Stadt, überall von begeisterten Hochrufen begrüßt, nach dem Festplatz auf dem Gigelberg und verweil­ten daselbst bis 4 Uhr. Hierauf traten Allerhöchst- Diefelben die Rückreise an und trafen gegen 7 Uhr abends hier an.

Stut tgart, 10. Juni. Heute fand in der Lieder­halle hier eine Generalversammlung des Verbands der württ. landrv. Genossenschaften und Molkereien statt, welcher auch der Hr. Staatsminister des Innern anwohnte. Es gelang, einen Beschluß herbeizufüh­ren, welcher, vorbehaltlich der Gewährung der in Aussicht gestellten staatlichen Beihilfe, ermöglicht, die Schulden des Verbands im Vergleichsweg zu bereinigen.

Stuttgart, 10. Juni. Das Erträgnis des gestrigen Frühlingsfestes zu Gunsten der Wasserbeschädigten beläuft sich auf 7000

Tuttlingen, 10. Juni. Eine Menge Neugieriger reisten gestern von hier an den Schauplatz des Ueber- schwemmungsgebietes in der Umgebung von Balingen. Ter hiesige Militärverein verzichtete zu Gunsten der Ueber- schwemmten auf einen Ausflug und überwies dem Hilfs­komitee, ; auch der Verein T u t t l i n g i a und der S e ch s e r-

verein spendeten ihre Scherflein. In der katholischen Kirche wurde das sonntägliche Kirchenopfer den Verunglück­ten überwiesen. Sammelstellen wurden überall errichtet und ist überall die größte Bereitwilligkeit vorhanden, zur Linderung der Not beizutragen.

? Urach. Man sieht hier der Entwicklung der Frage des Schießplatzes im Hardt mit großem Interesse entgegen, da man wohl annehmen darf, daß unsere Eisenbahn alle Aussicht hat, mit der Zeit nach Münsigen weiter geführt zu werden, sobald dort der große Uebungsplatz erstellt ist. Unsere Stadt rührt gegenwärtig mit beträchtlichen Kosten die städti­sche Kanalisation durch. Ueberhaupt geschieht hier vieles, um Einheimischen wie den Fremden, ine so gerne Hieherkommen, den Aufenthalt so gesund und angenehm als möglich zu machen. Durch Ueber- einkommen zwischen Stadt und Verschönerungsverein ist neuerdings der Platz unweit der Kirche, wo die früheren Seminarlehrerwohnungen standen, aus einer Trümmerftätte zu einer gärtnerischen Anlage umge- fchaffen und mit einem schönen gußeisernen Spring­brunnen geziert worden.

U l m, 10. Juni. Heute früh traf Frau Herzogin Wer« hier ein, fuhr vom Bahnhof aus auf das Lerchenfeld, und nahm eine Vorstellung des Ulanen- Regiments Nr. 19, dessen zweiter Chef sie ist, ent­gegen. Später wurde die Zeughauskaserne besichtigt und der Wiblinger Eskadron ein Besuch abgestattet Das Diner wurde mittags imKronprinzen" ein­genommen.

Straßburg, 9. Juni. Heute vormittag fand vor dem kaiserl. Palaste die Weihe der vom Kaiser den hiesigen Kriegervereinen verliehenen Fahne statt. Viele höhere Offiziere und Beamte wohnten der Feier bei. 82 auswär­tige Kriegervereine in einer Stärke von 3000 Mann waren aus den Reichslanden, der Pfalz, Baden, Württemberg, Preußen und Hessen erschienen. Nach dem Weiheakte er­folgte die Ueberreichung der von der Kaiserin und der Kaiserin Friedrich, von dem Prinzregenten von Bayern, ferner den Königen von Sachsen und Württemberg sowie den Großherzogen von Weimar, Baden, Hessen und Olden­burg und den Herzogen von Meiningen und von Altenburg gespendeten Fahnenbändern. Nach der Feier zogen die Vereine durch die Stadt, an dem Palais des Statthalters Fürsten zu Hohenlohe vorüber, wo der Statthalter auf der Terrasse stand.

Friedrichs ruh, 10. Juni. Samstag nachm, traf der preußische Kriegsminister Bronsart von Schellendorf zum Besuche des Fürsten Bismarck ein, übernachtete Hierselbst und reifte gestern norm. 9'/-

Uhr nach Berlin zurück. Am Dienstag mittag wird der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin zum Be­suche eintreffen und um 2 Uhr wieder nach Stettin zurückreisen. Die Deputation der badischen Bürger­meister, welche dem Fürsten den Ehrenbürgerbries überbringen, wird Mittwoch mittag empfangen werden.

Friedrichsruh, 10. Juni. Beim Empfang des Ausschusses des Bundes der Landwirte durch den Fürsten Bismarck hielt der Präsident des Bundes, Herr von Plötz, eine zündende Rede an den Fürsten, welcher in längerer Rede antwortete und etwa Fol­gendes ausführte: An den eingegangenen Handels­verträgen könne in ehrlicher Weise, so lange dieselben gelten, nichts geändert werden, obwohl es dann als geradezu demütigend für das Parlament war, daß es in wenigen Wochen Fragen von großer Tragweite für die Landwirtschaft durchpeitschte, ohne sie näher prüfen zu können. Wäre er damals im Reichstage erschienen und hätte frei von der Leber weg geredet, so würde man doch gleichwohl die Abgeordneten Richter und Bebel für bessere Menschen wie ihn an­gesehen haben. (Stürmische Heiterkeit.) Er könne

seinen konservativen Fraktionsgenossen jetzt nur raten, bei den Wahlen mehr als bisher auf die Vertretung der agrarischen Interessen zu sehen und nicht solche Abgeordnete zu wählen, deren Interessen vorzugs­weise in Berlin seien, Leute ohne Halm und ohne Aar (Große Heiterkeit). Auch würde er nie einem Kandidaten seine Stimme geben, der den Wunsch hege, Minister zu werden (abermals große Heiterkeit), denn dem liegt sein Interesse nur in der Verfolgung seiner Carriere. Ferner würde ich mir auch die Frau ansehen, welche mit nach Berlin geht, nur um dort zu wohnen und eine gesellschaftliche Rolle zu spielen; den Mann würde ich auch nicht wühlen. (Heiterkeit). Von denen sei nicht zu erwarten, daß sie irgendwelche landwirtschaftliche Interessen mir Energie verfolgen. (Bravo.) Wählen wir also keine Streber, sondern Leute von unserem Fleisch und Blut, welche denselben Regen fühlen, von dem wir naß werden, und sich über denselben Sonnenschein freuen, unter dem unser Korn gedeiht. Halten wir fest an der Jnteressen-Vertrelung und treten wir den Gesetz­gebern ohne Halm und Aar mit dem Kriegsrus ent­gegen:Für Halm und Aar". Wir müssen Zu­sammenhalten gegen unsere Gegner, die nichts pro­duzieren, als Gesetze. Jeder Staatsminister müßte eine Domäne haben, von deren Ertrag er zu leben hätte (Große Heiterkeit), dann würde er mehr für die Landwirtschaft bedacht sein. Der Fürst schloß mit einem Hoch auf den Kaiser als den größten Grundbesitzer und den berechtigten und verpflichteten Schutzherrn der Landwirtschaft und aller produktiven Stände.

Breslau, 10. Juni. DieBreslauer Mor- genztg." meldet aus Antonienhütte: Die dem Grasen Hugo Henkel v. Donnersmark gehörige Steinkohlen­grubeSegen Gottes" ist in Brand geraten. Von 400 ein gefahrenen Bergleuten sind etwa 40 in Si­cherheit gebracht.

Kattowitz, 11. Juni. Die Entstehungsursache des Feuers in der Grube Segen Gottes ist noch unaufgeklärt; das Feuer dauert noch fort. Gegen­wärtig wird versucht, dasselbe durch Mauern ein­zudämmen. Fünfzig Bergleute wurden bewußtlos, neun als Leichen, darunter zwei Steiger, zu Tage gefördert. Die Bewußtlosen konnten ins Leben zu- rückgerusen werden; fünfzehn Mann werden noch vermißt. Man fürchtet, daß alle erstickt sind.

Berlin, 8. Juni. LautLokal-Anz." hat der Handelsminister Berlepsch seine Entlassung einge­reicht. Die Entscheidung darüber stehe noch aus.

Berlin, 10. Juni. DasKl. Journal" meldet aus Aachen: Die Stadt durchläuft das Gerücht, Bruder Hein­rich sei aus Anlaß der Bemerkung des Staatsanwalts, er werde die Schuldigen des Alexianerklosters Mariaberg aufs Strengste zur Verantwortung ziehen, bereits am Freitag abend nach Belgien abgereist. (Wird dementiert.)

Nicht ohne Humor ist nach der notorischen Teilnahmslosigkeit der Mitglieder des Reichstages an den gesetzgeberischen Geschäften die Thatsache, daß nicht weniger als 329 Reichstagsabgeordnete ihre Teilnahme an der bevorstehenden Nordostseekanalfeier angemeldet haben das will sagen, abgesehen von den gegenwärtig erledigten Mandaten und von den durch Kränklichkeit oder Gebrechlichkeit verhinderten Abgeordneten, alle Mitglieder des Reichstages mit Ausnahme der gesamten sozialdemokratischen Fraktion.

Ein deutscher Sieg in Kamerun. Nach ei­nem Telegramm des stellvertretenden Gouverneurs

,'chwemmung ungerichtet Hut, ist unbeschreiblich. In Kobers­dorf ist die ganze Judengasse vernichtet. 200 Einwohner sind daselbst obdachlos. Bis jetzt wurden 33 Leichen beerdigt.

Frankreich.

Paris, 10. Juni. Je näher die Kieler Fest­lichkeiten herannahen, desto größer und umfangreicher werden die Protestbewegungen gegen die Teilnahme Frankreichs. Der Kronprätendent Karl Ludwig v. Bourbon hat den Pariser Blättern ein Manifest zu­gestellt, worin es heißt: Die Reise des sranz. Ge­schwaders nach Kiel ist eine unverzeiliche Demütigung, für Frankreich und eine Verschärfung der Schmach des Frankfurter Vertrags.Mein Königliches Herz (!) entrüstet sich gegenüber der Demütigung der sranz. Rasse."

Paris, 10. Mai. Die Nachrichten aus Madagas­kar lauten immer bedenklicher. General Duchesne verlangte wiederum dringend Verstärkung; infolge dessen gingen ISO Mann Marinetruppen nach Madagaskar. Weitere Verstär­kungen folgen am Ende des Monats.

Rußland.

Petersburg, 11. Juni. Der Kaiser besichtigte in Kronstadt die nach Kiel bestimmten Kriegsschiffe. Aus diesem Anlaß war die Rhede von Kronstadt außerordentlich belebt. Auf den Wällen waren Truppen aufgestellt, auf den Kriegsschiffen standen die Mann­schaften auf den Raaen. Die Landbatterien und die Kriegsschiffe gaben den Kaisersalut. Ein zahl­reiches Publikum wohnte dem imposanten Schau­spiele bei.

v. Puttkamer aus Kamerun hat die kaiserliche Schutz­

truppe, unter Führung des Rittmeisters v. Stetten, den seit längerer Zeit aufsässigen Bakokostämmen am unteren Lauf des Sanagaflusses eine empfindliche Niederlage beigebracht. Vier Hauptorte wurden er­stürmt, 200 Tote blieben auf dem Felde; zahlreiche Gefangene wurden gemacht. Von der Schutztruppe fielen 12 Mann, 47 sind verwundet. Deutsche Unter­offiziere oder Offiziere sind nicht verletzt. Es wird bestimmt erwartet, daß in dem Bakokolande, welches bisher dem Handel verschlossen war und dessen Be­wohner sich dauernd der schwersten Gewaltthätigkei- ten gegen Europäer und Duallas schuldig gemacht haben, nunmehr geordnete Zustände herrschen werden.

Oesterreich-Ungarn.

Laibach, 10. Juni. Heute vormittag wurde ein star­ker 4 Sekunden dauernder Erdstoß mit schulternder Bewe­gung verspürt. Es entstand eine allgemeine Panik, die Bevölkerung verließ die Häuser. Die Fabrikarbeiter stell­ten die Arbeit ein. Der Schulunterricht ist unterbrochen, auch wurden leichte Beschädigungen an verschiedenen Ge­bäuden konstatiert. Der Erdstoß wurde gleichzeitig in Steiu verspürt.

Oedenburg, 11. Juni. Der Schaden, den die Ueber-

Kleirreve Mitteilrrrrgerr.

Teinach, 8. Juni. Die beim Brande in Zavelstein vermißte Person ist heute im Walde, wo sie sich versteckt hielt, aufgefunden worden. Dieselbe hat eingestanden, das Haus angezündet zu haben, und iit heute mittag an das K. Amtsgericht Calw eingeliefert worden.

Calw, 9. Juni. Gestern abend hat ein hiesiger Ein­wohner seine Frau durch 3 Stichwunden, eine am Arm,, zwei in der Herzgegend, schwer, doch nicht lebensgefährlich verletzt. Er wurde sofort gesanglich eingezogen und sieht seiner gerechten Strafe entgegen.

Untertürkheim, 7. Juni. Das furchtbare Unglück im Eyachthale hat indirekt auch hier ein Unglück verur­sacht. Es treiben nämlich seit dem Wolkenbruch in Ba­lingen mancherlei Gegenstände und Tiere den mächtig an­geschwollenen Neckar herunter. Diesen Nachmittag nun wollte das 7jährige Töchterchen des Steinbrechers Karl Häsner mit einem älteren Bruder etwas von dem herab­schwimmenden Holz länden, bekam dabei das Uebergewicht und stürzte in die Flut. Der 8jährige Bruder wollte die Schwester retten und geriet auch in Lebensgefahr, aus welcher ihn ein herbeieilender Mann rettete. Das Mäd­chen ist ertrunken und wurde bis jetzt nicht gefunden.

Stuttgart, 10. Juni. Im Dinkelackerschen Garten findet zu Gunsten der Ueberschwemmten von Balingen und- Umgegend bei günstiger Witterung morgen eventuell am Mittwoch ein Wohlthätigkeitskonzert statt. Auch das Chicagoer Quartett (Wiener Fiaker Trio) veranstaltet heute Montag abends im Kaiserhos sein letztes Konzert zu Gun­sten der schrecklichen Katastrophe im Oberamt Balingen. Aus München schreibt man uns: Aus Anlaß des großen Unglücks, welches über den Bezirk Balingen hereingebrochen ist, hat sich die hiesige Sektion des Schwäbischen Albvereins entschlossen, Schritte einzuleiten, um den in München leben­den Württembergern Gelegenheit zu bieten, durch Beiträge für die so schwer betroffenen Landsleute zu beweisen, daß sie der alten Heimat ihre Anhänglichkeit bewahrt haben. Am Mittwoch den 12. Juni abends 8) z Uhr findet zu diesem Zweck in der Schwäbischen Weinstube, Neuturmstraße, eine Versammlung der Sektionsmitglieder statt.

Ludwigsburg, 9. Juni. Oberbürgermeister v.Abest. der seit 14 Jahren unsere Stadt im Landtage vertritt und- dessen große Verdienste um die Stadt Ludwigsburg auch in weiteren Kreisen bekannt und anerkannt sind, beging, gestern die Feier seines 70. Geburtstags. Der Jubilar hat eine öffentliche Feier abgelehnt; so beschränkte sich dieselbe auf den engsten Familienkreis. Gleichwohl lief eine Menge Gratulationen uns Glückwünsche ein. Vor allem wurde der Jubilar durch ein Telegramm, das im Laufe des gest­rigen Vormittags von dem König aus Balingen hier einlief, erfreut und geehrt. Dasselbe hat folgenden Wort­laut:Der König an den Herrn Oberbürgermeister v.. Abel, Ludwigsburg. Zu dem schönen Feste, das Sie heute begehen, kann ich mir nicht versagen, meine wärmsten und- herzlichsten Glückwünsche auszusprechen. Ich hoffe Sie noch viele Jahre an der Spitze der mir besonders teuren Stadt zu sehen und oft persönlich begrüßen zu können,. Wilhelm."

Heidenheim,10. Juni. Seit mehreren Stunden steht die Heidenheimer Dampsziegelei in Flammen. Alles ist niedergebrannt bis auf das Wohnhaus. Nur das Kamin steht bis jetzt noch. Man muß alles brennen lassen, da das Anwesen isoliert steht und keine Wasserleitung hat. An den Brunnen konnte man wegen der Nähe des Feuer­herdes nicht gelangen. ^ ,

Thorn, 11. Juni. Auf der Weichsel ereignete pch ein gräßliches Unglück. Sechs Arbeiter und ein Artillerie- Unteroffizier fuhren in einem kleinen Kahn über den Strom und begannen in angeheitertem Zustand zu schaukeln. Plötzlich schlug das Fahrzeug um, und 4 Arbeiter und der Unteroffizier ertranken. _

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiserffchen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.