Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Dienstag 5. Mai

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1891

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Amtliches.

Nagold. Bekanntmachung, Amtsversammlung betreffend. Am Dienstag den 12. Mai d. I., präzis vormittags 8-/, Uhr, findet auf dem Rathaus in Nagold eine Amtsversammlung nach Turnus III (neu) statt, bei welcher sich die Ortsvorsteher, bezw. deren Stellvertreter, sowie die betreffenden Amtsversammlungs­deputierten zu beteiligen haben.

Tagesordnung:

1) Zahlreiche Wahlen,

2) Feststellung einer neuen Dienstinstruktion für den Oberamtsbaumeister und Oberfeuerschauer des Bezirks,

3) Statutenänderung bezüglich der Bezirkskrankenpflegeversicherung,

4) Feststellung eines Dienstvertrags mit Eichmeister Feldweg in Calw für Vornahme der freiwilligen und polizeilichen Maß- und Gewichtsvisitation im Bezirk,

5) Bestellung eines Distriktstierarzts in Wildberg,

6) Publikation der Amtspflegerechnung 1889/90, der Oberamtssparkassenrechnung pro 1889/90 und der Rechnung der Bezirks krankenv fleaeverstcheruna pro 1890,

7) Festsetzung der Belohnungen für die Verwaltung der Oberamtssparkasse und der Kasse der Bezirkskrankenpflegeversicherung,

8) Festsetzung der Dienstkaution des OberamtssparkassierS,

9) Abänderung des Statuts für die Bezirksstraßenverwaltung,

10) Feststellung des Amtskorporationsetats pro 1891/92 und Publikation der halbjährigen Rechnungsübersichten,

11) Verwillignng von Baubeiträgen aus Anlaß von Straßen-Korrektionen.

12) Gesuch um Gewährung eines Vorschusses an die gem. Ortskrankenkasse Altensteig,

13) Behandlung von Gesuchen um Beiträge zur Einrichtung von Telegraphenverbindungen seitens einzelner Gemeinden,

14) Bezirkskrankenhaussache,

15) Zahlreiche Publikationen.

Den 3. Mai 1891. K. Oberamt. vr. Gugel.

Nagold. Bekanntmachung.

In A ltensteig-Dorf ist die Maul- und Klauen­seuche vollständig erloschen.

Den 2. Mai 1891.

_ K. Oberamt. Or. Guge l.

Der Amlsnotar Braun von Bondorf wurde zum Ge­

richtsnotar in Aalen ernannt.

Die Prüfung im Hufbcschlag haben mit Erfolg bestanden: Michael Friedrich Bächtle von Besenfeld, O.-A. Freuden­stadt, Christ. Theurer von Unterjesingen, O.-A. Herrenberg.

Hages-WeuigkeiLen.

Deutsches Weich.

-s-s Nagold, 4. Mai. Welche Verehrung und Liebe unser nach Eßlingen beförderter Herr Helfer Finckh sich in den nahezu 9 Jahren seines hiesigen Aufenthalts erworben hat, davon zeugte die ihm am letzten Freitag imHirsch" bereitete und von hier und Jselshausen zahlreich besuchte Abschiedsfeier. Die­selbe wurde eröffnet durch Dekan Schott, der das schöne amtsbrüderliche Verhältnis, das zwischen ihm und dem Scheidenden bestanden, rühmend und dankend her­vorhob und dem letzteren für Amt, Person und Fa- milie Gottes Segen wünschte. Stadtschultheiß Brod- beck dankte namens der Stadt für das, was ihr der Gefeierte an sittlichem Halt geboten und für den guten Einfluß, den er als Ortsschulinspektor durch sein gutes Einvernehmen mit den Lehrern auf deren Berufsfreudigkeit ausgeübt habe. Rektor Brügel trank aufs Wohl der in Stille und Bescheidenheit viel Gutes wirkenden Frau Helferin. Ein war­mer Verehrer anerkannte des Scheidenden redliches Streben nach Wahrheit und wahrem Christentum und meinte, mancher, der ihn anfangs nicht ver­standen, werde nachträglich sagen: Er war doch nicht so Übel. Diese Bemerkung benutzte Dekan Schott zu einem launigen Gelegenheitsgedicht:Er war ge­rade nicht so übel" . . . Oberlehrer Kübele wies auf die Verdienste Finckh's um den Jünglingsverein hin und wünschte ihm jugendfrischen Sinn bis in die Zeit der Silberhaare. Herr Helfer dankte für die guten Gesinnungen, die laut geworden und hob nun seinerseits hervor, was er Gutes hier gesunden: daß die Schwarzwälder sich aeben, wie's ihnen ums Herz ist, den patriotischen Smn der Nagolder, das Entgegenkommen der bürgerlichen Kollegien, wenn

es sich um die Ausbildung der Jugend handelt, reges Interesse für die höchsten Dinge; zur Erhaltung der Jugendlichkeit habe er ein sicheres Rezept: das Fest­halten am Ewigen; das möchte er allen anpreisen, denn nur unter dieser Voraussetzung sei das Leben des Lebens wert. Zum Schluß gab Dekan Schott dem Wunsche Ausdruck, daß der Herr der Kirche durch einen tüchtigen Nachfolger sein Werk hier wei­ter bauen möge. Sehr mit Dank wurde es ausge­nommen, daß Reallehrer Müller einige prächtige Sologesänge zum Besten gab:Mein Herz, thu dich auf" und dieRose am Rhein." Möge nun der Scheidende uns, wie wir ihm, ein gutes Andenken bewahren und im neuen Heim neues Glück und neue Befriedigung finden!

* Nagold, 4. Mai. Die gestrige General- Versammlung unseres Liederkranzes war erfreulicher­weise diesmal von den Ehrenmitgliedern ziemlich zahlreich besucht. Der geschäftliche Teil der Tages­ordnung : die Wahlen und Jahresbericht wurden rasch abgewickelt, indem die Leitung des Vereins durch Acclamation in den seitherigen Händen belasten wurde. Mit Vergnügen konnte diesmal ein günstiger Kassenstand festgestellt werden. Hr. Musik-Oberlehrer Hegele, Ehrenvorstand des Vereins, sprach hiebei in sehr warmempfundenen Worten herzlichen Dank aus sowohl den Leitern des Vereins als auch den Sängern selbst und ermahnte letztere zum recht fleißigen Besuch der Singstunden und ernster würdiger Pflege des Gesanges, wohl eine der edelsten Gaben des Menschen. Auch der Vicevorstand, Hr. Verw.-Aktuar Rapp, er­mahnte die Sänger zum regelmäßigen Besuch der Singstunden. Der Vorstand Hr.Stadtpfl. Kapp dankte sodann den Ehrenmitgliedern für ihre Unterstützung des Vereins, worauf Hr. Stadtförster Weinlano im Namen der Ehrenmitglieder den Sängern seine be­sondere Anerkennung dafür aussprach, daß sie durch ihren Gesang im geselligen Verein den Sinn für die Pflege der Ideale im ganzen deutschen Volke noch zu erhalten vermögen, denn ohne Ideale gebe es keine Begeisterung, und ohne Begeisterung hätte Deutschland seine nationale Wiedergeburt niemals erleben dürfen. Die Gesangsvorträge anlangend, so erstellten solche durch ihre Frische alle Herzen und ernteten verdienten lauten Beifall.

Calw, 1. Mai. Heute vormittag brach im Staatswald Dickemer Wald in der Nähe der Station

Teinach längs der Eisenbahnlinie ein großer Wald­brand aus, der sich auf etwa 150 Morgen aus­dehnte und einen schönen 20jährigen Nadelholzbestand total vernichtete. Sämtliche Feuerwehren der Um­gegend leisteten Hilfe, es mußten sogar die Feuer­wehren von Nagold und Wildberg telegrafisch her­beigerufen werden. Durch Ziehen von Gräben und Niederlegung von breiten Gaffen konnte endlich dem Feuer Einhalt gethan werden. Der Schaden ist ein sehr beträchtlicher, da das ganze Areal abgeholzt werden muß. Ueber die Entstehungsursache verlautet nichts Bestimmtes.

Mühlen, 1. Mai. Heute vormittag brach in dem Walde ober dem Tunnel bei Posten Nr. 6 Feuer aus. Der Brand, welcher ziemliche Dimen­sionen annimmt, ist bis zur Stunde noch nicht be­wältigt. Auch die Feuerwehr Horb wurde zur Hilfe reklamiert, ist aber nachher wieder telegrafisch abbe­stellt worden.

Stuttgart, 29. April. (Landtag.) Bei der heutigen Beratung des Post- und Telegrafen-Etats kam eine ganze Reihe von Wünschen aus Abgeordnetenkreisen zur Sprache, die sich auf Verkehrserleichterungen bezogen. Schosser trat für die Herabsetzung der Tclegrafengebühren für den Nahe­verkehr ein und Spieß wünschte die Einführung von Karten­briefen, wie sie in Oesterreich bestehen. Der Ministerpräsident Dr. Frhr. v. Mittnacht verhielt sich diesen Wünschen gegen­über ziemlich ablehnend, und verwies wegen der Herstellung der Kartcnbriefe auf die Privatindustrie. Man solle überhaupt im Interesse der Erhaltung des württ. Post- und Tclegrafen- Reservatrcchts nicht zu sehr auf die Herabsetzung der Gebühren dringen. Wenn das Reservatrecht einmal nicht mehr finanziell günstig wirke, werde sich in Württemberg dafür Memand mehr interessieren. Die Beteiligung an den Tclephonanstalten nimmt in Württemberg rapid zu, seitdem die Äbonncmcnts- gebühren von 140 auf 100 ^ herabgesetzt worden find. Die Frage der Einschränkung des Sonntagsdienstes ward von dem Aba. Gröber angeregt und von einigen Prälaten bis zu einer Ausdehnung befürwortet, die mit der Entwicklung unserer modernen Vcrkehrsverhältniffe nicht in Einklang zu bringen ist. Das hohe Haus sprach sich auch gegen einen Gröber'schcn Antrag für die Ausdehnung des Landpostboten­dienstes aus. Eine Exigenz von 86 000 ^ zur Einführung einer Dienstkleidung für die Postbeamten des höheren und mittleren Dienstes zog Herr v. Mittnacht zurück, da die absolute Notwendigkeit der Einführung, welche die Eisenbahn- Verwaltung befürwortet hatte, auch vom Ministerium nicht erkannt worden ist. Die Finanzkommission hatte sich gegen diese Exigenz ausgesprochen. Der Abg. v. Leibbrand empfahl der Regierung das Tclephonnetz über das ganze Land fo derart auszudehnen, daß alle größeren Städte unter einander verbunden werden können. Die Anlagekosten berechnete der Redner auf 1700 000 Die Bedienung der einzelne»