lich das Fiasko (MiPin^e.) desselben. Ein solches Ansinnen, lieber überhaupt lein Bier mehr zu trinken, als solches von Bierbrauerein, über die von der Parteileitung der Boykott verhängt worden ist, ist geradezu ungeheuerlich! Wie würden Liebknecht und Bebel zu höhnen und zu schmähen wissen über solche kindische Bevormundung des Volkes! Wir glauben nicht, schreibt derReichsb.", daß die Arbeiter sich dieses Treiben noch lange werden gefallen lassen, wenn dadurch ihre Mäßigkeit gefördert würde, so hätte es wenigstens einen Nutzen.

Berlin, IN. Juli. DieNordd. Allg. Ztg." wendet sich in einem langen Artikel gegen die Zentrumspresse, welche die Regierung anläßlich der Ablehnung der Aufhe­bung des Jesuitengesetzes durch den Bundesrat angegriffen habe. Sie weist den Vorwurf zurück, daß der Bundesrat bei dem Beschlüsse sich von Tendenzen gegen Rom habe leiten lassen und meint, daß die Rückkehr der Jesuiten nicht nur der Kirche Triumpf bereiten, sondern den Frieden wirk­lich stören würde. Eins solche Rückkehr sei aber entschie­den ausgeschlossen, da mir der setzt gefällten Entscheidung die Sache für die Regierung cndgiltig erledigt sei.

Berlin, 13. Juli. Der Bundesrat beschloß in seiner gestrigen Sitzung, der Resolution des Reichstags, betreffend die Eisenbahnfreifnhrkarten der Reichstagsmitglieder keine Folge zu geben.

Berlin, 14. Juli. Die Kommission der Säle- besitzer beschloß, auf die Entfernung des sozialdemo­kratischenVorwärts" aus allen Lokalen hinznwirken. In den letzten Tagen gingen 70 000 ^ ein, 53000

wurden ausgegeben.

F r a n krei ch.

Paris, 12. Juli. Frau Casimir-Perier hat dem Ausschuß von Damen, welche die Errichtung einer mildthütigen Stiftung zum Andenken an Carnot betreiben, zur Eröffnung der Einzeichnung 10 000 Franken zugehen lassen.

Paris, 13. Juli. DerTemps" meldet aus Toulon: Vormittags brach im Arsenal abermals und zwar in nächster Nahe des Stapels des neuen Panzer­schiffesCarnot" Feuer aus, welches aber rasch ge­löscht wurde. Man vermutet, auch dieser Brand sei gelegt worden. Die Verhafteten sollen Anarchisten sein.

Paris. 13. Juli. Nach hier aus London ein­getroffener Mitteilung der dortigen Polizeibehörden sollen mehrere Anarchisten von England nach Frank­reich übersiedelt sein, um ein Dynamitattentat gegen das Elyseepalais auszuführen. Die Anarchisten woll­ten 6 Bomben nach Frankreich bringen, um das Elysee, das Senatsgebäude und das Ministerium des Innern in die Lust zu sprengen. Infolge dieser Mitteilungen hat die französische Polizeibehörde die größten Vorsichtsmaßregeln getroffen.

Spanien.

Madrid, 13. Juli. Der deutsche Botschafter Radowitz überreichte gestern abend dem Minister Moret eine Note der deutschen Regierung, wodurch diese den zwischen beiden Regierungen verabredeten, in den spanischen Cortes nicht zur Abstimmung ge­langten Handelsvertrag zurückzieht.

Italien.

R o m. Die Verhaftungen von Anarchisten dauern fort. Tie Zahl derselben soll bereits 1000 übersteigen.

Namentlich in der Romagna entfaltet die Polizei -me fieberhafte Thätigkeit. Hier in Rom wurde ein gewisser Mercurl verhaftet weil er seinem neugeborenen Söhnchen den Namen Caserio beilegen wollte. Tie hiesigen Gefäng­nisse sind so überfüllt, daß zahlreiche Verhaftete nach Ci- vitavecchia und Florenz gesandt wurden.

Schweden-Norwegen.

Christiania, l3. Juli. Der Storthing bewil­ligte mit allen gegen 7 Stimmen das Jahresgehalt des Kronprinzen.

England.

London, 14. Juli. China hat ebenfalls die Vermittlung Englands in der Koreafrage angenommen.

Türkei.

In 5t o n st a n ti n o p e l dauert die Verwirrung fort, welche durch die Erdbeben hervorgerufen worden ist. Die Bevölkerung verbrachte die letzte Nacht in den ofentlichen Gärten, Friedhöfen und aus den offenen Plätzen. Tie Krankenhäuser sind angefüllt mit Verletzten. Die Stadt macht den Eindruck eines großen Jahrmarktes. Allenthal­ben sind Zelte aus Bettüchern ausgerichtet, unter denen ganze Familien einquartiert sind. Am meisten haben die Prin- zeninseln gelitten. In Prinkizo stürzten die orthodoxe Kirche und zahlreiche Villen ein; in Chalki und Antigoni blieb kein Haus unverletzt; in San Stefano ivurden beim Ein­sturz der lath. Kirche und des Kapnzinerklosters 11 Leute unter den Trümmern begraben. Die Dörfer am Marma­rameer, Makrikoei und Pendik, haben stark gelitten, dage­gen weniger die Dörfer am Bosporus. The Gebäude der Gesandtschaften und Botschaften sind gnädig davongekom­men. Nus der anatolischen Eisenbahn stürzten 5 Bahnge­bäude zusammen ins Marmara-Meer. Die See trat plötzlich zurück und strömte dann mächtig gegen das Ufer. Die Schisse wurden wie von mächtigen Wellen getroffen. Das Erdbeben dauerte nur wenige Stunden. Allgemein ist die Ueberzeugung, daß, wenn das Erdbeben länger gedauert hätte, Konstantinopel selbst ein großer Trümmerhaufen wäre.

Konstnntinopel, 12. Juli. Die Regierung hat bei der Ottomaubauk sts Million Pfund zur Unterstützung der durch das Erdbeben Geschädigten entlehnt. Aus der Umgebung kommen fortgesetzt traurige Nachrichten; ganze Dörfer sind vollständig zerstört worden. Unter den Trümmermaffen des großen Bazars in Stambnl sollen gegen 200 Per­sonen begraben liegen. Das Marmarameer war während des Erdbebens in furchtbarer Aufregung. Auf vielen Schiffen rissen die Segel, Maste und Ankerketten. Zahlreiche Boote sind untergegangen.

Wie demB. T." aus Pera gemeldet wird, ist das Elend unter der hiesigen Bevölkerung unge­heuer. Der Sultan opfert unermüdlich Geld und Nahrungsmittel. Viele hundert Menschen wurden getötet oder verwundet. Der Schaden beläuft sich gerüchtweise ans mehr als 50 Millionen Pfund. Die Bazartrümmer werden militärisch bewacht. Die Moscheen sind gesperrt, die Telegraphen- und Zoll­ämter in Zelten untergebracht. Alles flüchtet. Die öffentlichen Gärten und Botschafterparks sind von Obdachlosen überfüllt. Auf deni östreichischen Lloyd­dampferAmphitrite" finden mehrere hundert Per­sonen freie Lagerstelle und Verköstigung.

Rußland.

Petersburg. Die Eholera-Erkrankungen in Peters­burg und im Perlersburger Kreise mehren sich schnell. Die weit überwiegende Anzahl der Erkrankten sind Bauern, welche nachweislich ungekochtes Wasser tranken. Alle Er­mahnungen dieserhalb nützen wenig; ebenso schwer wird

es, trotz rücksichtslosen Eingreifens, dem energischen Stadt- hauptman» gemacht, seine Reinlichkeitsanordmmg im Innern der Höfe und Häuser durchzusetzen.

Amerika.

Chicago, 12. Juli. Die Lage in den Verein. Staaten weist nach den heutigen Nachrichten eine entschiedene Wendung zum Besseren auf. DieAus­ständigen sind sich ohne Zweifel bewußt, daß der Uebergang des Ausstandes in einen Aufstand die Grenzlinie bezeichnet, an welcher sie der energischen Repression der Bundesgewalt begegnen. So rieten mehrere Führer der Ausständigen den Angestellten der Pullmann-Werke, den Vorsitzenden der Railway- Union, Debs, aufzufordeen, den Streik für beendigt zu erklären, da das Uebel für das Land zu groß sei. Die Angestellten erklärten sich hiemit einver­standen und so hat denn der Streikführer Debs die Beendigung des Streiks der amerikanischen Eisenbahn- Bediensteten erklärt.

Sacramento, 14. Juli. Der Belagerungszu­stand wurde proklamiert. Die Streikenden schossen auf die Soldaten, welche das Feuer erwiderten und 2 Ausständige töteten und 6 verwundeten. .

Kleinere Mitteilungen.

Bei der Kunstmühle in Sulz a. N. zog man den Schultheißen Steimvand von Sigmarshausen tot aus dem Mühlkanal. Derselbe scheint sich spät auf den Heimweg gemacht zu haben und in der Dunkelheit vom Wege abge­kommen zu sein.

Stuttgart, 12. Juli. In vergangener Nacht erschoß sich hier ein läjähriger Schüler einer höheren Lehranstalt, weil er nicht in die nächste Klasse aufsteigen durste. Der Jammer der Angehörigen ist groß.

München. Das Porträt des Urmenschen. In den Schaufenstern der Knnstläden sind Photographien eines Bildes ausgestellt, das Gabriel Max dem Professor Häckel zu dessen 00. Geburtstag (16. Februar 1804) gewidmet hatte. Es stellt das gedachte Mittelglied zwischen Affe und Mensch dar. Das weibliche Mitglied der Familie hockt mit unter­schlagenen Beinen auf dem Boden und säugt einen kleinen Sprößling, das männliche Wesen lehnt daneben an einem Baum.

Nürnberg, 10. Juli. Wohl diebekanntenältesten Leute" werden sich kaum eines solchen Obstsegens erinnern kommen, wie dies Heuer der Fall ist. Man macht sich gar keinen Begriff, welche Quantitäten zum hiesigen Fracht­markt gebracht werden. Alan kauft jetzt von 5 Pfennig das Pfd. Kirschen, von 8 Pf. an das Pfd. Weichseln. Ter Bierkonsum leidet wohl unter diesen billigen Obstpreisen.

Aus Bad Reichenhall wird folgende heitere Scene gemeldet: Dieser Tage erschien am Bahnhofe hier ein Kur­gast aus Ungarn und sprach zum Schalterbeamten:Hat, geben Sie mir Billet dritter Klasse.Wohin?" fragte der Beamte.Jstenem, hob' ich vergessen Station, hm, klingt so wie ordinär und ist hier in der Nähe!" Die .Hinten­stehenden raten hin und her und kommen endlich auf Gmain. -Richtig, richtig!" rief freudig der Ungar. Geniein ist Station, no h-it, gemein ordinär issi gleich."

Schaftstiefel mit eisernen Sohlen" ist das Neueste auf dem Gebiete der Schuhbekleidungsindustrie. Wie man uns aus Thüringen berichtet, werden gegenwär­tig solche Fabrikate in einer Schnhwarenfabrik in Stadtilm angefertigt. Sie sind mit Doppelsohlen versehen, oben ckon Leder, unten von Eisenblech und tragen sich keinesteils schwerer als gewöhnliche Lederstiefel; natürlich besitzen die eisernen" Sohlen eine eiserne Lebensdauer.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schsn Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.

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Mittwoch 18. Juli, 3 Uhr. findet auf deni hiesigen Rathaus eine Sitzung des

LeMrswoWMigkeits-

Derems

zu Verteilung von Notstandsgeldern statt. Nagold, t6. Juli 1894.

Der Vorstand:

Dekan Schott.

Nagold.

'Ans Jakobi d. I. werden gegen gesetzliche Sicherheit

a ns g eliehen.

Ten l2. Juli ,894.

OT'vramtöftstckgo.

Maulbetsch.

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Frachtbriefe bei G. W. Zaiser.

Nagold: Hch. Lang, Eonditor, Alten- steig: I. Schneider, Herrenberg: H. Rüdingcr. (K. k I.')

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Jak. W a l z, Kauf,», in W ildb s r

Schreib- «. Lopier-ZffrNeu sind zu haben bei IV.