Amts- und Intelligenz-Blatt flir den Oberamts -Bezirk Nagold.

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1895.

Der Einfachheit und des billigeren Porros halber werden wir vom 1. Aug. d. Js. ab die ^

Gebühren für nichtamtliche Inserate

von auswärtigen Auftraggebern

! jeweils am 1. d. Mts. nach Eingang der Aufträge !

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erheben und bitten höflich, solche bei Vorkommen einlösen zu wollen.

Nagold, 23. Juli 1895.

Die Grped. desGesellschafter".

Amtliches.

Nagold.

Bekanntmachung,

Straßensperre betreffend.

Die Straße von Haiterbach nach Bösingen ist infolge Renovation der Waldachbrücke bei der- singer Sägmühle bis auf Weiteres gesperrt.

Die Ortsvorsteher haben Vorstehendes in den Gemeinden bekannt zu machen.

Den 29. Juli 1895.

K. Oberamt. Vogt.

Der Regierungsbaumeister Gräsle bei der Eisenbahn­bausektion Heilbronn wurde zum Abteilungsingenieur bei dem bautechnischen Bureau der Generaldirektion der Staats­eisenbahnen ernannt.

Unsere Rekruten.

Zur Nachachtung wird derWürtt. Volksztg." aus sachverständigen Kreisen geschrieben:Wir möch­ten nicht versäumen, die im nächsten Herbst ein­rückenden Rekruten auf Verschiedenes aufmerksam zu machen, gegen was erfahrungsgemäß vielfach zum eigenen Schaden gefehlt wird.

Da ist zunächst die vorzeitige Anschaffung von eigenen Uniformen und Uniformsstücken.

Kein Soldat wird weder durch eine gesetzliche Bestimmung, noch von einem Vorgesetzten gezwungen, irgend welche eigene Sachen zu tragen. Oft behaup­ten freilich entlassene Reservisten solche Dinge, in der Absicht, einem Rekruten eine Mütze oder dergl. auf­zuhängen, die sich nachher als Schundware herausstellt. Bei der Compagnie erfährt später der Soldat, daß er die Mütze viel zu teuer bezahlt hat, oft auch, daß er sie gar nicht tragen dürfe wegen unvorschrifts­mäßiger Form.

Aber nicht nur vor dem Ankauf alter Sachen von Reservisten möchten wir warnen, sondern auch vor Neubeschaffungen, ehe der Mann einrückt.

Der Rekrut hat kein Urteil, ob ein Rock, eine Hose, gut sitzt oder schlecht, und noch weniger weiß er, was vorschriftsmäßig ist, und was er nicht tragen darf. Da hängt ihm dann ein Schneider für teures Geld Uniformen an, die er im besten Falle in seiner Garnison für weiteres Geld abändern lassen muß, die er aber auch manchmal gar nicht gebrauchen kann

Bei dem Truppenteil wird dem Soldaten gesagt, daß sie sich nichts machen lassen ohne die Bedingung an den Schneider, daß er alles zurücknimmt, was der Hauptmann für unvorschriftsmäßig oder schlecht sitzend erklärt.

Ferner schließen die meisten Compagnien für Mützen, Säbelkoppeln rc. mit irgend welchen Liefer­anten Verträge ab, so daß der Soldat billig einkauft und sicher geht, gute Ware zu bekommen.

Der langen Rede kurzer Sinn ist also: Der

Rekrut kaufe sich keine eigenen Uniforms­stücke, besonders nicht unter der Hand, bis ihm sein Hauptmann das Nötige hierüber gesagt hat, und wer mittellos ist, der kaufe sich überhaupt nichts. Das erster« gilt auch ebenso, wie für die Rekruten, für Einjährige.

Als zweites möchten wir darauf aufmerksam machen, daß vielfach die einrückenden Mannschaften um ihr Geld auf Nimmerwiedersehen ange- aumpt werden. Dem unerfahrenen Rekruten wird da beschrieben, wie leicht verhältnismäßig in der Kaserne das Stehlen sei, wo ja so viele Leute von allerlei Denkart und Vergangenheit eng bei einander wohnten.

Deshalb wird dem zukünftigen Soldaten von irgend einem scheinbar Wohlwollenden der Rat erteilt, sein Geld ihm zum Aufheben an sicherer Stelle zu übergeben. Für die so aufgehobene Summe hat aber der Eigentümer regelmäßig das Nachsehen. Er kann froh sein, wenn er mit vieler Mühe nach langer Zeit einen Teil wiederbekommt.

Die Militärbehörden haben an die Gefahr des Bestohlenwerdens in den Kasernen gedacht, längst ehe irgend ein Schwindler seinen harmlosen Landsmann hierüber belehrte. Und um diese Diebstahlsgefahr wenigstens einzuschränken, nehmen die Compagniechefs in Verwahrung, was der Soldat über eine bestimmte Summe, etwa zehn Mark hinaus, besitzt. Eine Aus­gabenkontrolle, wie die erwähnten Bauernfänger be­haupten, ist dies nicht, und ebenso macht der Rück­empfang für den Soldaten keine Schwierigkeiten irgend welcher Art. Auch alle Behauptungen, dieses Geld sei nicht sicher vor Händen, die sich gerne schmieren lassen, alle diese Behauptungen sind unwahr, denn niemand, als der Hauptmann, bekommt das Geld in die Hände.

Hierher gehört auch, daß Angehörige von Sol­daten thörichterweise Geld in gewöhnlichen Brie­fen schicken, um die Sendung geheim zu halten. Neben seiner Strafbarkeit ist dies das beste Mittel, Geld ohne Schadenersatz zu verlieren, denn viele Briefe an Rekruten sind wegen mangelhafter Adresse unbestellbar.

Endlich möchten wir noch auf ein drittes Hinweisen. Mancher Rekrut, der sonst recht mäßig lebt, bildet sich ein, zum Soldatwerden gehöre ein Rausch.

Demselben Manne würde es nie einfallen, in eine neue Stelle betrunken zu kommen. Er würde es ganz am Platz finden, daß ein Meister einen solchen Ge­sellen gar nicht nimmt.

Vom Nichtnehmen kann ja beim Militär nicht die Rede sein, aber daß ein Rekrut sich durch diesen Rausch sofort in das Renommee eines Trunkenboldes bei seinen Vorgesetzten bringt, daß er lange zu thun hat, bis er nicht mehr als solcher behandelt wird, dies wird jeder billig denkende einsehen und niemand den Vorgesetzten ihr Verhalten verargen."

Tages-Weuigkeilen.

Deutsches Reich.

* Nagold, 29. Juli. Gestern nachmittag 4 Uhr hielt der hiesigeLiederkranz" seine51.Generalversamm­lung im Gasthof z.Rößle" ab, wobei der Vor­stand, H. Stadtsch. Brodbeck, einen kurzen Rück­blick über das vergangene Jahr gab. Nach dem­selben hat der Verein ein schweres Jahr hinter sich, da es erst seit kurzem gelungen ist, in Hrn. Prä- parandenlehrer Kocher einen neuen, tüchtigen Musik­direktor zu erwerben. Es waren im Laufe des Jahres an die Herren Oberpostmeister Steidle in Stuttgart

und Professor Burkhardt in Nürtingen Ehren­diplome abgegeben worden und heute wird Hrn. Stadt­pfleger Kapp, der dem Liederkranz 14 Jahre lang vorgestanden hat, in Anerkennung seiner großen Ver­dienste um denselben und aus Dankbarkeit ein Ehren­diplom mit der Ernennung zum Ehrenvorstand überreicht. Unter herzlicher Ansprache übergab Herr Stadtschultheiß Brodbeck das Diplom an Hrn. Stadtpfleger Kapp, auf welchen sodann ein begeister­tes Hoch ausgebracht wurde. Herr Kapp dankte tief gerührt für die ihm gewordene Ehrung, indem er versicherte, auch sein ganzes übriges Leben als alter Sänger demLiederkranz" Treue bewahren zu wollen. Der Verein zählt zur Zeit 32 Sänger und 152 Ehrenmitglieder. Die Einnahmen belaufen sich im Jahr 1894 auf 740,25 -^5, die Ausgaben auf 726,18 Kassenbestand somit 14,07 Bei der Handwerkerbank sind verzins!, angelegt 626,27 gegen das Vorjahr mehr 212,69^. Die Schulden betragen noch 310 ^5, bestehend in Fahnenaklien. Es ist zu hoffen, daß wie bisher auch fernerhin manche Aktie dem Verein geschenkt werden möge, so daß die Schulden geringer werden. Der Jahres­bericht stattet auch dem Ehrenmusik-Vorstand, Herrn Musikoberlehrer Hegele, für sein in der dirokterlosen Zeit so gütiges Einspringen, dem neuen Musikdirektor Herrn Präparandenlehrer Kocher für seine unermüd­liche Thätigkeit, dem Herrn Kassier und Bibliothekar C. Schwarzkops für seine große Mühewaltung den verdienten Dankdes Vereins ab. Es folgte dann die Wahl des Ausschusses, bestehend aus Vorstand, Vice-Vorstand, Musikdirektor und 2 Ehrenmitgliedern; dieselbe voll­zog sich ebenso einfach als richtig dadurch, daß sämt­liche bisherigen Ausschußmitglieder durch Akklamation wiedergewählt wurden. Wir erwähnen noch, daß das Ehrendiplom in gelungener, künstlerischer Farben­ausführung von Herrn Maler Hespeler hier ge­fertigt ist und von heute ab im Schaufenster der G. W. Zaiser'schen Buchh. ausgestellt sein wird. An die Generalversammlung schloß sich um 5 Uhr das Wohlthätigkeitskonzert desLiederkranzes" Der neue Herr Musikdirektor und seine Sänger für die Hagelbeschädigten in der Turnhalle an. hatten ein sehr ansprechendes Programm gewählt, dessen einzelne Nummern so recht dazu angethan waren, milde Stimmung unter den überaus zahl­reichen Zuhörern hervorzubringen. Die Sänger, namentlich auch H. Musikdirektor Kocher mit seinen Tenorsoli, haben zum Herzen gesungen und aus Dankbarkeit dafür, wohl aber auch in Bethätigung des bei der Nagolder Einwohnerschaft stets vorhan­denen Wohlthätigkeitssinns, gaben die Zuhörer gerne und reichlich, so daß die Tellersammlung 145 ^ ergab. Nach Schluß des Programms wurde auf die Sänger ein Hoch ausgebracht, in welches die ganze Versammlung freudig einstimmte.

* Nagold, 29. Juli. Am Freitag Abend ver­sammelte sich im Gasthof z.Traube" in Altensteig eine aus allen Kreisen bestehende ansehnliche Gesell­schaft um dem nach 15jähriger Thätigkeit von Alten­steig nach Stuttgart abberufenen H. Kameralamts- buchhalter Lang und Familie eine schöne Abschiedsfeier zu widmen. In Rede und Gesang wurde H. Lang gefeiert, der als Beamter und Mensch gleich tüchtig und liebenswürdig eine fühlbare Lücke im gesellschaft­lichen Leben Altensteigs zurücklassen wird. H. Lang tritt heute seinen neuen Posten als Revisor beim Kgl. Steuerkollegium in Stuttgart an, während seine Familie noch einige Wochen in Altensteig verbleiben wird.

t. Rohrdorf, 27. Juli. Gestern kamen wie­der, wie schon mehrere Jahre, 20 Knaben aus Stutt-