Expedition am Orinoco, welche an Punkten, die niemals vorher von England als Gebietsteile beansprucht, Plakate anbrachten, daß dort die britischen Gesetze in Kraft seien, auch wurden englische Beamte an Stelle der venezuelischen ernannt. Venezuela protestierte und verlangte Wiederherstellung des Zustandes von 1850, jedoch ohne Erfolg, so daß Venezuela im Februar 1887 die diplomatischen Beziehungen zu England abbrach. Darauf erließ der Gouverneur von Guyana eine Proklamation, in der er das ganze Gebiet bis zum Caronifluß für britisches Eigentum erklärte. Nun mischte sich auch die Regierung in Washington wieder ein, allein alle Versuche, das Londoner Kabinet zur Annahme eines Schiedsgerichts zu bewegen, sind gescheitert. Bekanntlich richtete die Washingtoner Regierung schon im Juli eine Note an England, in welcher sie die sog. Monroedoktrin geltend machte, d. h. den Grundsatz aufstellte, daß keiner europäischen Macht es gestattet sei, von einem Gebiete auf dem amerikanischen Kontinente Besitz zu ergreifen oder ihre dort schon vorhandenen Besitzungen mit Gewalt zu vergrößern. Nach langem Zögern hat Lord Salisbury diese Note mit einem Proteste gegen die darin enthaltenen Anschauungen beantwortet. Darauf drohte nun Präsident Cleveland.
Kleinere Mitteilrrns*».
Vorsicht! In der jetzigen Zeit darf wohl wieder auf die Gefährlichkeit des Berbrennens von Weihnachtsbäumen in Stubenöfen aufmerksam gemacht werden, da hierdurch häufig schon Oefen gesprengt wurden. Tanne und Fichte sind in Stamm, Zweigen und Nadeln sehr harzreich. Das Harz aber enthält Kohlenwasserstoff. Beim Verbrennen eines Baumes entströmt der Kohlenwasserstoff in großer Menge. Geschieht dies in einem Ösen oder Herd mit starkem Zug, dann verbindet sich Kohlenwasserstoff mit dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft, und es entstehen Gase sehr explosibler Art, denen ein Ofen nicht widerstehen kann. Also Vorsicht!
Tübingen, 24. Dez. Ein hier studierender Japaner ist Ende voriger Woche mit Hinterlassung ganz bedeutender Schulden durchgebrannt. Nach einem gestern hier eingetroffenen Telegramm ist derselbe in Charlottenburg verhaftet worden. Die Schulden sollen über 10000 belragen.
Stuttgart, 22. Dez. Als Samstag nachmittag in der Koberschen Eisfabrik der Dachstuhl zu einer Remise aufgeschlagen wurde, fielen einige Balken zusammen, wodurch ein etwa 26jähriger Zimmermann erschlagen wurde und sofort tot war, einem zweiten Arbeiter wurde ein Arm abgeschlagen.
Stuttgart, 26. Dez. In der Buchdruckerei der Union wird bald nach Neujahr die Setzmaschine ihren Einzug halten.
Rottweil, 26. Dez. Der Ankuppler Schmidt, der in letzter Woche durch einen Unglücksfall auf dem Bahnhof beide Füße verlor, ist heute gestorben.
Cannstatt, 26. Dez. In der Matzenbacher Kirchenbaulotterie haben zwei hiesige Arbeiterfamilien den Preis von 6000 gewonnen, womit den glücklichen Gewinnern ein frohes Weihnachtsfest bereitet wurde.
Gaildorf, 27. Dez. Heute vormittag ereignete sich auf dem hiesigen Bahnhof ein schreckliches Unglück. Ein 20 Jahre altes Mädchen aus Denkendorf bei Eßlingen, welches hier seine Schwester besucht Halle, glitt beim Einsteigen in den eben abfahrenden Schnellzug aus und geriet unter den Wagen, wobei ihr beide Füße abgefahren wurden. Unter den gräßlichsten Qualen wurde die Bedauernswerte in das Krankenhaus gebracht, wo sie hoffnungslos darniederliegt.
^ a. d. St., 26. Dez. Bei dem am 13.
und IS. Dez. d. Js. von 6 hiesigen Damen und 10 Herren ,m Sonnensaal aufgeführten Lustspiel „Krieg im Frieden" wurde em Nettoertrag von ungefähr 300 ^ erzielt, welcher
zu Gunsten der Hagelbeschädigten in den Oberämtern Calw und Nagold und der Witwen- und Waisenkasse des württ. Kriegerbundes je hälftig verteilt unb abgesandl werden wird.
(Schw. B.)
Vom Argenthal, 25. Dez. Einen ganz entsetzlichen, mit unglaublicher Roheit ausgeführten Raubmord hat in Au, Gemeinde Göttlishofen, in der Nacht vom 24. auf 25. Dez. der anfangs Dez. aus dem Zuchthaus entlassene, mehrfach steckbrieflich wegen schweren Diebstahls verfolgte Quirin Eisele von Unterbaldingen, badischen Bezirksamts Donaueschingen, verübt. In der Wirtschaft in Meratzhofen vernahm er, daß Bauer Bodenmüller in der Au ein Knicker sei, dachte sich, der muß Geld haben, brach ein und schlug, als der Bauer durch das Geräusch geweckt herabkam, mir einem Holzscheit auf ihn ein. In dem Handgemenge mit dem mit einer Lanze sich wehrenden Bauern kam letzterer zu Fall und Eisele stach nun mit einem langen Messer so lange auf ihn ein, bis er sich nicht mehr rührte. Dann stieg er hinauf in den oberen Stock und verlangte unter fortwährender Bedrohung Geld von der Bäuerin, dessen Verwahrung aber diese nicht kannte; unter seiner Bedrohung mußte sie überall suchen, er zeigte ihr des Mannes Leiche, zog sich selber aus und des Bauern ganze Kleidung an und verbrannte seine eigenen Kleider im Hause selbst, alles vor der Bäuerin. Endlich nach langem Aufenthalt verschwand er, ohne viel Geldeswert gesunden zu haben. Hier zahlte er in einer Wirtschaft Wein und wurde sodann gestern abend 6 Uhr in Dorenwaid, ffz Stunde von hier, verhaftet. Einigermaffen ernüchtert gestand er noch nachts spät, die That in der beschriebenen Weise vollführt zu haben. Von Reue zeigte er keine Spur; er wisse wohl, daß es ihn den Kopf koste.
München, 27. Dez. Gestern Abend wurden hier durch IEinbruch etwa 10000 ^ in Pfandbriefen und Banknoten gestohlen.
Berlin, 23. Dez. Der bekannte hiesige Rechtsanwalt Dr. Fritz Friedmann hat nicht, wie anfangs verlautete, durch Selbstmord geendet, sondern sich über Köln wahrscheinlich nach London gewendet. An den Vorsteher seines entlassenen Bureaupersonals hat Dr. Friedmann einen Brief hinterlassen, in welchem er schreibt, die gegen ihn gerichteten Verfolgungen hätten ihm das längere Verweilen in Berlin unmöglich gemacht. Von gut unterrichteter Seite wird hierzu berichtet, daß die Schuldenlast Friedmanns nahe an 800000 ^ betrage. Wie nachträglich bekannt wird, hat Friedmann bereits an seine Frau geschrieben, daß er sich nach London begeben und dort über den Fall Kotze schreiben werde. Eine bekannte Londoner Verlags- ftrma hat ihm für seine Veröffentlichungen eine Summe von 25000 Pfd. — nach anderer Version 2500 Pfd. Sterling geboten.
Berlin, 27. Dez. Prinzessin Friedrich Leopold, Schwester der Kaiserin, brach heute vormittag beim Schlittschuhlaufen auf dem Griebnitzsee bei Potsdam ein und konnte erst nach längeren Bemühungen wieder aus dem Wasser gezogen werden.
Wor 25 Jahren.
Kurze Chronik des deutsch-französischen Krieges.
Monat Dezember 1870.
22. Vor Paris wurden beim Ausfall am 21. über 1000 unoerwundete franz. Gefangene gemacht; die nicht angegriffenen Fronten wurden während des Ausfalls wie gewöhnlich unausgesetzt mit Granaten beworfen. Auf das 5. Armeekorps allein sielen 350 Granatschuß, wovon der Verlust des Korps 1 Verwundeter. — Am 22. gingen 2 feindliche Brigaden längs der Marne gegen den linken Flügel der Position des sächsischen Armeekorps vor, wurden aber durch das flankierende Feuer zweier württembergischer Batterien zum Rückzug veranlaßt.
23. Die 19. Division rückte am 21. bis zur Brücke von Tours vor, fand Widerstand durch Bevölkerung und warf deshalb 30 Granaten in die Stadt.Diese zog darauf deshalb die weiße Fahne
auf und bat um preußische Besatzung. Die Division begnügte sich jedoch, ihrer Instruktion gemäß, mit Zerstörung der Eisenbahn und bezog die ihr angewiesenen Kantonnements.
24. Die 1. Armee unter General v. Manteuffel griff am 23. den Feind in seiner Stellung nordöstl. Amiens an. Trotz seiner doppelten Ueberzahl und zahlreichen Artillerie wurden Beaucourt, Montigny, Fröchencourt, Ouerrieux, Pont-Noyelles, Bussy, Vec- quemont und Daours genommen und gegen heftige Offenfivstöße siegreich behauptet, bis die Nacht dem Kampfe ein Ende machte. Bis jetzt über 400 unverwundete Gefangene eingebracht.
24. Gestern siegreiche Schlacht der ersten Armee an der l'Hallu, l'/e Meilen nordöstlich von Amiens gegen die 60 000 Mann starke feindliche Nordarmee. Dieselbe wurde nach Erstürmung mehrerer Dörfer mit sehr bedeutenden Verlusten über den Abschnitt der l'Hallu zurückgeworfen. Bis jetzt 1000 unverwundete Gefangene eingebracht.
25. Vorgestern hat Manteuffel den Feind bei Amiens geschlagen; Details fehlen. Hier nichts Ernstliches vorgesallen, Feind aber immer noch mit Massen vor seiner Ostfront bioouakierend. Heute 9 Grad Kälte, aber heiter, ohne Schnee und Wind. — Manteuffel machte über 1000 Gefangene und nahm einige Geschütze. Die Verfolgung begann erst heute nach Arras.
26. Am 25. erreichte General v. Manteuffel in der Verfolgung der feindlichen Nordarmee Albert, wobei Gefangene eingebrucht wurden. — Vor Paris unterhielt der Feind am 26. ein wirkungsloses Feuer aus den Forts.
27. Seit 7 Uhr früh hat die Belagerungsartillerie das Feuer gegen den Mont Avron eröffnet.
28. Vom Mont Avron wurde das Feuer unserer Belagerungsartillerie heute nicht erwidert. Es feuerten nur die Forts. — Am 26. erreichte die erste Armee in Verfolgung des Feindes die Gegend von Bapaume. Die Zahl der Gefangenen hat sich noch vermehrt.
29. Unsere Beschießung des befestigten Mont Avron am 27. aus 76 Geschützen hat die feindlichen Geschütze für gestern undheutezum Schweigen gebracht.
29. Am 27. hatte Oberstlieutenant v. Boltenstern mi 6 Kompagnien, 1 Eskadron und 2 Geschützen ein lebhaftes Gefecht zwischen Montoire und La Chartre. Der Feind umfaßte schließlich das Deta- > chement. Oberstlieutenant v. Boltenstern schlug sich jedoch durch und brachte, bei einem eigenen Verlust von etwa 100 Mann, noch 10 Offiziere und 230 Mann des Feindes als Gefangene zurück.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
Bestellungen
auf den
für das 1. Huartat 1896
werden von jeder Postanstalt und jedem Postboten l entgegengenommen. Die Redaktion.
Stadtgemeinde Nagold.
I. Der
Ktangenbol'zverkauf
vom 28. d. Mts. im Distrikt Galgenberg Abt. Ländlesberg ist genehmigt. Dagegen kommt
II. das
FmMche und Mvat-Sekamttmachungeu.
von diesem Schlage mit 160 Rm. Nadelholz u. ^.1200 Stück
_ , _. Nadelreis
am Donnerstag den 2. Jan.
wiederholt zum Aufstreich. Zusammenkunft morgens 9 Uhr auf der Herrenberger Straße beim Kneippbad.
Gemeinderat.
Rohrdorf.
Verkauf.
Die Gemeinde hat einen noch gut erhaltenen Pförchwagen, sowie eine Anzahl Pförchhurden zu verkaufen.
Ein Kauf kann jeden Tag abgeschlossen werden.
Schulth.-A.mt: Killinger.
A l t e n st e i g.
Januar 1896 können
L0MÜ Mk.
und auf
1. Februar 1896 weitere
15.000 Mk.
ausgeliehen werden von dem
Privat-Sparvereiu.
Nagold.
Neujahrswunschenthebungskarten
wurden noch weiter gelöst von den Herren:
Stadtpfr. Dieterle, Cletus Klingler, Prokurist Hermann, Schull. Haug, Schull. Klunzinger, Oberamtsbaumeister Schuster, Oberl. Schwarzmai->r, Oberl. Hegele, OA.-Arzt Jrion, OA.-Pfleger Maulbetsch, Reallehrer Müller, OA.- Richter Sigel und Frau, Prof. Wetzel und Frau, Präzeptor Thierer und Frau, Hermann Reichert, Verw.-Akt. Wurst, Oberamtmann Vogt, Bahnverwalter Grünewald, Postsekretär Kübel, Gerichtsnotar Herrgott, Buchhändler Paur, Apotheker Schmid, Postsekr^ar Werber, Oberamtswegmeister Bausch, Reallehrer. Kaz, Pfarrer Fricker, Dr. Fricker, OA.-Tierarzt Wallraff.
Für die HH. Gerichtsvollzieher
sind vorrätig
Kassentagbücher und Hauptbücher.
0. IV. Lnisor'solik
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fertigt 0. >V. Kaiser.
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bringen die bewährten und hochgeschätzten!
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sicherstes gegen Apetittlosigkcit. Magenweh u. schlechtem verdorbene» MagenI ächt in Pak. K 25 Pfg. bei I
Fr. Schmid in Nagold. W. Wiedmann! in Unterjettingen. I. Spieß in Wöll-I Hausen» I. G. ÄutekunstinHaiterbachl