Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 8mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 ^ 20 4. Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Dienstag 8. September

Insertions-Gebühr für die Ispaltige Zeile aus

gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je K «l.

Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe deS Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1891

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Amtliches.

Ten Herren Ortsvorstehern wird mit nächster Post ein gedruckter Erlaß des K. Steuerkollegiums, Abt. II, vom 8. Aug. 1891, Nro. 2265, betr. die Belohnung der Oberamtsgeometer, zur Kenntnisnahme und sorgfältigen Nachachtung zugestellt.

Nagold, 5. Scpt. 1891.

_ K. Oberamt. I. V.: Amtm. Rinder.

S onder-Konfere«z

Freitag den 11. Sept. zu Ebhauseu.

Beginn 9'/s Uhr im Schullokal. Vorbereitung zum Gesang:

Weber I. Teil Nr. 58:Wenn Christus der Herr."

Weber II. Teil Nr. 49:Des Christen Hoffnung." Nagold, 7. Sept. 1891.

_ Der Konferenzleiter: Köbele._

Hciges-Wenigkeiten.

Aerrllcöes Weich.

^ * Nagold. Durch die oberamtliche Bekannt­

machung in letzter Nummer, Einquartierung betreffend, ist vielfach die irrige Meinung entstanden, als ob dadurch die Einquartierung der Infanterie amnächsten Samstag und Sonntag für hier unterbleibe, was aber nicht zutreffend ist.

Die Jubelfeier des landw. Bezirksvereins Nagold in Altcnsteig am 5. Sept.

Wie schon des öfter» in diesem Blatt bekannt gemacht wurde, sollte zur Feier des 50jährigen Bestands des Nagolder landw. Vereins am 5. Sept. d. I. ein Fest in Altensteig abgehalten werden. Damit dasselbe in einer für den großen und wichtigen Verein wirk­lich würdigen Weise verlaufen könne, wurde in letz­ter Zeit in Altensteig mit großem Eifer gearbeitet und zwar auf dem Festplatz, an den Straßen und in den Häusern. Denn die Altensteiger glaubten auch sich selbst zu ehren, wenn sie allem aufbieten und dem landw. Verein und den auswärtigen Fest­teilnehmern zu lieb kein Opfer scheuen, um das Ge­lingen des Festes zu ermöglichen. Die Stadtge­meinde hatte außer einem Beitrag von 500 ^ noch unentgeltlich alles Reis zur Ausschmückung verwilligt. Wagen und Pferde wurden von den Eigentümern und das nötige Holz von den hiesigen Holzhändlern aus freien Stücken zur Verfügung gestellt. Als man am Freitag Abend die Straßen der Stadt entlang ging, da mußte man durch die Ausschmückungen aller Art aufs angenehmste berührt werden. An den beiden Enden der untern Stadt waren große, reich mit Tannenreis und Feldfrüchten, mit Wappen und Fahnen in den Landes- und Reichsfarben geschmückte Ehrenpforten errichtet. Von den verschiedenen In­schriften gefiel mir eine besonders gut:

Wer Gott vertraut, sein Feld gut baut,

Trifft keine Not, er hat sein Brot."

Die Gebäude und freien Plätze längs der Straße waren mit Tannenbäumchen, Guirlanden, Kränzen aufs prächtigste verziert. Die schöne Festtribüne auf dem Marktplatz, unter der Leitung von Herrn Stadt­baumeister M o s e r von Zimmermeister Henßler und Sattler Becker erbaut, war aufs geschmack­vollste dekoriert. Am Freitag wurde eine Festzei­tung ausgegeben, die außer einem Festgruß in ge­bundener Rede das Festprogramm, sowie einen ge- schichtlichen Rückblick auf das 50jährige Bestehen des Vereins enthielt. Nach demselben hatte derselbe im ganzen 13 Vorstände. Während der Verein 1868 noch 248 Mitglieder zählte, ist er jetzt auf 945 an­

gewachsen. Mit dem Tagesgrauen des Samstags begann das festliche Treiben. Böllersalven und frohe Musik verkündigten der Stadt das nahende Fest. Aber leider war der Himmel bedeckt, seiner Regen rieselte nieder und manch schönem Kind wurde bang für sein kostbares Festkleid. Doch bald ließ der Regen nach und es schien, als ob sich das Gewölbe zerteilen wollte. Die zur Prämierung vorgeführ­ten Viehstücke wurden an ihre Plätze gestellt. Die Preisrichter begannen zu beschauen und zu schriften und um 8 Uhr wurde der Festzug aufgestellt, be­stehend in zwei Hauptabteilungen; die erste betraf die Landwirtschaft, die andere das Gewerbe, die Fischerei und die Jagd. Vom Forsthaus bis zum Anker wurde Gruppe an Gruppe gereiht. Der Zug bot so viel Interessantes dar, daß es wohl der Mühe wert ist, ihn näher zu beschreiben. In der ersten Abteilung (von der Militärkapelle des Ulan.- Reg. König Karl Nr. 19 eröffnet) erregte der Gar­benwagen, geführt von Müller Schill und von Schnittern und Schnitterinnen von Sulz begleitet, die Aufmerksamkeit, sodann der mit 4 kräftigen Och­sen bespannte Heuwagen. An beiden waren die zum Ernten des Getreides und Heues nötigen Gerätschaf­ten in malerischer Ordnung angebracht. Aufdem letz­teren saß einefrohe blühendeKinderscharinbunterTracht. Dann kam der von Rößleswirt Nuoff in Spiel­berg gestellte Hopfenwagen, ebenfalls gefüllt mit einer muntern Schar Hopfen pflückender Kinder. Hierauf folgte der riesige Bienenkorb und vor dem­selben saß die Bienenkönigin, dargestellt von Bertha Sailer. Vier Ueberberger Burschen trugen den mit Lindenblättern und Heidekraut umkräuzten Korb. Die weitere Gruppe bildete die Festsäule, entwor­fen von H. Stadtbaumeister Moser, gefertigt von Schreinermeister Klein und den Gärtnern von hier und H. Raaf von Nagold. Begleitet wurde die­selbe vom Obstbauverein, Gärtnerburschen, Mädchen mit Blumen und Früchten. Nun kam der Pflug und der Sämann, und zum Schluß der ersten Ab­teilung des ganzen'Zugs die Spinnstube. Die­selbe wurde erstellt von Stadtpfleger Henßler und Maler Schneider, besetzt von Mädchen und Burschen vom hintern Bezirk. Auf der Veranda wurde Flachs und Hanf gebrochen und gehechelt, in der Stube gesponnen und gehaspelt; auf dem hintern Anbau Kraut eingeschnitten und gestampft. Nun eröffnete die hiesige Stadtmusik die 2. Abteilung des Festzugs. Da war vor allem der Gerberwagen besetzt mit 5 Burschen, die emsig ihr Gewerbe betrieben, dann derjenige der Schuster zu schauen, die das Leder verarbeiteten. Wirklich prachtvoll war der Wagen der Spinnereizum Bruderhaus" mit weißer und gefärbter Wolle, Garn und Tuch geschmückt. Auf diesem folgte der Gambrinuswagen mit dem Bier­könig und einer Kellnerin in altdeutscher Tracht Bier ausschenkend. Diesem Wagen reihte sich die Holz­industrie an. Ein gewaltiger Sägklotz, gestellt von Holzhändler Maier und von Holzhauern, Flößern und Bauhandwerkern begleitet. Auch die Fischerei war vertreten. Auf einem Wagen von Erlengebüsch war ein Kahn, in welchem Fischer und Fischerinnen saßen mit Fischergeräten. Den Schluß des ganzen Festzugs bildeten zwei schöne historische Bilder, ein Jagdzug aus dem 16. Jahrh. und die Eber­hardsgruppe. Dem ersteren voraus ritten zwei Fanfarenbläser, der Wildmeister (H. Stadtförster Pfister), Ritter und Edelfräulein zu Pferd, Jäger mit Hunden und Beute, Karren mit dem erlegten

Hirsch (der vom Kgl. Wildpark Solitude gütigst überreicht worden war). Der nächste Wagen war mit der Eberhardsgruppe besetzt, ein lebendes Bild, dargestellt nach dem Denkmal in den Königl. An­lagen Stuttgarts. Im Schoß eines seiner getreuen Unterthanen eines kräftigen Hirten (dargest. durch Rotgerber Ettwein) schläft gar kühnlich der edle Graf Eberharv im Bart (dargest. von H. Sägmühlebes. I. G. Theurer). Ein Bild, wie es nicht schöner die gegenseitige Zuneigung von Fürst und Unterthanen zum Ausdruck' bringen kann. Zuletzt wurde eine Abt. Sulzer Reiter aufgestellt. Nun wartete alles mit Begierde auf die Teilnehmer vom vordem Be­zirk. Es schlug 9 Uhr, Viertelstunde um Viertel­stunde verging und es wollte sich immer niemand zeigen. Da fing es wieder an zu regnen. Den Festjungfrauen wurde es bange um ihre weißen Ge­wänder. Die Kinder auf dem Heuwagen suchten sich ins Heu zu verkriechen. Den kleinen Hopfen­pflückern wurde es auch ungemütlich, und die Bienen­königin vor ihrem Korbe bekam nasse Flügelein. Es nützte weder den Gerbern noch den Schustern ihr Klopfen auf das Leder etwas und die Rauchwolken, welche die Fuhrleute aus ihren Pfeifen bliesen, ver­trieben eben nicht die Wolken des Himmels. Aber am Wagen des Bierkönigs gings munter Heu Nicht nur er selbst trank manch kräftigen Zug aus seinem Bierhumpen; auch seine getreuen Vasallen, bedient von der schmucken altdeutschen Biemymphe folgten seinem Beispiel. Und ganz hinten am Zug schlief im Schoß des kräftigen Hirten, unbekümmert ob ihm auch die Regentropfen durch den Bart rannen, hatte er doch einen schönen Traum von der Treue seiner Unterthanen. Da nach mehr als stundenlangem Warten donnerts von den Bergen. Sie kommen, sie kommen! Nun kanns losgehen. Ja sie kamen, die langersehnten Nagolder. Eine Zugsverspätung hatte ihr bälderes Erscheinen unmöglich gemacht. Bald waren sie in den Festzug eingereiht, und nun begann der Zug. (Forts, folgt.)

Balingen, 3. Sept. Heute nachmittag um auf 4 Uhr zog ein Hagelwetter über unsere Stadt, welches 25 Minuten dauerte. Es fielen Hagelkörner bis zur Größe von kleinen Eiern. Was noch auf den Feldern steht, ist total vernichtet. Die Hagel­körner bedeckten einen halben Schuh hoch den Boden, l'/r Stunden nach Aufhören waren alle Felder noch weiß. Alles ist einstimmig, daß so etwas noch nie hier dagewesen."

Stuttgart, 2. Sept. Trotz der hochgradi­gen Wärme war das heute Abend seitens der Stadt veranstaltete Bankett zu Ehren des Nationalfestes von einer nach Tausenden zählenden Menge besucht, so daß her große Liederhallesaal kaum ausreichte. Dies ist gewiß ein sprechender Beweis dafür, daß das Nationalfest sich seine Zugkraft ungeschwächt erhalten hat. Unter den anwesenden Gästen befan­den sich: Kammerpräsident v. Hohl mit verschiede­nen Abgeordneten, der Stadtdirektor und der Ober­bürgermeister mit Collegialmitgliedern und Beamten, das Reserve-Offizierkorps u. s. w. Als einzigen Schmuck trug der Festsaal die Büsten des Kaisers und des Königs. Oberbürgermeister v. Hack hatte den Vorsitz und leitete die Feier mit einer Begrüß­ungsrede ein. Die Festrede, welche der Bedeutung des Sedantages treffenden Ausdruck verlieh, hielt Oberst a. D. Reinhardt. Sein Hoch galt dem Kaiser und Könige. Entgegen der früheren Gepflogenheit, daß am Nationalfest nur eine Festrede gehalten