eine Novität auf dem Gebiete des Wildererunwesens meldet der in Bayern erscheinendeStaffelsee-Bote". Am 3. März l. I. fuhren der Lokomotivführer Abt und die Heizer Ostler und Gnadl auf der Lokalbahn Murnau-Garmisch niorgens nach 7 Uhr mit einem Güterzuge, als sie an einer Stelle, wo eine Steigung ist, neben dem Bahnkörper ein Reh gewahrten, das nun der Heizer Ostler, der auf seinen Dienstfahrten stets einen Kugelstutzen im Tender versteckt mitsührte, wäh­rend der Fahrt niederschoß. In Murnau angekommen, koppelten die drei die Maschine ab und fuhren, wie sie sagten, nach der früheren Station zurück, angeblich am dortigen Krahn Wasser zu fassen. An der Stelle, wo das Reh lag, hielten sie die Lokomotive an, legten das Reh auf die Schienen und überfuhren den Wildkörper aus leicht­begreiflichen Gründen. Das Wildbret wurde dann unter die Tenderkohlen versteckt und in der Murnauer Maschinen­halle geteilt. Nach längerer Zeit erzählte Gnadl die famose Geschichte im Rausch und ein anderer Heizer denunzierte ihn der Gendarmerie. So oft der Morgengüterzug nun aus der Strecke gesehen wird, witzeln die Bewohner der dortigen Gegend über denSchützen"zug! Wilderer auf der Lokomotive, das ist in der That etwas Neues!

Eine Erinnerung an die Schlacht bei Grave­lotte erzählt in derTägl. Rundschau" ein ehemaliger

Garde-Husar, der 1870 alsOrdonnanz" des kürzlich ver­storbenen Generalobersten v. Pape, damaligen Komman­deurs der ersten Garde-Jnfanlerie-Division, den Krieg mit­machte. General v. Pape war ein leidenschaftlicher Raucher, und nur selten ließ er seine Zigarre ausgehen. Einmal (während der Schlacht) kommt ein Hauptmann von den Gardejägern auf seinem Fuchs angesprengt und will ihm eine Meldung machen, vergißt aber in derRage," seinen Zigarrenstummel aus dem Mund zu nehmen, kann auch, vom tollen Jagen außer Luft und Atem, kein Wort Hervor­bringen. In aller Seelenruhe sagt General v. Pape zu dem Hauptmann:Na, was haben Sie denn?" Und indem er dem verblüfft dreinschauenden Jägeroffizier seine brennende Zigarre entgegenhält, fährt er fort:Hier, brennen Sie sich mal erst Ihre Zigarre an und dann erzählen Sie." Dies geschah im fürchterlichsten Feuer! Es war uns nicht gerade lächerlich zu Mute, dennoch aber mußten wir lachen, selbst der Jäger-Offizier! Vor St. Privat fiel des Generals Schimmel; er selbst kam unter das Pferd zu liegen, das heftig um sich schlug. Nachdem wir ihn aus seiner un­angenehmen Lage befreit hatten, suchte er noch etwas eifrig auf der Erde; wir suchen alle pflichtschuldigst mit. Was hebt er auf? Seine halbe Zigarre. Mit den Worten: Sie brennt ja noch" rauchte er ruhig weiter.

Landwirtschaft, Handel L Berkehr.

Rottenburg, 14. Okt. Heute haben unsere Wein­bergbesitzer mit der Weinlese begonnen. Die Trauben haben Heuer einen Reifegrad erreicht, wie seit langen Jahren nicht mehr und lassen auf einen sehr guten Wein schließen. Den Vorzug haben jedoch diejenigen Weinberge, welche im Laufe des Sommers mehreremal bespritzt wurden, denn diese sind noch dicht belaubt, und es ist in ihnen das Ergebnis des Herbstes ein sehr zufriedenstellendes. (Rottenbg. Ztg:)

Veihingen a. N., 14. Okt. Käufe zu 170198 ^ per 3 dl, noch bedeutender Vorrat, darunter verschiedene Reste Ausstichbergwein. Käufer sehr erwünscht.

Uhlbach, 14. Okt. Lese heute begonnen, Vorrat noch ca. 300 bl vorzüglicher Qualität. Preise 200220 ^

Winterbach, 14. Okt. Lese begonnen. Qualitätvor­züglich. Käufe zu 170, A Einiges verstellt. Käufer erwünscht.

Großbottwar, 14. Okt. Lese wird morgen beendigt. Preise 150170 ^ Vorrat 3000 bl. Käufer erwünscht.

Strümpfelbach im Remsihal, 14. Okt. Lese in vollem Gange. Qualität ausgezeichnet. Käufe zu 170 ^ per 3 kl. Käufer sind freundlich eingeladen.

Stuttgart, 12. Okt. Der Ertrag der städt. Wein­berge im Ameisenberg, Wannen, Afternhalde und Röthe im Meßgehalt von 3*/r Hektar, geschätzt zu 2075 Liter, wurde heute am Stock verkauft um 1962.50 ^ Unter Zugrundlegung der Schätzung stellt sich sonach der Erlös im Durchschnitt auf 94.98 per Hektoliter.

Bietigheim, 12. Okt. Verkauf geht sehr langsam. Der Wein nimmt rasch auf und wäre deshalb ein schneller Absatz wünschenswert. Preise infolgedessen aus 160 ^ per Eimer zurückgegangen. Gestern und heute einige Käufe zu 160 bis 170 ^ Noch ca. 60 Eimer feil, darunter noch namhafte Reste Rotwein.

Mundelsheim, 13. Okt. Weinpreise finken. Heute Käufe zu 180185 ^ per 3 Kl rotes Mittelgewächs, 150 ^ für ebene Lagen.

Beutelsbach, 14. Okt. Lese im Gange, Ertrag, ge­schätzt zu 1500 Hl., schlägt vor, Güte ausgezeichnet. Meh- reres verstellt ohne feste Preise.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.

§1

Amtliche und Privat-Sekanntmachangen.

ergebung von Steinlieferungen.

Die Lieferung der zur Unterhaltung der unten aufgeführten Staats­straßenstrecke erforderlichen Muschelkalksteine wird am kommenden

Ävi» 18. Ä. 1s.-

vormittags 11 Uhr,

im öffentlichen Abstreich auf dem Rathaus in Uugold vergeben.

Straße Nro. 103, CalwNagold, km 22,300 bis km 25,748 auf den Markungen Pfrondorf, Mindersbach, Emmingen und Nagold.

Tüchtige Akkordsliebhaber werden hiezu eingeladen.

Calw, den 15. Oktober l895.

K. Stratzettbau-Jnspektion: Fleischhauer

Das Ausladen

von 70 Eisenbahnwagen Porphyrschotter auf dem Bahnhof Nagold

und Verbringen derselben von dem Normalgeleise zu dem gegen­überliegenden Schmalspurgeleise wird am kommenden

Freitag den 18. Oktbr. d. Zs., vormittags 11 Ahr»

auf dem Rathaus in Nagold

in öffentlichem Abstreich vergeben.

Calw, den 15. Oktober 1895.

K. Straßenbau-Inspektion: Fleischhauer.

^lN80^!^ig6 «mxüedlt IV. Lnisvr

agold.

Der Fruchtmarkt

vom IN. -« Mts.

Wird mit dem

Hieß- und Krämer

Markt vom Donnerstag den 17. d. Mts.

abgehalten. ^VU

Ktadtfchuttheißeuamt.

Den 16. Oktober 1895.

Farren-Verkauf.

Die Gemeinde Emmingen verkauft am nächsten

Montag den 21. d. Mts., mittags 1 Uhr, einen l'/c Jahre alten zum Dienst tauglichen Farren, Simmenthaler Rasse, mit

__Zulaffungsschein und gut

im Dienst, wobei einem Käufer unter zwei die Wahl gelassen wird.

Kaufsliebhaber werden freundlich eingeladen. Gemeindetat.

Nagold.

Schöne Zwetschge«,

das Pfund zu 8

u. schöne Zwiebeln

sind zu haben bei

Wilhelmine Raufer.

Nagold.

in allen Farben und Oualitäten

empfiehlt billigst

A. Sautter'« Witwe.