'd. Js. das Jubelfest seines 100jährigen Bestehens feiern.

Berlin, 14. Aug. Wie diePost" aus Essen a. R. meldet, schenkte Geheimrat Krupp anläßlich der Erinnerung an die nationalen Gedenktage der Arbeiterpensionskasse der Gußstahl-Fabriken 1 Million Mark.

Berlin, 15. Aug. Zur Teilnahme an der Feier der Grundsteinlegung des Kaiser Wilhelm- Denkmals haben sich vom Reichstag 178 Mitglieder angemeldet. Der Präsident Frhr. v. Buol wird in diesen Tagen hier eintressen. In der Wandelhalle

der für das künftige, dort zu errichtende Kaiser Wil­helm-Denkmal als Postament dienen soll, umgewan­delt worden.

Berlin, 16. Aug. Eine allgemeine Revision der Irren-Anstalten, nicht bloß der Privat-Jrrenanstalten, sondern auch aller öffentlichen Anstalten ist vom preuß. Kultusminister angeordnet worden. Da die öffent­lichen Irren-Anstalten durchweg unter Verwaltung der Provinzial-Oraane stehen, denen durch Gesetz die früher staatlichen Anstalten gleichzeitig mit einer ent­sprechenden Dotation überwiesen wurden, und da die Aufsicht über die Provinzial-Verwaltung gesetzlich zunächst den Oberpräfidenten zusteht, hat der Kultus­minister die Oberpräsidenten angewiesen, die sämt­lichen öffentlichen Anstalten unvermutet durch geeignete Staatsmedizinalbeamte und Regierungsbeamte einer gründlichen Revision zu unterziehen und diese so einzu- richlvi,, duß insbesondere auch den Kranken Gelegen­heit gegeben wird, etwaige Beschwerden vorzubringen.

Serbien.

Belgrad, 15. Aug. Als gestern am Geburtstage des Königs die Ex-Königin Natalie am Arme des Königs die Kirche verließ, drängte sich eine Frau mittleren Alters an die Königin, faßte ihren Arm und wollte ihr mit der Faust einen Stop versetzen. Hinzuspringende Gendarmen verhin­derten sie daran. Die Frau heißt Julia Jlic und ist wahr­scheinlich irrsinnig. Seit Kurzem ist sie mit einem Feld­webel verheiratet.

Bulgarien.

Sofia, 18. Aug. Heute ist der Präsident des ma­kedonischen Komites Kitantschew plötzlich gestorben. Der Untersuchungsrichter erhielt zwei anonyme Briefe, daß Kitantschew vergiftet worden sei. Traiko Kitantschew hatte gestern bis 1 Uhr nachts einer Sitzung des Komites deigewohnt. Die gerichtlich? Obduktion wird morgen vor­mittag stattfinden.

Sofia, 13. Aug. Der frühere Chef des 5. städtischen Polizeibezirks, fetziger Polizeiches des hiesigen Bahnhofs, Jurukow, ist in die Untersuchung gegen die Mörder Stam- buloffs einbezogen worden.

Sofia, 14. Aug. Am heutigen Jahrestage der Thronbesteigung des Fürsten findet große Truppen­revue sowie Empfang der Minister und Bankett statt. Bis Ende der Woche wird Fürst Ferdinand in Sofia bleiben.

England.

London, 13. Aug. Beide Häuser des Parlaments sind heute mittag zusammengetreten. Die eigentlichen Verhandlungen beider Häuser dürften nicht vor Don­nerstag zu erwarten sein. Der Lordkanzler Salis­bury teilte die kgl. Genehmigung der Wahl Gullys zum Sprecher mit.

London, 14. Aug. Der König der Belgier machte gestern bei dem Minister der Kolonien einen Privatbesuch und kehrte abends nach Belgien zurück. Da der König auch Lord Salisbury besucht hat, so nimmt man allgemein an, daß dieser Besuch von politischer Bedeutung war. Man glaubt, Gegenstand der Unterredung zwischen König Leopold und dem englischen Premierminister seien die Schwierigkeiten gewesen, welche zwischen dem unabhängigen Kongo­staat und den englischen Besitzungen in Afrika bestehen.

London, 15. Aug. Dem Vernehmen nach wird die morgige Thronrede mit der Versicherung be­ginnen, daß England mit allen Nationen im Frieden lebe, sodann die Befriedigung über die Beendigung des chinesisch japanischen Krieges und das tiefe Be­dauern über das jüngste Gemetzel unter den Mis­sionaren in China aussprechen, dem die Regierung die gebührende Beachtung zuwende. Auf die arme­nischen Gewaltthätigkeiten wird wahrscheinlich in scharfer Weise Bezug genommen mit Anspielung auf die vorgeschlagenen Reformer. Die Thronrede wird keine speziellen Ankündigungen über Gesetzentwürfe enthalten; die Darlegung des Regierungsprogramms wird bis zum Zusammentritt des Parlaments im Februar verschoben.

Afrika.

Das englische Geschwader ist am Montag von Tanger wieder abgefahren. Dagegen hat das

spanische Geschwader durch die Ankunft des Kriegs­schiffesAlfonso VII." noch eine Verstärkung erfahren. Wahrscheinlich werden nun auch die Spanier, die angeblich zur Ueberwachung des deutschen Geschwa­ders ihre Seemacht vor Tanger entfaltet haben, bald einsehen, daß sie sich umsonst bemüht haben. Schade um das Geld, das der Spaß kostet und das die Spanier anderweitig so nötig brauchen.

Amerika.

New-Aork, 15. Aug. 9000 Schneider­gesellen stellten, durch den Erfolg des letzten Schneiderstreiks ermutigt, heute die Arbeit ein. Sie verlangen Herabsetzung der Arbeitsstunden auf 59 Stunden pro Woche und eine 20prozentige Lohn­erhöhung. Man glaubt, daß 20 000 Arbeiter diese Woche die Arbeit einstellen. Die auf Urlaub befind­lichen Polizisten werden zurückberufen.

Kleinere Mitteiinnge«.

Herrenberg, 13. Aug. Gestern abend fiel in Hildriz­hausen der verheiratete 63jährige Weber Natter beim Futterholen auf die Scheuertenne und erlag nach zwei Stunden seinen Verletzungen.

Stuttgart, 13. Aug. Gegenüber der gemachten Mit­teilung, daß Raubmörder Vöfter noch immer der frivole Mensch sei, wird demSchw. B." nochmals konstatiert, daß Vöster große Angst vor dem Tode hat und wiederholt erklärt hat, er möchte noch gerne lange leben, so gehe es ihm ganz gut.

Ludwigsburg, 14. Aug. Gestern abend hat sich ein etwa 40 Jahre alter Besucher des K. Favoritenparks hier, im Portal des Schlößchens erschossen. Der Fremde war zuvor 2 Nächte im Bahnhotel hier über Nacht und hat sich als Kaufmann Euler aus Hannover in das Frem­denbuch eingetragen.

Heidenheim, 11. Aug. Von einer bei Mergelstetten lagernden, ca. SO Köpfe starken Zigeunerbande wurden gestern abend 8 Mitglieder wegen Diebstahlverdachtes an das Kgl. Amtsgericht hier eingeliefert. In einem der Wagen wurden nebst verschiedenen Waffen eine große Menge neuer Kleiderstoffe gefunden, welche zweifellos gestohlen sind. Die Eigentümer dieses Wagens haben sich nebst Zurücklassung derselben und des Pferdes in den nahen Wald geflüchtet.

Heilbronn, 14. Aug. Ein Revolver-Attentat, das gestern abend aus den Inhaber einer hiesigen Pianoforte- sabrik von einem seiner Arbeiter verübt wurde, erregt hier großes Aufsehen. Ueber den Hergang erfährt dieN.-Z." folgendes Nähere. Ein 47 Jahre alter Schreiner, ein sehr mittelmäßiger und unzuverlässiger Arbeiter, der nur aus Rücksicht auf seine Familie nicht schon längst entlassen worden war, hatte gestern vormittag wieder einmal sehr mangelhaft und schlecht gearbeitet, so daß ihm sein Ches sagte, so könne es nicht mehr weiter gehen, entweder er liefere bessere Arbeit oder verlasse die Fabrik. Auf dieses hin ging der Arbeiter sofort weg. Gegen S Uhr nachmit­tags kam er wieder und traf seinen Ches im Hausgang mit Besichtigung eines neuen Klaviers beschäftigt. Er trat auf ihn zu und rief:Entweder Du nimmst Dein Wort zurück, oder Du bist hin." Dabei zielte er auf seinen Chef mit einem geladenen Revolver. Durch einen glücklichen Umstand versagte der Schuß, sonst hätte die Kugel unbe­dingt getroffen. Der Angegriffene zog sich nun vor dem rabiaten Menschen in einen anstoßenden Saal zurück und schloß die Thüre ab. Der Mann polterte gegen die Thüre und wollte dieselbe erbrechen, was ihm aber nicht gelang. Als auf den Lärm der Geschäftsführer herbeikam, richtete der Arbeiter die Waffe gegen diesen. Durch das Hinzu­kommen des Sohnes des Arbeiters, der ebenfalls in der Fabrik beschäftigt ist, und der seinen Vater von hinten packte, .wurde weiteres Unheil verhindert. Der Attentäter begab sich nun nach der Wirtschaftzum eisernen Steg", wo er den Revolver liegen ließ und von da zu denDrei Königen", vorher jedoch noch gegen seinen Chef die Drohung ausstoßend:In ein paar Tagen bist Du doch hin." In der letztgenannten Wirtschaft wurde er von der telephonisch herbeigerufenen Polizei verhaftet und in sicheren Gewahr­sam gebracht.

Mannheim, 15. Aug. Der 70jährige Bürgermeister von Rödersheim bei Ludwigshafen wurde von einem jungen Strolch, mit dem er in Streit geriet, erstochen.

München, 13. Aug. DieMünch. Medicin. Wochen­schrift" hatte bei Besprechung der Verhältnisse in Wöris- hofen mitgeteilt, daß dort mit Zustimmung des Prälaten Kneipp Lupuskranke durch eine Kurpfuscherin behandelt worden seien. Ueber die Richtigkeit dieser Behauptung sind derCorresp. Hoffmann" zufolge amtliche Erhebungen eingeleitet worden.

Leipzig, 14. Aug. Heute nacht verstarb hier Frei­herr Bernhard v. Tauchnitz, der Herausgeber der bekann­ten Tauchnitz Edition, (lateinischer, griechischer Klas­siker rc. re.).

Breslau, 14. Aug. Der Güterzug Nr. 2062 entgleiste gestern zwischen Ratibor und Rendza, da ein wolkenbruch­artiger Gewitterregen die Geleise gelockert hatte. 13 leere Güterwagen wurden vollständig zersplittert und teilweise ineinander geschoben. Menschen sind nicht verletzt worden. Der Materialschaden beträgt ungefähr 45000 ^ Der Güterverkehr ist gesperrt. Der Personenverkehr wird ein­geleisig betrieben.

Opladen, 14. Aug. Gestern Abend trug sich hier ein Eisenbahnunglück zu. 14 Wagen kamen um halb 8 Uhr führerlos von Burscheid durch den hiesigen Bahnhof. Um dieselben anzuhalten, wurde ihnen eine Maschine ent­gegengeschickt. Der Anprall war so heftig, daß die Wagen sich haushoch übereinander türmten. Der Materialschaden ist groß. Der Lokomotivführer liegt unter den Trümmern

begraben. Der Heizer ist tot und der Bremser schwer verletzt.

Hamburg, 14. Aug. In letzter Nacht kam es auf der Hamburg-Altonaer Grenzscheide zu einem Zusammen­stoß zwischen Raufbolden und Polizeibeamten. Der Kampf dauerte einige Stunden, während dessen verschiedene Ver­wundungen vorkamen. Zuletzt fanden mehrere Verhaftungen statt.

Marienbad, 13. Aug. Gestern abend wurde irn Aufträge der Regierung der Spielsaal desClub des Et- rangers" geschloffeu und die Bankkasse beschlagnahmt. Dir Thüren des Spielsaals wurden polizeilich besetzt und dir Namen der anwesenden 200 Gäste ausaeschrieben. Hierauf wurden die Gäste entlassen.

Ancona, 13. Aug. Die Strafanstalt ist gestern voll­ständig niedergebrannt. Es gelang der Feuerwehr gemein­schaftlich mit einem starken Aufgebot von Soldaten, sämt­liche 800 Gefangene, die sich durchaus musterhaft benahmen und an den Löscharbeiten beteiligten, in Sicherheit zu bringen.

Um den Schrecken der französischen Fremden­legion zu entgehen, hatte ein in Naumburg geborener ehe­maliger Glasergeselle ein Vergehen gegangen, wegen dessen er sich dieser Tage vor dem Hamburger Schöffengericht zu verantworten hatte. Nachdem er in Algier und Tonking die größten Entbehrungen durchgemacht hatte, desertierte er von Tonking mit 15 andern Deutschen. Er schlug sich bis Marseille durch und hier schlich er sich auf den Rat eines schwedischen Matrosen an Bord des im Hafen zur Abfahrt nach Hamburg bereit liegenden deutschen Schiffs Neapel" und versteckte sich dort. Als das Schiff in See war, kam der blinde Passagier zum Vorschein. Wegen des hierin liegenden Betrugs zum Nachtheile der Rhederei war der Unglückliche angeklagt und wurde zu einer Gefängnis­strafe von 5 Tagen verurteilt, dis als verbüßt erklärt wurde. Der Angeklagte nahm diese Strafe hocherfreut an; in die Fremdenlegion kehrt er sicherlich nicht zurück.

Neapel, 14. Aug. Der Vesuv ist neuerdings in starker Bewegung.

Ein kaltgestellter Zuluprinz. Der Beherrscher des Zululandes, Ketschwayo, der seinerzeit ein tapferer Gegner der Engländer, schließlich gefangen und nach Kap­stadt in Verwahrung gebracht wurde, auch einst nach Eng­land reiste und sich der Königin Viktoria vorstellte, hinter­ließ als König des Zululandes einen Sohn, Dini Zulu. Dieser war ein intelligenter Mann, kannte die deutschen Zustände genau und sprach insbesondere mit großer Ver­ehrung von dem mächtigen Kaiser Wilhelm und seinem unbesiegbaren Heer. Im Jahr 1889 hatte er den Plan ge­faßt, Deutschland persönlich kennen zu lernen. Damit waren die Nachrichten über ihn abgeschlossen er ver­schwand. Jetzt berichtet der Afrikaforscher Einwald, der jahrelang im Zululand zubrachte, daß Dini Zulu eines Tages nach einer englischen Station berufen und dort ohne weiteres verhaftet wurde; man schiffte ihn nach der mitten im Atlantischen Ozean gelegenen Insel Helena ein, wo er vermutlich noch lebt. _

Landwirtschaft, Handel L Verkehr.

Calw, 14. Aug. Der heutige Viehmarkt war mit 439 Stück stark befahren. Milchvieh wurde bei steigenden Preisen lebhaft gehandelt und fette Ochsen fanden Absatz zum Teil zu hohen Preisen. Auch auf dem Schweinemarkt zeigte sich lebhafter Handel wie seither. Für Milchschweine wurden 1626 ^ und für Läufer 4060 ^ pro Paar gezahlt. _

Litterarisches.

Inhaltsverzeichnis von Nr. 59 derIllustrierte» Landwirtschaftliche» Zeitung", Berlin 8tV. 61, Blücher­platz 2. (Postzeitungsliste Nr. 3327) vierteljährlich 2.50 ^ Aufsatz. Teichwirtschaftliche Fragen. Unterhaltungs­teil. Landwirtschaftliches aus Rumänien. Abbildungen.. Rüben-Aushebemaschine. Read'scher Untergrundspflug. Sächsischer Ruhr- oder Pflöcker-Hakrnpflug. Patent- Sicherheits-Krippenhaken. Patent-Sicherheits-Kopfhaken. Kunstbeilage. Hannoversche Halbblut-RappstuteFred- ecke". Kleine Mitteilungen. Zur Errichtung von Land­wirtschaftskammern. Neue bayerische Akademie für Landwirtschaft. Der Saatgut-Wechsel. Stuten- und Fohlenschau zu Gotha. Direkter Kauf von Landwirten durch die Militär-Verwaltung. Zugprüfung schwerer Pferde für militärische Zwecke. Ungewöhnliche Renn­bahn-Erfolge. Zuchtfohlen-Jmport. Centralstelle für Pferde-Zucht und Handel. Hannoversche Halbblut-Rapp- stuteFredecke". Zur Schweinezucht in Friedrichswerth.

Ueber den Getreidehandel von 1894. Rüben-Ernte- maschine. Der Read'sche Untergrundspflug. Sächsischer Ruhr- oder Pflöcker-Hakenpflug. Patent-Sicherheits- Krippenhaken und Kopfhaken. Vorkommen von Tuber­kulose auf dem Leipziger Schlachthofe. Zur Vertilgung der Fritfliege. Meinungsaustausch. Vorurteile ge­genüber der rationellen Drainiermethode. Zur Garantie gegen Seide im Kleesamen. Fragen. Antworten. Beseitigung von Berberitzen-Sträuchern. Schale bei einem Wagenpferde. Sauerampfer ajff Brachfeldern. Geeigneter Pflug für Moordämme. Personalien. Vom Büchertisch. Briefkasten. Handelsteil.

Inhaltsverzeichnis derBlätter für die deutsche ausfrau", Beilage zurIllustrierten Landwirtschaftlichen eitung": Was andere sangen und sagten. Zur Gesund­heit: Das Schlafen bei offenem Fenster. Buntes Allerlei: Unser Kronprinz." Galizisches Geflügel auf dem Berliner Markt. Helle Musselinkleider zu waschen. Für die Küche: Zwei billige Tunken zu Karbonaden, Koteletten, Fisch u. a. Gramolate von Erdbeeren. Obstsenf. Vom Büchertisch.

Fragekasten. Briefkasten. Scherze. Markt. Wild- und Geflügelpreise. Feuilleton: Aus meinem Leben. V on Klara Meßlingen.

Hiezu das Unterhaltungsblatt Nr. 33 u. eine Beilage?

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiserffchen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.