Amts- und IntelligriH-Blakt flir den Oberamts -Bezirk Nagold.

isi.

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Dienstag 25. Dezember

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Heile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S Pfg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.

1894.

Amtliches.

Nagold.

An die Ortsbehörden.

In der Frauenarbeitsschule in Nagold ist im neuen Jahre Gelegenheit zur

Ausbildung von Arbeitslehrerinue» an Volksschulen gegeben.

Die Unterrichtskosten sind gering.

Die Ortsschulbehörden wollen geeignete Personen hierauf aufmerksam machen und zum Besuch der Schule ermuntern.

Zu den Gemeindebehörden vertraut man, daß sie die Ausbildung von Arbeitslehrerinnen, soweit an­gezeigt, durch Verwilligung entsprechender Beiträge fördern werden.

Den 20. Dez. 1894.

K. gem. Oberamt in Schuls.: _ Vogt. Dieterle. _

K. Amtsgericht Nagold.

Zum Gerichtsvollzieher für die Gemeinden Al­tensteig Dorf, Berneck, Ebershardt, Ebhausen, Egen­hausen, Garrweiler, Gaugenwald, Spielberg, Ueber- berg, Walddorf, Warth wurde der Gerichtsvollzieher Franz Ehinger in Altensteig Stadt und zum Ge­richtsvollzieher der Gemeinde Beuren der Bauer Johann Georg Seeger in Beuren je mit Wirkung vom 1. Januar 1895 ab gewählt und bestätigt.

Den 22. Dezbr. 1894.

Oberamtsrichter Sigel.

Nagold.

Die Ortsarmenbehörde hat beschlossen, auch Heuer wieder die

Neujahrswunsch-

Enthebrmgs-Karten

einzuführen.

Wer eine Karte im Preis von mindestens 1 ^ bei der Armenpflege (Stadtpfleger Kapp) entnimmt, von dem wird angenommen, daß er auf diese Weise seine Gratulation darbringt und ebenso seinerseits aus Besuche und Kartenzu­sendungen verzichtet.

Wir laden zu zahlreicher Beteiligung mit dem Anfügen ein, daß die Liste der Teilnehmer noch zeitlich vor dem Jahresschluß im Gesellschafter bekannt gegeben und daß der Ertrag der Karten unter die verschämten Hausarmen verteilt wird. Den 19. Dez. 1894.

Die Vorstände der Ortsarmenbehörde:

gez. Dekan Schott. Stadtsch. Brodbeck.

Gestorben.

August Kaiser, Privatier, Stuttgart. Karl Wag­ner, Schullehrer, Kocherstetten. Dr. med. Gustav Elwert, Reutlingen.

-4^^- An der Krippe.

Am Anfang dieses zu Ende gehenden Jahr­hunderts, in welchem die Christenheit nur noch sechs­mal das liebe Weihnachtsfest feiern wird, beherrschte ein einziger Mann, ein einziger Wille Europa und noch einen Teil von Asien und Afrika. Er hatte ein Weltreich gegründet; die Reiche der Erde ge­horchten mehr oder weniger seinen Befehlen und beugten sich unter sein Scepter, oder richtiger: sie beugten sich vor seinem alles darniederschlagenden Schwerte. Diesem Manne Napoleon I. wurde

ein Sohn geboren. Der war ein Knäblein, so hilf­los wie jedes andere Menschenkind auch, aber die Pracht und Macht der Welt huldigte seinem Kinde, und seine Wiege war von Elfenbein und Gold, und das Knäblein war von seinem weltbeherrschenden Vater zu noch ausgedehnterer Macht und Herrschaft bestimmt. Er bekam den stolzen NamenKönig von Rom", denn sein Vater hatte ihm das Erbteil in die Wiege gelegt: Du sollst das römische Reich der Welt erneuern und sollst es beherrschen, ähnlich wie einst der Kaiser Augustus in Rom.

So war des Weltgebieters Wille und in den Ländern Europas, auch in Deutschland, mußte die Geburt des Königs von Rom in den Kirchen festlich begangen werden. Was ist nun aus dem Kinde geworden, an dessen Wiege die Völker ihre Huldigung brachten? Sein weltbeherrschender Vater wurde vom Thron gestürzt und starb in der Verbannung und sein Sohn führte ein Leben voll Kummer und Trüb­sinn und starb schon als Jüngling dahin an ver­zehrendem Schmerze. Sein Weltreich ist niemals zu Stande gekommen, Kaiser oder auch König von Rom ist er nie geworden. Das ist vom Herrn geschehen.

Dieser Herr ist derselbe, an dessen Wiege heute die ganze Christenheit voll anbetender Bewundeung steht. Seine Wiege aber war die Krippe eines Stalles. Nicht die Herrschaft über die Weltreiche war ihm von seinem himmlischen Vater als Ange­binde in seine arme Wiege gelegt worden, sondern Leiden, Bluten, Sterben, Tod und Grab. Und diese Leidensbahn hatte mit seiner Geburt und Mensch­werdung begonnen und ging von Stufe zu Stufe weiter bis des Menschensohn im Grabe lag. Da erkennen wir das Geheimnis seiner Menschwerdung. Darum hat Gottes Sohn als Kind die Menschheit angenommen, damit er der Sünde Sold und Strafe, damit er den Tod für uns erleiden könnte und uns vom Tode erlöste.

Und, Gott Lob, er hats vollbracht! Er ist nicht, wie der König von Rom, in Kummer und Trübsinn dahingesiecht, er ist auch nicht in Grab und Tod geblieben, sondern aus dem Grabe gings zum Throne, von dem aus er sagen kann, mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden, und das ist nun ein anderes Reich, das sein wurde, als das römische Kaiserreich, ein ewiges Reich, wo sich vor ihm beugen müssen Aller Kniee. Das war die Lauf­bahn des Königs, der in der Christnacht als ein armes Kind geboren wurde; von der Krippe bis zum Grabe, bis zum Throne, wo man ihn ehrt mit göttlicher Ehre und Anbetung. Darum treten wir mit wonnevollem Herzen an die Krippe in Bethlehems Stall und beschauen uns anbetend das Wunder aller Wunder, dieses Kind, von dem es heißt:Gott ward Mensch, Dir Mensch zu Gute, Gottes Kind, das verbind't sich mit unsrem Blute" und jubeln mit der ganzen Christenheit:

O du fröhliche, o du selige Gnadenbringende Weihnachtszeit!

Welt war verloren,

Christ ist geboren.

Freue dich, freue dich, o Christenheit!"

Hages-Weuigkeilen.

Deutsches tleich.

Nagold, 20. Dez. (Einges.) Der letzte Kurs der Frauenarbeitschule und damit der erste Jahres­lauf derselben fand heute seinen würdigen Abschluß in einem Festakt, mit dem eine Weihnachtsfeier in ansprechender Weise verbunden wurde. Eine Anzahl

von Gästen hatte sich zu dreser Feier eingefunden. Der Schulvorstand, Stadtpfarrer Dieterle, hielt eine erhebende Rede, in welcher der Lehrenden, be­sonders Fräulein Mayer, der Dank für ihre treue und erfolgreiche Hingebung bezeugt, den Schülerinnen die Anerkennung ihres Fleißes ausgesprochen und dieselben darauf hingewiesen wurden, über der löb­lichen Fertigkeit in den weiblichen Künsten nicht das Beste zu vergessen, was der Apostel Petrus mit den Worten ausdrückt:Ihr (der Frauen) Schmuck soll nicht auswendig sein mit Haarflechten und Goldum- hängen oder Kleider anlegen, sondern der verborgene Mensch des Herzens, unverrückt, mit sanftem und stillem Geist, das ist köstlich vor Gott." Hierauf folgte die Verteilung der Zeugnisse und der Diplome an solche, die schon an drei oder zwei Kursen sich beteiligt hatten. Das Ganze war von Deklamationen und Gesängen schön eingefaßt. Möge die Arbeits­schule, die in dem ersten Jahre ihres Bestehens sich so bewährt und als ein unabweisbares Bedürfnis erwiesen hat, auch im neuen Jahre blühen und ge­deihen!

Nagold, 21. Dez. Die schlechte Geschäftslage wird nach den von verschiedenen Seiten, den kleineren und mittleren Städten lautwerdenden Klagen sehr schmerzlich empfunden. Man merkt es in kaufmänni­schen Kreisen jetzt am eigenen Leibe, was es bedeu­ten will, wenn die landwirtschaftliche Bevölkerung nicht mehr in der Lage ist zu kaufen und sieht immer mehr und mehr ein, daß man sich mit dem Eintreten fürbilligeres Getreide" ins eigene Fleisch geschnit­ten hat. Noch nie ist nach den vielfachen Aussagen das Weihnachtsgeschäft, dessen Ergebnis bekanntlich für viele Geschäfte die Hauptrolle in ihren Einnah­men spielt so elend gewesen, wie in diesem Jahre.

** Nagold, 24. Dez. Gegenwärtig ist die Zeit der Freude, die sich kundgiebt durch Weihnachtsfeiern in Vereinen mancherlei Art. Schon in letzter Woche fanden verschiedene solcher Feiern statt. Am Diens­tag abend versammelte sich der Kindermissions­verein um seinen Christbaum im Zellersaal und die 60 Mädchen, die dazu gehören, empfingen ihre schon vom edeln Stifter des Hauses gespendeten Gaben. Am Thomasfeiertag nachmittag war die Bescherung in der Kleinkinderschule, bei welcher über 100 Kinder beschenkt wurden und Dekan Schott die Ansprache hielt. An demselben Tage, an dem vor 20 Jahren unsre Kirche ihrem Gebrauche über­geben wurde, versammelte sich abends 5 Uhr eine große Kinderschar, (etwa 150 Knaben u. 200 Mädchen) die z. freiw.Sonntagsschule gehört, im schönen, geheizten Gotteshause. Zwei riesige Christbäume standen im Chore, auf dem Altar ein schönes Transparent. Diese Feier hatte auch viele Erwachsene angezogen, welche den lieblichen Kindergesängen und den an­sprechenden Deklamationen der Knaben und Mäd­chen mit Interesse zuhörten. Die Ansprache hielt Stadtpfarrer Dieterle. Die Kinder wurden am Schlüsse von ihren Lehrern und Lehrerinnen reich beschenkt. Am Abend desselben Feiertags versammelten sich beide Abteilungen des Jünglingsvereins im Zellersaal. um unter sich in geschlossenem Kreise ihren Christtag zu halten. Die Zahl der Teilnehmer betrug etwa 50. Auch bei dieser Feier wechselten Ansprachen, Gesänge (teils Chor-, teils Einzelgesänge) und Deklamationen lieblich miteinander ab.

Calw, 21. Dez. Bei der gestern stattgefundenen Bürgerausschußwahl haben von 507 Wählern 328 abgestimmt. Von den 9 Gewählten standen 7 Na­men auf dem Wahlzettel des Bürgervereins (deutsche Partei) und 2 auf dem Zettel des Volksverein. Ge-

LM- Wegen der Christfeiertage erscheint das Donnerstag-Blatt nicht. "MU