sallverficherungsnovelle wird insbesondere der Gesichtspunkt maßgebend sein, ob die Verwalt ungskosten der Versicherung möglichst geringe sind. Die Höhe der Verwaltungskosten der gewerbl. Unfallversicherung giebt zu vielen Klagen Anlaß. Nur eine billige und, was auch sehr ins Gewicht fällt, einfache Unfallversicherung gereicht dem Handwerk wie überhaupt sämtlichen Erwerbsarten, in denen mit deni Pfennig und mit der Zeit gerechnet wird, zum Nutzen.
Ehingen, 7. Juni. Ein schreckliches Gewitter zog in Mitte letzter Nackt über unsere Gegend hin.
dlitz schlug hier in das Haus des Zahntechnikers Hintzpeter; er nahm den Weg durchs Kamin, das er zersplitterte, zerbrach die Balken auf der oberen Bühne wie Zündhölzchen, fuhr am Dache herunter, stürzte viele Dachziegel herab, fuhr sodann durch die Wand und mehrere Zimmer, dieselben demolierend, und nahm seinen Ausweg durch die Grundmauer und die Dachrinne in die Erde. Glücklicherweise kamen die Bewohner mit dem Schrecken davon, mußten sich aber wegen des erstickenden Schwefelgeruchs sofort ins Freie flüchten.
Heilbronn, 8. Juni. Der Gemeinderat erhielt das Gesuch um Dienstenthebung zurückgestellt. Dasselbe ist abschlägig beschieden.
Behufs Bildung eines Sanitätsdetachements beim Trainbataillon Nr. 13 werden am 3. Juli Mannschaften der Reserve und Landwehr auf 12 Tage zur Ableistung einer Krankenträger-Nebung eingezogen im ganzen 18 Unteroffiziere, 2 Lazaretge- hilfen, 2 Unterlazaretgehilfen und 178 Krankenträger. Die Entlassung erfolgt am 14. Juli.
Brötzingen, 7. Juni. Der hiesige Gemeinderat und Bürgerausschuß beschloß, auf Kosten der Gemeinde Brötzingen eine Dampfstraßenbahn nach Pforzheim zu erbauen.
München, 8. Juni. Der Bürgermeister Borscht erklärte in der heutigen Magistratssitzung gegenüber irrigen Gerüchten, wonach nach dem Tode des Bürgermeisters Wiedenmayer ein Abmangel von 100 000 in Gemeinderechnungen vorgefunden wurde, dies bestimmtest für rein erfunden, und bedauerte, daß das Andenken des Bürgermeisters, der für den Dienst der Stadtgemeinde sein Leben opferte, derartig herabgesetzt werde.
Leipzig, 8. Juni. In Leipzig ist ein Deutscher Patriotenbund zur Errichtung eines würdigen Denkmals der Völkerschlacht bei Leipzig gegründet worden. Der Bund, an dessen Spitzen die Vertreter der Stadt, des Reichsgerichts, der Universität, der Reichs- und sonstigen Behörden stehen, zählt bereits an 4000 Mitglieder und plant auch den 18. Oktober wieder festlich zu begehen. Der Bund soll über ganz Deutschland Ausbreitung finden.
Berlin, 8. Jnni. Aus verschiedenen preuß. Kavallerie-Regimentern soll eine freiwillige Schwadron gebildet werden, die nach Kamerun bestimmt ist. Bewerber werden am 10. Juni in Berlin eingekleidet. Die Dienstzeit in den Kolonien gilt, wie Kriegsjahre, doppelt.
Berlin, 9. Juni. Auf Ansuchen des hiesigen französischen Botschafters finden gegenwärtig genaue Erhebungen darüber statt, wo sich auf deutschem Boden Massen- und Einzelgräber französischer Offiziere und Soldaten befinden, die während ihrer Gefangenschaft 1870 71 gestorben sind. Diese Gräber befanden sich bisher in der Pflege der deutschen Kriegervereine, die in jeder Hinsicht diese Ehrenpflicht erfüllt haben. Die französische Regierung beabsichtigt indessen, diese Gräber fortan in eigene Pflege zu übernehmen.
Berlin, 9. Juni. Die „Kreuzzeitung" meldet aus Arolsen: Der regierende Fürst von Waldeck, derzeit in Nachod (Böhmen) hat sich mit Prinzessin Bathildis von Schaumburg-Lippe (Schwester I. M. der Königin Charlotte von Württemberg) verlobt.
Oesterreich-Ungarn.
W ien, 8. Juni. Ein Unwetter wie das gestrige hat Wien noch nicht erlebt. Von Offizieren werden die Schreckensscenen, die sich bei der Uebung der Artillerie auf der Simmeringer Heide abspielten, ärger als eine Schlacht geschildert. Eine plötzliche Finsternis entstand, eine schlimmere Situation als im Kriege. Scheu gewordene Pferde zerrten Kanonen am Boden nach, viele wurden von den Geschützen überfahren. Nachdem das Wetter ausgetobt hatte, lag die Mannschaft zumeist verletzt am Boden, Säbel, Faschinenmesser, Räder, Sättel und Riemzeug lagen zerstreut umher; verwundete Pferde mußten getötet
werden. Einem Einjährigen ging ein Geschütz über die Brust; ein Kanonier wurde zweimal überfahren. Im Prater wurden furchtbare Verwüstungen angerichtet. Im Hauptzollgebäude wurden allein 4700 Fensterscheiben zertrümmert, im Kriegsministerium deren 2000, im allgemeinen Krankenhause 10000. Der Schaden an zerbrochenen Fensterscheiben beträgt 400 000 fl.
P e st, 8. Juni. Durch die Weigerung Wekerles, ein Kabinet ohne Szilagy zu bilden, droht eine unabsehbare Krise. Es herrscht große Aufregung im liberalen Klub. Die große Mehrheit drängt Wekerle, Szilagy von der Ministerliste auszulassen. Die heute erwartete Entscheidung hält Budapest in fieberhafter Erregung.
Frankreich.
Paris, 7. Juni. Da die Bezüge, die Ferdinand de Lesseps bisher von der Suez-Gesellschaft erhielt, von der Panama-Liqidation und andern Gläubigern mit Sequester bedroht waren, beschloß die General- Versammlung der Suez-Aktionäre, seiner Frau und seinen Kindern eine Jahrespension von 120 000 Fr. zu bewilligen.
Spanien.
In Spanien ist das Ministerium Sagasta in großer Verlegenheit wegen der ewigen Verschleppung des Handelsvertrags mit Deutschland und Oesterreich durch den spanischen Senat. Deutschland hat der spanischen Regierung bereits den Zollkrieg angekündigt und ihr überdies ihr Befremden darüber ausgesprochen, daß man von dem spanischen Parlament keine Entscheidung haben könne.
Madrid, 8. Juni. Die Ver. Staaten übersandten Spanien eine Note, worin um die Rückerstattung von 22tz > Mill. Pesetas, die die kubanische Zollverwaltung zu Unrecht erhoben habe, gefordertwird.
Amerika.
Newyork, 8. Juni. Die Streikenden von Maryland, Westvirginir, Ohio, Indiana, Illinois und Colorado setzen ihre Angriffe auf die Fortarbeitenden fort, mißhandeln die Beamten mit Kohlen beladener Eisenbahnzüge und lösen die Wagen los. Weitere Truppen sind abgesandt worden. An verschiedenen Orten wurden Brücken der Baltimore- und Ohio-Bahn in Brand gesteckt.
In 11 von den Vereinigten Staaten Nordamerikas streiken etwa 180000 Kohlengrubenarbeiter. Die Erbitterung ist so groß, daß man geradezu von einem Kohlenkrieg spricht. Auf der einen Seite stehen Millionäre, die ihren Reichtum kaum mehr übersehen können, auf der andern Hunderttausende von Arbeitern, die in Armut und Bitterkeit dahinleben. Das sind die Frischte der lieberalen Staatsweisheit des MachenlaAts und Geyenlassens, zu solchen Zuständen führt qrhließlich das vielgerühmte „freie Spiel der Kräfte." Nur gründliche Reformen können die offene Revolution verhindern, mit der „Freiheit" allein ist den Bürgern nicht gedient. Das zeigt der Kohlenkrieg im freien Nordamerika wieder sehr deutlich.
Afrika.
Von Uganda kommt die Nachricht, daß der Krieg mit Unyoro so gut wie beendet ist. In drei großen Schlachten siegten die Waganda; Kaba-Rega wurde beinahe gefangen und seine Anhänger ergaben sich, nachdem sie von seiner Flucht gehört. In Unyoro wurden 8 Forts errichtet, die englischen Offiziere blieben mit mehreren Truppenabteilungen zurück, bis das Land einigermaßen gesichert ist. Die Fortlinie dehnt sich jetzt von Kihiro am Albert Nyanza bis nach Uganda aus, so daß Unyoro in zwei Teile zerschnitten wird, und es Sklavenkarawanen unmöglich ist, dort von Süden durchzukommen.
Asien.
Shanghai, 6. Juni. Nach Berichten aus Korea nimmt der Aufstand einen ernstlichen Charakter an; 2000 von fremden Offizieren ausgebildete chinesische Truppen sind von Tientsin gegen die Rebellen entsandt und die britische Flotte in Port Hamilton wird zum Schutz der Ausländer in Korea bereitgehalten. Auch ein amerikanisches Kriegsschiff ist in Chemulpo eingetroffen.
China.
Aus China. Die Bewegung gegen die christliche Mission schlägt immer noch wieder einzelne Wellen. So wurde kürzlich in Jling bei Pangt- schau, unweit vom Mngtseehafen Tschinkiang, das Haus eines norwegischen Missionars vollständig zerstört. Er selbst konnte sich noch rechtzeitig retten.
Auch in der Provinz Schantung, wo der deutsche Bischof U nser wirkt, haben Unruhen stattgefunden.
Kleineve Mitteilungen.
Aus Magdeburg, 4. Juni, wird geschrieben: Eine Frau beging Samstag abend eine schreckliche Verzweiflungs- that, deren Grund nach der Angabe des Ehemanns in der Schuld der Frau zu suchen sein fall. Sie begab sich mit ihren vier Kindern nach dem Kleinen Werder, hier stieß sic erst die beiden ältesten Kinder im Alter von 6 und 8 Jahren von der steil nach der Elbe abfallenden Verladerampe vor der Hubbeschen Strecke ins Waffen, dann wurde das dritte Kind hineingestoßen, hierauf folgte die Frau mit einem Kinde auf dem Arm. Der Bootsman eines unterhalb des Thatortes vor Anker liegenden Fahrzeuges war durch das Geräusch der fallenden Körper aufmerksam geworden; es gelang ihm, die drei älteren Kinder zu retten, während die Mutter mit dem jüngsten Kinde den Tod fand.
Von Bismarcks letztem Walzer weiß Madame Carette, die Vorleserin der Kaiserin Eugenie, in ihren Erinnerungen folgendes zu erzählen. „Auf einem großen Balle, der im Jahre 1867 zur Zeit der damaligen Pariser Weltausstellung in den Tuilerien gegeben wurde, kam mir während des Kotillons der boshafte Gedanke, dem Grafen v. Bismarck, der, in einer Ecke stehend, dem Tanze zusah, ein Rosenbouquet anzubieten, das ihn dazu nötigte, mit mir einen Walzer zu tanzen. Herr v. Bismar! war damals der Gegenstand der allgemeinen Aufmerksamkeit. Er nahm das Bouquet an und, meiner Aufforderung Folge leistend, tanzte er mit mir in ganz vortrefflicher Weise einen Walzer. Dieser kleine Zwischenfall, der mit dem Ernste des Grafen v. Bismarck und der wichtigen Rolle, die er bereits in den Staats-Geschäften spielte, wenig im Einklang stand, amüsierte die anwesenden Souveränes außerordentlich. Als er jmich nach meinem Platze begleitete, zog er eine Rosenknospe aus dem Knopfloch seines Frackes und bot sie mir mit den Worten: „Bewahren Sie gütigst, Madame, diese Knospe als Andenken an den letzten Walzer, den ich in meinem Leben tanzte und niemals vergessen werde!"
Sonderburg, 6. Juni. Nach Ausführung eines Manövers auf der Außenrhede passierten gestern nachmittag 3 Uhr die Panzerschiffe Baden, Bayern, Sachsen und Württemberg die Brücke im Hafen Alsensund in der Richtung nach Norden. Die Brücke war um drei Pontons erweitert. Die Panzerschiffe Bayern und Württemberg rannten jedoch die Brücke an und beschädigten sie erheblich. Die Schiffe selbst erlitten keinen Schaden. Das Publikum war rechtzeitig gewarnt geworden; verletzt wurde niemand. Durch eine Notbrücke wurde der Verkehr wieder hergestellt.
Ein Totengräber, der sich selbst begräbt. In Podgorze bei Thorn versuchte der dortige Totengräber Sch. unlängst, sich in der Nähe des Kirchhofs lebendig zu begraben. In fast erstarrtem Zustande wurde er ausgefunden, lies er an die Weichsel, um sich zu ertränken. Hiervon wurde er auch zurückgehalten und nun versuchte er durch Halsabschneiden seinem Leben, ein Ende zu machen; er wurde jedoch noch lebend ausgefunden und in das Krankenhaus geschafft.
Aus Buckow wird dem Köpenicker „Dampfboot" folgendes Geschichtchen erzählt: Eine Zigeunerin kommt zu einem vor dem Gehöfte stehenden „Ausgedinger" und bittet ihn um einen Trank Wasser, dabei meint sie, sie sehe es dem Altem am Gesicht an, daß er schon viel Vieh verloren habe; dagegen aber wisse sie ein gutes Mittel und wolle es unentgeltlich anwenden. Der Alte -- der, wie jeder Landmann in seinem Leben schon Vieh verloren hat - ist erstaunt über die „Allwissenheit" des braunen Weibes und führt es scheu in die Stube. Die Hausfrau wird gerufen, und nun geht die Beschwörung los. Nachdem auf Geheiß der Zigeunerin ein Beutel mit Geld, das zum Bau einer Scheune dienen soll, herbeigeholt ist, setzen sich Vater und Mutter auf zwei Stühle; Mutter hält den Geldbeutel krampfhaft umschlossen, während Vater, um sich zu überzeugen, ob auch das Geld noch darin ist, den Zeigefinger in die Oeffnung steckt. Das Zigeunerweib beginnt nun, ihre Opfer scharf ansehend und geheimnisvolle Worte murmelnd, mit den Händen Gesicht und Kops der beiden Alten zu streichen, und nicht lange währte es, so schliefen beide und träumten den schönsten Traum. Als sie wieder erwachten, da zeigte es sich, daß weder Mutters Festhalten des Beutels, noch Vaters auf dem Gelds ruhender Zeigefinger genügt hatten; der Beutel war zwar noch da, aber leer.
Allerlei.
— Zur Behandlung des Fußschweißes schreibt die „Magd. Ztg.": Die übermäßige Transpiration der Füße ist ein ungemein weit verbreitetes Nebel, leiden doch allein 60—70°/» aller Mann- schasten der deutschen Armee daran. Auch die kalten Füße sind vielfach nur ein euphemistischer Ausdruck für den beginnenden oder bestehenden tvchweißfuß. Zweifelsohne wird dieses Leiden, welches in vorgeschritteneren Stadien dem unglücklichen Besitzer jede Stunde des Tages verbittert, durch mangelhafte Reinigung der Füße und unzulänglichen Wechsel der Strümpfe sehr gefördert, doch kommt es auch bet tadelloser Hautpflege vor. Sind aber erst einmal Fäulnisbakterien in den in Zersetzung begriffenen Schweiß gekommen, dann nützt kein Waschen mehr, kein tägliches Wechseln der Strümpfe. Kaum befindet sich der Fuß einige Stunden im Stiefel, dann fängt er auch schon an, den häßlichen Duft zu verbreiten. Und dazu kommt dann noch das immer ärger werdende Wundsein der Zehen. Es muß das Uebel also