Stimmkräfte hier in musikalischer Hinsicht schöne Erfolge erzielt werden können.
-j- Haiterb ach, 25. Nov. Die heute hier tagende Plenarversammlung des landwirtschaftlichen Bezirksvereins war eine sehr zahlreich besuchte; die Räume des Gasth. z. Löwen vermochten kaum die vielen Gäste zu fassen. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung sollte die Wahl eines Vereinsvorstandes bilden. Da aber in dem Ausschreiben nichts von einer Neuwahl, sondern nur von einer Beschlußfassung über dieselbe die Rede ist, so wird der Beschluß gefaßt, die Wahl eines Vereinsvorstandes einer später stattfindenden Plenarversammlung zu überweisen. Der stellvertretende Vorstand H. Müller Schill wird gebeten, die Vorstandschaftsstelle bis zum Schluß dieses Geschäftsjahres zu behalten, wozu sich derselbe in dankenswerterweise bereit erklärte. Der zweite Gegenstand war der Vortrag des H. Landwirtschaftsinsp. Hornberger von Rottweil über das Gesetz vom 15. Juni 1893, betr. das landw. Nachbarrecht. An der Hand des Gesetzes, das seit 1. Jan. d. I. in Kraft ist, erläuterte der Referent, in 1'/2 ständiger Rede die nunmehr zu recht bestehenden Vorschriften inj klarer anschaulicher Weise, wofür ihm denn auch die wohlverdiente Anerkennung reichlich zu teil wurde. H. Stadtschulth. Krauß von Haiterbach verlas nun die Jahresrechnung pro 1893. Hieran schloß sich der Bericht über die Thätigkeit des Vereins im ab- getausenen Geschäftsjahr. Eine schließliche Anfrage, ob auch künftig der Verein mit dem Ankauf künstlicher Düngmittel für die Vereinsmitglieder sich befassen soll, wurde in bejahendem Sinn entschieden, dabei aber gebeten, von jedem einzelnen Eisenbahnwaggon solchen Düngers ein Muster zur Prüfung nach Hohenheim einzusenden. Sonst mache man unliebsame Erfahrungen, wovon der Darlehenskassenverein Esscingen ein Liedchen singen könne.
Stuttgart, 23. Nov. (Evang. Landessynode. 24. Sitzung.) T.-O.: Zweite Lesung des Entwurfs eines kirchl. Gesetzes, betr. die Ausübung der landes- herrl. Kirchenregimentsrechte im Falle der Zugehörigkeit des Königs zu einer anderen als der evang. Konfession. In der Endabstimmung wird das Gesetz einstimmig angenommen. Zs. 2 der Tagesordnung: Zweite Lesung des Gesetzes über Alterszulagen. Das Gesetz wird nach dem Vortrag des Berichterstatters Abg. Preuner ohne Debatte einstimmig angenommen. Zs. 3 der Tagesordnung: Fakultativer Gebrauch des Bibellesebuchs. Abg. v. Köstlin be- richier namens der Kommission für Lehre und Kultus über den Gegenstand. Die Kommission habe nie daran gedacht, das Bibellesebuch zwangsweise ein- zusühren. Die Kommission kommt deshalb zu dem Antrag, über den Antrag Bossert zur Tagesordnung überzugehen. Dr. Bossert ist von dem Gehörten befriedigt und zieht seinen Antrag zurück. Zf. 5 der Tagesordnung, v. Zeller berichtet namens der ökononnschen Kommission. Hienach kommt dieselbe zum Antrag, Geistlichen, welche nach dem 25. Lebensjahr im vaterländischen unständigen Kirchendienst ge- dienr haben, ohne Rücksicht aus die Zeit der Erstehung der 2. Dienstprüsung diese Zeit in die pen- sionsberechtigte Dienstzeit einzurechnen. Der Antrag wird in namenlticher Abstimmung einstimmig angenommen. Zs. 4b und Zf. 6 der Tagesordnung werden aus die nächste Sitzung verschoben. Nächste Sitzung: Montag 10 Uhr. T.-O.: Verschiedenes.
Slull gart, 23. Nov. Die Herzogin Vera von Württemberg wird den Hochzeitsfeierlichkeiten in St. Petersburg anwohnen und voraussichtlich am nächsten Freitag nach Stuttgart zurückkehren.
Bebenhausen, 23. Nov. Seine königl. Majestät haben in den letzten Tagen mit Allerhöchst Ihren Gästen ln den Revieren Herrenberg und Weil im Schönbuch gejagt. 'Nach der Jagd arbeiteten Seine Majestät wie gewöhnlich mit dem Kabinettschef und hörten die Vortrüge des Hosmarschalls und des dienst- lhueiiden Ftügeiadjutanten. Gestern hatten Forstmeister Hopsengärtner von Wildberg und Oberförster Lausterer von Herrenberg, sowie Major Frhr. v. Hügel von Tübingen- heute Forstmeister Haag und Forstantts-Assistent Frhr. v. Gaisberg von Tübingen die Ehre, zur königlichen Tafel geladen zu werden. Prinz Heinrich XXX Neuß ist gestern abend wieder abgereist.
Würtlembergischer Schwarzwaldverein. Am 23. 'Nov. waren es genau 10 Jahre, daß eine Anzahl für ihre Heimat begeisterte Männer zu- sainuiengetrelen ist, um die Schönheiten des württ.
Schwarzwaldes zur Geltung zu bringen u. die wissenschaftliche Erforschung desselben zu fördern. Durch eine glückliche Organisation, welche den Hauptverein in Bezirksvereine gliedert und die opferwillige Thätigkeit aller Beteiligten ist in diesem Jahrzehnt vom Verein viel Gutes geschaffen worden. Zahlreiche Fußwege, Aussichtsgerüste, Schutzhütten und dergleichen dienen alljährlich den Einheimischen, wie den Kurgästen, welche sich immer zahlreicher einstellen. Man sollte denken, bei einem solchen Verein, der überdies die Heimatkunde durch eine gediegene, wissenschaftliche, inhaltsreiche, illustrierte Zeitschrift „Aus dem Schwarzwald", allen Mitgliedern kostenfrei nahe bringt, da werden vor allem die Bewohner des Schwarzwaldes in größter Anzahl beitreten. Es ist auch viel geschehen, aber die Aufgaben können bei dem kleinen Mitgliedsbeitrag von 3 ,/E nur gelöst werden, wenn noch viele neue Freunde zukommen. Mögen die Feiern, welche in den Bezstcksvereinen stattfanden, auch den angedeuteten Erfolg haben. Der Schwarzwaldverein aber grüne immerfort gleich i den Tannenseines Gebiets!
Aus dem Bezirk Riedlin gen wird geschrieben: Wie man hört, soll von seiten der Demokratie, welche im hiesigen Bezirk stark dominiert, der Kunstmühlebesitzer Josef Blank aus Kunzach zum Landtagsabgeordnetenkandidaten ausersehen sein. Blank ist weithin als tüchtiger Geschäftsmann bekannt und eben durch seinen weitverzweigten Geschästsumsang und durch sein überaus leutseliges, gewandtes Benehmen hat er sich einen großen Bekanntenkreis errungen, so daß der Zentrumsführer und bisherige Abgeordnete Gröber mit einem nicht zu unterschätzenden Gegener zu rechnen haben dürfte.
Leipzig, 24. Nov. Dem Gustav-Adolf-Verein wurde durch einen Görlitzer Rentner eine halbe Million vermacht. — Durch Einsturz eines großen Neubaues in Reudnitz wurden heute Morgen 12 Arbeiter verschüttet. Sieben sind bis jetzt hervorgezogen, die andern liegen noch unter den Trümmern.
Köln, 22. Nov. Die „Köln. Ztg." meldet aus Petersburg, Rubinstein habe einige Tage vor seinem Tode eine Cantate für die Einweihung des neuen Konservatoriums vollendet. Eine Trilogie „Kain und Abel" sei unvollendet geblieben. Das Arbeitsgemach in seiner Firma ist geschlossen worden und wird genan in dem bisherigen Zustand belassen. Der Maler Zioglitzki hat den Verstorbenen im Sarge gezeichnet.
Köln, 23. Nov. Die „Kölnische Ztg." meldet aus Petersburg: Wie verlautet, ist eine Gesetzesvorlage in Vorbereitung, wodurch den Gouverneuren die Machtvollkommenheit zur administrativen Verschickung entzogen wird.
In dem Zeitraum von 1884—1893 wurden nach Deutschland insgesamt 876070 Tonnen zu 1000 Klg. frischen Obstes im Wert von 166277000 Mark eingeführt. Dagegen führte Deutschland im Zeitraum 215521 Tonnen im Wert von 74959 000 ,/E aus. Die Einfuhr überwog also die Ausfuhr um 660549 Tonnen im Wert von 91618000 ^ — Es muß also noch viel in der Obstkultur geschehen.
Berlin, 22. Nov. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist gestern abend hier wieder eingetroffen.
Berlin, 23. Nov. Für die Feierlichkeit vom 5. Dezbr. steht die Genehmigung des Kaisers noch aus. So weit bekannt ist, findet die Eröffnung des Reichstags im Rittersaal des Residenzschlosses statt. Darauf erfolgt die Schlußsteinlegung des Neubaues. Um 4 Uhr nachmittags findet die erste Plenarsitzung des Reichstags im alten Gebäude und der Abschied von diesem statt.
Berlin, 24. Nov. Bezüglich der Gerüchte über die Ehescheidung der Prinzessin Waldemar von Dänemark wird dem „Tagebl." aus Kopenhagen geschrieben, daß dieselben völlig aus der Luft gegriffen ! sein dürften. Wie verlautet, werde sich Prinz Waldemar nach seiner Rückkehr von Petersburg zu sei- !ner Gemahlin begeben.
! Berlin, 24. Die Ernennung des Kaisers Nikolaus von Rußland zum Chef des Kaiser-Alexander- / Grenadier-Regiments Nro. 1 wird amtlich publiziert.
Berli n, 24. Nov. Der Kronprinz von Italien Ist heute morgen hier eingetroffen und verlängert auf Wunsch seinen hiesigen Aufenthalt voraussichtlich bis morgen abend. Derselbe ist auf Morgen beim Kaiser zum Frühstück geladen.
Memel, 22. Nov. In der Citadelle brennen
seit heute früh große Vorräte Petroleum, Benzin, Aether und Schmalz. Die Flammen haben bereits den Wall durchbrochen und ein Schiff in Brand gesetzt.
Oesterreich-Ungarn.
Pest, 22. Nov. Franz Kossuth brachte gestern in Nyiregyhaza einen begeisterten Toast auf den gekrönten König von Ungarn aus. Er sagte, er erfülle seine patriotische Pflicht, wenn er durch seine fortwährend wiederholten Loyalitäts-Kundgebungen auch das letzte Mißverständnis, das m Debreczyn entstanden sei, beseitige. Dieses Mißverständnis habe nur deshalb entstehen können, weil der Saal, worin das Bankett stattfand, sehr lang und überdies von Lärm erfüllt war, so daß die Zigeuner-Kapelle, welche am untern Saalende saß, nicht hören tonnte, daß am oberen Ende ein Toast auf den König ausgebracht wurde, ebenso wie am oberen Ende des Saales niemand hörte, daß die Zigeuner ein Schmähelied spielten. Er erhebe sein Glas auf das Wohl des gekrönten Königs von Ungarn. (Brausende, lang anhaltende Eljenruse.)
Frankreich.
Paris, 23. Nov. Der „Matin" meldet aus Nizza: Die Nachricht von der Verurteilung des französsischen Kapitäns Romani wegen Spionage durch ein italienisches Gericht rief hier große Erbitterung hervor, so daß die Truppen von 4 Uhr nachmittags ab in den Kasernen konsigniert bleiben mußten, um etwaige Zusammenstöße zwischen der französsischen und der italienischen Bevölkerung zu verhindern.
Italien.
Reggio (Calabrisn), 22. Nov. Heute wurde wieder ein heftiger Erdstoß verspürt. Der kön. Kommissär Galli konstatierte, daß Palmi durch das Erdbeben gänzlich zerstört worden ist und sagte, in Badlara und San Eufemia sei der größte Teil aller Häuser zerstört.
Türkei.
Konstantinopel, 22. Nov. Eine aus 2 Generalen und 2 höheren Beamten bestehende Kommission reist am Sonntag nach Armenien ab, um eine Untersuchung in Angelegenheit der dort verübten Metzeleien vorzunehmen.
England.
London, 23. Nov. Reuter meldet aus Tientsin: Der Zollkommissär Detring ist nach Japan abgereist, um wegen den Friedensbedingungen zu unterhandeln. Der Reuter'sche Korresp. in Port Arthur meldet vom 19. Nov.: In den Straßen des Ortes sind nur Soldaten sichtbar. Die Garnison bilden 20 000 Soldaten des 'Nordens, welche gut bewaffnet und einexerziert sind. Viele Munition ist vorhanden. Die Festung gilt, sobald die Garnison sie verteidigt, für uneinnehmbar. Die Lebensmittel sind für 6 Wochen ausreichend.
London, 24. Nov. Die „Times" veröffentlicht in einer Extraausgabe eine Depesche aus Tschifu von gestern und eine andere aus Shanghai von heute, wonach Port Arthur am 21. November von den Japanern genommen wurde. Die japanische Flotte nahm am Kampfe nicht teil. Nur die japanischen Torpedoboote lenkten, während die japanischen Truppen in die Stadt einrückten, die Aufmerksamkeit der chinesischen Forts ab. Die Japaner verlassen Port Arthur wieder.
Rußland.
Petersburg, 22. Nov. Die Zeitungen teilen mit, es sei der Oberstlieutenant der russischen Dragoner, Louis Napoleon, eingetroffen und habe einen Kranz am Sarge des Kaisers niedergelegt.
Petersburg, 24. Nov. Nach dem veröffentlichten Ceremoniell für die Hochzeit am 26. Nov. wird der Tag durch 31 Kanonenschüsse angekündigt. Die geladenen Personen und Würdenträger versammeln sich vormittags um 11'/- Uhr in den verschiedenen Sälen des Winterpalais, die Ehrendamen der Kaiserin wohnen der Toilette der Braut, welche die Krone trägt, bei. Die Brautschleppe wird von 4 Hofchargen getragen. 51 Kanonenschüsse kündigen an, daß der Zug von den Gemächern der Braut nach der Kapelle sich in Bewegung ietzt. Voran die Großwürdenträger, alsdann die Kafferin-Witwe mit Braut, hierauf der Kaiser, gefolgt von dem Hofminister und 3 Generaladjutanten, dem König von Dänemark, dem König und der Königin von Griechenland, dem Großherzog von Hessen und den andern fürstlichen Gästen. Den Zug schließen die Senatoren, Staatssekretäre und Würdenträger. Der