kleinen Häuflein der dort Zerstreuten liege: immer wurden die Herzen warm und begeistert zur Hilfe für die Glaubensgenossen in Not und Zerstreuung. Ein einziger Rundgang desGustav-Adolf-Bechers" brachte noch am Abend 300 für die armen Slovaken ein. Kräftig erklangen die gemeinsamen Lieder, schön und lieblich die Vorträge des Kirchen­chors von Geislingen und diejenigen des ländlichen Kirchenchors vom kleinen Eyach. Begeistert klang das von Major V. ausgebrachte Hoch auf den deut­schen Kaiser wieder. Es war ja der Tag der Kriegs­erklärung vor 25 Jahren. Die Festpredigt am Tage des eigentlichen Festtages hielt in geistvoller, hinreißender Weise, in echt evangelischem Geiste und mit protestantischer Entschiedenheit Konsistorialrat Reichardt. Wir glauben, auch Andersgläubige hätten dem Redner ihre Anerkennung nicht versagt. Das Festmahl fand Raummangels halber in zwei Lokalen statt. Mit Begeisterung wurde in einem Toaste Ihrer Majestäten des Königs und der Königin gedacht, die den Verein ihrer herzlichen Teilnahme am Gelingen des Festes hatten versichern lassen. Als Vertreter unserer in der Diaspora aus­gewachsenen Königin wohnte der ganzen Festfeier der Sekretär derselben. Geh. Hofrat Kübel mit seiner liebenswürdigen Gemahlin bei. Er hielt einen von hohem Idealismus getragenen Trinkspruch auf den Vereinsvorstand. Aber auch die Männer aus dem Volke kamen zum Wort, so in wirkungsvoller Weise Weingärtner Schönberger aus Heilbronn und der Direktor der Metallwarenfabrik, Kommer­zienrat Hägele sprach seine hohe Befriedigung über den wahrhaftkatholischen" Charakter des Vereins und des Festes aus, das die verschiedenen kirchlichen und theologischen Richtungen wie die verschiedensten Volkskreise so harmonisch verbindet in gemeinsamer Thätizkeit erbarmender Nächstenliebe. Nicht verschwei­gen wollen wir, daß wiederholt, mehr im kleinen Kreise, als laut und offiziell, durchklang die Verstimmung und ernste Besorgnis vieler Evangelischen aus Anlaß der vom Centrum und Demokratie im Landtag be­liebten Verschleppung der zeitigen Ordnung der Frage, wie es im Fall der Thronfolge eines katholischen Königs mit der landesbischöflichen Funktion gehalten werden solle. Am Abend fand noch ein Kirchen­konzert statt. Wir verließen die gastliche Stadt, die umragt von dem herrlichen Buchengrün ihrer felsigen Berge zum Feste reichen Schmuck angelegt hatte. Alle nahmen den Eindruck mit, daß Geislingen wie eine gutdeutsche", so auch eine gut evange­lische Bevölkerung habe. Der Verein wird das dort verlebte Fest zu den schönen und erbaulichen Feiern seiner Geschichte zählen dürfen. Kommendes Jahr ist der Verein nach Freudenstadt eingeladen. Die evang. Kirche in Horb wird dann ihrer Vollendung entgegengehen. Es wird ja nicht fehlen an Beteili­gung auch aus unserem Schwarzwald. Möchte nun bis dahin die Sorge ums tägliche Brot, die so schwer aus unfern verhagelten Gemeinden lasten muß, einiger­maßen gehoben und die Stimmung fernd eine solche geworden sein, daß neben dervierten", dann auch wieder Raum und Herz für diezweite Bitte" sich findet.

Berlin, 16. Juli. DieBerl. Korresp." schreibt: Der Schiffsverkehr im Kaiser Wilhelm-Kanal gestaltete sich im Anfänge recht befriedigend. Es haben in der Zeit vom 1. bis 8. Juli den Kanal 116 Dampf- und Segel­schiffe mit 28 082 Registertonnen Raumgehalt durchfahren. An Kanalabgaben und Schlepperlohn haben dieselben 11766 ^ entrichtet.

Berlin, 17. Juli. DieNorddeutsche Allg. Ztg." sagt, das tragische Geschick Stambuloffs wird auch in Deutschland allgemein menschliches Be­dauern Hervorrufen. Wie auch über den Politiker Stambuloff die Meinungen vom Parteistandpunkt aus auseinandergehen, so wenig ist das Urteil der Geschichte über den Patrioten zweifelhaft. Bulgarien verliert einen seiner fähigsten Söhne. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß die durch das Ereignis in Bulgarien hervorgerufene Erregung die ruhige Fort­entwicklung des Landes im ungünstigsten Sinne be­einflussen könne.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 17. Juli. Nach Meldungen aus Karls­bad beauftragte Fürst Ferdinand den Grafen Toras, der Frau Stambuloff sein tiefstes Beileid auszu­drücken. Frau Stambuloff ließ ihn indes nicht vor, sondern wies jede Bezeugung der Teilnahme von seiten des Fürsten Ferdinand zurück.

Bulgarien.

Sofia, 17. Juli. Das ärztliche Bulletin von gestern nachmittag 5 Uhr sagt: Der Zustand Stam­buloffs hat sich bedeutend gebessert. Gegen ein oppositionelles Blatt, welches das Attentat billigte, wurde Klage erhoben. Das RegierungsorganMir" drückte seine tiefste Entrüstung über das schändliche Verbrechen aus und verlangte eine exemplarische Bestrafung der Schuldigen. DieAgence Balkanique" meldet: Im Laufe des heutigen Vormittags schlief Stambuloff ziemlich ruhig. Ueber die Möglichkeit, den Verletzten am Leben zu erhalten, sprechen sich die Aerzte reserviert aus.

Sofia, 17. Juli. Wie versichert wird, hat Petkow, der wichtigste Thatzeuge, erklärt, daß er keinen von den Angreifern kenne. Es wurden etwa 70 verdächtige Individuen festgenommen, aber mei­stens wieder nach kurzem Verhör entlassen. Die Minister traten gestern abend zu einer Beratung zusammen, die bis 2 Uhr morgens dauerte und heute vormittag fortgesetzt wurde. In politischen Kreisen wird versichert, deß die Regierung eine Ehre darein setzen wird, den Urheber des Attentats ausfindig zu machen, was indessen schwerlich gelingen dürfte.

Sofia, 17. Juli. DieSwoboda" giebt eine Darstellung, welche mit den bereits gemeldeten Be­richten übereinstimmt. Das Blatt spricht jedoch nur von drei Angreifern und behauptet, Petkoff mußte 10 Minuten bei dem auf dem Boden liegenden Stambuloff bleiben, ohne Hilfe zu erhalten. Das Blatt macht den Prinzen Ferdinand und die Regierung für das Attentat verantwortlich, da dieselben Stambuloff nicht abreisen ließen.

Sofia, 18. Juli. Die Aerzte öffneten gestern vormittag den Kopfverband Stambuloffs und fanden den Allgemeinzustand zufriedenstellend. Nachmittags verfiel Stambuloff in Apathie. Um 3 Uhr nach­

mittags war die Temperatur 39, dieselbe fiel später^ Das rechte Auge ist ernstlich beschädigt. In Ne­gierungskreisen wird versichert, ein ernstlicher Ver­dacht lenke sich auf Halu, den Stambuloff selbst als einen der Mörder bezeichnete. Halu, bis vor kurzem: hier wohnend, sei gegenwärtig unauffindbar. Der- Staatsanwalt und der Untersuchungsrichter ver­weigern die Auskunft in dieser Angelegenheit.

Sofia, 18. Juli. Gestern abend 9 Uhr hat: sich der Zustand Stambuloffs plötzlich verschlimmert. Die Temperatur ist gestiegen. Die Umgebung be­fürchtet, er werde die Nacht nicht überleben.

Sofia, 18. Juli. Heute früh 3 Uhr 5» Minuten ist Stambuloff seinen Verletzungen erlegen.

Serbien.

Belgrad, 18. Juli. Berichten aus Sofia zu­folge, wäre die Polizei einem der Mörder Stam­buloffs auf der Spur. Derselbe sei über Serbien, nach Agram geflüchtet. Ein Individuum, welches vorgestern von Sofia kommend, diese Route nahm, wurde von der serbischen Polizei nicht angehalten, da es mit einem ordnungsmäßigen bulgarischen Passe versehen war.

Amerika.

Washington, 17. Juli. Der peruanische Ge­sandte forderte von der Regierung seine Pässe zurück. 2000 peruanische Truppen sollen bereits die Grenze: von Bolivia überschritten haben.

Havana, 18. Juli. Reuter meldet, die spani­sche Kavallerie unter Marschall Martine; Campos schlug 3000 Aufrührer zwischen Beymo und Man- zanilla. Viele Aufrührer wurden getötet oder ver­wundet, ihr oberster Anführer Antonio Maceo ver­wundet und gefangen. Spanischerseits ist General. Santo Gildes gefallen. 3 Offiziere wurden ver­wundet. Ein Telegramm aus Santiago meldet dagegen, daß die Spanier große Verluste hätten und daß die Behörden die Details verheimlichen.

Kleinere Mitteilungen.

Reutlingen, IS. Juli. Ein frecher Einbruch wurde in einer hiesigen Wirtschaft verübt. Der Dieb, ein hiesiger Säger, drückte ein Fenster der Wirtsstube ein und durch­suchte dieselbe nach Geld, welches er dort vermutete; da letzteres aber von der Wirtin in Sicherheit gebracht worden war, machte sich der Dieb an die vorhandenen Speisen und Weinvorräte. Hiebei scheint er jedoch des Guten zu viel gethan zu haben, denn er wurde heute früh 7 Uhr bei brennendem Licht schlafend von den Hausbewohnern angetroffen und von diesen sofort der Polizei übergeben. Den zur Mitnahme bestimmten Vorrat von Zigarren und Nahrungsmitteln hatte er neben sich auf dem Tische liegen.

Ulm, 18. Juli. Gestern ereignete sich bei dem hie­sigen Feldartillerie-Regiment Nr. 13 schon wieder ein schwerer Unglücksfall. Eine Abteilung hatte Munition auf dem obern Kuhberg zu holen, wobei auch der Einjäh­rige Hetzer beteiligt war. Er ritt dem Transport voran,, sein Pferd wurde scheu und der Reiter wurde abgeworfen. Er fiel dabei so unglücklich auf, daß er bald darauf starb.. Der Verunglückte ist der einzige Sohn der Witwe Hetzer, in Ebingen.

Hiezu das Unterhaltungsblatt Nro. 29.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.

Forstamt Neuenbürg.

Die waldbesitzenden Körperschaften

mit Staatsbeförsterung werden darauf aufmerksam gemacht, daß zu Folge hohen Erlasses K. Forstdirektion vom 3. Nov. 1876 über etwaige im Laufe des ver­gangenen Jahres eingetretene Aender- ungen im Waldbesitzstand je aus den 1. Juli Anzeige hieher zu erstatten sind, was daher zutreffenden Falls von den noch rückständigen Gemeindebehörden nunmehr in Bälde zu geschehen hat. Neuenbürg, d. 17. Juli 1895.

K. Forstamt: Uxkull.

Thailfingen, O.-A. Herrenberg. Einen tüchtigen

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Amtliche und Primt-Lekanntmachungen.

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28 Rm. tann. Prügel aus dem Revier Simmersfeld Distrikt Eitele und Hagwald, gegen Borgfrist bis 1. Juli 1896.

Jeder junge Mann, welcher

keinen Schnurrbart

hat, erhält unentgeltlich Auskunft.

II 8tutt8»rt, Blumenstr. 24.

Hochdorf, O.-A. Freudenstadt.

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Am Dienstag d. 23. Juli, vormitt. 10 Uhr,, jM^werden auf hies. Rathaus aus den. hies. Gemeinde­

waldungen

215 Fstm. Lang- und Klotzholz, 603 Stück Derbstangen,

850 Stück Reisstangen,

120 Rm. Scheiter- u. Prügelholz zum Verkauf gebracht.

Liebhaber sind eingeladen.

Den 15. Juli 1895.

Gemeinderat.

Anhang-Etikette

(Adressen an Packete, Säcke re.) bei G. W. Zaiser.