Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold

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Samstag 25. August

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1894.

Amtliches.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung einer Prüfung im Hnfbeschlag^an der K.

Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart.

Für Schmiede, welche die in Artikel 1 des Ge­setzes, betreffend das Hufbeschlaggewerbe, vom 28. April 1885, vorgeschriebene Prüfung im Hufbeschlag erstehen wollen, findet in der Zeit voni 4.6. Okt. d. I. eine Prüfung an der K. Tierärztlichen Hoch­schule in Stuttgart statt.

Diejenigen Kandidaten, welche diese Prüfung er­stehen wollen, und sich nicht an dem zur Zeit statt­findenden Lehrkurs an der Tierärztlichen Hochschule beteiligen, haben das Gesuch um Zulassung zu der Prüfung bis spätestens 12. September d. I. bei der Direktion der Tierärztlichen Hochschule anzubringen.

Bedingung für die Zulassung zur Prüfung ist der Nachweis der mit Erfolg bestandenen Lehrzeit im Schmiedehandwerk und einer zweijährigen Thätig- keit als Schmiedgeselle, wobei die Zeit der Beschäf­tigung im Husbeschlag besonders angegeben sein muß. Die urkundlichen "Nachweise hierüber sind mit dem Zulaffungsgesuch vorzulegen.

Stuttgart, den 16. August 1894.

u. Ow.

N a g o l d.

An die tDrtsvorstehcr.

"Nach einer Mitteilung des Gcucratkommandos des XIII. (Köuigl. Wiirtr.) Armeekorps wird gele­gentlich der in der Zeit vom 27. September bis 13. Okt. d.J. stattfindenden Geucralstabsrcisc voraussicht­lich der diesseitige Bez'rk berührt werden und ein Kommando in der Stärke von 6 Stabsoffizieren, 9 Hauptleuten, 5 Premier- und Sekondlieutenants, 1 Registrator des Generalkommandos, 1 Unteroffizier, 11 Gemeinen, 19 Offiziersburschen, 39 Offiziers- und 7 Dienftpserden, auf einen oder mehrere Tage Quartier nehmen, wobei die Offiziere mit Morgcnkost, die Mann­schaften mit voller Verpflegung einzuquartieren sind.

Da die Richtung der Reise und die Orte, in welchen Quartier zu nehmen ist, sich zunächst nicht genau bestimmen lassen, wird auf Grund der vom Kgl. Kriegsministerium ausgefertigten Marschroute durch Quartiermacher je Tags vorher in den betref­fenden Orten das Erforderliche angezeigt werden.

Die Gemeindebehörden werden von Vorstehendem in Kenntnis gesetzt und beauftragt, Vorkehr zu treffen, daß da, wo Quartier beansprucht wird, die Ge­währung anstandslos erfolgt.

Den 23. August 1894.

K. Oberamt. Schüller, A.-V.

Sekanrrtmachmrg.

Stach Erlaß der Centralleitung des Wohlthätig- keilsvereins vom 21. d. M. ist die erledigte Agentur der Württ. Sparkasse in Berneck dem Schullehrer Schwarzmayer daselbst übertragen worden, was hieinit zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird.

Nagold, den 23. August 1894.

K. gem. Oberamt.

Schott. Schüller, A.-V.

Sind keine Quittungskarten abgegeben worden,

so ist Fehlanzeige zu erstatten.

Nagold, den 23. August 1894.

K. Oberamt. Schüller, A.-V.

Nachstehende evangelische Predigtamtskandidaten haben die erste theologische Dienstprüfung mit Erfolg erstanden und sind zur Versetzung von Pfarrgehilfendiensten für be­fähigt erklärt worden:

August Kapff von Pfrondorf, Ferdinand Leihe von Beihingen, Hermann Gaiser von Horb, Oskar Weisen- bühler von Horb.

Gestorben.

Luise Staudenmayer, Calw. Emilie Sauer, Pia­nofortefabrikanten We., S2 I., Stuttgart. Bertha Baur, Stuttgart. Julie M aye r, Stuttgart. Christiane gehen­der, Heilbronn.

revier Oberschlefiens säßen, wo die Schweine und die

Hühner in der Wohnstube Hausen, oder wo Sonntags und Werktags ein Gewand auf dem Leib bleibt. Wie lange mußte früher ein Gewand Vorhalten, wie ängstlich wurden die besseren Kleider geschont rc. Das alles ist mit der Zeit anders geworden. Wir wollen und können die alten Zeiten nicht mehr zurück­rufen, aber wir protestieren gegen die keck vorge­tragene Behauptung, es sei schlechter und schlechter geworden.

Und wie stands mit der Nahrung in früherer Zeit? In wie manchem Dorf war kein Metzger, weil feine Waren keine Abnehmer gefunden hätten, in wie vielen Dörfern gabs keinen Tropfen Bier. Wie wurden Kaffee und Zucker gespart? Wie bestand das Frühstück, das Vesper, das Mittagessen und das Nachtessen des streng und lang arbeitenden Mannes, der Frau und Kinder? Und wie sieht es in dieser Hinsicht heute aus? Auch hier sagen wir: Wir freuen

Laßt die Satire reden!

Unter den soz.-dem. Kraftsprüchen wird in den

Volksversammlungen" keiner mit größerem Beifall ^ ... . . , .., .

ausgenommen als das Sprüchlein vomdarbenden j uns über jeden guten List en und jeden (nicht der

Proletarier" ! Wir verwahren uns dagegen, als vb

Die Ortsbchörden für die Arbciterversichernng, welche die in den Monaten Mai, Juni und Juli ds. Js. im Wege des Umtausches abgegebenen alten Quittungskarten für die Jnvaliditäts- und Alters­versicherungsanstalt noch nicht eingesendet haben, werden unter Hinweis aus den Minist.-Erlaß vom 17. Oktober 1892 (Min.-Amtsbl. S. 462) an deren sofortige Einsendung erinnert.

wir dem Armen (wenn die init dem TitelProle­tarier" Angeredeten genau wüßten, was derselbe wörtlich bedeutet, so würden sie sich di» Anrede mit Entrüstung verbitten!) irgend etwas mißgönnen woll­ten, was er heutzutagesich leisten" kann. Aber wenn mir sehen, wie derdarbende Proletarier" mit den g r e ll ste n Farben gemalt und dem staunenden Publikum vorgeführt wird. so müssen wir uns wundern, daß die Alten unter unserem Volk so still schweigen. Ist es wirklich mit der Art zu leben in den ärmeren Volksschichten von Jahrzent zu Jahrzent schlechter geworden? Haben gerade die von der Sozialdemokratie vertretenen Kreise ein Recht zu sagen: Es wird immer schlimmer? Jeder ältere Mann und jede ältere Frau, die diesen Kreisen nahe steht, muß ihnen der Wahrheit gemäß bezeu­gen, daß die Lebensverhältnisse dergroßen Masse" sich durchschnittlich in den letzten 40 Jahren sehr bedeutend gebessert haben? Freilich, zu Purpur­mänteln, zu Ambrosia und "Nektar, von denen, frei nach Heine, ein bekannter Sozialistenhäuptling ge­legentlich faselte, reicht es nicht. Wenn aber unsere Alten reden und die Gelbschnäbel schweigen wollten, der Vergleich zwischen einst und jetzt würde sehr interessant.

Wie sah die Arbeiterwohnung vor 40 Jahren aus? Wie stand es mit der Größe und Höhe der Räumlichkeiten, mit den Treppen und Stubenböden, mit der Möblierung, mit den Fester» und Oesem mit der Wasserversorgung und den Kochgelegenheiten, mit der Beleuchtung, den Schlasftätten, und den Aborten rc. ? Muß einemRedner" nicht die Zunge im Hals stecken bleiben, wenn er behaupten will, es sei schlechter geworden?

Wie stand es mit der Kleidung? Wir gönnen auch hier jedem sein Gewand, jedem Dienstmädchen seinen Hut rc. Aber wenn am Sonntag eine Ver­sammlung oder ein Ausflug derGenossen" statt­findet, so sehe man sich doch einmal dieseProletarier", ihre Frauen und Kinder auf ihre Kleidung und son­stige Ausrüstung an! Der wohlhabendste Mann kleidete sich vor 40 Jahren nicht so, wie heutzutage der nächste beste Fabrikarbeiter. Von den Frauen und Kindern ganz zu schweigen. Wir freuen uns ja über jeden stattlich gekleidetenArbeiter", seine ebenso stattlich gekleidete Frau und das mit sichtbarer Zärtlichkeit herausstaffierteBaby".

Aber wir staunen, daß sich unser Volk dann den darbenden Proletarier" vorführen läßt und Sch'.l-

Völlerei dienenden) Schluck, der den ärmeren Klassen zukommt. Aber wir protestieren gegen die infame Verhetzung und die unverschämte Verlogen­heit, mit welchen unserem Volk die Wahrheit in Lüge verkehrt wird.

Wir wissen, daß noch viel Armut und Elend in der Welt sind und bekämpfen sie nach Kräften. Aber wir bitten jeden älteren Mann und jede ältere Frau, den Lügen entgegenzutrelen, mit denen unsere Jugend planmäßig vergiftet wird. Erzählet doch euren Kindern und Enkeln, wie es mar! Der Pes­simismus verdirbt unserem Volk die schönste Lebens­freude und veranlaßt es zur Undankbarkeit gegen Gott und Menschen. Das muß sich früher oder später rächen. Und deshalb rufen wir: Laßt die Jahre reden!

Hages-Aeuigkeiten.

Deutsches Reich.

? Nagold, 24. Aug. Heute gehen die Semi­naristen und die Präparanden in die Herbst­vakanz ab. Diese soll dauern bis zum 27. Sept. Zugleich wird Herr Seminar-Unterlehrer Horn­berger nach 7jähriger Wirksamkeit am Seminar ynsere Stadt verlassen. Er wurde zum Chordiri­genten an der evangelischen Gemeinde in Kempten (Bayern) ernannt. Längere Zeit dirigierte er den hiesigenLiederkranz". Insbesondere aber wird ihm seine hervorragende Mitwirkung bei so mancher Ausführung von Konzerten ein dankbares und freund­liches Andenken sichern bei den vielen, die in ihm den strebsamen, gewandten und feinsinnigen Orgel- virtuosen zu schätzen gewohnt waren.

t. Alten steig, 23. Aug. Schon seit mehre­ren Jahren kommt H- Photopraph Holländer aus "Nagold regelmäßig an einzelnen Sonntagen den Sommer über hieher, um in einem Lokal des Gast­hofsz. Traube" photographische Ausnahmen zu machen. Er hat sich nun entschlossen, hier ein be­sonderes Atelier Herrichten zu lassen. Man erkennt hier das Unternehmen als ein zweckmäßiges, und es ist zu hoffen, daß es Hrn. Holländer an Aufträgen nicht fehlen wird.

k. Altensteig, 23. Aug. In einer unserer Nachbargemeinden wurden einige dortige Bürger die­ser Tage in nicht geringe Aufregung versetzt. Traf da aus einmal die "Nachricht ein, ein steinreicher Amerikaner, naher Verwandter der genannten Bür­ger, sei gestorben und habe ein bedeutendes Ver­derungen anhört, als ob wir im traurigsten Polacken- mögen hinterlassen (man spricht von 2 Millionen