Sart als Ferienkolonisten, beaufsichtigt von einem Lehrer, hieher. Es sind meist schmächtige Bürschlein mit bleichen Gesichtern. Wünschen und hoffen wir, daß die gute Verpflegung bei H. Ochsenwirt Seeger und die vorzügliche Waldesluft bei den erholungsbedürftigen Knaben in den vier Wochen, die sie hier perbleiben dürfen, den besten Erfolg haben mögen, s —t. Vom hintern Wald, 27. Juli. In letz- Z) ter Woche wurden viele Fässer Heidelbeeren aus den verschiedenen Waldorten abgeführt. Da der Ertrag an Heidelbeeren Heuer ein sehr ergiebiger ist, so kann noch manches Faß gefüllt werden, und im Interesse der Waldbewohner, denen die Heidelbeer- ernte eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle ist, wäre sehr zu wünschen, daß die Nachfrage nach Heidelbeeren, die in den letzten Tagen etwas zurück- qmg, wieder eine regere würde. Jetzt erst reifen dieselben bei der vorzüglichen Witterung vollends recht aus und sind wegen ihres größeren Zuckergehalts sowohl zum Einmachen als auch zu Heidelbeer- geist geeigneter als die früher gesammelten. — Hei- detbeersammler fanden in der letzten Woche verschiedene niedergegangene Luftballone, die vollständig die Form eines Pferdes hatten, in den Wäldern (bei Ettmannsweiler, bei Aichelberg und im Enzthal.) Wie man hört, wurden dieselben von Luftkurgästen aus dem Kaltenbronnen aufgelassen und hatten in den Lüften einen Weg von 50 bis 60 km zurückgelegt, bis sie niedergingen. ^
Hochdorf i. Gäu, 25. Juli. Verschiedene Lehrer der Bezirke Herrenberg, Nagold und Freudenstadt hielten heute nachm, hier ihre jährliche Gauversammlung ab. Auf der Tagesordnung stand ein Referat über Artikel 34 des Volksschulgesetzes von 1836. In demselben ist die Rede von der Einrechnung der Ncbenbezüge, besonders auch für Mesnerdienste in d:e Gehalte der Schulstellen. Der interessante, gründlich ausgearbeitete Vortrag, welcher die Härten dieses Artikels zum Ausdruck brachte, fand großen Beifall. Drs weiteren wurde die Vereinigung der beiden Un- terstützungsvereine mit dem Sitz in Stuttgart und Ulm von allen Anwesenden gut geheißen. Besonders kam der Gedanke zum Ausdruck, daß für die seitherigen Mitglieder durchaus kein Nachteil entstehe, während die Vorteile nicht zu unterschätzen seien. In der Zeit und dem Ort für die nächste Gauver- sammlung wurde keine Aenderung getroffen. (S. B.)
Tübingen, 25. Juli. Die heute hier tagende Landesversammlung der württ. Körperschaftsbeamten Iprach sich einstimmig dahin aus, daß es mit den Grundsätzen der Verfassung nicht vereinbar erscheine, daß ein Kandidat, der vor der Wahl zum Ortsvor- steher die Erklärung abgegeben hat, sich nach dem Abtauf einer bestimmten Zeit einer Neuwahl unterwerfen zu wollen, die staatliche Bestätigung erhalten tonne, und beschloß, eine Kommission zur Berichter- iraltung nach Einholung eines Rechtsgutachtens zu tüftelten.
Stuttgart, 26. Juli. Der Wahlkampf im Vll. württembergifchen Reichstagswahlkreis wud aller Voraussicht nach ein ziemlich heftiger werden. Der „Beobachter" fordert bereits heute feine Parteigenossen auf, sich durch die Ereignisse nicht überraschen zu lassen, sondern alsbald mit der Agitation zu beginnen. Die Sozi werden eine Zähl- tandidatur aufstellen und voraussichtlich ihr neues Agrarprogramm in dem vorwiegend ländlichen Wahl- trr.s bei der Agitation spielen lassen. Es dürfte dies das erste Versuchsobjekt für dessen Zugkraft ab- geden. — Freiherr v. Gültlingen, von dem es noch nicht feststeht, ob er wieder kandidieren wird, hat das letztemal mit einer Majorität von 716 Stimmen gesiegt. (Schw. B.)
Stuttgart, 26. Juli. Gestern abend erstattete Laadtagsabg. Kloß über seine Thätigkeit im Landtag Erricht in der Arbeiterhalle. Er verteidigte dabei die mancherlei Abstimmungen, die ihm und seinem <--eaossen Glaser zum Teil aus den Reihen der eigenen Pa eiei Anfechtungen zugezogen haben. Genosse Hil- deiibrand wandte sich gegen die Volkspartei, die sich jetzt als „soziale Demokratie" aufspiele, aber in allen fallen, wo sie ihre Arbeiterfreundlichkeit bewähren konnte, stets im Stiche lasse.
Stuttgart, 27. Juli. In Anwesenheit von ca. SV dis 60 mit Karten versehenen Herren, welche alle in schwarzer Meldung bezw. Uniform erschienen waren, fand heute früh 0 >tnkl 6 Uhr im Hofe des Pönitentiarhauses die Hin-! Achtung des Raubmörders Martin Mauth von! A.ormgen OA. Sulz statt. Der Delinquent schien kurz j oocher geweint zu haben, hörte aber die nochmalige Ver- - .Zmig des Todesurteils und der Königl. Entschließung,
wonach Se. Majestät von dem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch machen will, durchaus gefaßt und nur mit leichtem Augenzwinkern an. Die Zeremonie des Stabzerbrechens fand nicht statt. Der Delinquent ließ sich ruhig auf das Brett schnallen. Nach wenigen Sekunden lag sein Haupt in dem mit Sägespähnen gefüllten Korbe. Pfarrer Falch sprach noch ein Gebet und damit war die ernste Sache zu Ende.
Heilbronn, 25. Juli. Vorgestern traf hier der kaiserlich türkische Botschafter Exc. Effendi Adami hier ein, um der kais. türkischen Hofpianofortesabrik G. L. Nagel einen Besuch abzustatten. Der Botschafter ist gestern wieder abgereist. Wie wir hören, hat er bei der genannten Firma verschiedene Bestellungen für den Hof in Konstantmopet gemacht. (Sch. B.)
Karlsruhe, 25. Juli. Gestern, am 29. Jahres tag des Gefechts zwischen Preußen und Württemberger bei Tauberbischofsheim legte eine Deputation des württ. Bataillions in Mergentheim, bestehend aus 10 Offizieren, 2 Feldwebeln und einem Gemeinen, an dem Württemberger Denkmal, sowie auf die Gräber der gefallenen Württemberger und Preußen auf dem Friedhof in Tauberbischofsheim Kränze nieder. Darnach hielt Major Stein den Herren der Deputation auf freiem Felde, von wo man das Terrain sehen konnte, einen Vortrag über das Gefecht. (Schw. B.)
Koburg, 26. Juli. Fürst Ferdinand von Bub garien mit Gemahlin ist hier eingetroffen, ebenso Prinzessin Clementine von Koburg. (Da der regierende ^Herzog von Koburg zugleich Chef des Gesamthauses Koburg ist, dem ja auch Fürst Ferdinand angehört, so wird wahrscheinlich die bulgarische Angelegenheit Gegenstand eines koburgischen Familienrates sein.)
Berlin, 26. Juli. Das „Berliner Tageblatt" meldet aus London: Die Stralsunder Brigg „Adolph" ist auf der Reise von Stettin nach Sunderland mit Mann und Maus untergegangen. — Der „Lokalanz." erfährt: Das in Saint Nazarin vom Stapel gelassene Panzerschiff „Massena", eines der größten Schlachtschiffe Frankreichs, scheiterte sofort nach dem Stapellauf. Dasselbe sitzt mit dem Hinterteil auf einem Felsen fest.
Oesterreich-Ungarn.
Gewiß haben die wenigsten Leute gewußt, daß der aus einem schwäbischen Geschlecht stammende Graf Bernhard Rechberg, der von 1889 bis 1864 österreichischer Ministerpräsident und Minister des Auswärtigen war, noch am Leben sei; alle Welt hielt ihn für gestorben. Jetzt ist in Wienern Blättern zu lesen, daß er vor einigen Tagen am 17. Juli, auf Schloß Kettenberg bei Schwechat seinen 89. Geburtstag gefeiert hat. Er ist neben dem Fürsten Bismarck der letzte Ueberlebende jener Reihe von Staatsmännern, die an der geschichtlichen Wendung von 1866 mitthätig oder vorbereitend beteiligt waren.
Schweden-Norwegen.
Nyland (Schweden), 25. Juli. Der deutsche Kaiser trat heute abend seine Rückreise nach Saßnitz an, wo die Ankunft am Samstag nachmittag erfolgen wird.
Serbien.
Belgrad, 26. Juli. Von dem Gesetzentwurf gegen die Haiducken, welcher der Skupschtina vorgelegt wurde, verdient wenigstens der erste Absatz im Wortlaut mitgeteilt zu werden. Hier ist er. Artikel 1: Als Haiduck ist derjenige anzusehen, der sich den Landesbehörden entzogen hat, um entweder allein oder im Verein mit Genossen eigenmächtig im Lande zu leben und Verbrechen zu verüben. Jeder Haiducke ist aufzufordern, sich binnen fünf Tagen der Behörde zu stellen, widrigenfalls es Jedermann erlaubt ist, ihn zu erschlagen.
Amerika.
New-Iork, 24. Juli. In Spring-Balley (Illinois) verlangten 600 Grubenarbeiter einen Kontrakt, nach welchem sie ohne jeden Lohn arbeiten, wenn man ihnen und ihren Familien Wohnung, Nahrung u. s. w. verschaffen wolle. Diese Arbeiter, die besten des ganzen Gebietes, haben in 3 Jahren an allem Mangel gelitten und erklären, lieber zur Leibeigenschaft zurückkehren zu wollen, als in dem Elend, in dem sie jetzt selbständig leben, zu verbleiben.
A fien.
Shanghai, 25. Juli. Dis jap. Regierung verlangt von China eine Erhöhung der Kriegsentschädigung im Betrag von 7 500 000 Taels als Ausgleich für die Rückgabe von Liao-tong.
'' Kleinere Mitteilungen.
^ Teinach, 26. Juli. Das gestern hier gehaltene Jako bifest zeigte leider auch die allenthalben zu beobachtende Thatfache, daß die Ursprünglichkeit von Volkssitte und Volkstracht in moderner Verflachung rasch dahinschwinde und daß letztere schon jetzt lediglich dem Gebiete des Kultur-Historikers angehören. Es fehlte selbst und zwar zum erstenmal das bisher so viele Belustigung bietende Eselweltrennen, weil die Verbesserung der Bergstraßen, sowie die schwierige Nachzucht der Esel und Maulesel unsere Müller veranlaßt«, ihre Frucht- und Mehltransporte nunmehr mit Pferden und Wagen zu besorgen. -- Der Eintritt der Ferien hat sich durch Zunahme des Badbe- suchS deutlich zu erkennen gegeben.
Reutlingen, 2S. Juli. Vergangene Nacht erschoß sich hier im Gurten seines elterlichen Hauses ein erst seit kurzer Zeit ans Amerika zurückgekehrter 21jähriger Verwaltungskandidat. Motiv ist lt. „G.-A." unbekannt.
Waldenbuch, 25. Juli. Ueber den gemeldeten Unglücksfall, welcher mit dem Tod des Maurers Raichle von Plattenhardt endete, wird dem „9k. T." noch geschrieben, daß der Getötete nebst den beiden andern bei der Sache beteiligten Wilderern von Plattenhardt schon am Sonntag- morgen in dem Walde, wo sich das Unheil zutrug, gejagt und dabei eine Rehkitze erlegt haben. Ueber Mittag waren die Bursche zu Hause, gingen aber nachmittags wieder in den Wald und setzten ihr Unwesen fort. Abends, als sie mit ihrer Beute heimkehren und an der verhängnisvollen Waldesstelle ihre Gewehre verstecken wollten, entlud sich eines derselben, wahrscheinlich infolge ungeschickter Handhabung, riß dem Maurer Mack zwei Finger ab und traf den Maurer Raichle in Unterleib und Oberschenkel. Sein Tod erfolgte durch Verblutung. Hierauf flüchtete sich Mack nach Hause, und am Sonntagabend noch wurde die Sache in Plattenhardt bekannt. Durch die vorgenommenen umfassenden Durchsuchungen gelang es dem Stationskommandanten Ott und den Landjägern Geiger und Schlum- berger, unumstößliche Beweise für die Wilderei dieser Bursche zu erbringen und auch den dritten. Ehr. Schmid Plattenhardt, festzunehmen und an das K. Amtsgericht einzuliefern.
Metzingen, 2S. Juli. In der hiesigen Stadt giebt es nur einige öffentliche, von der Stadt zu unterhaltende Brunnen, so daß die meisten Hausbesitzer genötigt sind, ihre eigenen Brunnen zu haben, welche in der Regel Schöpfbrunnen sind und sich gar oft in arg vernachlässigtem Zustand befinden. Da die meisten Dunggruben nicht auszementiert sind und den Inhalt durchsickern lassen, so liegt bei dem lockern, kiesigen Untergrund die Gefahr sehr nahe, daß sich laut „N. T." die Jauche mit dem Trinkwasser vermischt, wodurch Krankheiten hervorgerufen werden. Gegenwärtig liegen 4 Personen schwer krank darnieder, welche von solch verunreinigtem Wasser getrunken haben. Der Lieblingsgedanke unseres Stadtvorstandes, die Stadt außer mit Licht auch mit gutem Trinkwasser zu versorgen, wird durch solch betrübende Vorkommnisse nach und nach auch bei den Gegnern des Projekts immer mehr Anklang finden.
Urach, 2S. Juli. Der Schäferlauf fand heute in althergebrachter Weise bei sehr zahlreichem Besuch von hier und auswärts statt. Nach dem Gottesdienst begab sich der Festzug unter den Klängen der städt. Kapelle auf den Festplatz, wo der Wettlauf der Schäfer und Schäferinnen um die städtischen Preise begann. Es folgte der Hahnentanz und der Wettlauf der Wasserträgerinnen, eine Zuthat der verst. Frau Prof. Bardili von hier und aus Pietät gegen dieselbe im Festprogramm beibehalten. — Der 20 Jahre lang als Festordner und Zugführer beim Schäferlauf thätig gewesene Metzger Louis Schlegel, der am Dienstag vom Schlage gerührt worden war, wurde abends 6 Uhr unter zahlreicher Begleitung der Festteilnehmer beerdigt.
Bochum, 26. Juli. Das Grubenunglück m der Zeche „Preußen" entstand durch schlagende Wetter und eine Kohlenstaubexplosion. Abends 11 Uhr waren 20 Tote und 9 Verwundete zu Tage gefördert. 10 bis 12 Mann sind noch in der Grube.
Berlin, 28. Juli. Eine Aufsehen erregende Operation hat gestern Geheimrat v. Baderleben an einer 21- jährigen Lehrerin vorgenommen. Das Mädchen litt seit Jahren an heftigen Kopfschmerzen, die sich in letzter Zeit bis zur Unerträglichkeit steigerten. Sie klagte besonders über Stiche auf der rechten Kopfseite. Geheimrat von Baderleben öffnete den Schädel und machte die Entdeckung, daß in dem Gehirn eine Stopfnadel steckte. Es gelang dem Arzt, die Nadel bei äußerster Vorsicht zu entfernen, wonach der Schmerz sofort nachgelassen hat. Man hofft, das Mädchen am Leben zu erhalten. Wie die Nadel in das Gehirn gelangte, war nicht zu ermitteln.
Fünfkirchen, 24. Juli. Bei einer Brückenarbeit sind 42 Arbeiter an der sogenannten Caissonkrankheit gestorben.
Wien, 26. Juli. In der russischen Provinz Wohl-- hynien tritt die Cholera heftig auf. Neuerdings wurden 93 Erkrankungen konstatiert. 28 sind tötlich verlaufen.
Philadelphia, 28. Juli. Der amerikanische Schooner „Carrie Lane" meldet, daß am 24. d. Mts. in der Höhe von Cap San Antonio auf Cuba ein spanisches Kanonenboot auf ihn gefeuert und ihn durchsucht habe.
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