Amts- und Intelligenz-Blatt für den Obrramts-Bezirk Nagold.

.M 69.

Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Don­nerstag und Samstag, und kostet Viertel­jahr!. hier (ohne Trägerlohn) 80 ^s, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1.20 Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Donnerstag 13. Juni

Insertions-Gebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnt. Schrift bei einmaliger Ein­rückung S ^s, bei mehrmaliger je 6 ^f. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1895.

Amtliches.

Bekanntmachung,

Herr, die Vornahme einer Berufs- und Gewerbe- zählung am 14. Juni 1895.

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 40. vor. Mts. (Gesellschafter Nro. 57) wird noch besonders darauf hiugewiesen, daß es von größter Bedeutung für das Gelingen der Zählung ist, daß jeder Zähler sofort bei der persönlichen Wiederein­sammlung der von ihm ausgegebenen Zählpapiere eine genaue auf alle Angaben sich erstreckende Prüfung der ausgefüllten Formulare vornimmt, Unvollständigkeiten ergänzt. Irriges berichtigt und vor allem auch auf die Deutlichkeit der Schrift seine Aufmerksamkeit richtet.

Von dieser Thäligkeit des Zählers hängt die er­folgreiche Weiterarbeit wesentlich ab, sie erspart zu­dem, wenn sie gewissenhaft vorgenommen wird, allen Beteiligten spätere lästige Nachfragen (vgl. tz 12 der Minist.-Verf. v. 22. April 1895, Reg.-Bl. S. 101).

Die Ortsvorsteher werden angewiesen, die bestellten Zähler noch ganz besonders hierauf aufmerksam zu machen.

Nagold, den 12. Juni 1895.

K. Oberamt. Vogt.

Bekanntmachung.

In Unterthalheim ist die Maul- und Klauenseuche wieder erlös chen.

Die am 31. vor. Mts. über die Gemeinden Unter- und Oberthalheim verhängten Schutzmaßregeln sind wieder aufgehoben worden. (Gesellschafter Nr. 66.)

Nagold, den 12. Juni 1895. _ K. Oberamt. Vogt.

Gestorben: Johann Bühler, Schmiedmeister, Alten­steig. Dr. phil. Aug. Kling er, Vorstand oes Städt. chem. Laboratoriums und Eichamts, Stuttgart.

Hages-Weuigkeilen.

Deutsches Reich.

* Nagold, 12. Juni. Wie wir schon in letzter Nummer d. Bl. mitteilten, war der Vortrag des Oberstabsarzt Dr. Katz überHerz- und Lungen­krankheiten" im KneippbadWaldeck" sehr zahlreich besucht. Der Vortragende gab zunächst eingehende anatomische Beschreibungen der beiden wichtigen Lebensorgane Herz und Lunge. Anschließend daran erklärte er in anschaulicher Weise die Funktionen, welch dieselben im menschlichen Körper verrichten und besprach sodann deren Erkrankungen, bezw. gab genauen Aufschluß über die zur Verhütung der Er­krankung notwendige Lebensweise. Und damit war der Vortragende in sein eigentliches Fahrwasser gekommen; er schilderte die große Arbeitsleistung, die das Herz Tag und Nacht bei 72 Schlägen in der Minute verrichtet und warnte eindringlich davor, diese enorme Arbeit des Herzens durch übermäßigen Ge­nuß von Reizmitteln wie Kaffee, Bier, Wein, Rauch- und Schnupftabak, heißen Speisen, Fleischbrühe (namentl. Rekonvaleszenten schädlich), welche die Herzthätigkeit bis auf 100 und 120 Schläge in der Minute steigern können, nicht noch zu vermehren; denn darin seien alle Ursachen der Herzleiden zu suchen; diese Reiz­sund nicht Nähr)mittel führen zu den Klappenfehlern des Herzens, wie Ueberanstrengungen durch Heben re., Zerreißung der Klappen zur Folge haben können. Soll sich deshalb schon der Gesunde zur Verhütung von Herzleiden aller obigen Genußmittel thunlichst enthalten, so muß natürlich der schon Erkrankte aufs strengste davon lassen. Jede Uebertretung mache das in Besserung befindliche Leiden zu einem oft

dauernd unheilbaren. Der Vortragende ging nun auf die Lungenkrankheiten über und machte namentlich auf unsere Hautthätigkeit aufmerksam, denn dieselbe sei ein sehr wichtiger Faktor zur Erhaltung einer gesunden Lunge; selbstverständlich sei eine gesunde, reine, ozonhaltige Luft (eine Fichtennadelluft-Jnhala- tions-Anstalt soll demnächst im KneippbadWaldeck" eingerichtet werden) ein Hauptbedürfnis für die Lunge. Deshalb so viel wie möglich, wo nur immer angängig für gute Luft besorgt sein und die Fenster Tag und Nacht offen halten, denn vor Erkältungen dürfe man sich nicht fürchten. Die Kinder sind stets zu über­wachen, daß sie beim Schlafen durch die Nase atmen; woran man sie leicht gewöhnen kann, wenn man ihnen zu wiederholten malen den Mund schließt, indem man den Unterkiefer sanft heraufdrückt. Was bei Kindern zu empfehlen, sei auch für Erwachsene gut, d. h. stets durch die Nase zu atmen, denn durch den Mund atmen sei schädlich. Redner verwarf alle anderen Heilmethoden und nannte alle Arzneien bei Lungenleiden für Zauber, d. h. er sagte es seien Zaubermittel, von deren Nutzlosigkeit der Arzt selbst überzeugt sei. (Für diese Behauptung wollen wir dem Vortragenden die volle Verantwortung überlassen. Die Red.) Redner besprach sodann noch mit sar­kastischem Spott das Marterinstrument unserer Frauen, dasCorset", und das große Unheil, welches das­selbe in den meisten Familien anrichte; er appellierte an das Gewissen der Männer, welche statt ihr größ­tes Interesse dem Wirtshausleben zuzuwenden, lieber zu Hause in der Familie für Gesundheitspflege sor­gen sollten und so nicht nur sich, sondern ihrer ganzen Familie die Segnungen eines gesunden u. langen Lebens ermöglichen würden; damit hatte der Vortrag sein Ende erreicht. Lebhafter Beifall folgte seitens der Anwesen­den, welche sich auf Anregung des H. Rudolf Frölich zum Zeichen der Anerkennung von den Sitzen erhoben. Wenn wir dem Vortrag alle Anerkennung zu teil werden lassen, so müssen wir doch anfügen, daß es uns den Eindruck machte, als ob die Reformen in der Lebensweise mindestens ebenso schwierige seien, als es die Lösung dersozialen Frage" ist. Dann hätten wir erwartet, mehr über dienaturgemäße Behandlung" der Herz- und Lungenkrankheiten zu er­fahren, während wir eigentlich nur über deren Verhütung durch geeignete Diät zu hören bekamen. Wir oder die etwa anwesenden Kranken nahmen an, etwas ausführliches über die Kaltwasserbehandlung rc. zu hören, da ein Vortrag mit solchem Thema, und gehalten in einem Kneippbad, wohl zu dieser An­nahme berechtigte.

t. Rohrdorf, 11. Juni. Infolge Durch­gehens der Pferde des Fuhrmann Fr. Renz hier, als gerade der '.' 2 12 Uhr-Zug auf hiesiger Station hielt, ereignete sich ein bedauerlicher Unfall. Der junge, etwa 25jährige Fuhrmann wurde aus dem Wagen geschleudert, wodurch er so schwer an feinem Kopf verletzt wurde, daß an seinem Aufkommen ge- zweifelt wird.

t. Ebhausen, 11. Juni. Der Mangel einer Unfallmeldestelle im hiesigen Ort machte sich besonders auch bei dem plötzlichen Eintreten von Hochwasser in der Nacht vom letzten Donnerstag auf Freitag recht fühlbar. Hätte von Altensteig aus sofort der Eintritt von Hochwasser auch hier telegraphisch an­gezeigt werden können wie in Rohrdorf und Nagold, wäre es möglich gewesen, eine Gefährdung des Schickhardtschen Anwesens rechtzeitig noch zu ver­hindern. Es wurde zwar vor längerer Zeit ein Gesuch um Errichtung einer solchen Unfallmeldestelle hier seitens des Schultheißenamts bei der General­

direktion für das Verkehrswesen eingereicht; aber es erfolgte der Bescheid, daß dies nicht möglich sei, weil der hiesige Post- und Bahnbedienstete nicht im Postgebäude wohne. Wenn der nun in Angriff genommene Bahnhof aufgebaut ist und der Post- u. Bahnbeamte seine Wohnung darin genommen hat, dann wird auch der Errichtung einer Unfallmelde­stelle auf hiesiger Station nichts mehr im Wege stehen.

Altensteig, 10. Juni. (Einges.) Die Be­sitzer von 4"/oigen württ. Staatsobligationen vom Jahr 1879, welche noch keine neuen Couponsbogen haben, werden darauf aufmerksam gemacht, daß solche nur noch bis 15. ds. Mts. durch Vermittlung der Kameralämter bezogen werden können. Nach diesem Termin giebt nur noch die Staatsschuldenzahlungs­kaffe neue Couponsbogen ab.

Ebingen, 11. Juni. DieStadtmühlebrennt; weitere Gefahr für die umliegenden Gerbereien ist nicht vorhanden.

Balingen, 11. Juni. Erfahre eben, daß in Ebingen wiederholt Hochwasser eingetreten ist. Pioniere von hier sind dorthin beordert. Die Stadtmühle wurde durch Blitzschlag entzün­det. Der Brand hat weitere Häuser ergriffen.

Balinffkn, 10. Juni. Herzog Albrecht von Würt­temberg spendete für die Ueberschwemmten 1000 der Fürst von Hohenzollern 600 die Fürstin Mutter und Fürstin Infantin je 200 ^ Durch den Landtagsabge- ordneten sind im ganzen 6000 und durch den Oberbür­germeister Rümelin in Stuttgart 2300 'gesammelt wor­den. Oberstudienrat Dr. v. Dillmann, Rektor des Real­gymnasiums in Stuttgart hat eine Kollekte unter den Schülern veranstaltet mit dem Ertrag von 565 ^ Alle größeren Vereine Stuttgarts veranstalten freiwillige Aus­führungen zu Gunsten der Ueberschwemmten. Voraussicht­lich wird morgen Mittwoch Minister Pischek in das lieber- schwemmungsgebiet reisen, um festzuslellen, in wieweit materielle Staatshilfe einzugreifen habe. Die Sammelstelle in Ravensburg hat 1000 ^ abgeliefert.

Stuttgart, 9. Juni. Wie aus Hofkreisen ver­lautet, hat der Kaiser auf die Nachricht von dem Balinger Unglücke dem König von Württemberg einen namhaften Beitrag für die Verunglückten zukommen lassen.

Stuttgart, 9. Juni. Seine Majestät der König begab sich heule vormittag 9 Uhr 15 Min. in Begleitung der Generaladjutanten Fr. v. Falkeu- stein und der dienstthuenden Flügeladjutanten Oberst v. Schott und Major Bieber mittelst Sonderzugs nach Biberach, um daselbst dem XII. Bundesfest des Württ. Kriegerbundes anzuwohnen und der Stadl Biberach einen Besuch abzustatten. Bei der Ankunft wurde seine Majestät von dem Präsidenten des Württ. Kriegerbundes Prinzen Hermann zu Sachsen- Weimar-Eisenach, Hoheit, dem Kriegervereinsvor­stand Frhr. von Süßkind-Schwendi, den K. Beamten, der Geistlichkeit, den bürgerlichen Kollegien mit dem Stadtschultheißen an der Spitze, dem Bezirkskomman­deur mit den Reserveoffizieren, sowie von dem Krieger­und Veteranenverein Biberach empfangen. Nachdem der König eine große Anzahl der Anwesenden durch huldvolle Ansprachen ausgezeichnet hatte, begab siü Allerhöchst-Derselbe zu Wagen nach dem Gasthof zur Krone, wo das Mittagsmahl rm Kreise der Mitglie­der des Präsidium des Württ. Kriegerbundes un) der Vorstände der Württ. Kriegervereine, sowie dem Delegierten von Bayern und Baden eingenommen wurde. Nachmittags 2^4 Uhr begab sich Seine Majestät der König zu Fuß nach dem Marktplatz und ließ die anwesenden Mitglieder der Württ. Kriegervercine, etwa 7000 an der Zahl, an sich vor­beidefilieren. Nach dem Vorbeimarsch fuhren Seine Majestät durch die reich geschmückten Straßen der