Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk N a g o l d.
Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners-
Jnferttonögebühr sür die Ispaltige Zeile aus ge-
21 .
tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hie: (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1- 4. auherhaib des Bezirks 1 4t 26 4, Monats- abonncment nach Verhältnis.
Dienstag 17. Februar
rvbhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, Sei mehrmaliger je j6 4. Die Inserate wüsten spätesten» morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aut-
1891 .
gegeben sein.
.
A rn L t i ch e s.
Nagold. Den gem. Ortskrankenkassen Nagold und Altcnsteig, dem Hauptkassier der Bczirkskrankenpflege-Versicherung und den Ortsbehörden der Arbeiter- Versicherung sind mit der heutigen Post je 2 Formulare sür Abrechnungs-Urkunde und für Auszüge aus dem Marken-Abrechnungsbuch zugegangen. Dieser Formulare ist sich lei den vierteljährlichen Berichten an den Bezirksvertreter, Geschäftsanweisung 8 17 und 20, und Geschäftsanweisung L, tz 11 und 13, als Muster zu bedienen. _ Den 15. Febr. 1891. K. Oberamt. Or. Gugel.
Nagold. An die Gemeindcräte. betr. die Ausstellung von Vertrauensmännern sür die Jnvaliditäts- u. Altersversicherung. Unter Hinweisung aus die
8Z 12—15 des Statuts sür die zur Durchführung der Jnvaliditäts- und Altersversicherung errichtete württ. Versicherungsanstalt, Minist.-Amtsbl. 1890, S. 424 ff., werden die einzelnen Gemeinderäte beauftragt, bis zum 25. d. Mts., wenn möglich je 4 geeignete Personen, für die Funktionen eines Vertrauensmannes der die Alters- und Jnvaliditätsversicherung hieher vorzuschlagen und zwar müssen 2 der vorgeschlagenen Personen dem Kreise der Arbeitgeber und 2 dem Ärecse der Versichcrlen angehören. Bemerkt wiro, daß Ortsvorsteher, welche ohnedies bei der Versicherung von Amrswegen in Anspruch genommen werden, nicht vorgeschlagen werden sollten.Den 15. Febr. 1891. K. Oberamt. Dr. Gugel.
Nagold. Die Ortsbehörden für Sie Arveiterversichcrung
werden in Folge höheren Auftrags angewiesen, bis zum 24. ds. Mts.
I) die Zahl der vom l.—24. Januar 189 l zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung beigezogencn Personen, welche angehören
1) den gemeinsamen Ortskrankenkassen Nagold oder Akienstclg
Vcrächcrien,
a) der männlichen 5) der weiblichen j o) der versicherten Lehrlinge;
2) der Bezirkskrankeupslezcvcrsicheruna Nagold a) der männlich-m / d) der weiblichen j ^'U^ücrtcn,
o) der versicherten Lehrlinge:
3) die Zahl der keiner der 2 genannten Krankenkassen angehörenden Versicherten a) der männlichen k>) der weiblichen.
II) die Zahl der in der Zeit vom l. bis 24. Januar 1891 verwendeten Beitragsmarken der verschiedenen Lohnklasscn. Unbrauchbar gewordene Marken sind nicht in Betracht zu ziehen. Auch hier muß ausgcschieden werden
1) die Zahl der für Mitglieder der 2 oben aufgeführten Krankenkassen verwendeten Beitragsmarken, und zwar für jede der Krankenkassen gesondert
2) die Zahl der für die übrigen Versicherten abgegebenen Marken.
Pünklicher Berichterstattung auf Grund der verschiedenen Register wird entgegengesehen.
Berichte, welche nicht rechtzeitig hier vorliegen, werden abgeholt werden.
Den 15. Februar 1891.
K. Oberamt. Or. Gugel.
Nago l d. An die Ortsvorfteher,
das Feuerlöschwesen betr.
Die Ortsvorsteher der Gemeinden mit Pflicht- Feuerwehren werden unter Hinweisung aus 8 9 der Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 24. Nov. 1885, Reg.-Bl. S. 503, beauftragt, bis 1. März d. I. zuverlässig hieher anzuzeigen, daß die Verzeichnisse der Pflichtmannschaften angelegt, daß diese Verzeichnisse zur allgemeinen Einsicht aufgelegt sind und daß bezügliche öffentliche Bekanntmachung ergangen ist. Bezüglich der Dauer der Feuerwehrpflicht wird auf Art. 14 und 15 der Landesfeuerlöschordnung verwiesen.
Den 15. Februar 1891.
K. Oberamt. Or. Gugel.
Hages-WeuigkeiLen.
DeutschesWeich.
Ulm, 14. Februar. Der Offizier, welcher die Crailsheimer Reservisten schlecht behandelte, wurde
aus die Dauer von 4 Jahren im Avancement zurückversetzt.
Karlsruhe, 12. Febr. Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, daß den süddeutschen Branntweinbrennern in ihren Forderungen nach Steuerfreiheit von 10 Liter reinen Alkohol durch den Reichstag Rechnung getragen werde. Offiziöse Blätter rechnen auf eine Mehrheit im Reichstage infolge der entschiedenen Haltung des badijchen Regierungsvertreters wie auch des lebhaften Eintretens der Elsäßer Abgeordneten für die Freigabe des bezeichneten Quantums.
Ueber die praktischen Erfolge der Invalid!- täts- und Altersversicherung in Baden berichtet die „Karlsruher Zeitung", daß im Monat Januar bereits 488 Versicherte bei der Versicherungsanstalt in Baden ihre Ansprüche auf Altersrente erhoben haben. Es wurden bis Ende Januar 330 Renten bewilligt, die 44 493,60 beanspruchten, 12 Gesuche wurden abgelehnt, die übrigen 146 zur weiteren Verhandlung ausgesetzt. Die Rentenbezieher verteilen sich ans alle Klaffen der Arbeiter; so befinden sich unter ihnen 66 Fabrikarbeiter, 25 gewerbliche Arbeiter, 39 häusliche Arbeiter und Dienstboten, 66 land- und forstwirtschaftliche Arbeiter, 73 Gemeinde- und Kreisbediensteten.
Berlin, 14. Febr. Bei dem parlamentarischen Diner beim Reichskanzler soll der Kaiser entschieden für den Minister Maybach eingetreten sein und sich tadelnd über den Widerstand rheinischer Großindustrieller gegen die Sozialpolitik geäußert haben. Auch habe der Monarch eine sehr herbe Kritik über den Fürsten Bismarck geübt, besonders betreffs der Preßtreibereicn in den „Hamb. Nachr."
Berlin, 14. Febr. Bei dem gestrigen parlamentarischen Diner beim Reichskanzler drückte der Kaiser die Hoffnung aus auf die Möglichkeit einer baldigen Verabschiedung der Arbeiterschutznovelle.
Berlin. Recht peinlich ist es in letzter Zeit wieder empfunden worden, daß von einzelnen Zeitungen, wie den „Hamb. Nachr.", der „Münch. Allg. Ztg.", den „Dresd. Nachr " u. A. versucht wird, den Fürsten Bismarck gegen seinen Nachfolger auszuspielen, um Herrn v. Caprivi etwas am Zeuge zu flicken. Welchen Zweck soll das haben? Man muß dem gegenwärtigen Reichskanzler doch wirklich das Zeugnis geben, daß er nach Möglichkeit darnach strebt, Zänkereien zu verhüten, und praktisch vorwärts zu kommen. Die Zeit ist so, daß man sich wirklich freuen sollte, wenn Alles in Ruhe und Frieden abgeht; wer weiß denn, ob. nicht bald, genug Tage kommen, in welchen sich einmal ernstere Meinungsverschiedenheiten geltend machen? Dann ist auch zu beachten, daß doch Caprivi nicht blos thun kann, was e r will. Er geht im Reiche im strengsten Einvernehmen mit dem Kaiser und den verbündeten Regierungen, in Preußen mit dem König und dem
Staatsministerium. Fürst Bismarck machte s. Z. allein die ganze Politik; das ist aber heute nicht mehr möglich, konnte überhaupt auch nur bei der historischen Person des Fürsten Platz greifen. Es ist selbstverständlich, daß Fürst Bismarck so gut wie jeder andere Privatmann das Recht hat, zu sagen, was er über Regierungsmaßnahmen denkt, und er wird das sicherlich in einer Form thun, die seiner würdig ist. Welchen Zweck hat es dann aber, um allerlei journalistische Hetzkunststückchen anzuwenden, und aus der Maus einen Elephanten zu machen? Kaiser Wilhelm II. hat sehr klare Augen, und solche Angriffe schaden dem Reichskanzler bei ihm gewiß nicht, sondern die Pfeile springen stets auf den Schützen zurück. Richtig ist es heute allein, an der Entwicklung unserer Verhältnisse nach Kräften mit- zuarbciten, und das Nächste zu lösen, um endlich klaren Ueberblick zu gewinnen. Egoismus ist heute so schädlich, wie nur etwas sein kann, es kommt auf den Vorteil des Ganzen an, nicht auf den der Personen. Was künftige Pläne betrifft, sei es auf wirtschaftlichen, sei es auf sozialem Gebiete, so ist es unnötig, sich deshalb mit übergroßen Sorgen zu tragen. Wir haben doch in der That au der Spitze der Reichsregierung Männer, die auch sehen und hören können, und nicht daran denken, das Oberste zu Unterst zu kehren, wenn es eben nicht geht. Es ist unrecht, gedankenlos in den Tag hineinzuleben, sich um gar nichts zu kümmern, aber wie ein Hasenfuß sich zu zeigen, weil jede Zeit ihr Recht haben will, das ist noch viel verkehrter. Erst wenn wirklich zu Besorgnis Anlaß gebende Thatsachen vorlicgen, mag man Besorgnis hegen; wir haben im Reichstage und Bundesrate zwei Gewalten, die schon verhindern werden, daß Alles drunter und drüber geht. Wer denkt denn auch im Ernst an Letzteres? Manche Dinge sind heute noch nicht spruchreif, und daraus werden die übertriebensten Geschichten gemacht. Wo sind denn aber greifbare Thatsachen? Nirgends! Der Reichskanzler kann doch wahrhaftig nicht sich jeden Tag im Reichstage hinstellen und heute zu dieser und morgen zu jener Partei sagen: „Meine Herren, fürchten Sie sich nicht, es passiert Ihnen nichts!" Das wäre doch mehr als komisch. Welchen Zweck hat es denn nun, wenn hier der Ruin der Landwirtschaft, dort die Herrschaft der Arbeiter befürchtet wird? Das ist ja alles Uebertreibung, umreißen kann Niemand, was feststeht. Wohl aber sollen alle Kreise — ohne Ausnahme — auch einmal an den allgemeinen Nutzen und nicht an das Privatinteresse allein denken, dann werden die Dinge sich schon ausgleichen. Im „Reichsanz." ist erklärt, daß wir keine Parteiregierung haben. Das kann Allen genügen, welche glauben, es sollten bestimmte Parteien bevorzugt werden. Auf der andern Seite aber können sich auch die Parteien daraus den Schluß nehmen, daß nicht ihre Wünsche parteilicher