auf 382 stufen vom Hupe bis zur Vierecksgallerie empor, die zweite auf 168 Stufen vom Beginn des Achtecks bis -um Eelmanfang und die dritte aus 208 Stuken von hier bis zur obersten Gallerte unter der Kreuzblume; die Besteigung dauert 30 -10 Minuten. Tie Kranzgallerie der Pyramide, welche noch etwa 10 Personen fassen kann, befindet sich in der Höhe von 1-13 Mtr., 18 Mtr. unter der sich verjüngenden Spitze, während die Kölner Türme nur auf die Höhe von 06 Mtr. bis zum Fust der Helme besteigbar sind und keinen freien Standpunkt gewähren. Bon der Höhe des Nlmer Turms hat man zunächst einen höchst eigenartigen Einblick in die alte Donaustadt mit ihren engen Kästchen, die an alte lüngstvergangeue Heilen mahnen: sodann dehnt sich vor den Blicken eine weite Ausschau über das Jllerthal, die Ebene von Oberschwaben und die -Alpen vom Säntis bis zur Zugspitze aus, die bei klarem Himmel in ewigem Schnee erglänzen. Bon der schwindelnden Höhe des obersten Kranzes bietet sich dem Beschauer ein Bild von überraschender Großartigkeit, wie nur von wenigen oevorzugten Punkten. Dazu kommt noch, daß man beim Besteigen des Turms, besonders des Helms, eine klare Einsicht in die architektonischen und mathematischen Verhältnisse des Baues erhält. Tie -Annehmlichkeit und Sicherheit der Wanderung wird dadurch gefördert, daß für den Auf- und Abstieg bis zum Achteckskranz zwei verschiebene Wendeltreppen vorhanden sind, wodurch das Zusammentreffen der Auf- und Absteigenden verhütet wird.
Schließlich sei noch besonders auf die während der Reisezeit vom 1. Mai bis 30. Oktober täglich von 11 bis 12 llhr bei freiem Eintritt stattfindenden Orgelkonzerte verwiesen, welche so vielen Fremden einen unvergeßlichen Eindruck hintelassen.
Aus Darmstadt wird jetzt berichtet und wir hoffen, daß diese Meldung nicht widerrufen werden wirb, daß die Verlobung der Prinzessin Alix mit dem Großsürsten-Thronfolger erst dann habe statt- sinden können, nachdem aus der Formel, welche die Prinzessin beim Uebertritt zur griechischen Kirche brauchen müsse, die Worte gestrichen worden seien, daß ihr früherer evangelischer Glaube Unglaube sei. Vor der Verlobung soll die Prinzessin mehrere Stunden mit dem Großsürsten-Thronfolger die Punkte des Glaubenswechsels besprochen haben.
Koblenz, 1. Mai. Die Firma Deinhardt u. Comp., Inhaber Geh. Kommerzienrat Wegeler, hat zu ihrem 100jährigen Jubiläum 100000 zuni Wohle ihrer Arbeiter gestift.
Friedrichsruhe, 4. Mai. Gestern trafen etwa 500 Vertreter von 15 militärischen Vereinen des südlichen Holsteins hier ein und brachten dem Fürsten Bismarck im Parke Ovationen dar. Fürst Bismarck dankte auf eine Ansprache in längerer Erwiderung, welche mit einem Hoch auf den Kaiser schloß.
Schweiz.
Bern, 2. Mai. Redakteur Steiger aus Basel hielt den Bernern Arbeitern die Festrede zum 1. Mai. Unter hallendem Beifall erklärte er, die Bun- desrüte seien nichts anderes als die Stiefelputzer des Volkes, die man beliebig fortschicken könne. Durch die Initiative könne die Arbeiterschaft anstreben, was sie wolle.
Oest erreich-U ng arn.
Acht Mitglieder des Vereins zur Höhlenforschung in Steiermark sind seit Sonntag in der Höhle Lugloch bei Semiach eingeschlossen, da ihnen infolge des Steigens des Wassers nach einem Regen der Rückweg abgeschnitten ist. Das Schicksal der Eingeschlossenen ist besorgniserregend.
Graz, 4. Mai Bis heute sind die Rettungsarbeiten erfolglos geblieben, die nun bereits 130 Stunden eingeschlossenen Höhlenforscher zu befreien. Gestern waren 7000 Menschen bei den Höhlen. Seit gestern arbeiten auch 30 Mann der Genietruppe mit Oberlieutenant. Heute erst hat man nach Wien an den Kaiser telegraphiert, ihn um Entsendung von 3 Kompagnien der Genietruppe bittend. Die Antwort ist bereits bejahend eingetroffen. Durch 3 Dämme wurde das Wasser abgeleitet, aber der Schlurf ist voll Geröll und durch Baumstämme verstopft. Die Taucher konnten wenig ausrichten. Durch Gewitterregen in vergangener Nacht sind die Rettungsarbeiten wieder gefährdet. Es scheint an einer konsequenten Leitung der Arbeiten zu fehlen: insbesondere scheint die Behörde kopflos zu sein.
Belgien.
Brüssel, 2. Mai. Ein ungeheurer Zug durchzog gestern die Straßen der Stadt. Besonders bemerkt wurde in demselben eine Gruppe von Kindern, von welchen folgende Inschrift getragen wurde: „Es
sterben neunmal mehr Kinder der Armen als der Reichen." Sonst herrschte überall Ruhe.
Lüttich, 4. Mai. lieber die Explosion im Hause Rensons wird weiter gemeldet: Als Dr. Renson mit seiner Gattin und dem ihm befreundeten Dr. Bodart sein Haus betrat, bemerkte er einen Behälter mit brennender Lunte. Während Renson den Behälter anfhob, erfolgte die Explosion. Renson stürzte blutüberströmt zu Boden und erlitt einen Beinbruch, sowie Verwundungen an der Brust, auch wird der Verlust des Augenlichtes befürchtet. — Nach der „Straßb. Post" müssen dem Dr. Renson beide Beine abgenommen werden; er hat beide Augen verloren. Dem Dr. Bodart wurde ein Ohr weggerissen. Die Polizei verhaftete 20 Leute, doch ist der wirkliche Urheber noch unentdeckt.
Frankreich.
Paris, 2. Mai. Der Kriegsminister Mercier hat angeordnet, daß den Generälen, die kein Kommando ausüben, keine Ordonnanzen mehr zur Verfügung gestellt werden.
Paris, 2. Mai. Einer Meldung des „Temps" zufolge verurteilte das Kriegsgericht in Barcelona von den wegen Teilnahme an dem Attentat gegen General Martinez Campos angeklagten Anarchisten 6 zum Tode und 4 zu lebenslänglicher Zwangsarbeit.
Paris. Im Ministerrat teilte der Minister des Innern am Mittwoch mit, der Tag der Arbeiterkundgebungen sei überall in Frankreich ruhig verlaufen. In fast allen großen Industriestädten sei die Arbeit nicht eingestellt worden. Der Anarchist Renard, der am 1. Mai in einer Versammlung aufreizende Reden gehalten, sei um Mitternacht, als er die Versammlung verließ, verhaftet worden. Der Kultusminister Spuller machte Mitteilung von persönlichen Briefen, die er von einer Anzahl Bischöfe in Sachen der Kirchensabrikew erhalten, und erklärte, er werde die Briefschreiber auffordern, sich den gesetzt. Vorschriften zu fügen.
Spanien.
Aus Spanien. Es ist bekanntlich nicht immer leicht, in Spanien trotz der vielen Gesetze zu seinem Rechte zu kommen und es giebt ganze Gesellschaftsklassen, die schütz- und rechtlos Unrecht leiden, ja im Elend umkommen. In der letzten Nummer der offiziellen „Gaceta" figuriert, zum wievielten Male wissen wir nicht, ein spaltenlanges Dekret, das klar und deutlich die pünktliche Bezahlung der Volksschullehrer als unumstößlichen königlichen Willen verkündet. Solche Gesetze sind zwar schon häufig erlassen worden, aber das Elend der hungernden Volksschullehrer ist immer dasselbe geblieben. Nur der bekannte Geschichtsschreiber der Karlistenkriege, Don Antonio Pirala, hat es, wie ein Gewährsmann der Münchener „Allg. Ztg." erzählt, als Gouverneur einer der nördlichen Provinzen verstanden, dort den Schulmeistern zu ihrem Rechte zu verhelfen. Er fand nur unbezahlte, elend dahinvegentierende Schulmeister vor und die Alkalden behaupteten, Geld zur Tilgung der Schuld an die Leiter der wifsensdurstigen Jugend sei nicht vorhanden. Einige Zeit nach Pira- las Amtsantritt kam ein Bürgermeister zu ihm, um für sein Dorf die Konzession zur Abhaltung von Stiergefcchten einzuholen. Der Gouverneur verweigerte jedoch diese Erlaubnis und stellte sämtliche Alkalden seiner Provinz vor die Alternative, entweder ihre hungernden Schulmeister sofort zu bezahlen oder aus den nationalen Sport lus zur Erfüllung dieser Bedingung überhaupt zu verzichten. Das half radikal und so gab es wenigstens einmal in Spanien eine Provinz, wo die Schullehrer satt und zufrieden waren. Das ist aber lange her und der Fall steht vereinzelt da, denn heute kommen wieder Klagen aus allen Himmelsgegenden der Halbinsel. In Caravaca, Provinz Murcia, wurden die Gehälter seit dem Juni 1893 nicht mehr gezahlt; andere Orte haben mehr als dreijährige Rückstände, und die Alkalden, die kleinen Tyrannen der Dörfer und Flecken, lassen Reklamationen der Leidenden und Befehle der Vorgesetzten ruhig über sich ergehen, geändert aber wird nichts, lind doch sind die spanischen Lehrergehälter unendlich bescheiden. Suchte doch kürzlich die Gemeinde Ventosa für ihre Gemeindeschule einen Lehrer gegen den Tagessold von 24 Centimes!
Griechenland.
Athen, 4. Mai. Am Mittwoch abend 9 Uhr ^ wurden drei neue Erdstöße verspürt. Auf Euböa öffneten sich etwa 100 neue mineralhaltige Quellen
Die Bewohner fliehen erschreckt auf die Berge. Der König und die Königin haben sich nach den von dem Erdbeben betroffenen Orten begeben.
Serbien.
Das Belgrader Stadtgericht erklärte die Beschlagnahme der radikalen Blätter, die auch nach der Veröffentlichung des bekannten Ukases den König Milan schmähten, für ungütlig. Das Gericht erkannte das von der Skuptschtina geschaffene Gesetz als zu Recht bestehend an. Infolgedessen findet heute ein Ministerrat statt, dessen Ergebnis Suspendierung der widerspenstigen Richter sein dürfte.
England.
Man muß sich diesmal sehr kurz fassen, um dem „Weltfciertag" der Sozialdemokratie nicht zu viel Ehre anzuthun. Vereinzelte Arbeitseinstellungen. Ausflüge und Volksbelustigungen, Versammlungen mit vielen Reden und noch mehr Getränk, zum Schluß einige Rempeleien: das ist so gut wie alles, was aus dem Berg der Propaganda herausgekrochen ist. Die einzige Nachricht, die Anspruch auf ein wirkliches Interesse hat, kommt aus London. Dort ist den Anarchisten, als sie im Hydepark ein Meeting abhalten wollten, eine sehr nachahmenswerte Lektion erteilt worden. Das Publikum holte den anarchistischen Redner von der Tribüne herunter, zerriß die roten Fahnen in Fetzen und hieb so kräftig auf die „Genossen" ein, daß diese von der Polizei in Schutz genommen werden mußten.
Rußland.
Aus Rußland kommt endlich auch einmal ein Lichtblick! Das russische Amtsblatt kündigt eine gründliche und umfassende Revision des russischen Gerichtswesens an, für welchen Zweck auf Befehl des Zaren eine besondere Kommission eingesetzt worden ist. Alles, was sich bei den Reformen von 1864 im Leben nicht bewährt hat, soll geändert und beseitigt werden. Da wird an Arbeit kein Mangel sein.
Kleinere Mitteilungen.
(Zur Warnung.) Bei den jetzt in Feld und Wiese begonnenen Arbeiten kommt es häufig vor, daß Mäuse u. dergl. Tiere getötet werden; die toten Tiere soll man aber nicht offen liegen lassen, so daß die Fliegen daran kommen können, sondern man soll sie in eine kleine Grube legen und gut mit Erde bedecken. Hat eine Fliege au solchem Kadaver gesessen und sticht hernach einen Menschen, so tritt fast regelmäßig eine gefährliche Blutvergiftung ein.
Stuttgart. Große deutsche Fachausstellung in Stuttgart 1894. Die vom 9. bis 16. Sept. 1894 hier stattfindende Große Internationale Bäckerei-, Konditorei- und Kochkunst-Ausstellung hat erfreuliche Fortschritte aufzuweisen. Für den Ausstellungskatalog sind schon 26 Seiten Inserate eingelaufen, und der Garantiefonds ist auf 41,000 ange- gewachsen. Dazu kommt noch, daß Se. Majestät der König das Protektorat übernommen habe. Zur Ausstellung zulässig sind alle Erzeugnisse der Bäckerei, Konditorei, Mühlenbranche, Schokoladen-, Marzipan-, Waffelfabrikation, Pfefferküchelei, Kochkunst rc. rc., sowie dazu gehörige Hülfsmaschineu, Gerätschaften und Bedarfsartikel. Ein beliebter Stuttgarter Dichter sagt:
„Die Uhrmacher kommen im Monat August,
Sich hier zu vergnügen nach Herzenslust.
Wenn sie mit großem Eifer hier „tagen".
Wissen wir dann, was die Glocke geschlagen!
Im folgenden Monat kommen die Bäcker (Konditoren, Müller, Köche, Wirthe),
Da gibt es zur Freude der Stuttgarter Schlecker Ein Schaugepräng von Kuchen und Torten,
Von Kochkunstwerken in allen Sorten,
Da werden ausgestellt Muster-Kräpfle Und tadellos leckere Mohrenköpfle,
Pastetchen, Kaviar, „Hamburger Grütze",
Gemüse, Salate und Wiener Schnitze,
Kakes, Aepfel im Schlafrock, (!rüme t'raiustii^o. Dann Arme Ritter, Geiste, Mayonnaise,
Famose Trüffeln, .Klops, türkischer Reis,
Und spanischer Wind — und Bomben von Eis, Qlueo ä Irr prinos I'noklsr-. Schillerlocken Und sonst noch viel klassisch feine Brocken!
Die schlauen Herren, die Advokaten,
Die rochen mit feiner Nase den Braten,
Im gleichen Monat eilen herbei Sie rings aus dem Reiche, um allerlei Hier zu berathen und recht bequem