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Amts- und Intelligenz-Blatt flir den Obrramks-Bezirk Nagold.

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Dienstag 23. April

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1895.

Hages-Weuigkeilen.

Deutsches Reich.

* Nagold. Der hiesige Gewerbeverein hatte -am Samstag Abend im Gasthof zumRößle" seine Generalversammlung, lieber die beiden ersten Punkte der TagesordnungJahresbericht an die Handels­und Gewerbekammer" undBericht über die Thätig- keit des Vereins" können wir hinweggehen, da den Mitgliedern aus den früheren Sitzungen und Berichten deren Inhalt zur Genüge bekannt geworden ist; es erübrigt nur mitzuteilen, daß beide Berichte von der Versammlung gut geheißen wurden. Es folgte nun der Kassenbericht, nach welchem der Kassenbestand 125 Mark 96 Pfennig beträgt. Die Kasse wurde von den HH. Kausm. G. Schmid und Verw.-Akt. Rapp revidiert und vollständig in Ordnung be­funden. Zu erwähnen ist hier, daß eine Einladung von der K. Centralstelle für Gewerbe und Handel einlief, sich mit einem Beitrag an den Kosten des neuen Landesgewerbemuseums" in Stuttgart zu beteiligen; ein Beschluß über die Höhe des Betrags wurde aber noch nicht gefaßt. Es wurde jetzt zur Wahl des Vorstandes geschritten und mußten wir leider mit der Thatsache rechnen, daß der nun seit 30 Jahren den Verein leitende Vorstand, Hr. Kommerzienrat Sannwald, von diesem Amte znrücktritt, da er sei­nen Wohnsitz in kurzer Zeit verlegen wird. Hr. .Kommerzienrat Sannwald selbst gab bei diesem An­laß kund, wie er stets das Interesse des Vereins zu wahren gesucht und das Gute gewollt habe, wobei er namentlich vom Ausschuß bestens unterstützt wor­den sei. Sein Hoch galt dem Gewerbeverein, welchem er auch fernerhin stets nahe stehen werde. Aus der Wahl ging Herr Stadtschultheiß Brodbeck als Vorstand hervor, was mit allgemeiner Befriedigung ausgenommen wurde. Letzterer ergriff nun das Wort um der Versammlung für das ihm entgegengebrachte Vertrauen zu danken; er werde bestrebt sein, die entstandene Lücke nach Kräften und so lange zur Zufriedenheit ausfüllen, bis sich ein geeigneterer Vor­stand aus dem Handelsstand oder den Gewerbetrei­benden finde. Zugleich sprach er dem scheidenden bishe­rigen Vorstand, Hr. Kom.-Rat Sannwald, den innig­sten Dank aus für die lange, segensreiche Thätigkeit, die er dem Verein gewidmet, u. für die stets gezeigte Opfer­willigkeit mit der er alle Bestrebungen und Einrich­tungen des Gewerbevereins unterstützt hat. Er schloß mit dem Wunsche, daß uns der Schei­dende auch in der Ferne ein wohlwollendes Inte­resse bewahren möchte und schlug vor, Herrn Kommerzienrat Sannwald zum Ehrenvorstand zu er­nennen, was von der ganzen Versammlung durch Erheben von den Sitzen freudig beschlossen wurde. Es ist noch anzuführen, daß bei der Wahl des Aus­schusses an Stelle des zum Vorstand gewählten Hrn. Stadtschulth. Brodbeck, H. Fabrikant Finckh neu- und alle seitherigen Mitglieder wiedergewählt wurden.

* Nagold, 22. April. Die hiesige Feuerwehr rückte Sonntag früh 7 Uhr in voller Ausrüstung aus und wurde vom Commandanten gemustert. Die Musterung fiel zur vollen Zufriedenheit des Com­mandanten aus.

Tübingen, 17. April. Gestern sind die Stift- ler und Konviktoren wieder aus den Ferien einge- rückt und heute nehmen die theologischen Vorlesungen bereits ihren Anfang. Die übrigen Fakultäten be­ginnen erst in nächster Woche. Bis jetzt sind nur wenige Stadtstudierende eingetroffen. (Schw. B.)

Stuttgart, 18. April. Der König hat zur Errichtung eines neuen Denkmals auf dem Schlachtfeld von Dennewitz (6. Sept. 1813) einen besonderen Denkstein gestiftet mit der Inschrift:Ehre dem Andenken der braven Württernberger!" Unser Landsmann, der preußische Gesandte in Hamburg, Herr v. Kiderlen-Wächter, bekannt durch den Kladdera­datschskandal weilt z. Zt. hier und wurde vom König zur Hoftafel geladen.

Stuttgart. Landgerichtsrat a. D. Pfizer macht in einem auswärtigen Blatte dem Landtage einen Vorwurf daraus, daß er sich noch nicht mit dem Fall Pfizer" beschäftigt habe.Wer die Verhält­nisse in Württemberg kennt", meint Pfizer,konnte sich allerdings darüber nicht wundern. Spielen doch bei den Führern der bürgerlichen Parteien zum großen Teil persönliche Gründe mit." DieFrkf. Ztg." bemerkt hiezu, daß dies eine höchst subjektive Be­hauptung sei.

Geislingen, 18. April. Für die am 30. April stattfindende Reichstagswahl im 14. Wahl­kreis ist nunmehr als Komprommißkandidat zwifchen der deutschen Partei und der Wirtschaftspartei Bau­rat Ehmann von Stuttgart in Aussicht genommen.

Ulm, 18. April. Hier geht das Gerücht und findet auch vielfach Glauben, daß das Grenadier­regiment Nr. 123 von hier nach Stuttgart verlegt und dafür das 8. Regiment von Straßburg hieher kommen soll.

Ulm, 19. April. In derUlmer Zeitung" stellt die Volkspartei heute den Landtagsabgeordneten Hähnle in Giengen a. Br. als ihren Kandidaten für die Reichstagswahl auf.

Auf den württembergischen Eisenbahnen tritt am 1. Mai 1895 der Sommerfahrplan in Kraft. Der Wandfahrplan und die amtliche Ausgabe des Fahrplans in Taschenformat werden in den nächsten Tagen erscheinen und in der Buchhdlg. von G. W. Zaiser vorrätig sein.

München, 17. April. Eine Zierde der Münchener Bürgschaft, Großhändler Komm.-Rat Josef Schuster, ist seit dem Karsamstag, an welchem er einen Spaziergang in den englischen Garten unternahm, spurlos verschwunden. Da Schuster schon seit einiger Zeit an Gehirnkongestionen und gesteigerter Nervosität litt und am Samstag vor seinem Ausgange seine Uhr, Uhrkette und Ringe zu Hause ablegte, vermuteten seine Freunde, daß er sich in einem Anfalle geistiger Störung ein Leid zugefügt haben möchte. Heute wurde der Polizei die Mitteilung gemacht, daß feine Leiche von der Isar in der Gemeinde Neustift (zwischen München und Freising, 6 Stunden nördlich von München) angelan­det worden sei. Die liberale Partei Münchens verliert einen unentwegten Freund an ihni.

München, 18. April. Nach einer Meldung derBayr. Rundsch." beabsichtigt das königliche Haus Bayern aus den Antrag des Prinz-Regenten zur Erinnerung an den König Ludwig II. eine pracht­volle Votivkirche zu erbauen, deren eine halbe Mil­lion betragende Kosten das königliche Haus aus eigenen Mitteln bestreiten will.

Ein Denkmal des Abg. Windthorst wird in Meppen auf dem Marktplatz Aufstellung finden. Windthorst ist auf der bildnerisch angedeuteten Redner­tribüne des Reichstags stehend dargestellt, von wo er gewöhnlich seine Reden gehalten hat. An der Vorderseite des Postaments wird eine Bronzerelief­gruppe angebracht werden: drei weibliche Figuren, deren mittelste eine Tafel mit der Devise des Cen- lrums hält, während die beiden anderen Staat und Kirche personifizieren.

Zur Thronfolge im Fürstentum Lippe ver­öffentlicht dieKreuz-Ztg." einen vom Grafen zu Lippe- Biestenfeld an den Bundesrat gerichteten Protest. In demselben betont der Kronprätendent, die Erklä­rungen des lippischen Kabinetsministers könnten der Auslegung Raum geben, daß eine Verzögerung oder

Unterlassung seiner Beschwerdeführung beim Bundes­rate eine Anerkennung des durch den Erlaß des ver­storbenen Fürsten Woldrmar vom 15. Oktober 1890 geschaffenen Thatbestandes seinerseits in sich fchlössen. Um jeder Verdunkelung der Rechtslage in dieser Bezie­hung vorzubeugen, rufe er vorsorglich und für jede Even tualität durch den Protest den Schutz des Bundesrates des Deutschen Reiches zur Wahrung seiner Rechte an.

Friedrichsruhe, 19. April. Der Empfang der Abordnung der Stadt Stuttgart bei Fürst Bismarck fand heute mittag 12 Uhr statt. Oberbürger­meister Rümelin hielt bei der Uebergabe der Adresse eine Ansprache an den Fürsten, welcher sich der Bürger­ausschußobmann Kommerzienrat Kuhn anschloß. Der Fürst dankte in freundlichster Weise und knüpfte Ausführungen über die bundesstaatliche Entwicklung des deutschen Reiches an; ferner sprach er anerken­nende Worte über die Haltung der Württemberg. Truppen im Feldzug 1870 71. Die Herren wurden zum Frühstück geladen, bei dem der Fürst ein Hoch auf Seine Majestät den König Wilhelm von Würt­temberg ausbrachte.

Friedrichsruhe, 19. April. Nach amtlicher Zählung gelangten hierher vom 25. März bis 2. April 11475 Telegramme mit 453260 Wörtern und 450000 Postkarten und Briefe.

Altona, 20. April. Für die Beleuchtung der Elbufer anläßlich der Anwesenheit der deutschen Fürsten bewilligten die städtischen Kollegien 25000, /^

DerFall Kotze" verspricht eine neue über­raschende Wendung zu nehmen, wenn derHamb. Korr." recht unterrichtet ist, und Herr v. Kotze in der That beabsichtigt, gegen den Zeremonienmeiste" v. Schräder die Beleidigungsklage anzustrengen.

Berlin, 19. April. DerPost" wird aus Dresden gemeldet, daß zu Königs Geburtstag am 23. d. Mts. der Kaiser in Dresden erwartet wird.

Berlin, 19. April. DerKreuzer Alexandrine" der sich auf der Heimreise aus den chinesischen G- wässern zur Zeit im Mittelmeer befindet, hat, me dieNordd. Allg. Ztg." hört, Ordre erhallen, ich unverzüglich nach Tanger zu begeben.

Oesterreich-Ungarn.

Laibach, 18. April. Gestern um 10.40 Uhr vormit­tags erfolgte hier ein neuer starker Erdstoß. Seitens der Behörde wurde festgestellt, daß ungefähr 98 Proznt der Gebäude beschädigt sind. Der Verkehr stockt gänzli-. Die Geschäfte sind zum größten Teil geschlossen. Die meiste, Gassen sind noch immer durch Militär abgespect. Dcr Bürgermeister hat an die Bevölkerung einen Aufrv erlassen, in welchem er dieselbe zur Ruhe ermahnt und R Verbrei­ter von beunruhigenden Nachrichten mit Strae bedroht.

Wien, 20. April. In Laibach wurden «ute Nachr zwei Erdstöße und heute Morgen um 9" , Ule eine neue starke, sechs Sekunden währende ErderschütterOg verspür:, welche große Panik hervorrief. Der Landeiausschuß in Innsbruck bewilligte 1000 fl. für Laiback

Frankreich.

Paris, 18. April. DerFigaro"veröffentlichl ein Interview seines Berliner Korrefiondenten mit dem sozialdemokratischen AbgeordnetenLiebknecht über das Votum des Reichstages gegenübe. der Bismarck- Ehrung. Danach habe der Reichsüg noch nie so dreist gewagt, die Politik des Herrchers zu mißbil­ligen. Der Krieg zwischen dem Herrscher und den, Volke sei erklärt. Das Votum sei der erste Kanonen schuß dieses Krieges, das erste T»tengeläute für die Monarchie gewesen, (hu hu!)

Paris, 19. April. Seit vorgestern findet eine diplomatische Fühlungnahme zwischen den europäischen Mächten, speziell vorerst zwischen Rußland, Deutsch­land und Frankreich über den ostasiatischen Friedens­vertrag statt. Merkwürdig erscheint die bisherige Haltung des abseits stehenden England.