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Paris, 19. April. DasPetite Journal" meldet, die Sicherheitspolizei sei auf der Spur eines anarchistischen Komplotts gegen das Leben Faures.

Paris. Die von Luciani erfundene Patrone vervierfacht nach einer fachmännischen Erklärung des Obersten Ortus die Leistungsfähigkeit des französi­schen Jnfanteriegewehrs.

Marseille, 19. April. Nächste Woche wird hier ein aus Freiwilligen gebildetes Regiment aus Petersburg, bestehend aus 1500 Mann, erwartet, welches zugleich mit den hiesigen Truppen nach Ma­dagaskar abgehen soll.

Spanien.

Madrid, 18. April. Marschall Martine; Cam- pos ist gestern auf Cuba eingetroffen und wurde von der Menge begeistert empfangen. Der Marschall forderte die Insurgenten sofort auf, Delegierte zu ihm zu entsenden, damit er mit ihnen über die Lage beraten könne. Die Rebellen haben jedoch diesen Vorschlag abgelehnt.

Madrid, 19. April. Nach amtlichen Depeschen aus Cuba entfaltet Martine; Campos eine lebhafte Thätigkeit. Drei Divisionen begannen eine gemein­same Aktion. Die Aufständischen flohen ins Gebirge, ohne irgend eine Stadt einzunehmen.

England.

Die englische Regierung sucht sich mit Japan auf guten Fuß zu stellen und beurteilt deswegen die angebliche N.igung Frankreichs, alle Mächte zur Revision der Friedensbedingungen zu vereinigen ab­fällig. Es ist nicht in unserem Interesse, äußert sich ein englisches Regierungs-Organ, zwischen Japan und seinem legitimen Ehrgeize oder zwischen China und den Folgen seiner Fehler zu stehen. lieber die Haltung Deutschlands schreibt der Hamb. Corr. offiziös:Nach der Auffassung Berliner unter- - ichteter Kreise dürften die europäischen Mächte ihre Bemühungen daraus richten, den japanisch-chinesischen Friedens vertrag namentlich in der Richtung auf Be­ifügung verschiedener handelspolitischer Bedenken zu modificieren. Diese Bedenken betreffen im Wesent­lichen das wirtschaftliche Uebergewicht Japans in China. Deutschland werde jedoch das Verlangen nach einer eventuellen diplomatischen Action denjeni­gen Mächten überlassen, die an den territorialen Concessionen Chinas politisch und strategisch interes­siert sind.

London, 19. April. Der Mikado gab den Wunsch zu erkennen, dem Kaiser von China in Pe­king selbst einen Besuch abzustatten, um mit ihm das noch nicht perfekt gewordene Schutz- und Trutz­bündnis zu besprechen. Die Heranziehung Siams zu diesem Bündnis ist in Aussicht genommen.

London, 20. April.Daily Chronicle" teilt mit, daß England der Abtretung Formosa's an Japan niemals zu .mimen werde, wenn nicht gleichzeitig die strategische Pu i- Nion Englands in Ostasien befestigt würde.

Türkei.

Sultan Abdul Hamid hat kürzlich den Heraus- gchr der WienerNeuen Fr. Presse," der auf einer Crhlungsreise bis Konstantinopel gelangt war, in -iudenz empfangen und sich bei diesem Anlaß auch über die armenische Angelegenheit geäußert. Nach dem ^richte des genannten Wiener Blattes äußerte sich de:Großherr der Türkei wie folgt:Das Prin­zip, vo dem ich mich sowohl in meiner Politik als auch in Angelegenheiten der Verwaltung leiten lasse, ist die Mäßigung und eine durchaus gleichmäßige Fürsorge für alle meine Unterthanen mit Ausschluß aller streiken Maßregeln. Ich erwarte, daß auch mejne arnrnischen Unterthanen, welche in der letzten Zeit vom Pege der Treue sich entfernt haben, es schließlich bleuen und mir Beweise ihrer Treue geben werden. D? Armenier in meinem Reiche haben bei uns stets Squtz und Unterstützung gesunden, und d e Hervorragmdsten unter ihnen verdanken ihr Ver­mögen und ih-e Stellung ausschließlich dem Wohl­wollen unserer Dynastie. Infolgedessen betrachte ich diejenigen unte- meinen armenischen Unterthanen, welche in der lJten Zeit in einem gewissen Grade ihren Pflichten drr Unterthanentreue entgegengehan­delt haben, als Verirrte, die sich durch von außen kommende Einflüße haben verführen lassen, und ich hege die innige Ileberzeugung, daß sie, sobald sie die Wahrheit erkann: haben, auch zu normalen Zustän-- fd.'n zurückkehren werden." Der Sultan hat dem Be­richterstatter gestattet, diese Erklärung des Sultans

en veranlassen, die aus Grund der wichtigen und sensa- tion ll gefärbten Schilderungen der engl. Presse über die

von der Untersuchungskommission aufgedeckten Greuel- thaten in Armenien entstanden sind. Dem über die Au­dienz veröffentl. Berichte entnehmen wir noch folg, die Persönlichkeit des Sultans betr. Teil: Sultan Abdul Ha­mid ist ein Mann in den sog. besten Jahren, von mittlerer Größe, schlanker und geschmeidiger Gestalt. Das schwach gefärbte Gesicht ist von einem dunklen, wohl­gepflegten Vollbart umrahmt, die Stirne ausdrucks­voll gewölbt, die Züge drücken Güte und Wohlwollen aus, nichts deutet auf Stolz oder Härte. Das Schönste in diesem charakteristisch geschnittenen Herrscherantlitz aber sind die dunklen, in der Regel von den langen Wimpern verschleierten Augen. Wenn der Padischah sie voll öffnet und ihren eigenartig milden und gü­tigen Blick auf den Besucher richtet, so hat er ihn für sich eingenommen, bevor er noch gesprochen. Es ist nichts Gebieterisches, aber etwas unendlich Ein­nehmendes in dem Blick, der in nichts an den mäch­tigen Selbstherrscher, sondern weit mehr an die ver­trauensvolle Treuherzigkeit eines Kindes erinnert!" Der Besucher faßt die Summe seiner empfangenen Eindrücke in den folgenden Schlußsätzen zusammen Ich verließ den Palast mit wesentlichen berichtigten Vorstellungen von der Persönlichkeit des Souveräns des ottomanischen Reiches. Ich hatte einen stolzen, unnahbaren, einsam auf seiner Höhe thronenden, durch eine Mauer von Etikette und Schranzentum von der übrigen Welt getrennten Monachen erwartet und hatte einen liebenswürdigen, warmherzigen Men­schen gefunden, der weit mehr von den Pflichten er­füllt ist, welche die Krone auferlegt, als von den Rechten, die sie gewährt, nicht einen orientalischen Despoten, sondern einen auch nach europäischen Begriffen voll­endeten Gentlemann von hoher Bildung und den liebenswürdigsten Umgangsformen.

A si en.

Ehe Japan im Stande sein wird, einen regest mäßigen Exporthandel nach China zu etablieren, dürf ten nach Sachverständigen Urteil infolge der durch den Krieg verursachten Schäden an der Flotte min­destens fünf Jahre hingehen. Um den Schaden möglichst schnell zu reparieren, gedenkt die japanische Regierung die Industrie des Auslandes in großem Maßstabe in Anspruch zu nehmen. Bedeutende Auf­träge für neue Kriegsschiffe sollen sofort, hauptsäch­lich in England, aufgegeben werden. Die neuen Schiffe werden gemäß den Erfahrungen konstruiert werden, welche die Japaner in der Seeschlacht bei Ualu gemacht haben.

Wer ist Prinz Jamagata? Der Berliner Korrespondent desStandart" hatte seinem Blatte bekanntlich das abenteuerliche Gerücht übermittelt, Damagata und Johann Orth seien ein und dieselbe Person. ImTelegraph" widerlegt ein Mitarbeiter dieses Gerücht, indem er schreibt:Ich kenne Prinz chamagata selbst und habe auf einem seiner Feste getanzt. Bereits vor 17 Jahren führte er in dem Satsuma-Kriege eine Division zum Siege. Dama- gata versteht nur japanisch und ein wenig chinesisch und ist nie aus Japan gekommen. Er stammt aus einer der ältesten Familien des Landes." Mr. Stephens, Kanzler bei der japanischen Gesandtschaft in Was­hington, bestätigt aus eigener Bekanntschaft, daß Aamagata ein geborener Japaner ist, und fügt hinzu, der Marschall habe vor einigen Jahren Washington besucht.

Kleinere Mitteilungen.

Altensteig, lg. April. Ein hiesiger Jagdfreund schoß heute früh im Ueberberger Gemeindewald Langenhau einen Auerhahn, ebenso gelang es einem anderen Jäger im Wald­teil Buhler bei Warth ein gleiches Tier zu erlegen. Beide Tiere sind Prachtexemplare. Zahlreiche auswärtige Nim­rode sind in den letzten Tagen in hiesiger Gegend einge- trosfen, um der Auerhahnenjagd obzuliegen; möge ihnen das Jagdglück ebenso hold sein. (A. d. T.)

Sulz (Wildberg), 18. April. Dem Holzmacher H. Nestle passierte heute das Unglück, daß er beim Ausweichen vor einem fallenden Baum niederstürzte und am Unter­schenkel des linken Fußes beide Rohre brach. Zur näm­lichen Zeit brachte der hier in Arbeit stehende Mahlknecht Dürr von Pfrondorf den Fuß zwischen das Rad, wobei ihm die Ferse zerquetscht und das Fleisch am Vorfuß teil­weise weggestreift wurde. (Schw. B.)

Tübingen, 18. April. Das Dienstag begonnene Sommersemester verspricht eine starke Frequenz und wird dem vorjährigen mindestens gleichkommen. Die Stu­dierenden treffen täglich zahlreich ein und es herrscht auf den, Bahnhofperron ein bunt bewegtes Leben. An einzel­nen Fakultäten haben die Vorlesungen bereits begonnen. Stuttgart, 18. April. (Landgericht.) Am Sonntag

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derselben den andern das Singen verbieten wollte. Schließ­

lich kam es auch zu Thätlichkeiten, anläßlich deren heute

unter der Anklage der Körperverletzung vor die Strafkammer geladen waren der 20 Jahre alte Schuhmacher Karl Gustav Albert Kienle von Neulautern, OA. Weinsberg, und der 22 Jahre alte Säger Karl Friedrich Ehret von Berneck, OA. Nagold. Ein Metzger Namens Vogel erhielt damals drei Messerstiche in den Rücken, die linke Schulter und in den rechten Unterarm, welche eine sechswöchentliche Arbeits­unfähigkeit zur Folge hatten, ein Fuhrknecht Namens Wurst eine leichte Schnittwunde in den linken Arm, ein Bierführer Namens Das einen ebenfalls ungefährlichen Stich in die linke Kopfseite. Dieser Verletzungen war Kienle angeklagt. Ehret dagegen schlug einen Fuhrmann Namens Kleinert ein Bierglas und dann ein Zündholzstein an den Kopf, wobei elfteres in Stücke zerbrach. Die hiedurch entstandenen Verletzungen zogen eine mehrwöchentliche Arbeitsunfähig­keit nach sich. Beide Angeklagten wollen in Notwehr ge­handelt haben; aber 10 Zeugen, die vernommen wurden, sagten übereinstimmend gegen sie aus. Die Strafkammer erkannte beide für schuldig und verurteilte Kienle zu 9 Monaten, wovon 15 Tage für Untersuchungshaft abgehen. Ehret zu 3 Monaten Gefängnis.

Stuttgart, 18. April. Nach derSchw. Tagw." genehmigte der Vorstand der Stuttgarter Ortskrankenkassen in seiner Sitzung vom' 16. ds. den Ankauf des Bades Neu- städtle bei Waiblingen als Luftkurort für Brust- und Herz­kranke. Der Betrieb der Anstalt soll in eigener Regie er­folgen, damit die Verpflegungskosten für die kranken Kassen­mitglieder verbilligt werden.

Cannstatt, 19. April. Heute früh wurde die Leiche eines Frauenzimmers im Alter von 20 Jahren aus dem Neckar gezogen, in welchem solche seit etwa 10 Tagen ge­legen haben mag. Das Taschentuch ist mit 21. 2V. gezeich­net, die Persönlichkeit noch unbekannt.

Letzten Samstag wurde in Cannstatt ein Briefträger, der schon seit einiger Zeit im Verdachte stand, Briefe in denen er Papiergeld verlautete, geöffnet und nach Aneig­nung des Wertinhaltes vernichtet zu haben, auf frischer Thal ertappt, als er gerade wieder einige Briefe geöffnet hatte. Wie verlautet, soll man ihm eigens präparierte, d. h. mit einem schwer zu entfernenden Farbstoff gefüllte Briefe durch die Hände habe gehen lassen, ein Mittel, das die Postverwaltung schon wiederholt mit Erfolg zur Ermittlung von Briefmardern angewendet hat. Der ungetreue Brief­träger wurde sofort verhaftet und in das Amtsgerichtsge­fängnis abgeführt.

Hohenheim, 18. April. Das ausgedehnte Erdbeben, welches in der Nacht vom Ostersonntag auf den Ostermon­tag im südlichen Teil von Oesterreich und im östlichen Oberitalien aufgetreten ist, wurde auch hier in Hohenheim wahrgenommen. Mit der hier befindlichen meteorologischen Station I. Ordnung ist eine Erdbebenbeobachtungsstation verbunden, welche eine größere Anzahl von zum Teil sehr empfindlichen Seismometern enthält. In der genannten Nacht um 11 Uhr 18 Min. 30 Sek. wurde durch eines der Instrumente, welches mit einem selbstthätigen elektrischen Läutwerk versehen ist, der meteorologische Beobachter alar­miert, und es ergab sich, daß drei von den Seismometern übereinstimmend einen in süd-nördlicher Richtung verlau­fenden Erdstoß ausgezeichnet hatten. Der angegebene Zeit­punkt ist in guter Uebereinstimmung mit den vom Herde des Erdbebens mitgeteiltsn Zeiten.

In Pforzheim wurden der Vorsitzende und der Kas­sier der nationalen Krankenkasse für die Bijouteriearbeiter gestern durch die Kriminalpolizei sestgenommen und in Unter­suchungshaft abgeführt. Es handelt sich um bedeutende Unterschlagungen zum Nachteile der Kasse, die in einer am Sonntag stattgehabten, sehr stürmisch verlaufenen General­versammlung schonungslos aufgedeckt wurden.

Karlsruhe, 17. April. Das Schwurgericht verurteilte den 31 Jahre alten Säger Ernst Müller aus Neusatz (Württemberg) wegen Raubs und Erpressung auf der Straße von Pforzheim nach Huchenfeld an der Händlerin Riefle zu 5 Jahren Zuchthaus.

Gut so lang, wie a rechtschaffenes Busserl". Ans Bozen im südlichen Tirol wird derK. Ztg." von dem großen Erdbeben ein heiteres Stück mitgeteilt:Wie lange hat der Erdstoß gedauert?" fragte ich eine frische Tirolerin. So a Minutle und mehr", meinte sie. Als ich ihr dann aber aus meiner Uhr die Dauer einer Minute klar machte, entgegnete sie:Na, aber gut so lang, wie a rechtschaffenes Busserl." Und als ich auch diese Zeitbestimmung für un­richtig erklärte, und zwar als zu kurz berechnet, wobei ich mich zum empirischen Beweise erbot, sagte sie ärgerliche Na, a rechte Angst hab'n i schon ausgestanden, so lang war's doch." Eine originelle Bemerkung machte ein Mann, indem er meinte:Woaß doch jedes, daß es a Erd- beb'n geben hoat, als unser Heiland auferstande. Nun hoats aber von Jerusalem bis daher a weiter Weg, so daß wir's groad um so 24 Stund später verspüret."

Triest, 19. April. Nach Privatdepeschen hat auf Sizilien in der Provinz Syrakus vergangenen Montag ein mrchtbares Erdbeben stattgefunden. Zahlreiche Paläste, viele Häuser, Kirchen und Kasernen sind eingestürzt.

Briefkasten.

Der Bericht über den Vortrag des Hrn. Kollaborator Daiber über Geflügelzucht folgt im nächsten Blatt.

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echt englischer, sowie bester deutscher Qualitäten ä Mk. 2.85 per Meter bis Mk. 13.75 versenden in beliebiger Meterzahl franko ins Haus

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Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schsn Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.