Amts- und Intelligenz-Blaü für dm Obrramts-Bezirk Nagold.

S8.

Erscheint ivöchentl. 3mal: Dienstag, Don­nerstag und Samstag, und kostet viertel- jährl. hier (ohne Trägerlohn) SO -st, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1.20 ^ Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Donnerstag 16. Wai

Insertions-Gebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhn!. Schrift bei einmaliger Ein­rückung S bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1895.

Amtliches.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft und des K. Stattstischen Landesamts, betr. die Aufstellung und Ver­breitung von Witterungsaussichten.

Von der meteorologischen Zentralstation wird täglich

1) auf Grund der ihr bis 10^ Uhr vorrmttags von inländischen und ausländischen Beobachtungs­stationen zugehenden telegraphischen Meldungen über tzie Witterung um 8 Uhr morgens desselb en Tags die mut­maßliche Witterung des folgenden Tages abgeleitet.

Mit höherer Ermächtigung werden diese Witter­ungsaussichten im Sommer 1895 für die 4 Monate Juni bis September auf Kosten der Zentralstelle für die Landwirtschaft je gegen 11 Uhr vormittags nach Hohenheim, sowie an diejenigen landwirtschaftlichen Bezirksvereine, welche die Zusendung wünschen und für den öffentlichen Anschlag der Vorhersagen an geeigneter Stelle Vorsorge getroffen, sowie eine Kon­trolle der Vorhersagen eingerichtet haben, telegraphisch befördert werden.

Diese täglichen Witterungstelegramme können auch von Gemeinden, Korporationen, Vereinen und Pri­vatpersonen unmittelbar gegen eine vom Empfänger M bezahlende ermäßigte Gebühr direkt bezogen werden, in welcher Beziehung das K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Verkehrsanstalten, folgendes festgesetzt hat:

Die Wilterungstelegramme werden wie dringende Privat-Telegramme behandelt und haben daher den Vorrang vor anderen Privat-Telegrammen; sie können im Monats-Abonnement und im vierteljährlichen Abonnement bezogen werden mit der Maßgabe, daß, wenn die einzelnen täglichen Witterungstelegramme -(einschließlich der Adresse) nicht mehr als 8 Worte enthalten, die feste, vorauszubezahlende Abonne­mentsgebühr beträgt:

für 1 Monat . . . . 10 für 1 Vierteljahr . . . 24 für jeden weiteren Monat 8 mehr.

Für jedes weitere Wort, welches die einzelnen Witterungstelegramme über 8 haben sollten, ist die gewöhnliche tarifmäßige Gebühr von 5 Pf. nachzu­bezahlen. Nach den bei der meteorologischen Zentral­station getroffenen Anordnungen wird übrigens dieser Fall nur selten eintreten.

Gesuche um telegraphische Beförderung der täg­lichen Witterungsvorhersagen gegen ermäßigte Abon­nementsgebühr sind durch Vermittlung des nächstge­legenen Telegraphenamts bei der K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen anzubringen.

2) Außerdem wird von der meteorologischen Zentralstation zwischen 4 und 5 Uhr nachmittags unter Benützung der bis dahin weiter eingegangenen Nachrichten eine zweite Witterungsübersicht mit Wetterkarte und Wettervorhersage veröffentlicht und in Stuttgart wie bisher an verschiedenen Stellen angeschlagen.

Diese Wetterkarte kann im Postabonnement be­zogen, sowie bei der meteorologischen Zentralstation (Büchsenstraße Nr. 51) täglich von 5 Uhr abends ab in Empfang genommen werden.

Der Abonnementspreis beträgt beim Bezug durch die Post (ohne Bestellgeld)

vierteljährlich 3 ^ 35 Pf., monatlich 1 ^ 15 Pf., wenn die Wetterkarte bei der meteorologischen Zen­tralstation abgeholt wird:

vierteljährlich 3 monatlich 1 ^

In letzterem Fall ist die Bestellung an das Sekre­

tariat des K. Statistischen Landesamts zu richten. Stuttgart, den 8. Mai 1895.

K. Zentralstelle K. Statistisches

für die Landwirtschaft. Landesamt.

v. Ow. Zeller.

Nagold.

Bekanntmachung.

Die Errichtung einer Agentur der Württembergi- schen Sparkasse in Warth und deren Uebertragung an Hrn. Pfarrer Stroele daselbst ist von der Central­leitung des Wohlthätigkeits-Vereins am 9. d. Mts. genehmigt worden.

Dies wird hiemit zur öffentlichen Kenntnis gebracht.

Den 13. Mai 1894. K. gem. Oberamt. _Schott. Vogt.

^^G^l^rb^in^ustav^^utel^ßrivatier^eutliiMN.

Hages-Weuigkeiten.

Deutsches Reich.

Nagold, 13. Mai. Wie dankbar das Publikum für gemeinfaßliche ärztliche Belehrung ist, zeigte der überaus zahlreiche Besuch eines Vortrags von Oberstabsarzt a. D. Dr. Katz aus Stuttgart, den derselbe im Kneippbad Waldeck über Natur­heilkunde hielt. Er verbreitete sich hiebei über die 5 Hauptfaktoren der Gesundheit: Luft (offene Fenster bei Tag und bei Nacht, Nasenatmen, Luft­bäder), Licht (Sonnenbäder), Wasser (hier wurde eine Uebersicht gegeben über die geschichtliche Ent­wicklung des Wasserheilverfahrens von den alten Aegyptern, wo die Lehrer hierüber in religiöse Vor­schriften gekleidet waren, bis zu Priesnitz, Schroth, Kneipp und Kühne); Diät als Grundlage jeder Behandlung (Milch für die Kleinen, für ältere Leute nicht so viel Flüssigkeit, keinen Kaffee, keine heiße Suppe, vegetarische Kost: Nüsse, Datteln, Orangen, Feigen, Aepfel etc.; Fleisch selten, da es nur Ei­weiß und fett, aber keine Kohlenhydrate, dagegen Gifte enthalte, Fleischbrühe sei kein Nähr- sondern nur ein Genußmittel und schädlich für Genesende. Wertreihe der Fleischsorten die übrigens nur ge­braten genossen werden sollen: Wildbret, Fische, Kalb-, Rind-, Ochsen- und als ganz letztes Schweine­fleisch, alkoholische Getränke seien keine Stärkungs­sondern nur Reizmittel, stören die Blutbildung und ruinieren die Nerven; namentlich der Jugend keinen Alkohol!), Bewegung (Wort von Scume: Ich glaube, daß alles besser ginge, wenn man mehr ginge") als Lebensäußerung zum Leben gehörig und zur Ausscheidung der Schlacken nützlich. Wenn Red­ner sich gegen alle und jede Arznei ausspricht, so ist dies extrem, aber bei seiner Stellung zu der sich immer mehr entwickelnden Naturheilmethode wohlver­ständlich. Möge seine Ermahnung:Zurück zur Natur!" nicht ungehört verhallen."

Cannstalt, 11. Mai. Der Altertumsverein hier hat nun die Grundstücke auf der Steig entlang des Mühlhäuser Pfads, auf welchem sich das Römerkastell befindet, ca. 70 Ar, zunächst auf 6 Jahre, per Ar um 6 ^ gepachtet. Zur uumittelbaren Anlage des Kastells werden ca. 20 Aar be­nützt, während der Rest den Eigentümern wieder in After­pacht zurückgegeben wurde. Gestern fand eine Besichtigung durch den Landeslonservator und eine Kommission mit dem Oberbürgermeister statt, wegen endgültiger Gestaltung der Anlage.

Stuttgart, 12. Mai. Der von den Sozial­demokraten gegen alle Mitglieder und Lieferanten des Stuttgarter Liederkranzes verhängte Boykott er­regt in allen bürgerlichen Kreisen Stuttgarts, auch in solchen, die dem Liederkranz sehr fern stehen, eine wachsende Erbitterung. Nachdem man weiß.

daß der Liederkranzausschuß zwingende Gründe hatte.

den Sozialdemokraten die Liederhalle nicht einzuräu­men, weil sonst die Militärkapellen, die man doch unbedingt in der Liederhalle braucht, letztere würden nicht mehr betreten dürfen, erweist sich der Boykott als eine bösartige Machtprobe der Sozialdemokraten, die den Stuttgarter Bürgern und Beamten zeigen wollen, daß sie selbstdas Heft in der Hand haben". Würde dieser Boykott mit einer Niederlage des Lie­derkranzes enden, so würde den Sozialdemokraten der Kamm noch mehr schwellen. Es sind nun Vor­bereitungen zu einer Bürgeroersammlung im Gange, welche sich mit jenem Boykott beschäftigen soll. Man will versuchen, dem Boykott durch einen Gegen­boy k o t t die Spitze abzubrechen. Empfindlich könnte die Sozialdemokratie auch getroffen werden durch den Austritt aller Nichtsozialisten aus dem Konsum­verein; denn nachweislich sind Konsumvereine ohne Beteiligung besser situierter Familien nirgends lebens­fähig. Wie wir hören, sollen in dieser Richtung Anträge in der Bürgerversammlung gestellt werden.

Stuttgart, 13. Mai. Lebhaft besprochen wird hier in bürgerlichen, wie in militärischen Kreisen die unerwartet rasch erfolgte Pensionierung des Komman­deurs des Königs-Dragonerregiments Oberstlieutenant. Freiherr v. Kirchbach. Wie wir hören, steht die­selbe mit einer Spielaffaire in Verbindung. Die rasche Erledigung dieser Sache ist auf die eigenste Initiative Sr. Maj. des Königs, höchstwelchem die Vorgänge zu Ohren gekommen waren, zurückzuführen. Herr o. Kirchbach hat unmittelbar, nachdem die kgl. Entschließung erfolgt war, Stuttgart verlassen.

Stuttgart, 14. Mai. (Privattelegr. desGe­sellschafter".) Ulm. (Reichstagsstichwahl.) Hähnle (Volksp.) gewählt mit 9626 St. Eh mann (Deutsche u. Wirtschaftsp.) erhielt 7626 Stimmen.

Marbach, 11. Mai. Schon am 9. Mai und heute liefen beim Schillervereinsvorstand Telegra mme und Zuschriften ein. Teils sind es schon Anmeld­ungen in den Verein, teils Glückwünsche. Alle at men herzliche Freude über des Königs herzliche Kundge­bung und große Begeisterung für die Sache. Wir wollen vorläufig nur eine Zuschrift mitteilen: Stutt­gart, 10. Mai. Ew. Hochwohlgeboren können sich vorstellen, mit welch freudiger Begeisterung ich den herrlichen Brief Se. Maj. des Königs las. Möchte doch der Widerhall solch gnädiger Gesinnung zu einer That werden, die'der ganzen deutschen Nation zum Nutzen gereicht. Die idealen Güter des Volkes zu schätzen, sie zu fördern, ist königl. Vorrecht, dieser Güter würdig zu sein, des Volkes Ehre. In vor­züglicher Hochachtung und freudiger Zuversicht, das Werk in Ihren Händen zu wissen, zeichne ich Ihre ergebene Mathilde Freifrau v. Schiller.

Stuttgart, 13. Mai. Eine überaus wertvolle Schil­lerbibliothek, aus den seltensten Drucken bestehend, welche der Antiquar Alb. Cohn seit Jahrzehnten gesammelt hak, ist heute in Berlin durch Dr. Fritz Jonas im Auftrag einer schwäbischen Dame käuflich erworben worden; die Bibliothek soll seiner Maj. dem König für das Archiv in Marbach zur Verfügung gestellt werden.

Biberach, 9. Mai. Die Vorarbeiten für das 12. Bundesfest des Würtl, Kriegerbundes sind in vollem Gange. Auf Straßen und Plätzen werden die Häuser verputzt, über­haupt alles gethan, der Stadt ein festliches Ansehen zu geben. Heute vormittag trafen die Herren Oberhofmar- fchall Freiherr v. Wöllwarth, Premierleutnant Eisenmaun. Finanzrat Geiger von Stuttgart und Frhr. v. Süßk.nd- Schwendi hier ein, um mit drin Festkomite die endgültigen Beschlüsse für den Besuch S. M. des Königs, sowie snr das Fest selbst zu fassen. Nachmittags kam der komman­dierende General v. Lindequist mit Stab hier an, um das hiesige Landwehrkommando zu inspizieren.

Straßburg i. E. Die Industrie- und Gewerbeaaa- stellung wird am Samstag, den 18. Mai durch den Pral l-