tor Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg, Kaiserlichen Statt­halter in Elsaß-Lothringen eröffnet. Von nachmittags 4 Uhr an ist die Ausstellung für das Publikum zugänglich. Abends findet Empfang im Rathause auf Einladung der Stadt Straßburg statt.

Friedri chsruh, 13. Mai. Heute erschienen zum Besuche beim Fürsten Bismarck >100 Damen aus Schlesien. Der Fürst erwiderte auf eine Ansprache etwa folgendes: Schlesien habe sich stets durch seine patriotische Gesinnung ausgezeichnet; wenn die Damen für eine Sache gewonnen seien, brauche man für die Männer nicht bange zu sein. Würden die Wahlen unter weiblichem Einflüsse stehen, so würden sie nationaler und besser ausfallen. Der Fürst schloß mit einem Hoch auf die deutschen Frauen; lrat sodann zu den Damen herunter, welche Blumen­sträuße überreichten. Einige Damen wurden vom Fürsten zur Tafel geladen. Die übrigen fanden sich später im Arbeitszimmer des Fürsten ein und besichtigten dort Geschenke.

Deutscher Reichstag. (9V. Sitzung.) Der Reichs­tag hat am Freitag den Paragraphen 111 der Umsturzvor­lage sowohl nach der Kommisfionssassung wie nach der Fassung der Regierungsvorlage und sämtliche Abänderungs­anträge mit großer Mehrheit abgelehnt, worauf die Weiter­beratung auf Sonnabend vertagt wurde. (91. Sitzung.) Tie Beratung über das Umsturzgesetz wurde bei tz 112 der Vorlage fortgesetzt. Tie Regierungsvorlage bedroht be­kanntlich den mit Strafen, der einen Angehörigen des aktiven Heeres verleitet, an Bestrebungen teilzunehmen, welche auf den gewaltsamen Umsturz der bestehenden Staatsordnung gerichtet find. Die Kommission schlug erheblich über die Regierungsvorlage hinausgehend hervor, schon denjenigen und zwar mit Gefängnis bis zu drei Jahren zu bestrafen, der in der Absicht, die militärische Zucht und Ordnung zu untergraben, durch Wort, Schrift rc. gegenüber einem aknven Militär das Heer oder Einrichtungen desselben ver­ächtlich macht oder zur Verletzung der Dienstpflichtigen auf­fordert oder anreizt. Die Debatte an der sich die Abg. Haußmann, Bebel, Osann u. a. sowie in hervorragen- d.m Maße der Kriegsminister beteiligte, vermochte das ^nleresse nicht mehr zu fesseln, da die Ablehnung auch dieses Paragraphen am Regierungstische sowohl als auch bei den einzelnen Parteien von vorn herein als Thatsache angesehen wurde und die Vorlage trotz des fortdauernden Wortgefechts als gegenstandslos galt. Nach Osanns Aus­lührungen gaben dann die Redner der übrigen Parteien auch nur noch ganz kurze Erklärungen ab. Der tz 112 wird sodann mit wechselnden Majoritäten in jeder Fassung ab­gelehnt. Dem Anträge Richters bei den weiteren tztz aus zede Diskussion zu verzichten, wird zugestimmt. Sämtliche tztz der Vorlage werden sodann debattelos der Reihe nach abgelehnt, womit die ganze Vorlage gefallen ist. (Bravos.) Nächste Sitzung: Montag 1 Uhr. Zollkartell mit Oester­reich, Tabaksteuergesetz. Schluß 51, Ubr.

Berlin, 13. Mai. Der Reichstag lehnte heute nach kurzer Beratung den das Prinzip der Tabak­steuer enthaltenden tz 4 der Tabaksteuervorlage und sodann die ganze Vorlage paragraphenweise debatten­los ab.

Berlin, 13. Mai. Wie der „Reichsanz." meldet, ist in der Nacht zum Sonntag ein Posten auf den Scheiben­ständen bei Mainz von mehreren mit Knütteln bewaff­neten Männern angegriffen worden. Der Posten verwun­dete zwei Angreifer durch Schüsse und einen dritten mit seinem Seitengewehr.

Berlin, 14. Mai. Der Kaiser hat, wie die „Natl. Z." erfährt, das von dem kommandierenden Admiral Frhrn. v. d. Goltz eingereichte Entlassungs­gesuch genehmigt.

Berlin, 14. Mai. In der Angelegenheit der verhafteten Anarchisten Töbs und Krebs haben bereits wiederholt lange Verhöre stattgefunden. Wie es heißt soll die Kellnerin Paula Flügel, auf deren Aussage beide Anarchisten verhaftet wurden, ihre früher gemachten Angaben über einen Dynamitan­schlag derselben auf den Kaiser nicht aufrecht erhalten tonnen.

Reichskommissar Dr. K. Peters hat nach der "F. Z." seine Entlassung eingereicht, und zwar anläßlich der Ernennung des Majors v. Wißmann zum Gouverneur von Deutsch-Ostafrika. Dr. Peters hoffte selbst Gouverneur von Ostafrika zu werden uno seine Aussichten sollen die allerbesten gewesen sein, doch setzte der Reichskanzler die Ernennung Wißmann's als des allein geeigneten Mannes durch.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 13. Mai. Von hier wird dem „Kleinen Jour­nal gemeldet: Gräfin Leiningen-Wessenberg ist wegen öffent­licher Gewaltthätigkeit, Falschmeldung, Kuppelei und Schwin­delei verhaftet und dem Landgericht eingeliefert worden. Tie Gräfin ist 48 Jahre alt, in New-Dork geboren und ppilwe des 1878 verstorbenen Grafen Emmerich Leiningen.

Wien, 14. Mai. Der Komponist Franz v. Suppö liegt im Sterben. Der Tod kann jeden 'Augenblick eintreten.

Laibach, 13. Mai. In letzter Nacht wurden wieder die, neue leichtere Erdstöße beobachtet. Tie vielen Erd- tzope der letzten Woche haben neue Schäden verursacht und

die bereits vorhandenen bedenklich vergrößert. Es müssen immer mehr Häuser eingerissen werden.

Frankreich.

Paris, 12. Mai. Der Kriegsminister General Zurlinden begab sich heute vormittag zur Einwei­hung der neu errichteten militärmedizinischen Schule nach Lyon. Der Minister wurde mit Hochrufen auf die Armee und Republik empfangen und hielt bei der Uebergabe des Gebäudes eine Ansprache, in der er ausführte, die medizinische Schule in Lyon stelle einen Schlußstein an dem Werk der franz. Heeres­organisation vor, das nun vollendet sei. Frankreich könne mit Recht der Zukunft entgegensetzen und seine großen Aufgaben in Sicherheit u. in Frieden verfolgen.

Paris, 14. Mai. Die Regierung beschloß, die Sozialistensührer Bebel und Liebknecht, falls dieselben hieher kommen sollten, auszuweisen.

Amerika.

Eine amtliche Depesche aus Cuba besagt, Ma­jor Cundmes schlug die Aufständischen bei Baracoa und fügte ihnen bedeutende Verluste zu. Ein an­derer Haufen wurde bei Palmas Oriano von Oberst Sandoval geschlagen. Der Oberst der Aufständischen, Pablo, ist gefallen.

A si en.

Man meldet aus Tokio vom 11. Mai: Vicomte Kabayama, der neue Vizekönig von Formosa, wird mit großem Gefolge in wenigen Tagen von hier abgehen, um die Insel von den Chinesen zu übernehmen und seine Stellung anzutreten. Mid- zuno, der bisherige Geheime Kanzleisekretär des Unterhauses im japanischen Parlament, begleitet Ka­bayama als Ziviladministrator. Zwei japanische Kriegsschiffe begleiten das Gefolge nach Formosa. Die Entwickelung aller Hilfsquellen der Insel wird sofort in die Hand genommen werden. Der volle Text der Friedensverträge wird nicht veröffentlicht werden, bis die beabsichtigten Aenderungen fest­gestellt worden sind und der Ergänzungsverlrag genehmigt worden ist. Die Verhandlungen zwischen Graf Jto und Li-Hung-Tschang über diesen Punkt haben bereits begonnen.

Söufl, 14. Mai. Das Bureau Reuter meldet: Der frühere koreanische Gesandte Jean Liyoshun wurde wegen Mordes und Verrats zu bebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt, vier andere Beamte z. Todes­strafe.

Afrika.

Von Deutsch-Ostafrika. Die Berufung des Majors v. Wißmann zum Gouverneur von Ostafrika bedeutet zweifellos eine neue Phase in der Entwicke­lung dieser Kolonie. Der neue Gouverneur wird Ende Juni sein Amt antreten. Im Interesse seiner wirtschaftlichen Hauptaufgabe ist Wißmann bereits zu den wirtschaftlichen Unternehmungen und Er­werbsgesellschaften für Ostafrika in Beziehungen ge­treten. Es dürfte ihn in allernächster Zeit die För­derung der Usambara-Eisenbahn beschäftigen, ferner der Bau der Centralbahn nach dem Viktoria- und Tanganyka-See. Von anderen Wegebauten dürfte vorläufig Abstand zu nehmen sein, weil Wegbauten in der afrikanischen Wildnis an sich sehr kostspielig sind und ihre Unterhaltung unverhältnismäßig große Kosten verursacht. Auch der Küstenverkehr dürfte demnächst günstiger gestaltet werden. Zwei neue Küstendampfer werden nach Ostafrika gesandt werden, so daß dann der Verwaltung 6 Dampfer zur Verfügung stehen. Dem Plantagenbau wird besondere Fürsorge znge- wandt werden; im Zusammenhang damit werden Züchtungs- und Einführungsversuche mit geeigneten Hausthieren empfohlen. Was die Besiedelung der höher gelegenen Landstriche mit deutschen Ackerbauern betrifft, so wird sie von Wißmann vorläufig nicht befürwortet, so lange nicht die gesundheitlichen Ver­hältnisse in der Kolonie und die für Europäer wesent­lichen Lebensbedingungen völlig klar gestellt sind.

Oran, 13. Mai. Tausend Angehörige zweier marok­kanischer Stämme überfielen am 9. die Niederlassungen zweier anderer Stämme bei Gued. Der Kampf mit blanker Waffe dauerte bis zum Anbruch der Nacht. 600 Toten wurden die Köpfe abgeschnitten. Auch 300 Lasttiere wur­den getötet.

Kleiner» Mitteitnnge«.

—t. Nothfelden, 14. Mai. Gestern ereignete sich hier ein sehr bedauerlicher Unglücksfall. Der bei dem Neubau des Hauses von Bauer Stockinger hier beschäftigte Maurer Gottlieb Köhler stürzte im Innern des Baues herab und erhielt dadurch sehr schwere Verletzungen des Rückgrats, so daß man für sein Leben Befürchtungen hegt. Der brave, allgemein

geachtete Mann ist 34 Jahre alt, verheiratet und' Vater von einem Kinde. Die Teilnahme an seinem Unglück von seiten der hiesigen Bewohnerschaft ist eine aufrichtige und allgemeine.

Sulz (Wildberg), 11. Mai. Heute vormittag verun­glückte der 23jährige ledige Bauer Jakob Köhler von hier auf der Marksteige in der Nähe Wildbergs beim Langholz­führen. Die Sperrvorricytung brach an einer abschüssigen: Stelle, der Wagen kam ins Laufen und dem Fuhrmann wurden die Rippen eingedrückt, wobei die inneren Körper­teile schwere Verletzungen erlitten, so daß wenig Hoffnung für Erhaltung seines Lebens vorhanden ist. (Schw. B.)

Freudenstadt, 13. Mai. Mit Stimmenmehrheit wurde in der heutigen Gemeinderatssitzung Emil Wäldle, Werkmeister von hier, als Stadtbaumeister gewählt. — In Lombach schlug gestern vormittag 1^11 Uhr der Blitz in einem Wohngebäude ein, ohne jedoch zu zünden. Der Schaden ist nicht groß.

Cannstatt, 13. Mai. Die Selbstmordmanie nimmt immer erschreckendere Dimensionen an; außer der bereits, mitgeteilten Auffindung einer weiblichen Leiche am gestrigen Sonntag sind im Laufe des Nachmittags noch zwei weitere männliche Leichname in den Fluten des Neckars gefunden und geländet worden, worunter die eines Israeliten. Nähere Angaben können vorerst noch nicht gemacht werden.

(Schw. B.)

Murrhardt, 12. Mai. Gestern abend zwischen9 und 10 Uhr zogen sich über unsere Stadt mehrere Gewitter zu­sammen, die sich zum Teil mit starkem Hagel entluden. Die Schlossen fielen bis haselnußgroß und die Straßen boten ein winterliches Bild. Der Schaden an den blühen­den Bäumen und den zarten Gartenfrüchten ist nicht un­bedeutend.

Isny, 12. Maii Es ist erstaunlich, mit welcher Ueppigkeit Heuer die Vegetation im Allgäu sich entfaltet,, namentlich sind die Wiesen im Wachstum so weit vorge­schritten, daß mit der Heuernte in wenigen Wochen begon­nen werden wird. Die Weideplätze in den Thälern sind längst schon mit Viehherden besetzt, während die Alpweiden demnächst bezogen werden. Die Fruchtfelder, welche infolge der vermehrten Milchwirtschaft aus den notwendigsten Be­darf beschränkt sind, haben während des Winters keinen. Schaden gelitten. Die Obstbäume stehen allenthalben in schönster Blüte und versprechen einen reichen Ertrag.

Ulm, 13. Mai. Aus dem Abort des hiesigen Bahn­hofes wurden die Montur und das Seitengewehr eines Soldaten der 14. Komp. Gren.-Reg. Nr. 123 herausgezogen. Der betreffende Mann scheint sich in Zivilkleidern geflüchtet zu haben.

München, 13. Mai. Bei dem Radfahrerdistanzrennen Bordeaux-Paris langte als Erster Gerger-Graz an, welcher den 590 Kilometer langen Weg in 24 Stunden 15 Min. 25 Sek. zurücklegte. Fischer-München, der bekannte Sieger bei der Distanzfahrt Mailand-München, gab das Rennen wegen Beschädigung seiner Maschine auf.

Auffindung einer Kriegskasse. Jn Penig machten. Arbeiter in der Feldflur an der Leipziger Straße liegenden Sandgrube des Oekonomen I. Heinig einen überraschenden Fund. Man entdeckte eine kofferartige eiserne Kriegskasse mit Inhalt die offenbar aus dem Befreiungskriege stammt.

In die richtigen Hände gelangt ist ein Haupttreffer der preußischen Klassenlotterie von 200,000 Das Los wurde von Bergarbeitern, Handwerkern und Land­wirten der Stadt Hörde gespielt.

In der westpreußischen Stad Riesen bürg ist ein Bürger von seiner Frau, mit der er in dritter Ehe lebt, aus der allein 16 Kinder hervorgegangen sind, kürzlich mit dem 27. Kind beschenkt worden.

Brüssel, 13. Mai. König Leopold wandelte die Todes­strafe der Frau Joniaux in lebenslängliche Zwangsar­beit um.

Madrid, 13. Mai. In der Nähe von Teneriffa wurde von der Mannschaft der Brigg „Caridad" ein schiff­brüchiger Matrose der „Reina Regente", der an einen Balken gebunden war, im Meere schwimmend und noch atmend aufgefunden; der Unglückliche verschied jedoch nach wenigen Minuten.

Die Ermordung eines Beichtvaters und zwar des in Paris allbekannten hochangesehenen Abbes Broglie, des Bruders des Herzogs von Broglie, hat die Seinestadt am Sonnabend in Aufregung versetzt. Die Thäterin, ein Fräulein Amelot, scheint von Verfolgungswahnsinn befallen zu sein. Sie hatte am Freitag dem Abbe, ihrem früheren Beichtvater, in der Karmeliterkirche wegen einiger ihr ver­meintlich zugefügten Beleidigungen eine heftige Scene ge­macht. Der Abbe wies ihr die Thür, besuchte sie jedoch im Laufe des Vormittags um sie zur Vernunft zu bringen. Auf die Weigerung des Abbes, schriftlich die Zurücknahme der eingebildeten Beleidigungen zu erklären, schoß die Mör­derin vier Revolverlugeln gegen seinen Kopf ab, die ihn aus der Stelle töteten. Sodann begab sie sich nach der Karmeliterkirche und beichtete ihre That. Aus dem Poli­zeikommissariat erzählte sie ruhig den Hergang. Der er­mordete Abbe Broglie war bis zum Jahre 1869 Marine-

Briefkasten.

Wir richten im Sinn auch anderer Gemeindeglieder an die zuständigen Stellen die höfliche Bitte, es möchte künftig im Kirchenzettel, wie er in diesem Blatte in dan­kenswerter Weise veröffentlicht wird, auch der Name des­jenigen Geistlichen regelmäßig veröffentlicht werden, der den Predigtgottesdienst hält. Diese praktische und ange­nehme Notiz findet sich ohne jede Beanstandung längst schon in den allermeisten Bezirksblättern des Landes als stehende Rubrik. Die Uebergangszeit während der Erle­digung der ersten Stadtpfarrstelle dürfte zur Einführung dieser harmlosen Neuerung besonders geeignet sein.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen i Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.