Amts- und Intelligenz-Blatt fiir den Mersmts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 Pfg., in dem Bezirk 1 Mk., außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Pfg. Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Samstag 22. Dezember

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Heile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Pfg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.

1894 .

Amtliches.

Bekanntmachung der K. Jnftitutsdirektion, betreffend die Abhaltung eines Kurses für praktische Landwirte in Hohenheim.

Mit Genehmigung des K. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens soll, wie letztmals im Jahr 1891, so nunmehr wieder in den Tagen vom 11. bis 16. Februar 1895 ein Otägiger Kursus für praktische, entsprechend vorgebildete Landwirte hier abgehalten werden.

Im Fall genügender Beteiligung werden im Ver­laus desselben und zwar täglich je zwischen 812 und 26 Uhr die nachstehenden bezeichnten Vor­träge geboten.

Direktor von Voßler:

1) Kritische Beleuchtung der gegen die landwirtschaftlichen Notlage vor­geschlagenen Mittel und Wege . 5 Stunden

Professor Zipp er len:

2) Die Bekämpfung der Maul- und

Klauenseuche.1

3) Das Verwerfen der Kühe ... 1

Professor Dr. Nies:

4) Die Kali führenden Gesteine und

ihre Verwitterung.2

Professor Dr. Heitz:

5) Getreidebau, Getreidehandel und

Getreidemarkt.2

Professor Strebel:

6) Ueber Betriebsänderungen zu Gun­sten des Handelgewächsbaues . . 3

7) Novitäten und Erprobtes im Pflan­zenbau .2

Professor Dr. Kirchner:

8) Die Leguminosen als Stickstoff­sammler und ihre Bedeutung für

die Landwirtschaft.2

9) Ueber Maßregeln zum Schutz der

Kulturpflanzen gegen Krankheiten 1

Professor Dr. Behrend:

10) Technische Veraussetzungen für den

Brennereibetrieb auf mittleren und kleineren Gütern.2

Professor Dr. Sieglin:

11) Einige tierzüchterische Fragen . 2

12) Neuerungen auf dem Gebiete des

Molkereiwesens.2

13) Rationelle Schweinezucht ... 2

Professor Dr. Mack:

14) Neueres über elektrische Kraftüber­tragung .1

15) Ueber Wetterkarten und Wettervor­hersagen .2

Professor Dr. Morgen:

16) Aufgaben einer landwirtschaftlichen

Versuchsstation.1

17) Konservierung des Stalldüngers 1

18) Wie muß man die Fütterung der landwirtschaftlichen Nutztiere ein­richten, um die höchste Produktion

und Rente zu erzielen? ... 2

Oberförster Romberg:

19) Ueber den neuesten Stand der

Durchforstungsfrage.2

Regierungsassessor Dr. Zeller:

20) Die neuere Steuergesetzgebung . 2

Garteninspektor Held:

21) Obst- und Beerenobstbau ... 2

Außerdem: die erforderlichen Demonstrationen

Zu den einzelnen Vorträgen.

Die Brennerei und Brauerei des technologischen Instituts ist während der Dauer des Kurses im Betrieb.

Die Beteiligung an diesem Kurs ist kostenfrei, die Anmeldungen zu demselben wollen bei der K. Jnftitutsdirektion bis

spätestens 20. Januar k. Js. eingereicht werden unter genauer Angabe des Na­mens und Wohnorts der Herren Kursteilnehmer. Zur Festsetzung des Stundenplans ist es unbedingt erforderlich, gleichzeitig anzugeben, welche der vor­stehend bezeichneten Vorträge die einzelnen Teilnehmer zu hören gesonnen sind, wobei auf obige fortlaufende Numerierung des Vortragsprogramms der Kürze halber Bezug genommen werden kann.

Da bei der dermaligen Frequenz der Akademie in der nächsten Umgebung Hohenheims Wohnungen nur in beschränkter Zahl vorrätig sind, so haben sich Herr Schultheiß Kleinknecht in Möhringen a./F. j und Amtsdiener Krämer in Degerloch zu Wohnungsvermittlung in diesen Gemeinden er­boten (Preis der Zimmer inkl. Frühstück täglich ca. 1 30 A. Genannte Ortschaften haben Bahn­

verbindungen mit Hohenheim, Ankunfts- und Ab­gangszeit der Züge liegen sehr günstig (Ankunft früh 7.65, Abgang abends 6.16) auch können für die Fahr­ten DegerlochHohenheim Abonnementskarten gelöst werden.

Zu näherer Auskunft ist die Unterzeichnete Stelle gerne bereit.

Hohenheim, den 10. Dez. 1894.

K. Jnftitutsdirektion.

Voßler.

Ke kartntmachung.

In Schönbronn ist die Maul- und Klauen­seuche wieder ausgebrochen.

Nagold, den 19. Dez. 1894.

K. Oberamt. Vogt.

Bekanntmachung.

In Nothfelden ist die Maul- und Klauenseuche wieder erloschen.

Nagold, den 20. Dez. 1894.

K. Oberamt. Vogt.

Bekanntmachung.

Das am 11. ds. Mts. für die Gemeinden Ober- fchwandors, Unterschwandorf und Beihingen erlassene Verbot des Treibens von Rindvieh, Schafen und Schweinen außerhalb der Markungsgrenzen ist heute wieder aufgehoben worden, was in den betr. Ge­meinden alsbald bekannt zu machen ist.

Nagold, den 21. Dezember 1894.

K. Oberamt. Vogt.

Die erledigte Präzeptorsstelle an der Lateinschule in Altensteig wurde dem Professoratskandidaten Dr. Wagner, Amtsverweser am Gymnasium in Ellwangen übertragen.

Die erledigte evangelische Pfarrei Ebhausen wurde dem Pfarrer Eberbach in Frauenzimmern, Del. Bracken­heim übertragen.

Gestorben.

Eva Springer, Freudenstadt; P. E. Feßler, Haupt- zollamtskontroleur, Reutlingen.

Tages-Weuigkeiten.

Deutsches Ueich.

(*) Wildberg, 20. Dez. Am Sonntag nach­mittag entfernte sich der 80 Jahre alte Ortsarme Joh. Georg Schmid vor Effringen aus seinem Kost­hause, was übrigens öfters vorkam. Am Dienstag

vormittag wurde nun Schmid von Holzmachern beim

Waldeckerhof, Markung Stammheim, tot aus der Nagold gezogen. Die Holzmacher glaubten anfäng­lich, es schwimme blos ein Kleidungsstück daher. Beim Versuche, dasselbe herauszufischen, bemerkten ie erst, daß es ein menschlicher Körper war. Schmid, welcher sehr schwerhörig und halb erblindet war, ist ohne Zweifel infolge eines unglücklichen Sturzes in die Nagold gefallen und konnte sich vor Alters­chwäche nicht mehr retten. Einige Stunden vor Auffindung der Leiche wurde er von Kohlersthal, wo er übernachtete, der Nagold entlang der Thal­mühle zu laufend gesehen.

Herrenberg, 20. Dez. Unser seitheriger Ab­geordneter, Schultheiß Schürer, hat sich bereit er­klärt, eine Wiederwahl anzunehmen, die, nach den gegenwärtigen Verhältnissen zu beurteilen, auch ge­sichert ist.

Horb, 18. Dez. Bei der heute hier stattge­fundenen Bürgerausschußwahl haben von 250 Wahl­berechtigten 138 abgestimmt, also 55,2"/o. Gewählt wurden von den austretenden Mitgliedern Privatier Steinwand mit 97 und Schlossermeister Zibizin mit 89 Stimmen. Neu in den Bürgerausschuß kamen: Seifensieder Kreß mit 117, Maier z. Ziegelburg mit 109, Flaschnermeister Frz. Fischer mit 102, Glocken­gießer Gräter mit 99 und Schneidermeister Haipt mit 80 Stimmen. Weitere Stimmen haben erhalten Kaufmann Teufel, Steinhauer Marquart, Schwanen­wirt Stimmler, Kaufmann Bacher und Bildhauer Dollmann.

Stuttgart, 19. Dez. Vom Kgl. Kultusmini­sterium ist der Verlag des neuen Lesebuches für die kathol. Volksschulen Württembergs unter einer grö­ßeren Anzahl von Bewerbern der bekannten Schul­buchhandlung von Heinrich Christian in Horb über­tragen worden. Das Buch, welches mit Beginn des neuen Schuljahres zur Einführung gelangt, wird in der ersten Auflage in 50 000 Exemplaren her­gestellt. Die Stärke des Lesebuchs beträgt, ähnlich dem in den ev. Volksschulen gebrauchten, 32 Druck­bogen. Es wird im Einzelverkauf 80 Z kosten.

Stuttgart, 19. Dez. I. K. H. die Prinzessin Pauline wird heute 17 Jahre alt. Mit den Se­genswünschen der König!. Majestäten und des Kön. Hauses vereinigen sich die des ganzen württ. Volkes auf das fernere Wohl der jungen Prinzessin.

Leipzig, 18. Dez. Die Revision des Staats­anwalts im Prozesse des ehemaligen Kanzlers Leist ist nunmehr beim Reichsgericht eingegangen. Der Termin zur Verhandlung ist noch nicht festgesetzt, voraussichtlich dürfte dieselbe Mitte Januar stattffnden.

Berlin, 19. Dez. Von den wegen Falsch­münzerei angeklagten Anarchisten wurden Pieschel und Lorenz zu je 5 Jahren Zuchthaus, Schettler zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt; ein Anarchist wurde freigesprochen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 19. Dez. Der bekannte Arbeiterführer- Acker wurde wegen Beleidigung von Behörden zu einem Monat Arrest verurteilt.

Budapest, 20. Dez. In Oravica in Süo- ungarn fand vergangene Nacht 10 Uhr 36 Min. ein heftiges Erdbeben statt, welches eine Minute dauerte. Viele Häuser stürzten ein oder bekamen Risse. Dächer und Gesimse wurden niedergeworfen und in den Wohnungen alles durcheinander geworfen. Die Stöße wiederholten sich mit weniger Heftigkeit um 1 und 2 Uhr morgens. Der größte Teil der Bevölkerung verbrachte trotz der strengen Kälte die Nacht im Freien.