Amts- und Intelligenz-Blatt für den Overamts-Bezirk Nagold.

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1891 .

Amtliches.

Bekanntmachung.

Unter dem Rindvieh des Waldhornwirts Karl Kempf in Altensteig Stadt ist die Maul- und Klauenseuche fcstgestellt worden.

Nagold, 21. Okt. !89I.

K. Obcramt. I. V. Amtm. Binder.

Gagss-WsuigkeiLen.

JoutscHes Weich.

* Nagold, 23. Okt. Das eine Stunde von hier entfernte Sägewerk von G. Knödel in Günd- ringen wurde, wie uns soeben mitgeteilt wird, um 25 000 -/A an einen Stuttgarter verkauft.

Stuttgart, 20. Okt. Das Königspaar wird dem Vernehmen nach im Januar 1892 dem Kaiser und der Kaiserin in Berlin einen Besuch abstatten. Auch Besuche am badischen und bayerischen Hofe sollen nach Ablauf der Hoftrauer in Aussicht ge­nommen sein. Mit dem gestrigen Tage ist die erste Periode der Landestrauer abgelaufen. Das allgemeine Glockeugeläute ist nun eingestellt, Mittags bei der Parade sp-elt die Militärmusik wieder und öffentliche Lustbarkeiten sind wieder gestattet.

Stuttgart, 20. Okt. Aus Allerhöchsten Be­fehl ist der offizielle Titel der Königin Olga nicht Königin-Witwe, wie cs bisher in den Hofnachrichten rc. hieß, sondern sie wird nach wie vor Ihre Mas. Königin Olga genannt. Heute hat der ständische Ausschuß unter dem Vorsitz des Fürsten Zeit eine Sitzung abgehalten, in welcher das Programm der übcrmorgigen Eröffnungssitzung des Landtags fest­gesetzt wurde. Was das Ceremonicll bei der Er­öffnung anbelangt, so wurde bestimmt, daß der Kö­nig, welcher mit Gefolge aus dem Schloß angefah- reu kommt, am Ständehaus von einer Depution em­pfangen wird. Rechts und links vom Thron, wel­cher un Ständesaal aufgeschlagen ist, stellen sich die Minister, der Gcheimerat, die Hofbeamlen und Ad­jutanten rc. auf. Auf die Thronrede wird der Prä­sident der Kammer der Standesherren antworten. Nachdem der König den Saal verlassen hat, wird die Sitzung fortgesetzt und bezüglich der Antwortad­resse das Nähere beschlossen. Für einen der näch­sten Tage erfolgt, wie wir hören, seitens des Königs die Einladung der Ständemitglieder zu einem Diner bei Hofe.

Stuttgart, 20. Okt. Auf eine recht tragi­sche Weise ist letzter Tage ein junger Mann, der einzige Sohn einer Witwe, ums Leben gekommen. Auf einer größeren Fußtour hatte er sich an einem Fuße eine Blase gelaufen. Er öffnete dieselbe mit einer Schere, nicht ohne diese zuvor in eine Karbol­lösung getaucht zu haben. Kurz darauf begann der Fuß und das ganze Bein anzuschwellen, und trotz aller ärztlichen Hilfe ist der hoffnungsvolle junge Mann sechs Tage nach dem erwähnten Oeffnen der Fußblase an Blutvergiftung gestorben. Eine ernste Mahnung zur Vorsicht!

Stuttgart, 21. Okt. Die Ersatz-Wahl im 11. Württ. Wahlkreis (Backnang, Hall, Oehrinaen. Weins­berg) findet lautSt.-Anz." am 23. November statt.

Stuttgart, 22. Okt. Unter dem üblichen Ceremoniell erschien heute König Wilhelm vor der Ständeversammlung. Die Thronrede gedenkt zuerst des verstorbene^ Königs und gedenkt mit Genug- thuung, gegenüber den Verhältnissen beim Regie­rungsantritt König Karls, der festgefügten Einigung

des deutschen Volkes. Unter lebhaftem Bravo sagte der König, daß er die Pflichten gegen das Reich in unwandelbarer Treue erfüllen werde. In Sachen der Verfassungsrevision will die Regierung den Ver­such einer Verständigung erneuern und hofft bei der zu erwartenden Vorlage, daß das schwierige Werk zum glücklichen Abschluß kommt. Die Thronrede verspricht ferner die Pflege der Religion und die Sicherung und Hebung der volkswirtschaftlichen In­teressen, die Förderung der Gewerbe, der Landwirt- schap, die Weiterentwicklung der Verkehrsmittel, Fortbildung in der Kulturgesetzgebung. Im Finanz­wesen soll auf den bewährten Grundlagen mit Vor­sicht weitergebaut werden. Um eine gerechte Vertei­lung der öffentlichen Lasten sicherzustellen und dem Staat und den Gemeinden die nötigen Mittel zu gewähren, soll die Steuergesetzgebung sachgemäß wei­tergeführt werden. Möge über den Beratungen der Geist der Mäßigung und Versöhnlichkeit walten. Der König hofft, daß seine Regierung für Wärt- temberg eine Zeit der Wohlfahrt und des Friedens werden möge.

M ünche n, 16. Okt.. So lange der Eisenbahn­verkehr besteht, war die Durchfuhr von Obst nicht so großartig, als im heurigen JaHre und zu gHkn- wärtiger Zeit. Ein einziger Güterzug beförderte gestern 40 volle Wagenladungen Aepfel ä 200 Ztr. von Oesterreich nach Württemberg, während heute morgen ein solcher hoch in die 30 Wagen enthielt. Ein besonderer Ergänzungszug führt seit 8 Tagen durchschnittlich täglich 2530 Wagenladungen Obst von München nach, Ulm und LinoMh

München, 2ft. Okt. (Die Kammer hat die Forderung der Regittung^voU^Lo 078 500 ^ zur Anlegung von weiteren Doftpelgemsen genehmigt.

In Ayen, Gemeinde Rottenbuch. Obxrbayern, hat der 43jührige Bauer Seb. Schmitt, dessen Knu seit längerer Zeit geisteskrank ist, jedenfalls auch in­folge geistiger Störung seine beiden Kinder, einen 13jährigen Knaben und ein 14 Monate altes Mäd­chen durch Axthiebe ermord ert und sich selbst sodann im Stalle mit einem Militärgewehr e r- sch offen.

Würzburg, 19. Okt. Das Schwurgericht ver­urteilte den Musiker Mohr von Oberleinbach, wel­cher in betrunkenem Zustande das Geständnis machte, im Jahre 1883 den großen Brand in Billingshausen verursacht zu haben, zu 10 Jahren Zuchthaus. Bei dem Brande wurden seinerzeit 50 Gebäude mit einem Schaden von 1 700 000 ^ eingeäschert.

Am Montag morgen gerieten in Mühlhausen (Elsaß) zwei über 70 Jahre alte Männer im Rau­sche mit einander in Streit, wobei der Eine den an­dern tötete, nachdem er ihn zuvor gewürgt hatte. Beide waren jahrelang Freunde gewesen, wohnten zusammen, schliefen in einem Bett und arbeiteten auch in der gleichen Fabrik nebeneinander.

Frankfurt, 19. Okt. Nach einer Berechnung derFrkf. Ztg." hat die Stadt Frankfurt von der Ausstellung 45 Millionen eingenommen. Hoteliers, Wirtschaften, Theater, Pferdebahn, alle dürfen auf eine glänzende Saison zurückblicken. In Betracht kommen auch die großen Summen, welche für die Bauten der Ausstellung Unternehmern und Hand­werkern zugeflossen sind. Es handelt sich um min­destens zwei Millionen, die auf die Ausstellungs- Verwaltung und die Aussteller etwa zu gleichen Teilen fallen. Der Besuch der Ausstellung betrug 1 175000 Personen.

Köln, 22. Okt. Der militärische Petersburger Korrespondent der Köln. Ztg. meldet: In allen russi­schen, angeblich auch in französischen Waffenfabriken wird die Fabrikation von 1 790 000 neuen Geweh­ren derart beschleunigt, daß spätestens Juli 1894 die gesamte russisch-europäische Feldarmee und die Reservetruppen damit versehen sind.

Erfurt, 20. Okt. Der Sozialdemokratenkon­greß hat den Antrag angenommen, eine Commission einzusetzen, welche für geeignete Jugendliteratur sorgt und in anderen Sprachen erscheinende passende Werke durch Uebertragung in die deutsche zu agitatorischen Zwecken der Jugend zugänglich macht. Der Antrag auf Errichtung eines statistischen Bureaus wurde dem Vorstand zur Erwägung überwiesen. Der An­trag, in Berlin unter Aufsicht der Parteileitung eine Rednerschule zur Ausbildung von Agitatoren einzu­richten, wurde durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt.

In Woltwiesche (Braunschweig) ermordete der Schlächtermeister Hartmann Schwiegervater, Frau und Sohn, warf die drei Leichen in eine Jauche­grube rwd ließ sich dann von einem Eisenbahnzuge totfahrn^ K

Bremen, 22. Okt. Die erste größere Sen­dung amerikanischen Specks, 50 Kisten ä 500 Pfd., ist hier eingetroffen. Die Einführung erfolgte un­beanstandet.

Das Eisenbahn-Unglück bei Kohlfurt ist er­weislich durch frevelhaften Leichtsinn des Lokomo­tivführers Tennert erfolgt, der nunmehr seinen Wun­den erlag.

Berlin, 20. Oktbr. Die Wiedereröffnung des Reichstags wird für 26. oder 28. Nov. erwartet.

Berlin, 21. Oktober. Die ausgetretene sozial« demokratische Opposition gründet hier eine neue Ber­einigung. Die gestrige erste Versammlung derselben zählte 1000 Teilnehmer. Die Jungen waren ganz unter sich, die Alten mußten sich entfernen. Es wurde eine Reihe von'Resolutionen angenommen.

Berlin, 21. Okt. Beim Forckenbeck-Virchow- Bankett fehlten sämtliche Minister, sowie der Polizei­präsident und der Chef des Zivilkabinets. Die Herren hatten sich durchweg entschuldigt. Forckenbeck und Virchow betraten den Saal Arm in Arm.

Berlin, 21. Okt. Einer Meldung der Blätter zufolge ist die Einführung von Versuchsbataillonen für zweijährige Dienstzeit auf die direkte Befürwor­tung Caprivi's erfolgt.

Berlin. 21. Oktbr. Die sozialdemokratischen Delegierten, welche auf dem Parteitag in Erfurt aus der Partei ausgetreten sind, veranstalteten gestern abend eine Versammlung. Auerbach tadelte heftig die Haltung des Parteitags und erklärte, Liebknecht werde in wenigen Jahren zur Opposition übergehen müssen; er werde jederzeit willkommen sein. Die Versammlung dauerte über Mitternacht hinaus fort. Schließlich wurde eine siebengliedrige Kommission gewählt, um eine Organisation der nicht mehr zur alten sozialdemokratischen Partei zählenden vorzu­bereiten.

Berlin. Anläßlich des siebzigsten Geburts­tages des Oberbürgermeisters v. Forckenbeck gra­tulierte demselben Minister Herrfurth in seiner Wohnung. Eine Deputation der deutschsreisinnigen Abgeordneten des Reichstags und Landtags über­reichte eine aus Lorbeerblättern gebildete, mit Edel- steinen gezierte goldene Bürgerkrone. Abg. Rickert hielt eine Ansprache, auf welche Forckenbeck dankte.