Arm und zerschlagenem Gesicht in Potsdam einge- troffen ist und sich nach dem dortigen St, Josephs- Krankenhaus begcden hat, folgendes: Dieser Tage legten 80 Arbeiter auf den Riesenfeldcrn bei Klein- Beeren die Arbeit nieder. Sieben Arbeiter, welche die Arbeit fortsetzten, wurden von den Streikenden furchtbar gemißhandelt. Es blieben vier Mann schwer verletzt am Orte, da deren Transport nach einem Krankenhause mit Lebensgefahr verknüpft ge­wesen wäre.

Unter dem Verdachte, ein 3'/s Jahre altes Mädchen der Eheleute Kauls am Dalbecksbaum ermordet und begraben zu haben, ist, wie aus Velbert geschrieben wird, deren Dienstmagd, ein löy- Jahre altes Mäd­chen, verhaftet worden.

Ein originelles Inserat fand sich unlängst in einer Prager Zeitung, Es lautete: Eine Familie aus der besten bürgerlichen Gesellschaft, in unmittel­barer Nähe einer Stadt Dentschböhmens, sucht zum sofortigen Antritt eine Kuhmagd. Dieselbe muß Österreicherin, jedoch Deutsche sein. Geschick in weiblichen Handarbeiten ist Grundbedingung, wie nicht minder eine reine, dialektfreie Aussprache des Deutschen gefordert wird. Die Kenntnis der böh­mischen Sprache wird nicht gefordert, auch insofern nicht gewünscht, als insbesondere der czechische Accent ein Hindernis bei der Aufnahme, selbst bei sonst ausgezeichneter Befähigung, bilden würde. Weiter ist die vollständige accentfreie Beherrschung der französischen und englischen Sprache in Wort und Schrift erforderlich dagegen die Fähigkeit zur gründlichen Ausbildung im Klavierspicl wohl erwünscht, jedoch nicht unbedingt notwendig. Offerten unter Beischluß der Zeugnisabschriften und Photographie unterBohemia" post rost.

Der Ort'Celentino bei Trient ist bis auf 2 Häu­ser durch Feuer zerstört worden; 59 Bürgerhän- Mr und 50 Bauernhäuser siud gänzlich niederge- 80 Familien sind obdachlos. Die ganze Ernte ist mit verbrannt; der Schaden wird auf 193,000 fl. geschätzt.

Der Stock als Erziehungsmittel. Heut­zutage ist man bestrebt, bei der Erziehung der Ju­gend körperliche Züchtigungen zu vermeiden; man richtet sich nach dem Grundsätze:Genügt das Wort, so spare den Stock!" Nicht immer war man so ge­fühlvoll.Die Ohren eines jungen Mannes sind auf seinem Rücken" sagten die altegyptischen Gelehr­ten und bearbeiteten dieses merkwürdige Sinnesor­gan recht fleißig. In den Schulen der Griechen spielte der Stock ebenfalls eine große Rolle; beson­ders fleißig zeigten sich bei der Anme ldung dessel­ben die spartanischen Erzieher. Jedem Knabenauf- schcr war ein Gcißelträger beigegeben, welcher an den Knaben geradezu barbarische Züchtigungen voc- nahm. Auch im Mittelalter wurden an der Jugend die Stochchläge nicht gespart. Luther berichtet, sein Vater habe ihn einmal so hart gezüchtigt, daß er immer gram wuroe und ihn floh und sich nur mit Mühe wieder an ihn gewöhnte, und seine Mutter habe ihn einmal wegen einer Nuß so geschlagen, daß er blutete; in der Schule habe man die Kinder so hart gehalten undohne Maß und Aufhören ge- stäupet", daß sie wohl Mättyrer zu heißen gewesen wären und die Schulmeister Tyrannen und Henker. Luther selbst ist eines Vormittags fünfzehnmalge­strichen worden, weil er eine Lektion hersagen sollte, die man ihn nicht gelehrt hatte. An manchen Orten war es Sitte, daß die Kinder an einem bestimmten Tage unter Anführung der Lehrer in den Wald hinauszogen, um für das ganze Jahr die nötigen Ruten zu schneiden. Unter Gesang (!) wurden am Abend die Rutenbündel heimgebracht. Hagenbach teilt in seiner Kirchengeschichte ein Lied mit, welches bei jener Gelegenheit gegen 1565 in der Pfalz ge­sungen wurde; es heißt: Ihr Väter und ihr Müt­terlein, Nun sehend, wie wir gehn herein, Mn Birkenholz beladen, Welches uns wohl die­nen kann Zu Nutz und Schaden. Eu'r Will' und Gottes Gebot Uns dazu getrieben hat, Daß wir jetzt unsere Rute Ueberm eigenen Leib Tragen mit leichtem Mute. _

Handel L Berkehr

Hoch darf, 16. Sept. Mit dieser Woche geht die Hopfenernte hier im allgemeinen zu Ende. Die Qualität der diesjährigen Hopfen ist sehr befriedigend, während über die Quantität bei manchen Hopfeuproduzenten Unzufrieden­heit herrscht.

Stuttgart, 17, Sept. Kartofselmarkt: Zufuhr 509 Ztr. Preis 4 .« lis 5 Pr, Zir. Krauimarkt: Zufuhr 1800 Stück Filderkraut, Preis 12 bis 14 per 100 Stück, Mostobstinarkt: Zufuhr 500 Ztr württ. Mostobst (gemischt) und österr. Preis 4 .« bis 4 40 4 Pr, Ztr,

Unter türk hei in, 17, Sept. Der heutige Faßmarkt war gegen sonst nur halb befahren, hauptsächlich mit kleineren Fässern. Der verkauf ging gut, jedoch zu gedrückten Preisen von 18-24 ^ per Eimer, je nach Größe der Fässer. Mittags war das meiste verkauft,

Konkurscrösfnungen, Friedrich Vogelwaid, Schreiner von Horb, entwichen.

Allerlei.

-Ehe und Ehelosigkeit. In dem von Dr. M. Böhm hcrausgegebenen, soeben erschienenen hygienischen Volkskalender erweist Dr. Kühner in Frankfurt inhaltlich einer ausführlichen Abhandlung an der Hand eines reichen Materials gewisse That- sachen und Gesetze, um nach diesen den Einfluß der Ehe auf Gesundheit, Lebensdauer und Lebensglück zu ergründen. Zunächst ergiebt sich in Bezug auf das Zahlenverhältnis beider Geschlechter im ersten Lebensjahr die bemerkenswerte Thatsache, daß stets und überall bei größeren Bevölkerungen und kleinen Bezirken mehr Knaben als Mädchen sich vorfinden und zwar kommen auf 17 Knaben 16 Mädchen. Nation, Klima, Art der Beschäftigung sind hierbei ohne Einfluß, auch sind die Schwankungen der ein­zelnen Jahrgänge nicht bedeutend. Dieses Verhält­nis ändert sich aber im Weiteren bis etwa zum 25. Lebensjahre infolge der größeren Sterblichkeit der Knaben in der Art, daß die mittleren Altersklassen sich im Gleichgewichte befinden, so daß jeder Mann eine Frau und umgekehrt bekommen kann. In Wirk­lichkeit sind aber in unseren Kulturstaaten nur etwas mehr als die Hälfte aller Erwachsenen verheiratet, trotzdem die Ehe die günstigsten Aussichten bietet für Gesundheit, Lebensdauer und Lebensglück. Wäh­rend ein Ehemann die Aussicht hat, 60 Jahre alt zu werden, muß sich ein Junggeselle im Durch­schnitt Alles natürlich mit 45 Jahren begnügen und während der vierte Teil der Ehemänner siebzig Jahre alt wird, erreicht nur der 20. Teil der Jung­gesellen dieses Alter. Die Gründe der nachgewie- jenen längeren Lebensdauer der Verheirateten werden in einer Menge von Vorteilen, welche der Ehestand für körperliche und geistige Gesundheit bietet, gesucht und namhaft gemacht. Dabei legt der Arzt auf ge­eignete Wartung, Pflege in Krankheiten zu deren glücklicher Begleichung besonderes Gewicht. Stets aber wirkt in gesundheitlicher Beziehung die Ehe vorteilhafter beim männlichen als beim weiblichen Geschlecht. Unter 100 Ehemännern bringen 2l mehr, unter 100 Frauen 17 mehr, als unter ebensoviel Unverheirateten ihr Alter über 70 Jahre. Man würde irren, wenn man die Ursache dieser größeren Sterblichkeit vielleicht in der unregelmäßigeren Le- bcnsordnung dieser Unverheirateten suchen wollte. Im Gegenteil, je eingezogener der Unverheiratete lebt, desto früher scheint ihm sein Lebensziel gesteckt. Nach den in Paris angestellten Erhebungen hat sich ergeben, daß innerhalb einer gewissen Zeitperiode nur wenige Klostergeistliche und Klosterfrauen das Alter von 80 Jahren erreichen, daß die Weltpriester, welche mehr Freiheit haben, älter werden als die Mönche und Nonnen und daß die Hagestolzen aus dem Laienstande länger leben, als die Geistlichen, während die Verheirateten die längste Lebensdauer erlangen. Die Zahl der geschlossenen Ehen, die Heiratssrequenz, wird beeinflußt zunächst durch die örtliche Lage und den klimatischen Charakter der Be­völkerung. In den südlichen romanischen Ländern wird früher und häufiger geheiratet, weil bei ihren Bewohnern teils die Entwicklung eine frühzeitigere, teils weil die notwendigsten Bedürfnisse zum Unter­halt einer Familie an sich geringer sind und zugleich leichter erworben werden können, teils die Ehen leichter, beziehungsweise leichtsinniger geschlossen wer­den. Auf die Heiratsfrequenz wirkt ferner der Volks- wirtschaftliche Zustand eines Landes bestimmend ein. Bei einem günstigen Stande desselben werden die Trauungen in ihrer Zahl vermehrt, bei einem un­günstigen vermindert. So wurde im Jahre 1847, dem eine sehr schlechte Ernte vorangegangen, wenig geheiratet. Der hohe Preis aller Verbrauchsgegen­stände erschwerte die Eheschließung. Von hoher Be­deutung ist auch die Beschäftigungsweise einer Be­völkerung. Bei einer städtischen und industriellen wird frühzeitiger und häufiger geheiratet, als bei einer ländlichen und ackerbautreibenden. Die neue

Gesetzgebung endlich, die damit gegebene Erweiter­ung der staatlichen Schranken auch bei der Ehe­schließung, hat bei uns in dieser Beziehung manche Aenderung gebracht. Auf die Heiratsdauer wirken neben der Wahl des Gatten körperliche und geistige Gesundheit, das erste und wesentlichste Erfordernis der Entschließung zu einer Ehe entschieden ein. Manche Krankheiten, Krankheitsanlagen, Mängel und Schwächen müssen die Ehe geradezu ausschließen. Auch ist von ärztlicher Seite zu betonen, daß Kränk­lichkeit leicht in der Ehe zunimmt und alsdann, da sie Verstimmung, Aufwand und andere Nachteile mit sich bringt, vielfach die Ursache häuslichen Unge­machs zu werden pflegt. Nahe Verwandtschaft wird bei der Eheschließung nicht nur von Aerzten unge­mein gefürchtet, sondern wirkt auch durch die meist damit gegebene zu große Gleichheit geistiger und kör­perlicher Eigenschaften nachteilig. Allerorten heiraten vor dem 25. Lebensjahre mehr Frauen als Mmmxr, nach dem 25. dagegen mehr Männer als Frauen. Man ersieht hieraus, daß die Mädchen, welche auf den Bräutigam warten, bis er heiraten kann, weniger zahlreich sind, als die, welche in zarter Blüthe so­gleich einen Mann finden und daß die Erwägung reiferer Jahre für den Mann zur Begründung eines Hausstandes maßgebend ist. Ein trauriges Bild gewährt der Einfluß des Ciwlstandcs auf die Zahl der begangenen Verbrechen und Selbstmorde. In dieser Beziehung verhält sich die Ehe günstiger, als der ledige Stand, noch ungünstiger der der Verwit­weten und am ungünstigsten der der Geschiedenen. Die meisten Selbstmorde kommen verhältnismäßig bei den Geschiedenen vor.

Briefkasten. U. in II. Mit Ihrem Eingesandt kompromittieren Sie ja die ganze Scdlächtcrzunft in -d. Geben Sie der Flcisckisckian einen kleinen Wink über die HandlnngSweisc des oder der gewissenlosen Metzrer und Sie machen sich in sanitätlicher Beziehung sehr verdient um die fleischkonsumiercnde Einwohnerschaft. Haben Sie solche Ge­wißheit über die Schlachtung und Verwertung milzkrankcr Schweine, so haben Sie eigentlich die Verpflichtung, solche profitlichc Metzger ans Tageslicht zn stellen.

! 6. llWiitzdorA'ZUonopolseiätz" i8t j «las Lest«!

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In Betreff der Inserate sei bemerkt, daß unser Blatt in mehr als 1400 Exemplaren in unserem, Herrenberger, Calwer und Freudenstädter Bezirke verbreitet ist und dadurch in den meisten Fällen erwünschten Erfolg sichert. Die Berechnung solcher, 9 ^ pr. Zeile gewöhnlicher Schrift, bei mehrmaliger Wiederholung 6 ist eine der billigsten derartiger Blätter; ständiger, etwa 10- 20- 30- rc. maliger Wiederholung wird noch besonderer Rabatt gewährt.

Zu recht zahlreicher Benützung unseres Blattes in letzterem Sinne einladend, bitten wir aber besonders wiederholt zu sofortigem zahlreichem Eintritt in das Abonnement.

Redaktion und Expedition.

Verantwortlicher ltieoatteur Stein wandet in Vagotb.

Druck und Verlag der G. W. Zaiscr'scheu Buchdruckerci