Mark!), das ihnen als Erbe zufalle. Mit dem Erben der Hinterlassenschaft der Amerikaner hat es aber oft manche Häckchen. Entweder existiert eine solche in Aussicht gestellte Erbschaft in Wirklichkeit gar nicht und stellte sich nachträglich die Nachricht als eine Schwindelei irgend eines schlauen, geriebenen Betrügers heraus, der durch allerlei falsche Vorspiege­lungen den leichtgläubigen Verwandten des angeblich reichen, verstorbenen Amerikaner Vetters ihr gutes Geld aus der Tasche lockt, das sie nie wieder zu sehen bekommen. Oder aber kann es Vorkommen, daß wenn wirklich eine solch große Erbschaft in Amerika durch hier Lebende rechtlich zu erheben wäre, selbige nicht über das große Wasser herübergelangt. Hoffen und wünschen wir, daß mit der Nachricht von der Erbschaft, die den Bürgern unserer Nach­bargemeinde in Aussicht gestellt ist, weder Täuschung noch Betrug mit unterlaufe, sondern ihnen wirklich eine schöne Summe in den Schoß falle.

Stuttgart, 22. August. Ein hervorragender Pädagoge Oberstudienrat Dr. Gustav Adolf Heller, welchem es noch im April d. I. vergönnt war, sein 25jähr. Jubiläum als Rektor des kgl. Katharinen­stistes zu begehen, ist heute nacht unerwartet schnell zu Urach, wo er, wie seit vielen Jahren, in der Vakanz zur Sommerfrische weilte, an einem Schlage gestorben.

Stuttgart, 22. Aug. DerSch. M." ver­öffentlicht eine aklenmäßige Darstellung des kom­mandierenden Generals des 15. Armeekorps v. Blum über die beiden Unglücksfälle beimWaiblinger Todesmarsch". Die Darstellung, nach welcher Vor­gesetzte und Sanitätspersonal lediglich ihre Pflicht gethan hätten, kommt zu dem Schluffe, daß gemäß der gerichtlichen Untersuchung in beiden Verunglück­ten nur Opfer der bis zuni letzten Augenblick be­währten Pflichttreue beklagt werden könnten. Ihrer Handlungsweise, das unlautere Motiv der Furcht vor vermeintlich zu erwartender Strafe für körper­liches Unterliegen unterzuschieben, hieße das Anden­ken der Beiden schänden.

Stuttgart, 22. Aug. Für die Verbindungs­bahn Untertürkheim-Kornwestheim sind nunmehr auch die Grab-, Maurer- und Betonierungsarbeiten für die Gründung der Pfeiler des Feuerbachviadukts bei Zazenhausen zur Veraccordierung auf den 25. Aug. ausgeschrieben. Der Kostenvoranschlag beträgt Mk. 50405.

Karlsruhe, 21. Aug. Der Mangel an Schlacht­vieh in Folge der vorjährigen Futternot macht sich von Tag zu Tag fühlbarer. Die Metzger in den Ortschaften und in den kleineren Städten sind nicht mehr in der Lage, ihren Fleischbedarf zu decken, da selbst zu den höchsten Preisen kein Vieh mehr aus­zutreiben ist. Der ganze Schlachtviehhandel konzen­triert sich daher aus die großen Schlachthöfe, nach welchen jetzt eine enorme Zufuhr ausländischen Viehes stattfindet. So gelangen jetzt im Karlsruher Schlacht­hof jeden Montag gegen 200 Stück Großvieh vom Budapester Weltmarkt zum Auftrieb und kann man hierbei die interessantesten Rassenstudien machen; Kärntner, Grazer, Mährisches, Montafuner, Pinz­gauer, Ungarisches Steppenvieh u. s. w. sind hier vertreten, neuerdings sogar Büffel, die in der Jugend ein ganz gutes Fleisch liefern. Der Zudrang aus­wärtiger Metzger ist daher auch sehr stark.

Köln, 18. Aug. Der hier tagende deutsche Tischlertag hat am Dienstag seine Beratungen beendet. U. a. wurde beschlossen: In einer Petition an die Staatsregierung sollte für Forterhaltung des Sonntags-Unterrichts in den Innungs-Fachschulen eingetreten werden. Ueber den Bauschwindel und seine unheilvollen Folgen faßte man folgende Resolution: Der Bundesvorstand soll bei dem kön. Staatsministerium beantragen, gesetzgeberische Maß­nahmen zu treffen, welche geeignet sind, den Bau­schwindel derart zu bekämpfen, daß Verluste im Bau­gewerbe dadurch nicht mehr Vorkommen.

Durch Kabinetsordre vom 20. August wurde Prinz Heinrich zum Kommandanten des Panzer­schiffsWörth" ernannt.

Die Huldigungsfahrt von Deutschen aus der Provinz Posen zum Fürsten Bismarck soll am 10. September erfolgen. Ein Mitglied des Komites hat sich nach Varzin begeben, um die Genehmigung des Fürsten zur Wahl dieses Tages zu erbitten. Es .^-rden gegen 100 Personen an der Fahrt teilnehmen.

XV.Der Befähigungsnachweis im Reichs­te, ge. Dem neuen Reichstag werden ganz zweifel­

los wieder Anträge unterbreitet werden, die darauf hinauslaufen, einen gesetzlichen Befähigungsnachweis für das Handwerk bei Eröffnung des Gewerbebe­triebes einzuführen. Wie -bekannt, ist über diesen Punkt schon seit Jahren im Reichstage verhandelt worden, die gestellten Anträge sind mehrfach ange­nommen, aber die Erhebung zum Reichsgesetz ist unterblieben, weil die verbündeten Regierungen die praktische Möglichkeit der Durchführung bezweifelten. Besonders hat man dabei aus die Erfahrungen sich bezogen, welche in Oesterreich mit dem dort einge­führten Befähigungsnachweis gemacht sind und auf die leidige Thatsache, daß es gerade das deutsche Publikum ist, welches die Fabrikation von minder­wertiger Schleuderware fördert. Der preußische Handelsminister, dem zugleich das Gewerbe-Ressort unterstellt ist, hat im letzten Jahre einen neuen Gesetzentwurf ausarbeiten lassen, welcher eine Eini­gung über die strittigen Handwerkerfragen ermög­lichen sollte, aber dieser Entwurf hat in verschiedenen wichtigen und grundlegenden Bestimmungen weder hüben noch drüben Beifall gefunden und er wird auch kaum dazu dienen können, eine wirklich feste Basis für eine neue Verhandlung abzugeben. Nur kann auf der andern Seile aber auch nicht bestritten werden, daß aus dem Mittelstände, von welchem die Handwerker einen Hanptteil ausmachen, die Klagen über unsolide Konkurrenz, über Preisunter­bietungen und dergl. immer lauter und lauter wer­den und es ist nicht anzunehmen, daß das in Aus­arbeitung begriffene Gesetz über die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs hier allein wird Besse­rung schaffen können. Man wird also weiter gehen und entscheidendere Schritte thun müssen.

Berlin, 22. August. DerBörsenkourier" hört, die Abhaltung der Kaisermanöver in Ost- und Westpreußen sei wegen der Cholera in Frage gestellt.

vv. 0. Wie es in der Welt steht. Bedenk­lich laut erschallen die Klagen aus einer ganzen Reihe von Bezirken des deutschen Reiches, daß trotz der vorgerückten Jahreszeit das für das Einbringen des noch aus dem Acker liegenden Getreides so un­günstige Wetter keinen entschiedenen Umschwung zum Besseren nehmen will. Recht, recht erheblich wird der Schaden sein, wenn nicht bald die trocknende Sonne wieder zur Herrschaft gelangt, und gerade die minder wohlhabenden Bezirke des Reiches sind noch dazu von dieser Ungunst des Wetters betroffen. Die Choleranachrichten laufen von allen Ecken und Enden noch reichlich genug ein, aber zum Glück werden sie nicht gefahrdrohend, auch Streiks- und Boykottnachrichten aus diversen deutschen Städten nehmen kein hervorragendes Interesse zur Zeit in Anspruch. Aus unseren Kolonien liegen zum We­nigsten keine neuen ungünstigen Meldungen vor, die Ruhe ist nicht wieder gestört und in der Arbeit des Friedens wird überall sortgesahren. In Oesterreich- Ungarn, wo der Geburtstag des Kaisers Franz Joseph ohne alle Störung gefeiert worden ist, ruht die Politik gleichfalls noch im tiefen Ferienschlaf. Die Italiener wünschten sich schon dasselbe, aber so gut wird es ihnen leider nicht bescheerl. Neue Skandale sind an das Tageslicht gekommen, die ein recht häßliches Licht auf die Corruption in der italienischen Staatsverwaltung fallen lassen. Und in dieser Corruption wurzelt auch der Haupt­grund des chronischen ital. Defizits. Um eine angeblich in Rom entdeckte Bombenfabrik hat man sich in Italien sehr viel weniger Sorgen gemacht, als um diese Skandale, welche das nationale Ansehen so tief herunterbringen. Der Hinrichtung Caserio's in Frankreich sind selbstverständlich eine lange Reihe von .anarchistischen Drohbriefen an die leitenden Männer in Paris gefolgt, denen aber keine schlim­meren Dinge gefolgt sind. Die französischen Sicher­heitsbehörden haben freilich allen Grund zur Wach­samkeit, denn die Hoffnung der Pariser Journale, die Anarchisten würden nun so freundlich sein, sich ins Privatleben retour zu ziehen, klingt nach den bisherigen Erfahrungen doch reichlich kindlich. Das englische Parlament war noch in der letzten Woche der Schauplatz ungemein lebhafter Debatten, wird aber nun endlich seine Sitzungen schließen. Mit dem chinesisch-japanischen Kriege kommt's richtig so, wie wir von Anfang an gesagt, auf beiden Seiten wird das Geld sehr rasch alle, und wenn sich auch Finanzmänner finden, die gegen Zinsen Vorschuß leisten, man merkt doch, wie der Hase zu laufen

beginnt. Rußland und Frankreich sympathisieren jetzt offen mit Japan, England mit China. Heraus kommen wird aber auch durch diese Sympathienvec- geudung nichts, das Ende dieses ostasiatischen Krie­ges wird doch Versumpfung heißen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 22. Aug. Dem Vernehmen nach unter­bleibt die beabsichtigte Wiedereinsetzung Milans als regierender König von Serbien infolge auswärtigen Hochdrucks.

Zum Fiumer Hafenbrand. Nach Meldungen aus Fiume dauert der Brand der Magazine im Freihafengebiet, durch eine Bora neu angefacht, fort. Das Magazin Nr. 7, in dem sich noch Spiritus befindet, steht in Flammen.

Pest, 23. Aug. DerBudapester Korrespon­denz" zufolge verbrannten bei dem Fiumaner Ma­gazinsbrande 50000 Meterzentner verschiedene Waren, besonders Mehl, Zucker, Pflaumen und Wolle.

Frankreich.

Paris, 22. Aug. Das hiesige Schwurgericht verurteilte einige Einbrecher der gefährlichsten Art, welche Paris und die Umgegend unsicher machten, zu hohen Zuchthausstrafen. U. a. waren sie über­wiesen, nachts bei einem 83jährigen Manu, der mit einer 00jährigen Haushälterin allein wohnte, einge­brochen zu haben. Während zwei der Einbrecher Kisten und Kasten erbrachen, stellte sich ein dritter, Fanäou mit Namen, eine brennende Kerze in der einen, einen Dolch in der andern Hand, zwischen die beiden Betten und sagte:Wir thun hier nichts wozu wir nicht berechtigt wären. Wir zwingen euch einfach, Sachen zurückzuerstatten, die ihr bereits zu lange genossen habt. Das war eine schreiende Un­gerechtigkeit, die wir heute gut machen." Der Alte stotterte: Aber ich habe doch meine Sache durch meine Arbeit erworben, während ihr ... . Fanäon ließ ihn nicht ausreden, sondern machte eine bezeich­nende Geberde, die sich der Greis gesagt sein ließ. Die Schufte nahmen 12 000 Franks mit.

Asien.

Shanghai, 18. Aug. (Vom Kriegsschauplatz.) Der Kaiser von China verlangt einen täglichen Be­richt über die Operationen. Der Vizekönig weiß sehr wohl, wo sich die Pei-Hang-Flotte befindet, will es aber nicht bekannt geben. Die Chinesen haben jetzt alle Hafeneinfahrten furchtbar befestigt. Die Leuchtfeuer sind ausgelöscht. Es heißt hier, daß Rußland und Frankreich zu einem Einverständnis mit Japan gelangt sind, wonach sie gewisse Vorteile erreichen werden, falls Japan siegreich aus dem Kanipfe hervorgeht. Möglich, daß dann England und Deutschland (?) China unterstützen werden. Der Gouverneur von Formosa sichert in einer Pro­klamation allen, ohne Unterschied des Ranges und der Stellung, welche ein großes japanisches Kriegs­schiff zerstören, eine Belohnung von 6000 Taels zu. Ist das zerstörte Schiff nur klein, so giebt es nur 4000 Taels. Für den Kopf jedes japanischen Of­fiziers will der Gouverneur 200 Taels und für den Kopf eines Gemeinen 100 Taels zahlen. Es ver­lautet, Japan habe in Newyork 100000 Gewehre nebst Munition bestellt.

Von gestern wird aus Tokia amtlich mitgeteilt, daß der König von Korea am 30. Juli sich unabhängig erklärte und infolge dessen Japan aufsorderte, ihm bei der Vertreibung des chinesischen Kontingents aus Asan beizustehen. Im Kampfe wurden die Japaner von den koreanischen Truppen unterstützt. Die Regierung von Korea kündigte gleichzeitig alle Verträge mit China.

Kleinere Mitteilrrirgen.

* Wie uns mitgeteilt wird, hat die bei weitem größte aller Hagelversicherungs-Gesellschaften, die Norddeutsche, auch in diesem Jahre ein sehr günstiges Geschäfts-Ergebnis zu verzeichnen. Die Zahl ihrer Polizen ist um 4092, die Versicherungs- Summe um rund 10 Millionen Mark gewachsen, so daß sie im Ganzen 7 9,747 Polizen mit 605X4 Millionen Mark abgeschlossen hat. Trotz rhrer niedrigen, nur 63,48 P per 100 . Versicherungs­summebetragenden Durchschnitts-Vorprämie und trotz zahlreicher und schwerer Schäden wird die Nord­deutsche eines Nachschuffes nicht bedürfen, vielmehr ihre bereits auf ca. IX 4 Million Mark sich belau­fenden Reserven voraussichtlich noch um einen an­sehnlichen Betrag verstärken können.