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In GchlWstrr.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Obrramts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3nial: Dienstag. Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 Pfg., in deni Bezirk 1 Mk., außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Pfg. Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Dienstag 8. War

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Emrückung 9 Pfg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.

1894 .

Amtliches.

Bekanntmachrmg.

Nach einer Mitteilung des Oberamts Calw wird wegen größerer Verbreitung der Maul- und Klauen­seuche im Oberamtsbezirk Calw der auf Mittwoch den 9. Mai d. Js. fallende Biehmarkt in Calw nicht abgehalten.

Nagold, den 4. Mai 1894.

K. Oberamt. Voll mar, Amtm.

Die Kon. Pfarrämter

wollen die statistischen Tabellen bis 10. Mai hieher einsenden. Die noch rückständigen Winterabendschul­berichte sind auf 15. d. M. vorzulegen.

Nagold, 6. Mai 1894.

Kön. Bezirksschulinspektorat.

D i e t e r l e.

Die Schulstelle in Ottenhausen, Bez. Neuenbürg, wurde dem Schullehrer Bürkle in Jselshausen übertragen.

Hages-Weuigkeiten.

Deutsches Reich.

** Nagold, 7. Mai. Am kommenden Mitt­woch, vorm. 9 Uhr, wird die jährlicheDiözesan- synode durch einen Gottesdienst eingeleitet, in wel­chem Pfarrer Wacker von Gültlingen die Predigt halten wird. Die Verhandlungen finden im Zeller­saal statt. Außer der Wahl eines geistlichen Abge­ordneten zur Landessynode wird über den kirchlichen Choral- und Chorgesang verhandelt werden. Das Referat hierüber hat Stadtpfarrer Weber von Wild­berg übernommen.

* Nagold, 7. Mai. Der gestrige Sonntag, der uns in der Frühe etwas Reifen gebracht, wie wir hören, aber ohne wesentlichen Schaden, war nach 8tägigem Regen der erste Frühlingstag, der Jung und Alt in das Freie zog, ja selbst einige Garten­wirtschaften sah man mit Gästen besetzt. Heute zeigt der Himmel wieder das trübe, regnerische Gesicht. Trotz gestern Gelegenheit zu Ausflügen und Be­suchen von Vereinen geboten war, so hatte das ausgeschriebene Konzert unserer Stadt-Kapelle doch auch zahlreichen Besuch gesunden. Die schönen Räume des Gasthofs z. Nößle zeigten sich in ihrer bequemen prakt. Einrichtung. Die Musik that aber auch ihre Schuldigkeit und das Programm, das in 3 Abtei­lungen herrliche Lieder, Potpourri, Walzer rc. ent­hielt, wurde auch schön und präzis durchgeführt, daß wir ohne Lobhudelei gestehen müssen, unsere Stadtkapelle ist in bestem Zuge, unserer Stadt Ehre und Freude zu machen. Auch im Gasthaus zum Waldhorn hatten Gesangsfreunde ihr Vergnügen ge­funden, indem der Gesangverein des hies. Militär- Vereins dort Besuch vom Gesang-Verein Oberjet­tin gen erhalten hatte, wo die tüchtigen Leistungen des letzteren allgemein anerkannt wurden.

Dornstetten, 1. Mai. Gestern abend stürzte Schullehrer Wiedmann von hier, im Begriffe, die Läden seiner im dritten Stocke des Schulhauses be- legenen Wohnung zuzumachen, zuin Fenster hinaus und erlitt hiebei lebensgefährliche Verletzungen, denen er heute abend, erlegen ist. Den Tag über soll er stch sehr unwohl gefühlt haben.

Stu ttg a rt, 2. Mai. (Prozeß Hegelmaier.) Heute wurde die Beweisaufnahme geschloffen und das KapitelStreit- und Beschwerdesuchl" beendet. Der Angeklagte erklärt, er hielt es für Pflicht, sein Recht in allen Instanzen zu verfechten. Hierauf wurde das KapitalUnwahrheiten" behandelt. Ein Teil der Anklage ist bereits früher erledigt worden, das

andere wurde heute von dem Staatsanwalt fallen gelassen. Im übrigen wird nichts Besonderes zu Tage gefördert; oft steht Aussage gegen Aussage, Der Staatsanwalt will nicht nur bewußte, sondern auch fahrlässige Unwahrheiten einbezogen wissen, während der Angeklagte höchstens Jrrtümer seiner­seits zugesteht. Nach Schluß der Beweisaufnahme entläßt der Vorsitzende sämtliche Zeugen und vertagt um 12 '.2 Uhr mittags die Verhandlung zunächst für die Plaidoyers des Staatsanwalt und des Vertei­digers auf Samstag den 5. Mai, vorm. 9 Uhr.

Stuttgart, 3. Mai. Von hier wird derKöln. Ztg." geschrieben : Nach nicht weniger als 9tägiger Dauer ist gestern die Beweisaufnahme in dem Amts­entsetzungsprozeß gegen den Oberbürger­meister Hegelmaier von Heilbronn zu Ende ge­gangen. Das Ergebnis ist ein solches, daß jetzt all­gemein die Freisprechung erwartet wird. Eine Reihe von Anklagen auf rechtswidriges Verfahren in sachlichen wie persönlichen Fragen ist in nichts zerfallen, und was übrig bleibt, reicht zur Amts­entsetzung nicht von fern hin. Geradezu nieder­schmetternd ist der Eindrück, den das Vorgehen des ohne Zweifel von dem verst. Minister Schmid dirigierten Reg.-Präs. Häberlen macht, der selbst von Dirnen, die mehrfaches Stadtverbot in Heilbronn empfangen hatten, Aussagen gegen Hegelmaier zu erlangen suchte. Namentlich mit Bezug hierauf er­klärte Obermed.-Rat Landenberger, einer der höchsten Medizinalbeamten des Königreichs, er hätte nicht ge­glaubt, daß solche Dinge in Württemberg möglich seien. Freilich mußte auch das Medizinalkollegium, das nur aus Grund von, wie sich jetzt gezeigt hat, vielfach unglaubwürdigen Akten einst Hegelmaier für- verrückt erklärte, jetzt in offener Sitzung diesen Aus­spruch zurückziehen. Welche persönlichen und sach­lichen Folgen diese Vorgänge haben werden, muß sich bald zeigen. Das dritte Opfer des Prozesses ist die demokratische Revolverpresse Heilbronns, die durch eine bodenlose Verhetzung wesentlich zu dem traurigen Verlauf der Dinge beigetragen hat. Was Hegelmaier selbst angeht, so ist das Ergebnis, daß er durch eine seltene Mischung von guten und nach­teiligen Eigenschaften sich als einerseits sachlich für einen Oberbürgermeisterposten befähigt, andererseits als persönlich dazu wieder nicht befähigt ausweist: er ist vielfach klug, thatkräftig, zäh, aber auch schroff und eigenmächtig.

Stuttgart, 3. Mai. Seine Königliche Maje­stät haben den Hinterbliebenen des verstorbenen Stadtpfarrers Glauner in Wildbad Allerhöchst Ihre Teilnahme aussprechen zu lassen geruht.

Stuttgart, 4. Mai. Man kann sich außer­halb wohl kaum einen Begriff davon machen, welche Bedeutung in den letzten 14 Tagen der Name Hegel­maier für unser gesamtes öffentliches und gesellschaft­liches Leben gehabt hat. Es ist schon mehrfach be­tont, das Publikum im Gerichtsaal ganz ungeniert für die Sache des Angeklagten Partei nimmt, außer­halb geschieht dies natürlich noch viel unumwundener und niemand zweifelt an seiner Rechtfertigung durch Gerichtsbeschluß: wenigstens in der Hauptsache. Mit Rücksicht auf den großen Zudrang des Publikums und die erheblichen Kosten, welche der Prozeß bei dem allgemein angenommenen Ausgang der Staats­kasse aufbürden wird, konnte man vielfach den Vor­schlag hören, die Regierung hätte für die Verhand­lung den großen Liederhallesaal mieten und 3 Eintritt nehmen sollen, um auf die Kosten zu kom­men. Auf die in der Sache verwickelten Regierungs­beamten und die Heilbronner macht man natürlich

auch blutige Witze. Nur einen davon als Probe:

Wissen Sie schon, wer jetzt als Oberbürgermeister nach Heilbronn kommt?"Nein!"Kanzler Leist." Darüber, wie es nach Verkündigung des Richterspruchs werden wird, von dem man, wie ge­sagt, annimmt, daß dadurch Hegelmaiers Position nicht gefährdet wird, zerbricht man sich begreiflicher­weise auch den Kopf. Seine Rückkehr nach Heilbronn dürfte aber bloße Formsache sein, glaubt man, denn wie die Sachen nun einmal auf die Spitze getrieben sind, wird wohl nichts übrig bleiben, als die Heil­bronner ihremselbstherrlichen Bürgermeister" eine anständige Pension anbieten, die dieser sich auch beei­len wird anzunehmen, um sich dann als Rechtsan­walt hier oder in Heilbronn niederzulassen. Eine Bombenpraxis ist dem Mann sicher. Wenn man ihm für die nächsten Land- und Reichstagswahlen Mandate anböte, sollte es uns nicht wundern. Der Name Hegelmaier ist eine Macht geworden.

Eßlingen, 5. Mai. Eine schöne Gabe für unsere fleißigen Mädchen- und Frauenhände hat die bekannte und tüchtige Arbeitslehrerin an der hiesigen Mittelschule, Frl. M. Lieb aufgelegt: ein Büchlein überdas Stricken". In schlichtem Kleide und be­scheiden, aber eben darum gerade recht fürs deutsche Haus bietet sich die Gabe dar. Sie ist hervorge­gangen ganz aus der Praxis. Ein anerkannt guter Lehrgang von den ersten Regeln des Strickens bis zur Kunst desselben ist hier einfach und übersichtlich dargelegt. Zunächst ist das Schriftchen bestimmt für die Hand der Schülerinnen und will das zeitraubende Diktieren der verschiedenen Uebungen und Regeln ersparen. Aber das Büchlein geht weiter und giebt im engsten Rahmen aber klar Anweisung zum Stricken mannigfachster Muster des Strickgeschäfts, für Spitzen, Kinderkittel und einfache Handschuhe. Daß das Schriftchen bald nach seinem Erscheinen in den beteiligten Kreisen günstige Beurteilung fand und an verschiedenen Arbeitsschulen eingeführt wird, ist der beste Beweis für seine Gediegenheit. Nicht nur Schülerinnnen, sondern auch solche, die es ge­wesen sind und solche, die nicht Gelegenheit hatten, stufenmäßigen Unterricht in der Handarbeit genießen zu können, werden mit Freuden dieses Werkchen (10 Pfennig) ihrer Sammlung für prakt. Haushaltungs­schriften beilegen.

Rindelbach bei Ellwangen, 1. Mai. Es ging schon längere Zeit das Gerücht, daß in einem hie­sigen Hause ein taubstummes 9 Jahre altes Kind mehrere Wochen auf der Bühne von seiner Mutter eingesperrt gehalten werde. Die von der Landjäger­mannschaft angeftellten Nachforschungen bestätigen vollständig dieses Gerücht. Das Kind wurde ganz abgemagert und von Schmutz und Ungeziefer über­zogen, aufgefunden. Gegen die Mutter ist Hierwegen Untersuchung eingeleitet.

Besteigung des Ulmer Münster's. Der im Jahre 1890 ausgebaute und s. Zt. durch das große Jubiläum eingeweihte 161 Mtr. hohe Münsterturm, welcher nach dem Eiffelturm das höchste Bauwerk der Erde ist (Washington Monument 159 Mtr., Kölner Dom 156 Mtr., Pyramiden von Gizeh 151 Mtr.), kann vom 1. Mai d. I. ab bestiegen werden. Bisher waren die großen Schönheiten des Tur­mes wenig sichtbar, der Gerüste wegen, die zur Fertig­stellung innerer Bauten notig waren. Jetzt aber steht er in überwältigender Pracht und Größe da. Die nunmeh­rige Eröffnung dieser hervorragenden Sehenswürdigkeit wird eine besondere Anziehungskraft auf die Reisenden ausüben. Das Münster kann auf bequetnen Wendeltrcpvcn in 3 Abstufungen bestiegen werden; jede derselben bildet einen Ruhe- und Aussichtspunkt; die untere Partie führ:

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