Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Dienstag 27. Wovemöer

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1894.

Amtliches.

Die Herren Güterbuchsbeamten des Bezirks, welche den Bericht über den Vollzug des Güterbuchs- Aenderungsgeschäfts pro 1893/1894 noch nicht er­stattet haben, werden aufgefordert, denselben jeden­falls bis zum 10. k. Monats hieher vorzulegen oder etwa entgegenstehende triftige Hindernisse des Ab­schlusses anzuzeigen.

Nagold, den 24. Nov. 1894.

Oberamtsrichter Sigel.

In Gemäßheit des tz. 83 Abs. 1 des Gerichtsversas- sungsgesetzes sind für die ordentlichen Sitzungen der Schwur­gerichte des IV. Quartals l. I. zu Vorsitzenden ernannt worden: Im Schwurgerichtssprengel Tübingen der Land­gerichtsrat Kohlhund von da, im Schwurgerichtssprengel Rottweil der Landgerichtsrat Göz von da.

Nach Anhörung der Oberstaatsanwaltschaft wird ver­fügt, daß die Schwurgerichtssitzungen pro IV. Quartal l. Js. in Tübingen am Montag, den 10. Dez. 1894, vorm.

9 Uhr, in Rottweil am Montag, den 10. Dez. 1894, vorm.

10 Uhr. eröffnet sind.

Gestorben.

Helene Knüttel, Stuttgart. Dr. Albert Frank­furter, Stuttgart. Wilhelm Seufser, Ersingen.

Hages-Weuigkeiten.

Deutsches Reich.

ä. Nagold, 25. Nov. Auf ergangene Ein­ladung versammelte sich am Samstag Abend im Saale des Gasthofs z. Hirsch eine stattliche Zahl von solchen, die im Jahr 1844 geboren sind Männlein und Weiblein um ihren fünfzigjährigen Geburtstag zu feiern. Dazu hatte sich auch eine Anzahl Freunde eingefunden. Ein von einem 44er im Laufe der letzten Zeit mit bienenähnlichem Fleiß ersammeltes Küsschen im Verein mit einer hochher­zigen Gabe eines andern 44er machte es möglich, die Unbemittelteren unter den Altersgenossen je mit einem guten Nachtessen und einem Glas Wein regu­lieren zu können, was viele Freude bereitete. Vor Beginn des Essens begrüßte Herr Uhrmacher Günther in herzlichen Worten die Versammlung und gab seiner Freude über die zahlreiche Beteiligung Aus­druck. Zur Einleitung der Festlichkeit gleichsam als Tischgebet schlug er vor, den Vers zu singen: Lobe den Herren, o meine Seele." Feierlich und weihevoll klangen die Töne durch den Saal und verliehen der Festversammlung die richtige Stimmung. Man fühlte wohl, es sind keine 40jährige, sondern der Ernst des Lebens hat sie ernst gemacht. In einer Pause ergriff Herr Seminaroberlehrer Schwarz­mayer das Wort, um in einer vorzüglichen Rede den Gefühlen der 44er beredten Ausdruck zu geben. Es müsse ein guter Jahrgang gewesen sein, weil noch eine so stattliche Zahl sich habe zusammenfin­den können, freilich fei auch schon manches ins Grab gesunken, um so mehr seien die Ueberlebenden dem l. Gott vielen Dank schuldig, daß er sie bis hieher erhalten, geleitet, durchgebracht und diesen Freuden­tag habe erleben lassen. Doch seien es gemischte Gefühle, die uns durchziehen, das erste halbe Jahr­hundert sei zurückgelegt, zur zweiten Hälfte werde es kaum einem reichen:Fünfzig Jahr geht's auch noch an"! Jeder fühlte, es geht auf eine schiefe Ebene, es ist so manches nicht mehr wie es gewesen, allerlei Lebenserfahrungen, Krankheiten, der Kampf des Lebens ums Dasein drücken aufs Gemüt u. wollen uns mutlos machen, da gilt es, sich aufzuraffen, auf Gott zu vertrauen u. in diesem Vertrauen aufs neue den Kampf aufzunehmen. Nur der wird alt, der sich selbst alt macht, der nicht immer wieder geistig sich erhebt und

mit eisernem Wollen nach dem ewigen Ziele strebt.

Darum das Haupt empor! Mit Begeisterung wurde diese Rede ausgenommen und es fei dem ver­ehrten Redner an diesem Platz nochmals herzlich gedankt! Herr Emil Zaiser, der sich die viele Mühe gemacht hatte, Einladungsbriefe zu drucken und an alle Nagolder Altersgenossen hinauszugeben, verlas nun die eingegangenen Briefe und Telegramme, was viel Freude machte. Alle bedauerten, daß sie nicht kommen konnten und manche gaben wertvolle Winke zur Feier: Seid mäßig! Gebet Gott die Ehre! usw. Herr Louis Sautter in Heidelberg trank der Gesell­schaft telegraphisch einen kräftigen Schluck vor, der ihm pflichtlich nachgetrunken wurde. Herr Stadtsch. Brodbeck gab seiner Freude über die schöne Feier Ausdruck und ließ die Fünfzigjährigen hochleben. Herr Fabrikant Schaible feiert in gebundener Rede die drei Festkomitee-Mitglieder wie folgt: Unter den' Einladenden war zwar nicht der Kaiser, wohl aber der Buchdrucker Zaiser, in der Mitte steht und das ist nicht minder, unser ehrwürdiger Uhrmacher Friedrich Günther, einer ist dabei zwar kein Krakehler, es ist unser Fritze, der Bierbrauer Köhler. Noch in später Abendstunde erschien auf der Bildfläche der Gesangverein des Militär- und Veteranenvereins mit seinem Direktor, um das Fest zu verschönern und mit gutgewählten Liedern eine fröhliche Stim­mung zu machen. Die Freude an den Hellen frischen Stimmen der jungen Männer, wie an dem fchönen Vortrag war eine allgemeine. Es sei auch an dieser Stelle dem Verein, wie seinem verehrten Direktor herzlicher Dank und volle Anerkennung der vorzügl. Leistungen ausgesprochen. Dazwischenhinein wurde noch manches heitere und ernste Wort gesprochen, auch der Frau Hirfchwirt Klein (auch eine Fünfzigjährige) alle Anerkennung für ihre vorzügliche Versorgung mit Speise und Trank gezollt. Eines Mannes sei noch gedacht: Unser lieber Freund Steinwandel war auch unter den Fröhlichen, zur allgemeinen Freude wieder ziemlich rüstig. Nachdem aus ihn ein Hoch ausgebracht worden war, ergriff er selbst das Wort und gab seiner Freude über die gelungene Feier Ausdruck. Ja! es war eine schöne Feier, erhebend harmonisch, gemütlich. Sie wird in den Herzen der 44gerstets unvergessen bleiben! Auf Wiedersehen in 10 Jahren!

Pff Nagold, 26. Nov. Unser Seminar hat einen kühnen Wurf gewagt: die Aufführung des Gustav-Adolf-Festspiels von Albrecht Thoma. Schon wochenlang herrschte insgeheim rege Tätig­keit: Professor Wetzel studierte mit den handeln­den Personen ihre Rollen ein, Oberlehrer Hegele übte die Gesänge, und Oberlehrer Schirmer sorgte als Regisseur für Umwandlung der Turnhalle in eine Schaubühne durch ebenso einfache als wirksame Mittel. Nachdem letzten Donnerstag die Haupt­probe stattgefunden, erfolgte am Samstag die erste und am Sonntag die zweite Aufführung unter überaus zahlreicher Beteiligung von Stadt und Land. Die Heldenrolle hatte Unterlehrer Kehle und führte sie meisterhaft durch. Ob er nun von seinen treuen Schweden und seiner Familie Abschied nimmt, ob er seinen Unwillen über die zweideutige Haltung der deutschen Fürsten oder seinem Schmerz über Magdeburgs Fall Ausdruck giebt, ob er Gesandte empfängt und die Kaiserkrone zurückweist oder seinem ergebenen Sänger lauscht, oder ob er mit Gebet und darum kühnen Mutes in die Schlacht geht, immer läßt er uns in ein edles, festes, gottvertrauendes Herz schauen: jeder Zoll ein König, jeder Zoll ein! Christ. Die Königin (Frl. Paula Schwarzmaier) l

trat nur 3 mal auf, aber sie hatte hier Gelegenheit, die ganze Tiefe eines weiblichen Herzens zu offen­baren, das durch Scheiden, Hoffen und Bangen zum Meiden und Entsagen geführt wird. Mit rührender naiver Frische fordert das Königstöchterlein (Clara Wetzel) als Reisegeschenk ein Krönlein und doch wie anders gestaltete sich das Wiedersehen! Die Rolle des feurigen Herzogs Bernhard v. Weimar, der doch nie die Grenze der Hochachtung gegen den König überschreitet, führte Unterlehrer Vollmer mit Begeisterung und innigem Verständnis durch, des­gleichen Präparandenlehrer Kocher die des schwär­merischen Edelknaben von Leubelfing, des jugendlichen Sängers, der in der Schlacht bei Lützen mit seinem König ein rühmliches Ende findet. Auch die übrigen Rollen, unter denen die dankbarsten die des Oren- stierna, des Feldmarschalls Horn, des Generalmajors Banör, des Hofpredigers Fabricius, des treuen Dale- karliers Erichson, des langen Fritzen, des tückischen Jesuiten und des köstlichen Kapuziners waren, wurden von Seminarzöglingen wirklich gelungen behandelt. Zur Belebung des Ganzen und zur Verbindung der einzelnen Teile waren nach Text und Melodie der Zeit gemäße Gesänge, teils für Männerchor, teils für allgemeine Beteiligung, eingelegt, die der Auf­führung ein stimmungsvolles Gepräge verliehen. Die Marschmusik wurde durch Klavierspiel ersetzt. Die ganze Aufführung konnte nicht verfehlen, von dem rühmlichen Anteil des edlen Schwedenkönigs an dem heißen und blutigen Ringen um unfern teuren evang. Glauben ein anschauliches und hinreißendes Bild in den Herzen der Zuschauer zu erzeugen, und in unserer kampfbewegten Zeit zur unentwegten Hochhaltung der evang. Glaubensfreiheit anzuspornen. Und da­rum fei im Namen aller derer, die von dieser Dar­stellung einen reichen Gewinn für Herz und Gemüt mit nach Hause genommen haben, den Veranstaltern und Leitern des herrlichen Spiels, sowie allen Mit­wirkenden für ihre große und uneigennützige Hin­gebung herzlicher Dank gesagt!

t. Alten steig, 23. Nov. Heute früh brach in der auf Beurener Markung gelegenen, 1 Stunde von hier entfernten Neumühlsäg mühle, wie man hört infolge von Heißgang des Räderwerks Feuer aus. Als dasselbe entdeckt wurde, war es zum Löschen schon zu spät, und nach kurzer Zeit war die Sägmühle vollständig abgebrannt. Sie gehörte einer größeren Teilhaberschaft und war erst vor einigen Jahren neu eingerichtet worden, wodurch ihre Leist­ungsfähigkeit allen Anforderungen der jetzigen Zeit entsprach. Der von der Teilhaberschaft schon seit vielen Jahren angestellten Säger ist bedauerlicher­weise nicht in der Mobiliarversicherung und konnte leider wenig retten von seinem beweglichen Eigentum.

t. Altensteig, 25. Nov. Gestern abend ver­anstaltete der hiesige Kirchenchor eine musikalische Unterhaltung, zu der außer den Familienangehörigen der Sänger und Sängerinnen noch sonstige Liebhaber des gemischten Chorgesangs erschienen waren. Die Leistungen des Chors waren durchweg gute zu nen­nen, und dem Dirigenten, H. Schult. Finckh, gebührt alle Anerkennung für die umsichtige Leitung des Chors und die gute Schulung der Stimmen. All­gemeinen Beifall fanden die zweistimmigen Gesänge des Soprans und Alts; auch die Gesangsduette der beiden Fräulein Maier und die Violinduette der H.H. Lehrer Finckh und Graf waren gute Leistungen und fanden sehr Anklang bei den Zuhörern. Die ganze Abendunterhaltung zeigte, daß bei gutem Willen, sorgfältiger Sammlung und tüchtiger Leitung der