Amts- und Intelligenz-Blatt fiir den Obrramts-Bezirk Nagold.
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Samstag 17. August
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1895.
Die neuerrichtete untere Reallehrstelle an der zweiklas-
sigen Realschule in Nagold wurde dem Hilfslehrer K az an derselben Schule übertragen.
Die Wahl des Verwaltungskandidaten Eugen Treiber von Sülzbach, Oberamts Weinsberg, zum Schultheißen der Gemeinde Altingen, Oberamts Herrenberg, wurde bestätigt.
Gestorben: Oberlehrer a. D. Geckeler, Kornthal.
(:) M e tz.
Unter den großen Erinnerungstagen von 1870, 71 nehmen diejenigen der großen und blutigen Kämpfe um Metz in der Teilnahme unseres Volkes eine Hauptstelle ein. Von Metz war auch 1870 von Beginn des Krieges an hervorragend die Rede, es galt die starke Moselveste als der Schlüssel zum eigentlichen Frankreich, während sie heute das äußerste deutsche Bollwerk gegenüber Frankreich bildet. Metz > war der Platz, welcher die militärischen Operationen ^ in höchstem Maße beeinflußte, Metz und Paris waren die Angelpunkte der deutschen, wie der französischen Strategie, und der Marsch des Marschalls Mac Mahon und seiner Armee, welcher zur Katastrophe von Sedan führen sollte, galt wiederum dem Entsatz von Metz. Drei heiße Tage ist vor Metz gerungen worden, bis es den deutschen Armeen gelang, die Franzosen unter Bazaine, eine ganze Armee, in die Festung zurückzuwersen, sie dort einzuschließen und die Außergefechtssetzung dieser Truppen vorzubereiten. Am 14., 16. und 18. August rangen die beiden Gegner mit einander, und der letzte Tag war der des höchsten Ernstes. In keiner Schlacht haben uns die Franzosen solche Opfer bereitet und den Sieg so schwer gemacht, wie in dieser. Als am Abend unser Moltke dem Könige Wilhelm, der selbst den Oberbefehl führte, den Sieg melden konnte, da ist manchem der hohen Herren denn doch ein Stein vom Herzen gefallen. Der 18. August war der kritische Tag des ganzen Krieges, und der französische Marschall Bazaine hat sich hier als ein durchaus tüchtiger General bewährt. Wenn seine Landsleute ihn später den Verräter nannten und vor ein Kriegsgericht stellten, so geschah es, weil man in Paris einen Sündenbock haben wollte. Der Wahrheit entsprach es nicht.
Elsaß-Lothringen mit Metz!, das war die erste deutsche Bedingung bei den Friedensunterhandlungen. Ursprünglich ward auch noch Belsort, dessen Besatzung sich so ganz außerordentlich tapfer geschlagen hatte, gefordert, doch verzichtete hierauf der damalige Bundeskanzler Graf Bismarck, um dann aber um so fester E der Annection von Metz festzuhalten. Und Metz wurde deutsch, wie es bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts hinein eine deutsche Stadt gewesen war. Als 1871 der Friede geschlossen war, nahm man in Deutschland ziemlich allgemein an, die Elsaß-Lothringer würden mit Hellem Jubel in den deutschen Reichsverband zurückkehren, froh sein über die Beseitigung der Zugehörigkeit zu Frankreich, von welchem sie wahrhaftig sehr von oben herab behandelt worden waren. Wir hatten indessen vergessen, daß eine Jahrhunderte lange Fremdherrschaft doch allmählig im höchsten Maße Charakter und Stimmung beeinflussen muß, und es ist nicht anders hier gewesen. Langsam, recht langsam ist das Werk der Wiedergewinnung der Bewohner der Reichslande für deutsche Art und Sitte vorwärts geschritten, und es ist auch heute, nach einem Vierteljahrhundert, bei Weitem nicht zur Vollendung gelangt. Das ist nun einmal nicht zu ändern, es gilt weitere, treue Arbeit im Dienste des Reichsgedankens. Total verkehrt ist es nun aber, wenn die Franzosen behaupten, die Elsaß-Lothringer,
die unter der „deutschen Knechtschaft" seufzten, sehnten sich nach Frankreich zurück. Hievon kann aber auch gar keine Rede sein; ein großer Teil der Elsaß- Lothringer hat sich mit den neuen Verhältnissen durchaus ausgesöhnt, und hat ein anderer großer Teil auch wohl heute noch manches an der reichsländischen Verwaltung auszusetzen, die Neigung für Frankreich ist infolge der Pariser Spektakelgeschichten doch recht sehr erloschen. Die kleine Zahl derer, welche in Elsaß-Lothringen für den Revanchekrieg auch heute noch schwärmen, welche sich als Agenten der Pariser Chauvinisten geberden, werden von selbstsüchtigen Beweggründen geleitet, die nicht von der großen Volksmenge geteilt werden, überhaupt nirgendwo ein charakteristisches Kennzeichen einer Gesamtbevölkerung sind. Gewissenlose Egoisten giebt es überall, und diese Elemente sind eben gewissenlose Egoisten.
Die Franzosen lieben es von Zeit zu Zeit, sich als edeldenkende Gemüter — nach ihrer Auffassung — darzustellen, und sie glauben dies dadurch zu dokumentieren, daß sie sagen, wenn ihnen wenigstens Lothringen mit Metz zurückgegeben werde, würden die Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich zu Ende sein, alle Welt könne abrüsten u. s. w. Metz will man vor allen Dingen wieder haben; aber gerade diese Thatsache beweist, daß wir Metz keines
falls wieder herausgeben dürfen. Haben die Franzosen das heutige Metz wieder in ihrem Besitz, dann haben sie auch ein sturmsicheres Ausfallthor gegen Deutschland. Metz, wie es gegenwärtig ist, wird nicht durch eine mehrmonatliche Belagerung zu Fall gebracht, wie dies vor fünfundzwanzig Jahren der Fall war. Mit dem Halt von Metz können wir heute jeden plötzlichen Vorbruch der Franzosen in das Reichsgebiet aufhalten. Und würden denn auch unsere leichtbeweglichen Nachbarn Frieden halten, wenn sie die Stadt Metz hätten? Gerade dann erst recht nicht. Die Leute an der Seine, welche den Gedanken an den Revanchekrieg heute nicht einschlafen lassen, würden dann erst recht sagen, nun könne losgeschlagen werden, nun habe man ja Metz wieder. Ein Vierteljahrhundert hat der Friede gewährt mit dem deutschen Metz; wird Metz wieder französisch, so dauert der Friede keine fünf Jahre mehr. Wir bleiben, wo wir sind, und werden jeden abzuwehren wissen, der uns nehmen will, was uns gehört.
daß einzelne Sätze bei der Versammlung teils leb
haften Beifall erweckten, teils die anwesenden Damen bis zu Thränen rührten. Seine Ausführungen bildeten eine lange Kette der schwersten Anschuldigungen gegen die Zustände in den Irrenanstalten und deren Leiter, gegen Medizinalkollegium und Regierung, Ständekammer und einzelne Abgeordnete, Geistliche, Aerzte und Wärterpersonal. Namentlich angeführten Beamten warf Pfeiffer Dinge vor, welche die Betreffenden, die Richtigkeit vorausgesetzt, in die Hände der Staatsanwaltschaft führen müssen. Man muß sich wundern, daß eine solch stürmische Versammlung, als welche sie sich namentlich gegen den Schluß entwickelte, ohne polizeiliche Ueberwachung vor sich ging. Noch mehr aber ist man erstaunt, wenn solch ungeheuerliche Vorwürfe (die Ausdrücke: Schuft, Spitzbube, Bestie, Heuchler u. s. w. waren nicht selten) vorgebracht werden dürfen, ohne daß eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet und die angeblich Schuldigen zur Strafe gezogen oder aber derartigen agitatorischen Umtrieben ein Ende gemacht wird. Redner kündigte für die nächste Zeit eine große öffentliche Protestversammlung im Hangleiter'schen Zirkus an und drohte dem Abg. Gröber auf seinen Wahlreisen als Schatten zu folgen, wie denn überhaupt der letztere sowie der Abg. Binz wegen ihrer Aeu- ßsrungen in der Kammer anläßlich der Jrrenhaus- debatte schlecht weg kamen. Ein gegen Pfeiffer auftretender ehemaliger Wärter aus Schussenried Namens Schmid, der sich gegen die Vorwürfe verwahrte, wurde von der Versammlung niedergeschrieen. Der Vortrag dauerte über 3 Stunden.
Stuttgart, 14. Aug. Zurzeit ergeht in verschiedenen Oberämtern vom K. Postamt an die einzelnen Geschäfte die Anfrage, ob sie im Interesse der Sonntagsruhe des Postpersonals geneigt wären, auf die Bestellung von Postpaketen ohne und mir Wertangabe an Sonn- und Festtagen zu verzichten. Man wird wohl in der Erwartung nicht fehlgehen, daß entschieden die Mehrzahl der Geschäfte diesen Verzicht aussprechen werde, was im Interesse der Unterbediensteten mit besonderer Freude zu begrüßen wäre.
Tages-Weuigkeilen.
Deutsches Reich.
Nagold. Am nächsten Sonntag, nachm. 4 Uhr, findet in der Stadtkirche ein Konzert statt, das Freunden kirchlich-klassischer Musik eine genußreiche Stunde bietet. Der Ertrag desselben ist für die Hagelbeschädigten des Bezirks bestimmt.
Stuttgart, 12. Aug. Die württ. Sozialdemokraten wollen einen soz.-dem. Turnverein gründen Wenn vollends noch in derartige Vereine „Politik" hineingetragen wird und wenn dann „demokratische", „konservative", „antisemitische" rc. Turnvereine, Gesangvereine, Radfahrervereine u. s. w. gegründet werden, dann kann es ja in unserem Württemberg gemütlich werden.
Stuttgart, 14. Aug. Der in den Tagesblättern angekündigte Vortrag des Irrenhaus-Flüchtlings Julius Pfeiffer lockte eine zahlreiche Zuhörerschaft, worunter auch Damen, in den Saal des Gasthauses „Graf Eberhardt". Pfeiffer spricht in der einfachen schlichten Weise eines Mannes aus dem Volke; jedes oratorischen Schmuckes bar, bringt er seine Erlebnisse episodenweise zum Vortrag, so
Stuttgart, 15. August. I. K. H. die Frau Prinzessin Catherina von Württemberg hat aus Villa Seefeld der Zentralleitung des Wohlthätigkeits- vereins einen Beitrag von 300 ^ für die armen Hagelbeschädigten der Oberamtsbezirke Calw und Nagold zur sofortigen Verteilung übermitteln lassen.
Heilbronn, 13. Aug. Gegen Oberreallehrer Seybold hat lt. „W. Volksztg." Oberbürgermeister Hegelmaier wegen eines Angriffs in der „Heilbr. Ztg." Strafklage eingereicht und gleichzeitig Beschwerde bei der Kultministerialabteilung für Gelehrten- und Realschulen in Stuttgart erhoben.
Von der oberen Argen, 13. Aug. Heute wurde in Jsny die Hauptkonferenz für den Bezirk Jsny abgehalten. Der Vorsitzende Stadtpfr. Marquart, eröffnete die Versammlung mit einem Willkommengruß an die anwesenden Lehrer. Den ersten Punkt der T.-O. bildete die Lehrerprobe: „Der Wind und die Windströmungen." Dann folgte die Besprechung des Aufsatzthemas: „Worin und warum soll sich der Volksschullehrer auszubilden suchen?" Nachdem noch einige eingelaufene Erlasse bekannt gegeben, folgte ein Referat, von der Oberschulbehörde zur Ausarbeitung empfohlen, über das vom kais. Gesundheitsamt in Berlin ausgegebene Gesundheitsbüchlein.
* Hildburghausen, 16. Aug. Das hiesige Seminar wird in den Tagen vom 12.—14. Sept-