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Böblingen, 2l. Aug. Einem hiesigen Geschäftsmann, der neben seinem Gewerbe für die Viehzucht viel Verständnis zeigt, passierte das Mißgeschick, daß er einer Kuh, die an Blähungen litt, reinen Lalmiakgeiil einschüttete. Infolge dessen mußte das Tier sofort notgeschlachtet werden und der geschädigte Viehdoktor Eisenbart braucht für den Spott nicht zu sorgen.
Im Stuttgarter „Neuen Tagbl." erlassen Marie Schneider und Hermann Wagner eine gemeinschaftliche Erklärung des Inhalts, daß ihre Verlobung bereits seit Ende April ds. Js. nach gegenseitiger freundschaftlicher t Uebereinkunft gelöst ist. Nur immer friedlich!
Der verstorbene König Karl besuchte einmal eine neugebaute Kirche in der Nähe von Stuttgart. Der Mesner, welcher ihn herumführte, war offenbar der Meinung, der König habe noch nie eine Kirche gesehen und erklärte ihm in aller Treuherzigkeit: „Sehnt Se, Herr König, des ischt zum Beischbiel d' Kanzel und do ischt d' Orgel" u. st w. Als die Besichtigung säst zu Ende ivar, wollte der König sich schneuzen und griff zu diesem Zweck in seine Tasche. Der gute Mesner aber in der Meinung, die Majestät wolle ihm ein Trinkgeld geben, wehrte heftig ab und rief: „O, lasset Se's no, Herr König, des brauchts net!"
Murr Hardt. 20. Aug. Auf gräßliche Weise verunglückten am heutigen Nachmittag das 0- und 7jährige Söhnlein des Schuhmacher G. hier. Dieselben hatten von andern Knaben gegen Tausch ein Schüsselchen voll „ungelöschten" Kalk cmgehandelt. In unbewachtem Augenblick — der Vater war auf einer» Markt, die Mutter mit der Haus- halrung beschäftigt - gossen die beiden Knaben in der ! Werkstatt ihres Vaters Wasser auf den Kalk und verschlossen das Gefäß mit einem Pappendeckel. Neugierig entfernten sie letzteren wieder nach kurzer Zeit; in demselben Augenblick ergoß sich der glühend heiße Kalkstaub über die Gesichter der'beiden Knaben, welche solche schwere Verletzungen davontrugen, daß ihre sofortige Verbringung in eine Augenklinik nach Stuttgart nötig wurde.
Eine wahre Begebenheit aus der schwäbischen Eisenbahn. Eine Dame reiste dieser Tage von S. nach L. Um sich während der langen Reise die Langeweile zu vertreiben, hat sie ihren treuen Mops als Wächter mitgenommen, welcher auch seines Amtes auf dem Schoße der Dame pflichtgetreu wartet. Von der Station P. an leert sich das Koupee immer mehr, so daß sich zuletzt nur noch ein Herr aus E., die schon erwähnte Dame und, dieser gegenüber, ein gutmütiger Bayer in demselben befinden. Letzterer raucht harmlos eine Zigarre, welches Vergnügen aber seinem vw-ö-vw gar nicht passen will. Sie sagt zwar nichts, aber der Bayer merkt wohl, was dieselbe beunruhigt, raucht aber ganz gemütlich weiter, in der Meinung, die Dame werde einen beliebigen anderen Platz des Kou- pees aufsuche!!, was aber nicht geschieht. Kurz darauf kam der süße Schlaf über unfern Bayern, und er fängt an, leicht zu schlummern. Die Dame benützt diese Gelegenheit und zieht dem Herrn, in der Meinung, er sei in liefen Schlaf gesunken, die Rauchrolle sachte aus den Fingern und wirft sie zum Fenster hinaus. Der Schlaf hatte aber ^ unfern Freund noch nicht so stark übermannt, als daß " er diesen Vorgang nicht hätte merken können. Nach einiger Zeit fängt auch die Dame an nicht nur zu schlummern, sondern wirklich zu schlafen. Ihr Reisegefährte läßt natürlich diesen günstigen Augenblick auch nicht unbenützt, sondern sucht den Mops, der seine schlafende Herrin treu bewacht, durch allerlei Schmeicheleien beim Schweigen zu erhalten. Als er dies soweit gebracht hat, nimmt er das unschuldige Tier von dem Schoße der Dame und wirft es auch zum Fenster hinaus. — Das Gesicht derselben beim
Erwachen kann sich jedermann denken. - L>ie ruft ihrem getreuen Hunde, welcher aber nicht erscheint. Der gemütliche Bayer aber bemerkt ruhig: „Jö wjssen's, Fräulein, der is draußen und sucht mein' Zigarrennump'n." Beim Aussteigen in U. macht der Herr aus Bayern zu dem Reisegefährten ans E., der sich diese unterhaltende Scene in dein Koupee mit Wohlgefallen betrachtet hatte, die Bemerkung: „Aber uich' wayr, die Hab ich diesmal kriecht."
In Pforzheim starb am 1V. d. der Besitzer des bekannten großen Eisenwerks August Benckiser im 74. Lebensjahre.
Ein Gewissenhafter. Vor mehreren Monaten wurden einem Herrn 100 , /L gestohlen. Er war sehr überrascht, als ihm vor einigen Tagen folgender Brief zuging: „Sehr geehrter Herr! Ich habe Ihnen Ihr Geld gestohlen. Nun krieg's ich's auf einmal mit Gewissensbissen zu thun und schicke Ihnen deshalb anliegend einen Zwanzigmarkschein. Sobald ich wieder Gewissensbisse kriege, schicke ich Ihnen wieder was."
Nachklänge zur Parade. Eine Reihe ergötzlicher Szenen spielten sich natürlich wieder auf dem Tempelhofer Felde ab. So fuhren, ehe der Kaiser kam, verschiedene Trotschken mit Insassen über den sandigen Kolonnenweg. Von diesen blieben aber die Wagen 1690, 751 und 6489, teilweise etwas stark mit Familien beladen, vollständig im Sande stecken, worüber dann der Berliner Humor seine bekannten Blüten trieb. — Große Verwunderung erregten zivei elegante Equipagen, in welchen Haus- und Küchenmädchen thronten. Jedenfalls waren die betreffenden Herrschaften verreist, uns Kutscher und Diener halten ange- gespannt, um auch einmal Herrschaft zu spielen. - Als mittags dann die Fahnenkompagnie in Berlin einrückte, stand an der Markgrafenslraßc inmitten einer dichgedräng- ten Menschenmenge ein kleiner Knirps, der jämmerlich nach einem Schutzmann schrie, lind als sich ein solcher nach der Ursache des Lärms erkundigte, bat ihn der Kleine: „Machen Sie doch hier een paar Fenster rin, ich kann nischt sehen!" Dann aber suchte der Kleine unter dem homerischen Gelächter des Publikums schleunigst das Weite. — Ein thatsächlich „unanfaßbarer" Zivilist, ein Schornsteinfeger, schaffte sich gewandt bei der Behrenstraße freie Bahn. Nachdem verschiedene Schutzleute beim Festhallen des Schwarzen schlimme Spuren an ihren weißen Handschuhen davongetragen hatten, liehen sie ihn unbehelligt weiter durch die Menschenmassen „fegen."
Berliner Leben. Aus den Tiefen sozialen Elendes stammt ein Bild, welches aus Rixdorf bei Berlin gemeldet wird. Tie 19jährige Hedwig Gi hatte Nachts in ihrer Schlafstelle einem Llinde das Leben gegeben und war sofort nach der Entbindung von ihrer Wirtin Frau M. mitsamt dem kleinen Weltbürger auf die Straße gesetzt worden. Nun stand sie ratlos vor dem Hause, das in ein Stück Papier eingewickelte Neugeborene in der Hand haltend. Hier traf sie der Nachtwächter, dem sie auf Befragen angab, ihren im Hause wohnenden Bräutigam zu erwarten. Als der Beamte'nach dem Kinde sehen wollte, war dasselbe tot; im gleichen Augenblick siel auch die G. ohnmächtig zur Erde und mußte nach einem Krankenhause gebracht werden. Tie polizeiliche Untersuchung ist eingeleitet.
Wie Du mir, so ich Dir! Die „Basler Nachr." erzählen: In einem Gasthaus in unmittelbarer Nähe des Zugersees ereignete sich diesen Sommer folgendes Stnck- lein: Von furchtbarem Durst geplagt, erlaubt sich ein Arbeiter ein kleines Glas Bier einzunehmcn. Als er nach der Rechnung frug, hieß es 15 Rappen. Der Arbeiter gab ein LORp.-Stück, statt aber einen Fünfer zurück zu bekommen, legte die liebenswürdige Frau Wirtin eine gute Zi
garre aus den Tisch. Der Arbeiter der Kunst des Rauchens völlig unkundig, verschmähte die Zigarre, er wolle das Rauchen nicht erlernen re. Nach langem Hin- und Herplaudern steckte der Arbeiter den Glimmstengel in die Tasche. Nach einigen Tagen ging derselbe Arbeiter wiederum in die Wirtschaft, verlangte ein Glas Bier i> 15 Rappen. Als er dasselbe getrunken und bezahlen wollte, legte er einen Fünfer auf den Tisch und nebenbei ein in einer Zeitung eingewickeltes Stück Ziegel- oder Backsteine. Die Frau Wirtin wollte aus diesen Handel nicht eingehen und sagte, sie habe keinen neuen Bau in Aussicht, daß sie rote Bausteine kaufen müßte. Wohl oder übel, die gute Frau Wirtin mußte den roten Backstein als Zahlung annehmen, so gut wie vorher der Nichtraucher die Zigarre.
Der Bandwurm beim Manöver. Das „Wiener Tageblatt" erzählt: Im Marodezimmer einer Wiener Kaserne stehen in Reih und Glied Reservisten, welche zur Waffenübnng sich präsentieren, bei der ärztlichen Untersuchung. Reservist: „Herr Regimentsarzt, ich kann die Waffenübung nicht mitmachen ..." — Regimentsarzt:
„Warum nicht?" - Reservist: „Ich habe einen - Bandwurm . . — Regimeutsarzt (schneidig): „Thut nichts,
Bandwurm macht auch Waffenübung mit." — Reservist ist ganz niedergeschmetkert.
Er muß es besser wissen. Ein bekannter Londoner Arzt erzählte neulich in einen! Bekanntenkreise folgende Geschichte, die er selbst erlebt hat. In das Spital, dessen Vorstand er ist, wird ein Verunglückter gebracht, der scheinbar leblos daliegt. Seine Frau folgt der Bahre. Einer der Aerzte erklärt: „Er ist tot", doch der Verunglückte erhebt seinen Kopf ein wenig und wispert: „Nein, noch nicht ganz." Jedermann ist erstaunt, seine Frau aber sagt verweisend: „Sei ruhig, der Doktor muß's besser wissen."
Handel L Verkehr.
Aus Rhein Hessen, 17. August. (Getreideernte und Getreidepreise.) Nachdem das in diesem Jahr außerordentlich gut geratene Getreide geerntet und auch großenteils schon gedroschen ist, haben die Landwirte jetzt die größte Not dasselbe abzusetzen, um in den Besitz des für sie so notwendigen Geldes zu gelangen. Schon im vorigen Jahre haben viele Landwirte das Getreide wegen des niedrigen Preises zurückbehalren und so giebt es viele Speicher und Getreideböden, die noch den vollen vorjährigen Erntesegen bergen, weil die Leute nicht einmal Gelegenheit bekamen, zn Schleuderpreisen zu verkaufen. Die diesjährigen Preise aber sind noch bedeutend geringer und spotten jeder Beschreibung. So bietet z. B. der Handelsmann dem Bauer heute für neue Spelz 10—11 pro Doppelzentner und der Roggen soll für 1t -12 ^ pro Doppelzentner verkauft werden. Wer es da einigermaßen aushalten kann, hält natürlich seine Waare zurück; aber wie viele giebt es, die unbedingt verkaufen müssen! Und wie viele werden aushalten können, bis die Preise sich einigermaßen besser gestalten? Es ist kein Wunder, wenn unter solchen Umständen auch den vertrauensseligsten Landwirten bange um die Zu- kuust wird. In gar keinem Verhältnis zu den oben erwähnten Schleuderpreisen für Getreide stehen die gegenwärtigen Niehl- und Brotpreise, die immer noch auf einer Höhe stehen, als wenn ivir eine sehr ungünstige Ernte gehabt hätten.
Hiezu das Unterhaltungsblatt Nr. 34.
Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schsn Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
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Amtliche und ^rtuat-LckutttttuulüittUluu.
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