Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamks -Bezirk Nagold.

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Dienstag 25. September

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Gestorben.

Johannes Albrecht, Eßlingen. Christian Barth. Nürtingen. Anna Burkardt, Stu ttgart. _

Iotgen des Streiks.

Die größeren Arbeitseinstellungen, die in diesem Jahr so zahlreich stattgesunden haben oder noch stattfinden sind fast ohne Ausnahme zu Ungun­sten der feiernden Arbeiter ausgefallen, was hoffent­lich für die Zukunft eine Warnung und Lehre sein wird. Die sozialdemokratischen Streikkassen sind völlig erschöpft und können kaum mehr die dürftige Unter­stützung bieten. Zahllose Arbeiter mit starken Fa­milien leben in bitterster Not, meist vom Schulden­machen, so lange es geht. Auch selbst wenn die aufsässigen Arbeiter wieder Beschäftigung fänden, wäre ihre wirtschaftliche Existenz auf Jahre, vielleicht für immer ruiniert. Das schlimmste für die Arbeiter aber ist, daß sie in den meisten Fällen überhaupt keine Beschäftigung mehr finden, auch wenn sie zur Einsicht gekommen sind, einen dummen Streich be­gangen zu haben und die Arbeit zu den früheren Bedingungen wieder aufnehmen wollten. In allen Erwerbszweigen, und nicht zum wenigsten in der Fabrikindustrie, übersteigt gegenwärtig, bei der herr­schenden Uebervölkerung und den durch die ungün­stigen Zeitverhältnisse bewirkten Einschränkungen des Betriebs, das Angebot erheblich das Bedürfnis. Ohne Mühe werden freigewordene Arbeitsstellen be­setzt, an jeden erledigten Posten drängen sich mehr Arbeitssuchende als Verwendung finden können. Ar­beitseinstellungen zur Erzwingung besserer Beding­ungen haben nur dann einen Sinn und Zweck, wenn die feiernden Arbeiter sichere Aussicht haben, daß sie von den Arbeitgebern nicht lange entbehrt werden können, daß dieselben nachgeben müssen, wenn sie nicht ihre Betriebe ganz einstellen oder wesentlich beschränken wollen. Das ist aber heutzutage bei dem Andrang arbeitsuchender Kräfte nirgends mehr der Fall, und bei ihrer wirtschaftlichen Schwäche ist das baldige Unterliegen der Arbeiter stets mit Sicherheit vorauszusetzen. Unter diesen Umständen zeugt es von der ganzen Gewissenlosigkeit und Frivolität der sozialdemokratischen Hetzer, betörte Menschen in solche aussichtslose Lohnkämpfe hineinzutreiben und das unvermeidliche Elend von zahllosen Verführten zu einem frevelhaften Sport oder leichtsinnigen Experi­menten zu benutzen. Wann wird endlich das Gericht des Volks über diese gewissenlosen Hetzer ergehen, die auf den Ruin ehrlicher und fleißiger, aber be­törter Arbeiter ihre schmachvolle Existenz gründen?

Hages-Memgkeiten.

Deutsches Reich.

Nago l d, 23. Sept. In der Zeit vom 24. bis 26. Sept. findet zwischen Oberndorf und Horb Korpsmanöver unter Leitung des kommandierenden Generals statt. Am 24. und 25. biwakieren sämt­liche Truppenteile des Armeekorps. Dem Ver­nehmen nach werden am 26. (Mittwoch) von 26 Uhr auf dem Bahnhof Hochdorf etwa 4000 Mann eingeschifft" und am Bahnhof zum kleinen Teil warm, im übrigen kalt gespeist.

* Altensteig, 21. Septbr. Aus billige Weise wollte sich gestern ein nicht gerade rühmlich bekannter Taglöhner aus Simmersseld seinen Mehlbedarf ver­schaffen. Er verlangte in der früher Schill'schen Mühle je einen Doppelzlr. schwarzes und weißes Mehl und zwar im Auftrag eines Besenselder Bauern, als dessen Knecht er sich ausgab, weshalb ihm das­

selbe ohne Anstand übergeben wurde. Mit einem Karren führte er die Säcke zur Traube, wo sein Fuhrwerk stehen sollte. Dort wurden sie einem Bauern aufgeladen und auf die Anstrengung hin ein Schoppen getrunken. Inzwischen kam zufällig Priv. Schill auch dorthin. Da er die Säcke und jedenfalls auch den sauberen Patron kannte, so fragte er ihn, was darin enthalten sei. Die Verleugnung des Inhalts er behauptete Sähfrucht darin zu haben sowie das Geständnis, er habe die Säcke vor zwei Jahren gelegentlichmitlaufen" lassen, veranlaßte H. Schill, Nachfragen zu lassen und so wurde der Schwindel entdeckt. Der herbeigerufene Landjäger brachte den Pfiffikus bald darauf an den richtigen Ort. Ein ebenfalls schon aufgeladener Doppelztr. Zibeben ist wahrscheinlich auf dieselbe Art von auswärts bezogen worden, da hier niemand Anspruch darauf machte.

j.ff Gündringen, 21. Sept. Heute nacht um 1 Uhr ist das Wohnhaus des Fabian Wehrstein, Schuhm., abgebrannt. Entstehungsursache ist noch unbekannt.

Calw. Bei der in letzter Woche in Stuttgart vor der Königl. Kommission abgehaltenen Prüfung für Einjährig-Freiwillige haben die 4 Kandidaten der hiesigen höheren Handelsschule das Examen be­standen.

Calw. Auf der Bäckerei-Ausstellung in Stutt­gart wurde Hrn. Konditor Krimmel in Calw für seine Ausstellung in Lungenbalsam und Hustenbon­bons die bronzene Medaille nebst Diplom, ferner dem Aussteller Georg Pfrommer in Calw in Gruppe I. für herorragende Leistungen, ebenfalls die bronzene Medaille samt Ehrendiplom zuteil.

j!s Sulz a. N., 21. Sept. Heute abend 10 Uhr brach in der Scheuer des Sägers Sturm, welche mit dem Wohnhaus unter einem Dach steht, Feuer aus, welches sich mit riesiger Schnelligkeit über beide Gebäude verbreitete. Namentlich der raschen Ent­schlossenheit und thatkräftigen Hilfe seitens der Of­fiziere und Mannschaften der hiesigen Einquartierung ist es zu verdanken, daß das Feuer auf seinen Herd beschränkt wurde und keine Menschenleben zu be­klagen sind.

Entringen, 21. Sept. Das Jagdglück Sr. Maj. des Königs scheint besonders groß. Schon mehrere Hirsche kamen in dem wildreichen Entringer Revier zur Strecke, worunter zwei Zwölfer, Pracht­exemplare, zus. über 5 Ztr. Gewicht.

Tübingen. In den letzten Monaten sind an eine ganze Reihe von deutschen Gasthofbesitzern, unter diesen auch an solche des Landgerichtssprengels Tübingen, Briefe gelangt, in welchen der Schreiber Wohnung bestellt und zugleich ersucht, seine voraus­geschickten Koffer einzulösen u. vorläufig aufzubewahren. In einem solchen von einem angeblichen Dr. Paul v. Fraser aus Boston geschriebenen Briefe an einen Hotelbesitzer in Wildbad war das oben bezeichnte Ersuchen gestellt und Antwort postlagernd Hamburg erbeten. Zugleich kam an den Gasthofbesitzer ein Wechsel über 112 15 für Seefracht und

Spesen auf die avisierten Koffer von einem angeb­lichen Speditionshause John Levy und Co. in Green­wich zur vorläufigen Zahlung für den sogenannten Dr. v. Fraser. Die auf erstattete Anzeige in Ham­burg angestellten Nachforschungen ergaben, daß dort 44 Briefe unter gleicher Adresse lagerten nach deren Inhalt kein Zweifel ist, daß eine vom Auslande her arbeitende Bande von Schwindlern in der an­gegebenen Weise Gasthofbesitzer betrügt beziehungs­

weise zu betrügen versucht. Es erscheint angezeigt, vor diesen Betrügern öffentlich zu warnen.

Stuttgart, 19. Sept. Infolge der von der letzten Landessynode angenommenen Synodalordnung wird bei der am 2. Okt. d. I. zusammentretenden fünften evangel. Landessynode ein neuer Modus bei der Wahl eines Präsidenten Platz greifen. Früher hatte die Synode 3 Mitglieder der Krone zu präsen­tieren, und bei welchem Seine Maj. der König den Präsidenten ernannte. Das letzte mal war dies der jetzige Finanzminister Dr. v. Riecke. Durch die neue Synodalordnung fällt die Ernennung durch den Landesherren fort; die Synode wählt ihren Vorsitzen­den von sich aus, gleich einer parlamentarischen Kör­perschaft in modernem Sinne, und zwar jedenfalls eines ihrer weltlichen Mitglieder. Man rechnet da­rauf, daß die Synode, welche wieder im Hause der evangelischen Gesellschaft ihre Sitzungen abhält, etwa 46 Wochen tagen wird. Die Vorlagen, welche zur Beratung stehen werden, gehen den Synodalmit­gliedern erst bei ihrem Zusammentritt zu und sollen vorher nicht an die Oeffentlichkeit gelangen.

Stuttgart, 20. Sept. Uebermorgen (Sams­tag) beginnen im hiesigen Reichshallentheater Schieß­versuche auf Wilhelm Webers kugelsicheren Panzer mit dem Militärgewehr Modell 88 und Original­patronen. In München wohnten den Versuchen im Zirkus Bavaria der Prinzregent mit verschiedenen Prinzen des K. Hauses bei. Die Vorstellungen hier dauern über das Volksfest bis zum 30. September.

Stuttgart, 20. Sept. Wie derStaatsanz." vernimmt, haben Seine Königliche Majestät dem Komitee der deutschen Bäckereiausstellung zu dem Gelingen dieses unter dem Protektorat Seiner Maj veranstalteten Unternehmens in huldvoller Weise Glück wünschen und den Leitern der Ausstellung, insbe­sondere dem ersten Vorsitzenden der Ausstellungs­kommission Schlatterer die gnädigste Anerkennung für die mustergiltige Durchführung des Unternehmens aussprechen zu lassen geruht.

Stuttgart, 21. Sept. Die Eisenbahnverwal­tung hat für die ordnungsmäßige Bewältigung des Verkehrs an den Volksfesttagen die umfassendsten Vorkehrungen getroffen, insbesondere ist dafür ge­sorgt, daß die Rückbeförderung der Festbesucher von Cannstatt nach Stuttgart so rasch, als es die Bahn­hofverhältnisse von Cannstatt und Stuttgart gestatten, erfolgt.

Stuttgart, 22. Sept. Die für jedes Spätjahr bestimmte statutenmäßige Vertrauensmännerversamm­lung der Deutschen Partei, deren Hauptaufgabe die Feststellung des Landtadswahlprogramms und, so weit schon möglich, der Kandidaturen sein wird, wird auf Grund der Besprechungen im engeren Landesausschusse voraussichtlich am Sonntag den 11. November ds. Js abgehalten werden.

Welz heim, 18. Sept. Wie demStaatsanz." geschrieben wird, hat Hr. Präsident v. Balz einer Bezirksvertretung gegenüber auf Ersuchen sich bereit erklärt, eine Kandidatur zu den bevorstehenden Land­tagswahlen anzunehmen.

Schwetzingen, 21. Sept. Nur noch wenige Tage und Schwetzingen steht wieder mitten in einem Feste. Wie bekannt, wird am nächsten Sonntag die erste badische Hopfenausstellung hier abgehalten, die sehr interessant zu werden verspricht, insofern mehr als 200 Hopsenproduzenten von ganz Baden ihr Produkt zum Teil in Handelsballen und zum Teil in 5 Kilo-Säckchen ansstellen; zudem kommen noch circa 25 Aussteller mit konservierten Hopfen älterer