ganzen Festversammlung aussprach. Auch die Be­wirtung verdient alles Lob. Nur schade, daß der Saal für einen solch starken Verein viel zu klein ist, sobald er seine Versammlungen mit einem für die Weihnachtsfeier doppelt erwünschten Frauen- und Mädchen-Kranz schmücken will.

Nagold, 27. Dez. Zu Neujahr werden immer noch außer den üblichen Gratulationskarten häufig Karten mit humoristisch sein sollendem, in der Regel aber witzlosem und oft kränkendem Inhalt bei der Post aufgeliefert. Derartige Karten werden schon seit einigen Jahren von der Post nicht bestellt, son­dern zurückgegeben oder vernichtet.

* Nagold, 28. Dez. Die Kneipp'sche Kur- und Badeanstalt von R. Frölich zum Waldeck soll, sicherem Vernehmen nach, in eine Heilanstalt für Lungenkranke umgewandelt werden; leider wird dadurch dieses so beliebte Ziel den Spaziergängern nicht mehr zugäng­lich sein.

t. Altensteig, 29. Dez. Die Ergänzungs­wahl zum Gemeinderat, die gestern hier stattfand, nahm einen sehr ruhigen Verlauf. Auch vor derselben konnte man von regen Umtrieben nichts vernehmen; nur einen einzigen Wahlvorschlag enthielt der Anzeige­teil der gestrigen Nro. des Tannenblattes. Von 257 Wahlberechtigten machten 171 Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Gewählt find worden: H. Sparkassier Joh. Luz mit 148 Stimmen, H. Zimmer­meister und Sägmühlebesitzer Friedrich Henßler mit 148 Stimmen und H. Friedrich Faißt, Mühle­besitzer, mit 113 Stimmen. Sämtliche der drei Gewählten waren bisher schon Mitglieder des Ge­meinderats.

t. Eb Hausen, 28. Dez. Am Stephansfeier­tag fanden hier zwei Versammlungen von Alters­genossen statt. Eine Anzahl siebzigjähriger Greise von hier, Nagold und Altensteig stellten sich im Gast­hauszum Waldhorn" ein. Vor 10 Jahren trafen sich die Altersgenossen vom Jahr 1825 am gleichen Tage hier. Damals war ihre Anzahl eine viel größere; denn mancher ist inzwischen in die ewige Heimat ab­gerufen worden. Schreinermeister Roth von hier begrüßte in warmen Worten die Anwesenden. Hr. Schullehrer Hahn a. D. in Altensteig, gedachte mit Wehmut der abgeschiedenen Altersgenossen, insbeson- ders des wackeren früheren Besitzers des Gasthauses -.Waldhorn, des verst. H. Kepler, ermunterte aber auch die noch lebenden, zum Lenker der Menschen Geschicke, froh hinaufzuschauen, möge dann auch kom­men, was wolle. Der einfache Gesang des Liedes Brüder reicht die Hand zum Bunde" wurde ange­stimmt und in gemütlicher Weise verbrachten die ehrwürdigen Greise die Nachmittagsstunden. Möge ihnen noch ein recht schöner und langer Lebensabend vergönnt sein, daß sie in 10 Jahren sich wieder hier treffen können! Am Abend desselben Tages ver­sammelten sich die 40jährigen Männerund Frauen von hier und auch manche Auswärtige vom Jahr­gang 1855 im Gasthauszur Krone." Ihre Zahl war eine stattliche. Bei der Feier beteiligte sich auch der hiesige Gesangverein durch den Vortrag man­ches passenden Liedes. Von den verschiedenen dabei gehaltenen Reden ist namentlich ein von H. Schreiner­meister Hauser verfaßtes und vorgetragenes Gedicht zu erwähnen, in welchem in treffender Weise der abgeschiedenen und noch lebenden Altersgenossen ge­dacht wurde. Am Johannisfeiertag erfreute uns der Liederkranz Nagold durch einen Besuch. Lei­der war die Ankunft etwas zu spät angemeldet worden, so daß viele Mitglieder des hiesigen Gesangvereins auswärts waren. Doch sammelte sich im Wald­hornsaale bald eine stattliche Zahl hiesiger Gesangs­freunde, und alle freuten sich sehr über den Vortrag der prächtigen Lieder, die seitens des Nagolder Lieder­kranzes vorgetragen wurden. Der geschäftliche Ver­kehr zwischen Nagold und Ebhausen ist ja von jeher ein sehr reger gewesen, weswegen der Wunsch, der vom Vorstand des Nagolder Liederkranzes, H. Stadt­schultheiß Brodbeck und vom hiesigen Ortsvorstand H. Dengler ausgesprochen wurde, auch in gesell­schaftlicher Hinsicht möge st^ Stadt und Land mehr und mehr nähern, lebhaften Beifall fand bei allen Anwesenden. Dank darum den werten Nagolder Sängern für ihren freundnachbarlichen Besuch und die unter der bewährten Leitung ihres Dirigenten, des H. Lehrers Kocher trefflich vorgetragenen Lieder. Gewiß stimmen die hiesigen Freunde des Gesangs mit ein in den Wunsch, die Nagolder Sänger mögen

sich recht bald wieder zu einem Ausflug hieher ent- schließe^.

-p/ «Haiterbach, 29. Dez. Eine seltene Christ- oaumfeier, bis jetzt wohl die einzige dieser Art hat am Christfest Nachmittag unser Stadt- und Distrikts­arzt Dr. C. v. Förster veranstaltet. Dieser große Kinderfreund lud auf genannte Zeit die von ihm im laufenden Jahre ärztlich behandelten Kinder von hier und auswärts zu einer Christbescheerung in das Gasthaus zur Traube ein. Es erschienen über 200 Kinder zum Teil aus einer Entfernung von mehreren Stunden. Sie wurden mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Als die Lichter des Christbaums erglänzten, war es eine Lust, die vergnügten Kinder­gesichter zu betrachten, die mit ihren freudestrahlen­den Blicken die Kerzen des Weihnachtsbaumes zu überbieten schienen. Beim Nachhausegehen wurde jedem Kinde noch ein Päckchen mit Nüssen und Zuckerbackwerk eingehändigt. In frohester Stimmung zog die dankbare Schar von dannen, wohl nicht ohne den frommen Wunsch: Komm stiller Abend wieder! Am Stephansfeiertag hielt der hiesige Kriegerverein seine Christbaumfeier mit Gabenver­losung im Gasthaus zum Lamm ab. Bei der letz­teren zeigte sich Frau Fortuna mitunter sehr launisch. Die Sängerabteilung des Vereins erntete reichen, wohlverdienten Beifall durch die gelungenen Lieder­vorträge, womit sie die gesellige Unterhaltung zu würdigen verstand. Auch die Aufführung einer hu­moristischen Gerichtsverhandlung brachte viel Heiterkeit Balingen, 26. Dez. Am 20. d. Mts. traten, nach dem St.Anz., die Mitglieder des weiteren Not­standsausschusses wieder vollzählig zusammen. Dabei hatte das Stuttgarter Hilfskomite, das 102 000 für die Balinger Ueberschwemmten gesammelt hat, die Anfrage gestellt, ob sich das Balinger Hilfs- komile nicht geneigt zeigen könnte, auf einen ent­sprechenden Teil der in Stuttgart zur Verfügung liegenden Mittel zu Gunsten der armen Hagelbe­schädigten der Bezirke Calw und Nagold zu verzichten. Nach längerer Debatte wurde an der von 100 000 lauf 170 000 ^ festgesetzten Entschädigungssumme ^für dauernden Flurschaden eine freiwillige Gabe von 10000 für Calw und Nagold abgesetzt.

Stuttgart, 22. Dez. Der Württembergische Schullehrer-Unterstützungs-Verein hielt am ! Samstag hier eine von ca. 80 Mitgliedern besuchte i Vertreteroersammlung. In derselben wurden etliche !auf Veranlassung des Ministeriums des Innern von der Fünferkommission beantragte Statutenänderungen beschlossen, sowie die Belohnungen für die infolge der neuen Organisation nötig werdenden Arbeiten sowie die des Geschäftsausschusses festgesetzt. Endlich erfolgte die Wahl des Geschäftsausschusses von 11 Mitgliedern. Die bisherigen Ausschußmitglieder Schoettle, Drescher und Honold, welche zurücktraten, wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Gewählt wur­den: Löchner, Krieg, v. Gemmingen, Huber, Kirn und Nagel, alle von Stuttgart, Hammer, Barth,

! Ramsler von Ulm, Scharpf-Nürtingenund Fahr-Hall.

! Beigetreten sind bis jetzt zur Witwenkasse 1489, der ^ Krankenkasse 1140, der Sterbekasse 825, der Brand­schadenkasse 998 Mitglieder.

! Stuttgart, 26. Dez. Dem Vernehmen nach > soll die Ernennung des Generaladjutanten des Königs ! Freiherrn v. Falck enstein zum kommandierenden ' General des 2. Armeecorps mit dem Sitz in Stettin in Bälde beoorstehen. Dies wäre dann der erste Fall, daß ein Württemberger das Kommando eines preußischen Armeecorps inne hat.

Stuttgart. 27. Dez. Am Neujahrstage sind !es 90 Jahre, daß Württemberg Königreich wurde. !Aus diesem Anlaß findet am Neujahrsabend im ! weißen Saal ein Galadiner der Mitglieder der königl. Familie und der königlich wie prinzlichen Hofstaaten statt. Weihnachten wurde bei Hofe in der her­gebrachten Weise gefeiert. Die Bescherung war am heiligen Abend bei den Majestäten im Wilhelms- ! palast. Die Hofstaaten und die Dienerschaft erhielten dabei sehr wertvolle Geschenke, welche größtenteils ! von dem Königspaar in den hiesigen Ladengeschäften selbst eingekauft worden waren. König und Königin mit Prinzessin Pauline wohnten ihrerseits der Weih­nachtsbescherung bei der Prinzessin Friedrich an.

Berlin, 24. Dez. Bei der Anwesenheit des Kaisers in Breslau soll nach derNation" das

Wort gefallen sein, von demfeigen deutschen Bürger­tum " lasse sich in dem Kampf gegen die Sozialdemokratie nichts erwarten. DieSchles. Ztg." folgert daraus, daß diese Worte dem Kaiser in den Mund gelegt sein sollen, und erklärt dagegen, daß weder dieser noch ein ähnlicher Ausdruck vom Kaiser gebraucht worden sei.

Fürst Bismarck hat die Zusage, zum 18. Jan. nach Berlin zu kommen, nicht nur gegeben, sondern auch freudig bewegt gegeben. Selbstverständlich ist die Reise durch Rücksichten auf den jeweiligen Ge­sundheitszustand bedingt; gegenwärtig ist aber das Befinden des Fürsten so günstig, daß voraussichtlich auch der Arzt der Fahrt zur Jubelfeier nichts in den Weg legen wird.

Frankreich.

Paris, 27. Dez.Patrie" bringt mit Riesen­lettern die Meldung, daß der Herzog von Leuchten­berg beauftragt sein soll, an den Präsidenten Faure eine vom Zaren eigenhändig geschriebene Botschaft zu überbringen. In derselben gebe der Zar seinen herzlichen Beziehungen zu dem Präsidenten Ausdruck und der Freundschaft, welche andauernd die beiden Nationen vereine.

Italien.

Rom, 24. Dez. In Hofkreisen verlautet, daß der Kronprinz sich nächstens mit der Prinzessin Mat­hilde von Bayern, der Enkelin des Prinzregenten verloben werde, was als ein Glück auch insofern be­trachtet wird, weil die Prinzessin mit den Fürsten­häusern verwandt ist, die einst über Toskana und Modena geherrscht haben.

Amerika.

Im Jnsurgentenkrieg auf Cuba scheint sich nun doch ein Hauptschlag vorzubereiten, wenn er nicht schon gefallen ist. Noch am 24. Dezember traf die Nachricht ein: Nach einem Telegramm aus Havannah umging das Jnsurgentenheer unter Gomez die Truppen des Marschalls Martinez Campos bei. Colon. Die Aufständischen stehen jetzt westlich von Colon und drohen auf Havannah vorzurücken.

New-Iork, 27. Dez. Präsident Cleveland be­klagte sich mehreren Kongreßmitgliedern gegenüber, daß aus seiner Botschaft zu schnelle Schlüsse gezogen wurden. Es perhorresziere jedes Kriegsgeschrei und wünsche nur Gerechtigkeit. Wenn England sich im Recht befinden sollte, so werde die ernannte Kommis­sion dies sicher feststellen. Er werde dann die ganze Angelegenheit fallen lassen.

Der englisch-amerikanische Konflikt, der aus dem Grenzstreit zwischen Britisch-Guyana und Venezuela entsprang, hat folgende detaillierte Vor­geschichte: Das in Betracht kommende Gebiet war bis zum Jahre 1810 spanisch, allein nachdem die Kolonie sich unabhängig erklärt und Holländisch- Guyana 1814 von den Niederlanden an Großbri­tannien abgetreten worden war, haben die Engländer langsam, aber beständig ihre Grenzen vorgeschoben. Im Jahre 1827 waren die britischen Ansiedelungen bereits bis zum Moroccofluß vorgedrungen. Vene­zuela hatte in der nächsten Zeit mit sich selbst genug zu thun, als aber die englische Regierung (unter Lord Palmerston) Ende 1840 den Ingenieur Schomburgk beauftragte, die Grenze Britisch-Guyanas durch Ver­messungen festzustellen, erhob Venezuela Protest. So entstand die sog. Schomburgk-Linie, welche Anfangs nur die Ansprüche Englands markieren sollte, später aber von London aus als Rechtstitel benutzt wurde. 1857 bewog die Regierung von Venezuela den da­maligen Premier-Lord Aberdeen, die Oberhohheit Venezuelas über den Küstenstrich zwischen demOrinoco- und Moroccofluß anzuerkennen. Der englische Minister schlug dann eine Grenzlinie vor, welche an der Küste beträchtlich hinter der Schomburgk'schen zurückbleibt. Die Verhandlungen kamen jedoch ins Stocken und wurden erst 1876 wieder ausgenommen. Allein noch während der Verhandlungen, Ende 1880, erschienen 2 englische Schiffe an der Mündung des Orinoco, um Materialen zur Errichtung eines Telegraphen in dem streitigen Gebiet auszuschiffen. Damals mischte sich Nordamerika offen in den Streit ein, doch be­gnügte sich Staatssekretär Frelinhuysen noch im November 82 damit, ein Schiedsgericht zu empfehlen. Lord Granvillie erklärte sich damit einverstanden, allein Lord Salisbury, der bald darauf zur Regierung kam, desavouierte in einer Note vom 27. Juli 1885 seinen Vorgänger. Lord Rosebery, Salisburys Nach­folger, war zu einem Kompromisse bereit, aber während noch verhandelt wurde, erschien wieder eine englische