Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

W116

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 -4, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 20 -0

Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Donnerstag 1. Mt.

Insertions-Gebühr für die Ijpalrige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 -I.

Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgeben sein.

1891

*

Abonnements-Einladung

auf den

Gesellschafter".

Mit dem 1 . Oktober beginnt ein neues Quartal und damit auch ein neues vierteljähriges Abonnement auf den Gesellschafter. Wer daher im Juli nicht für das ganze Halbjahr abonnierte, wolle seine Be­stellung sofort bei der bisherigen Bezugsquelle erneuern, wenn keine Unterbrechung in dem Versandt des Blattes eintreien soll.

MI lieber den Abonnementspreis siehe oben am Kopfe des Blattes.

Die stete Zunahme der Abonnentenzahl überhebt uns aller Anpreisungen, und da die Herbst- und Winterabende wieder mehr Veranlassung geben, solche durch Lesen von politischen und Unterhaltungszeit­schristen zu kürzen, so glauben auch wir auf weiteren Zuwachs von Abonnenten, besonders auch von Seiten des Landvolks rechnen zu dürfen, wohin unsere freundlichste Einladung geht.

In Betreff der Inserate sei bemerkt, daß unser Blatt in mehr als 1400 Exemplaren in unserem, Herrenbcrger, Calwer und Freudenstädtec Bezirke verbreitet ist und dadurch in den meisten Fällen erwünschten Erfolg sichert. Die Berechnung solcher, 9 ^ pr. Zeile gewöhnlicher Schrift, bei mehrmaliger Wiederholung 6 ist eine der billigsten derartiger Blätter; bei ständiger, etwa 10- 20- 30- rc. maliger Wiederholung wird noch besonderer Rabatt gewährt.

Zu recht zahlreicher Benützung unseres Blattes in letzterem Sinne einladend, bitten wir aber besonders wiederholt zu sofortigem zahlreichem Eintritt in das Abonnement.

Redaktion und Expedition.

Amtliches.

Bekanntmachung,

betr. den Verbrauch der Bezirkswertzeichen.

Seit einiger Zeit ist dem Oberamt ausgefallen, daß manche Ortsvorsteher, die verschiedene Berichte u. s. w. zu gleicher Zeit ans Oberamt abschicken, an­statt sämtliche Schriftstücke in ein Couvert zu le­gen, für jede einzelne Correspondenz ein besonderes Convert verwenden. Da hiedurch eine nicht unbe­trächtliche Mehrausgabe für die Amtskorporation Nagold entsteht, werden die Ortsvorsteher angewie­sen, künftig bei Vermeidung von Ersatzleistung mehrere gleichzeitig erwachsene Correspondenzen in einem Couvert dem Oberamt vorzulegen.

Nagold, 29. Sept. 1891.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Gerichtsnotar Nu ff er in Calw wurde seinem Ansuchen gemäß wegen durch körperliche Leiden herbeigeführtcr Dienst- uufähigkcit in den bleibenden Ruhestand versetzt.

Die erledigte evangelische Pfarrei Efsringen wurde dem Pfarrer Hölzle in Maienfels übertragen.

Hages-WeuigKeiLen.

Deutsches Weich.

** Nagold, 29. Sept. Gestern war unsere Nachbarstadt Altensteig in großer Trauer. Einer

ihrer wackersten Bürger, Schullehrer Eduard Schittenhelm, wurde zu Grabe geleitet. Es war ein unübersehbarer Leichenzug, der sich vom Schulhause nachmittags 2 Uhr zum Friedhof auf der stillen Bergeshöhe bewegte, dem reichbekränzten Sarge und Traucrwagen folgend. Nachdem der Posaunenchor die Trost- und Sterbelieder: Gott ist getreu rc. rc. und Christus, der ist mein Leben rc. rc. vom Rathause geblasen hatte, sangen die Kollegen der Stadt und des Bezirks: Die Christen gehn von Ort zu Ort rc. rc. und folgten dem Trauerwagen, während der Schülerchor und Kirchengesangverein vorangingen und letzterer unterwegs in ergreifender Weise: Wann ich einmal soll scheiden rc. rc. und Erscheine mir zum Schilde rc. rc. anstimmte. Im Zug der Leidtragenden befanden sich der Liederkranz und Veteranenverein mit ihren Fahnen, die Schüler des Verewigten, die Lateinschüler und eine große Menge Ortsangehöriger aus allen Ständen. Auch Hr. Dekan Schott, als früherer Bezirksschulin- speklor hatte sich dem Leichenkondukte angeschlossen. Mit wehmütiger Stimme sang der Liederkranz seinem Di­rektor zweimal am Grabe. Stadtpfarrer Hetterich zeichnete, 1, Mose 22,1 zugrund legend die zehn­jährige Thätigkeit des erst 52 Jahre alten, wacke­ren Mannes in trefflicher Weise als Schulmann und Gesangdirektor und spendete den tiefbetrübten Angehörigen reichen Trost. Bezirksschulinspektor Dieterle wendete sich namentlich an die Schüler des treuen Lehrers und an deren Eltern, indem er sie zur Dankbarkeit gegen den ihnen durch den Tod entrissenen Lehrer aufforderte. Ein Mitglied des Liederkranzes rief mit bewegten Worten dem eifrigen Direktor warmen Dank ins Grab nach. Möge das Andenken des lieben Heimgegangenen bei allen, die ihn kannten, besonders auch seinen Kollegen im Segen bleiben! Möge die trauernde Witwe mit ihren 3 Waisen sich der Weiterhilfe des himmlischen Vaters erfreuen dürfen!

.v. Alten steig, 29. Sept. Gestern trug man einen ebenso braven Lehrer als wackern Mann, den im Alter von 52 Jahren an der Wassersucht ver­storbenen Schullehrer Schittenhelm hier zu Grabe. Daß der Verstorbene bei der hiesigen Bür­gerschaft wie auswärts allgemein beliebt und geach­tet war, davon zeugte die überaus zahlreiche Betei­ligung an seinem Leichenbegängnis. Die Lehrer des Bezirks, der hiesige Kirchenchor und der Liederkranz verschönten durch erhebende Trauergesänge die Be­gräbnisfeier. Herr Stadtpfarrer Hetterich legte seiner Rede die Worte 1. Mos. 22, 1 zu Grunde, darauf hinweisend, wie glücklich derjenige sei, welcher jederzeit auf den Ruf Gottes wie Abraham getrost antworten könne:Hie bin ich, Herr!" Auch der Verstorbene habe gelernt auf seinem Krankenlager diesem Ruf des Herrn ohne Murren zu folgen. Hierauf trat Herr Bezirksschulinspektor Dieterle von Nagold ans Grab und richtete herzliche Worte der Teilnahme und des Dankes an die Trauerver­sammlung. Ebenso wohlthuend mußte jedermann der warme Nachruf berühren, den der Vorstand des hie­sigen Liederkranzes, Herr Kaufmann C. W. Luz, dem dahingeschiedenen Dirigenten widmete. Schit­tenhelm war nicht blos als tüchtiger Lehrer in der Schule, sondern auch außerhalb derselben bemüht, seinen Mitmenschen sich nützlich zu erweisen und de­ren Achtung und Liebe zu erwerben. Seit 10 Jahren war er Leiter des hiesigen Kirchenchors und des Liederkranzes. Der Gewerbeverein erwählte ihn zu

seinem Sekretär. Auf der landwirtschaftlichen Be- zirksausstellnng am 5. Sept. hier lag eine praktische leichtfaßliche Schrift über Obstbaumzucht von ihm vor; auch hat er verschiedene Lieder in Musik ge­setzt, die durch edle Einfachheit des Tonsatzes und angenehme Wärme der Harmonie allgemein anspra- chen. Viele werden dem Verstorbenen ein gutes Andenken bewahren.

N Altensteig, 29. Septbr. Heute wurden zwei hier in Arbeit stehende junge Bursche, der Gypsergeselle Ö. unv der Säger K. ans K. Amts­gericht Nagold durch den Landjäger Düttling ein­geliefert. Dieselben stehen im Verdacht, in ange­heitertem Zustand am Sonntag Nacht den hiesigen Nachtwächter Hummel, einen älteren Mann, an einen Wagen angebunden zu haben. Wie man hört, sollen die Bursche eingestanden haben, daß sie den Exzeß verübt hätten.

Ob er jettin gen, 30. Sept. (Korresp.) Gestern abend trug sich hier ein recht bedauerlicher Unglücks­fall zu. Als der über 70 Jahre alte Joh. Georg Gauß vom Felde heimkehrte, wurde er, nur einige Schritte von seiner Wohnung entfernt, von einem scheu gewordenen Pferde zu Boden geschleudert. Da der Bedauernswerte unglücklicherweise unter das Tier zu liegen kam, so trug er bedeutende Verletz­ungen davon. Bewußtlos wurde er vom Platze ge­tragen, doch hofft man, den Verunglückten trotz sei­ner Wunden am Leben zu erhalten.

Bebenhausen, 28. Sept. Nachdem am 25. Sept. ein stärkerer Fieberanfall aufgetreten war, ist seither der Zustand Seiner Majestät des Königs ein leidlich befriedigender geblieben. Fieber ist nicht wieder aufgetreten, auch die Erscheinungen der Nnter- leibsstörung haben sich gemindert.

Aus dem Schönbuch, 25. Sept. Soeben wurden in Dettenhausen 2 von Rottenburg aus der Hopfenernte zurückkehrende Arbeiter, der eine aus Weil der Stadt, der andere aus Spremberg, von einem Handwerksburschen mitten im Dorf erstochen. Die Stiche waren durchs Herz geführt. Landjäger und Forstpersonal setzten dem Thäter sofort nach, bis jetzt ohne Erfolg. Diese Blutthat ist wieder einmal eine der traurigen Früchte, die das Zuhälter- tum zeitigt. Die That wäre beinahe verhütet worden, denn ein hiesiger Schutzmann sah die saubere Gesell­schaft, die Tags zuvor von Rottenburg hier einge­troffen war und in einem hiesigen Wirtshaus über­nachtet hatte, und gewahrte bei einem der Individuen ein im Griff feststehendes großes Messer. Er holte sofort einen zweiten Schutzmann, inzwischen aber war die unheimliche Gesellschaft verschwunden. In Polizeikreisen wird überhaupt über das derzeit wieder stärker auftretende Stromertum geklagt.

Tübingen, 28. Sept. Der Mörder von Det­tenhausen , der Bäcker Frank von Ottenhausen, wurde heute früh hier eingeliefert. Er wurde am Samstag mittag bei Gablenberg verhaftet.

Stuttgart, 27. Sept. Trotz des heute einge­tretenen Regenwetters waren wieder enorme Menschen­mengen auf dem Cannstatter Wasen. Der Besuch der Rennen ließ dagegen zu wünschen übrig. In der Hofloge hatten sich eingefunden Prinz und Prin­zessin Wilhelm, Staatsminister v. Schmid, der kom­mandierende General v. Wölckern rc. Zu Beginn des Hauptfestes nahm Prinz Wilhelm, sekundiert von Staatsminister v. Schmid, den Präsidenten v. Bätzner und Frhrn. v. Ow, sowie Landesoberstall­meister v. Hofacker die Preisverteilung für die von