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Amts- und Intelligenz -Blatt flir den Oberamks-Bezirk Nagold.

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Samstag 20. Juki

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1895.

Die zweite theologische Dienstprüfung haben u. «. be­standen: Eug. Lachenmann. Stadtv..Nagold. Fr. Löbich. Stadtv., Neuenbürg, Teophil Metzger, Pfarrverw., Holz- Lronn.

Von den Schülern, welche sich bei der diesjährigen Konkursprüfung für die Aufnahme in das evangelische Seminar in Maulbronn eingefunden haben, ist u. a. nach- Lenannter als Seminarist ausgenommen worden: Natbanael Hohbach, Sohn des Dekans in Herrenberg.

Gestorben:

Mtensteig.

Ludwig Schaupp, Schreinermeister.

tzages-Weuigkeiten.

Deutsches Reich.

Nagold. Zu den Gesetzen, deren Revision auf die Tagesordnung gesetzt ist, hat sich neuerdings auch das Reichspreßgesetz gesellt. Nur ist in diesen Fällen die Revision nicht von der Stelle angeregt, welche dieKlinke der Gesetzgebung" in der Hand hält, sondern die Schriftsteller und Journalisten sind es, welche eine Abänderung des bestehenden Rechts für erforderlich halten und ihre Vorschläge auf dem diesjährigen Schriftstellertage formulieren wollen.

* Nagold, 19. Juli. Heute morgen 4 Uhr ertönten Böllerschüsse von unseren Höhen zur Er­innerung an die heute vor 25 Jahren erfolgte sranz.

Kriegserklärung.

x Mindersbach, 17. Juli. Heute nachmittag 4 Uhr zog abermals ein schweres Gewitter über einen Teil unserer Markung. Ein wolkenbruchartiger Regen, vermischt mit schwerem Hagel bis zur Größe einer Haselnuß, vernichtete den größten Teil der von dem Gewitter am 1. Juli d. I. verschonten Ernte. Einsender dieses ging an einem, vor dem Gewitter prachtvoll stehenden Gerstenfelde vorüber, das nun mit seinen, der Aehren beraubten Halme einen trostlosen Anblick bietet. Es war die letzte Hoffnung des Eigentümers. Auch in dem Haberfeldes rostigen Nadel öffnete, hat das Gewitter schweren Schaden angerichtet.

Aus einem weiteren Bericht ist anzuführen, daß die-

Tage zogen gegen 3 Uhr ganz unerwartet Gewitter­wolken am Horizonte herauf. Einige schwache Donner­schläge ließen sich hören, dann erdröhnte plötzlich ein so gewaltiger Donnerstreich, daß jedermann glaubte, in nächster Nähe von ihm habe es eingeschlagen. Es stand auch kaum 5 Minuten an, dann durchlief schon die Schreckenskunde die Straßen der Stadt, die 22jährige Tochter des Kirchengemeindepflegers G. Schübel, seit Jahr mit Schmied I. Luz, jun. in glücklicher Ehe lebend, sei auf dem Heimweg vom Felde, im sogen. Girgelesweg, vom Blitze erschlagen worden. Sie war sofort tot; vom Arzt sogleich angestellte Wiederbelebungsversuche erwiesen sich leider erfolglos; der Strahl hatte sie ins Herz getroffen. Die unmittelbar hinter der Verunglückten gehende Schwägerin und deren Magd kamen mit dem bloßen Schrecken davon. Der Schmerz der Angehörigen der so jäh aus dem Leben Abgerufenen ist begreif­licherweise ein tiefgehender, die Teilnahme der Ein­wohner an dieser schweren Heimsuchung aber auch eine allgemeine. Als der Gewitterregen sich zu Ende neigte, gaben einige niederfallende Schlossen der Befürchtung Raum, es werde noch ein Hagel­schlag Nachfolgen, was gottlob nicht eintraf. Der östliche Teil der hiesigen Markung ist in diesem Mo­nat schon einmal zu gleicher Zeit mit verschiedenen Gemeinden des Nagoldthales vo.m Hagelschlag em­pfindlich getroffen worden, infolge dessen mancher Familienvater mit banger Sorge der Zukunft ent­gegensieht.

-s- Im hiesigen Krankenhaus verstarb gestern ein seit mehreren Jahren in Beihingen verheirateter, aus Ettmannsweiler gebürtiger junger Mann Namens Reinhardt an Blutvergiftung. Dieselbe soll er sich letzten Samstag oder Sonntag dadurch selbst zuge­zogen haben, daß er ein kleines Eitergeschwür, das sich an seinem Zahnfleisch gebildet hatte, mit einer

Gerste zu vernichtet und somit nur noch Er­trag zu erhoffen ist. Auch die Regengüsse haben sehr geschadet; laut Mitteilung sollen infolge der­selben manche der Stöckacher Aecker verwüstet worden sein. Auch in Nothfelden und Ebhausen hat das Gewitter am 17. Juli schrecklich gehaust und Kartoffeln, Kraut, Erbsen und Gartengewächse zer­stört. Das Elend und der Jammer ist groß. Hilfe thut not.

Schönbronn. (Einges.) Traurige Folgen hat das Hagelwetter am 1. Juli an den Früchten auf unserer Markung hinterlassen; es ist ein allgemeiner großer Schaden und nur wenigen ist es beschieden, etwas von ihren Felderzeugnissen einheimsen zu dürfen. Da die Winterfrucht total, sowie die Sommerfrüchte größtenteils auch vernichtet sind, so ist man des Erntegeschäftes ganz enthoben. In gegenwärtiger Zeit beschäftigt man sich mit Abmähen der zerhackten Früchte, um nur noch etwas Stroh zu bekommen. Die Bäume sind zerschlagen, und das wenige Obst, das daran war, ist vernichtet. Auch von einer Hopfenernte ist keine Rede mehr. Wir aber haben die Hoffnung, Gott werde Herzen erwecken, die uns, so viel ihnen möglich ist, unterstützen und die Not lindern werden.

Haiterbach, 17. Juli.Mitten wir im 'Leben sind mit dem Tod umfangen." Dieser Vers aus dem bekannten Lutherliede wurde heute nach­mittag der hiesigen Gemeinde im buchstäblichen Sinne des Wortes mit Donnerstimme in Erinnerung ge­bracht. Nach der tropischen Hitze der vorhergehenden

skJ^-'Aus dem Schwarzwald schreibt derBeob." üi ü.: Das Nagoldthal hat jetzt eine Eisenbahn von Altensteig bis Pforzheim und dann weiter bis Mann­heim, dem Hauptstapelplatz des Schwarzwaldholzes. Trotzdezn gehen noch jährlich über hundert Flöße mit schwerer Oblast den Wasserweg ganz gemütlich neben der Eisenbahn einher. Der Staat wendet jährlich Summen auf für die Flößerei durch In­standhaltung der Wasserstuben und wird dadurch szur eigener größter Konkurrent. Hundert und mehr Eisenbahnzüge nicht nur Waggons würden der Bahn zu gute kommen, wenn die Flößerei ab­geschafft würde, und dieselbe zweifellos rentabel machen, während der Aufwand zur Unterhaltung der Wasserstuben wegfallen würde. Die Wasserkräfte könnten veräußert werden und dadurch würde weitere Gelegenheit zur Verarbeitung gefunden, ebenso würden fleißige Hände lohnende Arbeit finden. Nachdem nun in die entlegensten Orte auf Kosten des Staates und der Korporationen neue Straßen gebaut sind, so liegt der bequemen Zufahrt der Hölzer nach Alten­steig nichts mehr im Wege, allerdings müßte für Ladestellen des Langholzes resp. Rampen aufs zweck­mäßigste gesorgt werden, so daß das Verladen rasch und ohne viel Mühe geschehen kann. Die Befürch­tung, das Holz würde nach Abschaffung der Flößerei billiger werden und die Forstverwaltung dadurch Ein­buße erleiden, wird sich als eine irrige erweisen. Wenn obige Bedingungen erfüllt sind und anderwärts bei Massentransporten billige Tarife eingeführt werden, so werden sich bei den Holzverkäufen auch diejenigen Händler einfinden, die bis jetzt auf den Zwischenhandel der Händler des oberen Nagoldthales angewiesen waren.

Stuttgart. Ueber die beiven vom Schwurgericht zum Tod verurteilten Raubmörder verlautet, daß der Dienst­knecht Mauth, der den Mord auf dem Kochenhof begangen hat, bereits ein Gnadengesuch eingereicht hat, ebenso sein Verteidiger Dr. Schmal. Von dem wegen'des Neckarremser Mords verurteilten Ziegeleiarbeiter Vöster soll dasselbe bevorstehen. (N. Tgbl.)

Stuttgart, 16. Juli. DasRegierungsblatt für das Königreich Württemberg" Nr. 16 vom 13. Juli, enthält das Gesetz betreffend die Abstufung der Malzsteuer. Das Gesetz ist gegeben Bebenhausen den 8. Juni.

? Das 52. Jahresfest des württ. Haupt­vereins der Gustav-Adolf-Stiftung wurde in Geislingen gefeiert. In der prachtvoll restaurierten Kirche, auf deren Vorplatz das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms steht, fand die Versammlung der so ziem­lich aus dem ganzen Lande erschienenen geistlichen und weltlichen Vertreter der Zweigvereine statt. Etwa 100 000 Mark betrugen die Einnahmen des letzten Jahres. Davon geht ein Drittel an den deutschen Hauptverein. Besondere Freude war es, Heuer das angefallene Schaber'sche Vermächtnis mit 24000 zur Verteilung zu bringen. Von dem durch Bauinspektor Naschold in Rottenburg testa­mentarisch hinterlassenen Vermögen in annähernd demselben Betrag dürfen nächstdem allerdings nur die Zinsen verwendet werden. Viele dringende Wünsche im In- und Ausland konnten Heuer be­friedigt, noch mehr mußten zurückgestellt werden. Trotz der Not der Zeit, deren mit herzlicher Teil­nahme wiederholt nnd von allen Seiten brüderlich gedacht wurde, konnte noch ein Festangebinde des Geislinger Bezirks und der Nachbar-Diözese von etwa 5000 ^ überreicht werden. Die berühmte Metallwarenfabrik hatte einen ganzen Tisch voll hei­liger Gesöffe in prächtiger Ausstellung großherzig für die armen evangelischen Gemeinden in der Zer­streuung gestiftet. Neben den großen Gaben wur­den aber nicht weniger hoch geschätzt undver­dankt" die Scherflein der Witwen und Dienstboten, oder sinnige Gaben, wie wenn ein Stuttgarter den Erlös seines schönen Rosenstocks mit reizendem Ge­dichte, oder ein Ungenannter eine Kiste alt Eisen Brocken für die Glocken" der zu erbauenden evang. Kirche in Fulda dem Vorstand übersandte. Der 77jährige ehrwürdige Oberhirte des Sprengels, Prä­lat v. Lechler. entbot der Versammlung persönlich seine Segenswünsche, während der Vorsitzende, Hos- prediger Dr. Braun, mit jugendlicher Frische und seinem Takt stets auf jeden Gruß das richtige und schönste Wort der Erwiderung fand, aber auch an­dringende Bitten und Forderungen mit schlagfertigem Humor abzulenken und zu vertrösten verstand. Ueber- haupt trat während des Festes in wohlthuender Weise zutage eine glückliche Harmonie zwischen Vertretern des Kirchenregiments und den Führern der freien Vereins- thätigkeit. Ein christliches Volksfest indes Wortes edelstem Sinne wurde am Abend im Zusammensein der weither zugereistenGäste mit der evangelischen Gemeinde Geislingens gefeiert. Ob ein ungarischer Geistlicher in gebrochenem Deutsch erzählte von der Not und Glaubenstreue seiner evangelischen Slovaken, oder ein Niederösterreicher von seinen knorrigen Holz­knechten im Hochgebirge, die mit einem jährlichen Einkommen von 200 fl. wohl noch 7 fl. Kirchen­steuer und 56 fl. für ihre Konfessionsschule bezah­len, oder ob Konsistorialrat Reichardt aus Posen erzählte von seinen katechismusfesten, evangelischen polnischen Kindern, wie zwar nicht gewaltsame Ver­folgung, aber ein leiser, weicher, nur um so gefähr­licherer Druck von Seiten der Nebenkirche auf dem